David Star Trek - New Frontier 13: Stein und Amboss
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86425-728-5
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 13, 340 Seiten
Reihe: Star Trek - New Frontier
ISBN: 978-3-86425-728-5
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Captain MacKenzie Calhoun war nie für die Sternenflotte bestimmt. Vor zwanzig Jahren ... Mit 19 Jahren bereits ein abgehärteter Killer, ein geborener Anführer: ein eigenwilliges, jugendliches Aushängeschild der Revolte, die seinen Heimatplaneten vor der außerirdischen Dominierung befreien sollte. Aber was tun, wenn sein einziges Ziel - die Herrschaft der Danteri zu stürzen - erreicht ist? Entdeckt durch Captain Picard der USS Stargazer, der in ihm das Potential zu wahrer Größe in ihm sah, erhält er eine Chance, die sein Leben für immer verändern wird. Unter der führenden Hand von Jean-Luc Picard wendet er sich von seinem bisherigen Weg ab, der unweigerlich in einem frühen Tod geendet hätte. Stattdessen entscheidet er sich für die Akademie der Sternenflotte, einem Ort, der gegen alle Werte seiner Jugend von Unabhängigkeit und Rebellion steht. Der Weg vom Rekruten zum Offizier der Sternenflotte war nie härter. Und MacKenzie Calhouns Reise ist mehr als nur faszinieren - von Peter David erzählt, wie es kein anderer kann.
Peter David ist der 'New York Times'-Bestsellerautor von mehr als sechzig Büchern, einschließlich zahlreicher 'Star Trek'-Romane, wie 'Imzadi', 'A Rock and a Hard Place', 'Before Dishonor' und der ungemein erfolgreichen 'New Frontier'-Serie. Er ist außerdem der Autor der Filmromane von 'Spider-Man 1-3', 'The Hulk', 'Fantastic Four' und 'Iron Man' und hat Dutzende von anderen Büchern geschrieben, unter anderem seine gefeierten Fantasyromane 'Tigerheart', 'Sir Apropos of Nothing', 'The Woad to Wuin', 'Tong Lashes' und 'Darkness of Light'. David ist außerdem für seine Arbeit an Comicbüchern bekannt, besonders für seine preisgekrönte Arbeit an 'The Hulk' und hat so ungefähr für jeden anderen berühmten Comic-Superhelden geschrieben. Er lebt mit seiner Frau und seinen Töchtern in New York.
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KAPITEL 2
JETZT
M’Ress saß im Zehn Vorne der Trident, nippte an ihrem Drink und hatte keine Ahnung, wie sie sich fühlen sollte. Es war ruhig, was angesichts der Tageszeit ungewöhnlich war. Normalerweise gab es um diese Zeit ausgelassene und laute Gespräche, Gelächter und Männer und Frauen, die sich aneinanderkuschelten. Während M’Ress’ Dienstzeit auf der Enterprise vor einem Jahrhundert hatte es nichts Vergleichbares gegeben. Wenn man sich einen hinter die Binde gießen wollte, dann besuchte man Dr. McCoy oder – was M’Ress am liebsten tat – Montgomery Scott. Private Partys wurden dort abgehalten, und alle hatten großen Spaß. Heute hatte niemand seinen Spaß. Die Nachricht vom brutalen, grässlichen Mord an Lieutenant Commander Gleau hatte sich wie ein Lauffeuer auf dem Schiff verbreitet. Und weil es auf einem Raumschiff keine Geheimnisse gab, war die Vergangenheit von Gleau und M’Ress zur allgemein bekannten Tatsache geworden. Sie sah sich im Zehn Vorne um und hielt dabei ihren Drink fest umklammert. Ihr wurde klar, dass sie das Glas bald zerquetschen würde, wenn sie ihren Griff nicht etwas lockerte. Das würde nicht besonders gut aussehen und sich noch schlimmer anfühlen. Dann begann ihre Hand heftig zu