Davids / Martins | Tödliche Untiefen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Davids / Martins Tödliche Untiefen

20 Krimis an der Unterweser von Bremen bis Bremerhaven
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8378-8038-0
Verlag: Edition Temmen e.K.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

20 Krimis an der Unterweser von Bremen bis Bremerhaven

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-8378-8038-0
Verlag: Edition Temmen e.K.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Das Leben ist ein Fluss« – und der ist manchmal unergründlich, unheimlich, dunkel. 20 mörderische Geschichten lassen die Unterweser in neuem Licht erscheinen. Von Dreye über markante Punkte in Bremen bis zum Bremerhavener Container-Hafen zieht sich die blutige Spur, die die 20 Autorinnen und Autoren des Bremer Krimistammtisches in ihren Miniaturen hinterlassen haben. Und vom Mittelalter bis heute reicht der historisch-zeitliche Bogen der spannenden Erzählungen über die Abgründe der menschlichen Seele, über Verrat, Verzweiflung, Verlassenheit, aber auch Liebe – bis dass der Tod sie scheidet.

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Zum Schluss von Toby Martins Bis auf die Leiche mit der hässlichen Schnittwunde, die den Kopf fast vollständig vom Rumpf trennte, könnte es ein wunderschöner Sommermorgen sein, dachte Immo Diekhoff. Warum herrschte so viel Gewalt auf der Welt?, grübelte er. Die Welt wird zusehends rabiater und wir immer gleichgültiger. Unsere täglichen Leichen in der Tagesschau, wir knipsen das Gerät aus und fühlen uns in unserer Scheinsicherheit pudelwohl. Es ist zum Kotzen! Früher dachte ich, man gewöhnt sich an all das Elend. Aber irgendwie halte ich das nicht mehr lange aus. »Schauen Sie mal, er hat einen Zettel in der Hand.« Mit ihren weißen Gummihandschuhen zog Kommissarin Ingrid Walters ein kleines weißes Blatt Papier aus der Hand des Toten. Nachdenklich betrachtete Hauptkommissar Diekhoff die Leiche. Der afrikanische Junge mochte fünfzehn, sechzehn oder siebzehn Jahre alt sein – so genau war das nicht zu schätzen. Und da lag er nun – halb sitzend, halb weggerutscht auf einem der hölzernen Klappstühle des Ausflugslokals Zum Schlut an der Weser. Es war noch sehr früh am Morgen. Ein eifriger Jogger hatte den Jungen entdeckt, obwohl der nicht besonders gut sichtbar hinter der kleinen Hecke saß, die den Biergarten des Lokals umgab. Die Spurensicherung hatte ihre Arbeit getan, der Arzt den Toten so gut wie möglich untersucht und der Leichenwagen stand bereit. Immo gab das Zeichen für den Abtransport. Alles wirkte so friedlich. Das Ausflugslokal Zum Schlut war bei Radfahrern, Ausflüglern wie auch bei Feiergesellschaften gleichermaßen beliebt. Es lag schon sehr abgeschieden. Wie Immo noch von einer seiner Touren hierher wusste, war dies mal das Haus des Schafhirten der Deichschafe gewesen. Aber das war schon lange her. Und jetzt dieser tote Junge. »Schauen Sie mal, Chef. Was halten Sie davon?« Immo blickte kurz auf den Zettel, den die Walters aus der Hand des Toten gefischt hatte und ihm jetzt hinhielt. Mit Müh und Not konnte man ein eilig hingekrakeltes Stormbrouwen entziffern. Immo zuckte mit den Schultern. Er hatte nicht die leiseste Ahnung. Wahrscheinlich hat das alles mit Drogen zu tun. Bestimmt stieß der Junge auf seinen Dealer und wollte ihn nicht bezahlen. So lief das oft ab. Erst hatte er den Stoff am Sielwall vertickt und jetzt wollte er nicht zahlen. Da hingen sie doch meistens rum – die Schwarzen, die Dealer. Klar, was sollten die armen Schweine auch machen – hatten wahrscheinlich Asyl beantragt und durften nicht arbeiten. Also dealten sie. Schon ein blöder Teufelskreislauf. »Das könnte doch ein Schiffsname sein, oder?« Er schaute sie zuerst etwas irritiert an. Wovon sprach die Walters denn jetzt eigentlich? Er war nicht besonders glücklich gewesen, als er vor vier Monaten erfahren hatte, dass er mit ihr zusammenarbeiten müsse. Ihr war schon der Ruf vorausgeeilt, sehr eifrig zu sein. Aber, so viel musste er immerhin zugeben, sie war sehr gut in ihrem Job. Nun wedelte sie mit diesem Fetzen Papier vor seiner Nase herum. Er hob die Augenbrauen, was sie ermunterte fortzufahren. »Na, ja – immerhin befindet sich gleich hier um die Ecke – auf der anderen Seite des Deichs – diese Marina da, am Arberger Kanal. Dort könnte doch ein Schiff liegen, das so heißt.