zittern, und sie stellte das Glas ab, bevor sie es noch fallen ließ. Sie war sicher, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Lieutenant Gold saß an einem Tisch und versuchte, sie nicht anzusehen, tat es aber trotzdem. Dort drüben war Ensign Yarborough, die ebenfalls herübersah. Ensign Janos starrte sie offen an, und dank seines weißen Fells und der überlegenen Intelligenz des Sicherheitsoffiziers wirkte er eher so, als betrachte er eine Probe unter einem Mikroskop. Dann gab es noch einige Besatzungsmitglieder, deren Namen sie nicht kannte, aber auch sie sahen sie an. Sie hätte am liebsten geschrien. Sie wollte weglaufen oder heulen, denn sie wusste, was alle dachten: Sie dachten, dass sie es getan hatte. Sie dachten, dass sie Gleau mit ihren Krallen aufgeschlitzt hatte. Das Schlimme daran war, sie war einerseits erschüttert, dass man ihr so etwas zutraute, andererseits konnte sie ihnen aber keinen Vorwurf daraus machen. Wäre es andersherum gewesen, hätte sie dasselbe gedacht. Obwohl sie sich in eine entlegene Ecke des Gastraums gesetzt hatte, fühlte sie sich trotzdem, als würden alle sie mit ihren Blicken durchbohren. Schließlich ertrug sie es nicht mehr und stand mit der Absicht auf, hinauszurennen. Doch sie blieb wie angewurzelt stehen, als sie jemanden bemerkte, der ihr direkt im Weg stand. Das war nur ein weiteres Zeichen dafür, wie abgelenkt sie gewesen war. Sie hatte nicht einmal den Geruch des Neuankömmlings bemerkt, bevor sie diesen sah. Katerina Müller, Erster Offizier der Trident, stand dort und hielt ihre Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Wollen Sie irgendwohin, Lieutenant?«, fragte sie. »Ich dachte … zurück in mein Quartier, Ma’am«, sagte M’Ress. »Ma’am?«, Müller sah sie skeptisch an. »Sir?«, probierte M’Ress es erneut. »Eigentlich reicht ›XO‹ aus. Oder ›Commander‹«, stellte Müller fest. Erst jetzt bemerkte M’Ress, dass sie eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit in der Hand hielt, die überhaupt nicht nach Synthehol aussah. Außerdem roch ihr Atem nach Alkohol. Sie hatte offenbar nicht genug getrunken, um auch nur ansatzweise betrunken zu sein, aber sie war auf jeden Fall entspannt. »Doch in diesem Fall … nennen Sie mich Kat. Das passt doch auch irgendwie zu Ihrem katzenartigen … Wesen.« Sie gestikulierte unbestimmt. »Darf ich mich setzen?« Sie wartete nicht auf eine Einladung, sondern saß bereits auf dem Stuhl gegenüber von M’Ress, bevor sie das Wort »ich« zu Ende gesprochen hatte. M’Ress setzte sich vollkommen verblüfft wieder hin. Müller schwenkte ein Glas, das sie in der anderen Hand gehalten hatte, und fragte: »Möchten Sie auch was?« »Nein, danke.« »Gut«, sagte Müller und füllte prompt die Hälfte von M’Ress’ Glas aus der Flasche nach. M’Ress starrte hinein und sah dann wieder hoch zu Müller. Diese brachte ein schiefes Lächeln zustande. Vorsichtig begann M’Ress: »XO«, und berichtigte sich sofort, als Müller ihr mit dem Zeigefinger drohte, »Kat … Ich dachte, Sie mögen mich nicht.« »Das ist auch so. War auch so«, sagte Müller und ließ ihren Finger über den Rand des Glases gleiten. »Ich hatte den Eindruck, dass Sie bevorzugt behandelt werden. ›Samthandschuhe‹, wie man früher sagte.« »Ich bin nicht aus Samt. Und Handschuhe trage ich auch nicht.« »Das ist nur eine Redensart, die sich auf sehr weiche, aus Samt hergestellte Handschuhe bezieht. Sie bedeutet, dass man sehr vorsichtig behandelt wird.« »Oh. Das wusste ich«, sagte M’Ress schnell. Müller ignorierte sie. M’Ress war nicht einmal sicher, ob sie sie gehört hatte. »Jedenfalls«, fuhr Müller fort, »hatte ich den Eindruck, dass alle auf Zehenspitzen um Sie herumtanzten, um ihre Gefühle nicht zu verletzen, weil Sie doch der arme, zeitverschobene Sternenflottenoffizier waren, der Familie, Freunde und alles bei dem Sturz durch die Zeit verloren hatte …« »Und deshalb haben Sie beschlossen, alles zu tun, damit ich mich nicht willkommen fühlte?« M’Ress war nicht unbedingt über ihre Wortwahl begeistert, aber ihr fiel keine andere Formulierung ein. »Mehr oder weniger«, stimmte Müller freimütig zu. »Und jetzt … bin ich deswegen vorläufig vom Dienst suspendiert.« Als M’Ress’ Kinnlade herunterfiel, hielt Müller stolz die Flasche hoch. »Was denn, Sie dachten doch wohl nicht, dass ich im Dienst trinken würde, oder?« »Wieso?«, fragte eine maßlos erstaunte M’Ress. »Es war eine beiderseitige Entscheidung«, sagte Müller. Sie wollte schon weitersprechen, entschied sich dann aber, ihr Glas erst einmal nachzufüllen. Sie kippte die Flasche, verpasste aber leider das Glas, und die Flüssigkeit ergoss sich platschend über den Tisch. Angesichts dieser Verschwendung seufzte sie tief, hob die Flasche an die Lippen und trank einfach direkt daraus. Dann senkte sie die Flasche wieder, und ihr Blick konzentrierte sich auf einen Punkt etwa acht Zentimeter rechts von M’Ress. »Ich bin zum Captain gegangen und habe erklärt, dass ich wohl eher ungeeignet bin, an der Untersuchung des Mordes an Gleau mitzuwirken.« »Sie … wissen also mit Sicherheit, dass es Mord war?«, fragte M’Ress. Ihre Stimme zitterte bei der Frage leicht. Müller schaffte es, herauszufinden, wo M’Ress tatsächlich saß, und richtete ihren Blick auf die Caitianerin. »Er wurde zerfetzt. Klingt in meinen Ohren eher nicht wie Selbstmord. Wenn doch, hat Gleau mit Sicherheit die schmerzhafteste Methode gefunden, sich selbst aus der Geschichte zu entfernen.« »Ja, das … stimmt wohl«, seufzte M’Ress. »Es ist nur … Moment mal …« Sie erfasste plötzlich die Bedeutung von Müllers Worten. »Was meinen Sie damit, Sie seien eher ungeeignet?« »Oh, er und ich hatten einen halböffentlichen Krach.« »Einen ›Krach‹?« Müller nickte. »Ich habe ihm ein paar Ohrfeigen verpasst, weil ich inzwischen davon überzeugt war, dass er sich in Ihre Träume schlich und Sie bedrohte.« M’Ress schnappte nach Luft. Mit weit aufgerissenen Augen stammelte sie: »Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich … ich dachte, Sie …« »Sie dachten, ich würde Sie für verrückt halten. Oder denken, Sie heischen nach Aufmerksamkeit. Oder Sie seien darauf aus, Gleau das Leben zur Hölle zu machen, weil er dank seiner selelvianischen Gedankentechnik, dem ›Talent‹, Sex mit Ihnen hatte. Das und noch viel mehr ist mir auch durch den Kopf geschossen, und Sie sind dabei nicht gerade gut weggekommen.« Sie spitzte die Lippen und fuhr – ohne sich dessen bewusst zu sein – mit dem Finger über die dünne Linie der Heidelberger Fechtnarbe, die ihre linke Gesichtshälfte zierte. »Aber Sie haben mir am Ende doch geglaubt. Commander, ich kann gar nicht …« Sie merkte, dass sie lauter wurde und ungebetene Aufmerksamkeit auf sich zog. Lediglich Janos starrte gedankenvoll vor sich hin. Sie senkte ihre Stimme fast zu einem Flüstern: »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass Sie …« »Sparen...