« Er nickte. Meinetwegen. Aber da würden sie den Mörder des Jungen auch nicht finden. Kam doch keiner mit ’nem Boot vorbei, um Leute abzustechen. Ach, was ist das hier schön. Vor etwas über einem Jahr bin ich mit meiner Muddi hier gewesen. Sie hatte das Lokal immer sehr gemocht. Nun war sie seit einem halben Jahr tot. Sie war immerhin 83 Jahre alt geworden. Aber vermissen tat er sie immer noch hin und wieder. Immo seufzte und folgte der jungen Kollegin. Ihr blonder Pferdeschwanz wippte unternehmungslustig. Sie gingen den Weg am Deich entlang ein kurzes Stück hinunter in Richtung Autobahn. Der Verkehr auf der A1 war gut zu hören. Laster nach Laster bretterte gen Süden. In der Biegung des Weges, die dann unter der Autobahn hindurchführte, ging es zwischen einem Fluttor durch den Deich hindurch zur Marina. Auf dem Parkplatz davor standen jede Menge SUVs und Kombis mit Bootsanhängern. Sie mussten nicht lange suchen. Ganz am Ende lag sie: die funkelnagelneue, 16 Meter lange Yacht vom Typ Azimut Atlantis 50 der italienischen Azimut-Benetti-Gruppe. Am Bug prangte der Name in kleinen goldenen Lettern: Stormbrouwen. Auch wenn Immo nichts von Booten verstand, so war er doch beeindruckt von der eleganten, schnittigen Form des Sport-Cruisers. Die Walters hatte bereits Verstärkung angefordert und rief jetzt etwas auf Holländisch zum Schiff hinüber. Meine Güte, woher kann sie das denn? Wenigstens hat sie den Hinweis auf einen möglichen Drogenhintergrund ernst genommen und sofort die Kollegen vom RauschgiftDezernat um Hilfe gebeten. Und jetzt sieh dir mal den Typen an, der da von der Yacht runterkommt. Wenn der sein Geld mit eigener Hände Arbeit verdient hat, fress ich einen Besen. Da stecken Drogen dahinter – das ist so sicher wie das Amen in der Kirche! Er stellte sich als Dries van de Jong vor und gab den Polizisten mit strahlendem Lächeln die Hand. Eher klein gewachsen, wirkte er drahtig und sportlich. Mit seinem Kräuselhaar und dunklem Teint konnte er seine molukkische Herkunft nicht verbergen. Ingrid Walters’ Ausführungen, dass sie einen Mord untersuchten, Gefahr im Verzug sei und sie deshalb auf sein Schiff müssten, quittierte er mit einem breiten Grinsen und einer ausholenden Handbewegung, sie mögen doch bitte an Bord kommen. Immo seufzte innerlich auf. Wenn der Kerl sich stur gestellt hätte, weiß ich nicht, ob wir das hätten machen können. Immerhin fuhr die Yacht unter niederländischer Flagge und war damit doch wohl ausländisches Territorium. Aber egal was – sie durften an Bord und das war erst einmal die Hauptsache. An Bord stellte ihnen de Jong zwei weitere Mitglieder der Besatzung vor: Wayne Bennings und Rebecca Lowensteen. Beide wirkten noch sehr jung. Während Wayne muskulös war und grimmig dreinblickte, strahlte die dunkelhaarige Rebecca heiter gelassenes Selbstbewusstsein aus. Unterdessen öffnete de Jong alle Türen und Schränke und ließ auch die Hunde überall herumschnüffeln. Von Minute zu Minute blickte Wayne grimmiger drein und schien auch nervös zu werden. Rebecca hingegen setzte sich im Heckbereich in die opulente Sitzecke und schlürfte einen Drink. Die können so entspannt tun, wie sie wollen, hier gibt es Drogen, das weiß ich. Das sieht man dem Laden doch an, dass der mit Drogengeldern finanziert wurde. Was immer dieser Holländer da redet – die haben den Kleinen auf dem Gewissen, weil er nicht zahlen wollte. Aber wir werden die Drogen finden und dann sind die dran, das schwöre ich! Bei dem Rundgang durch die Yacht kam aber auch Ingrid Walters aus dem Staunen nicht mehr heraus. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Von der Couchgarnitur aus weißem Leder über die Teakholztische war alles aus den edelsten Materialien gefertigt. Da bis auf das Holz alles in Weiß gehalten war, wirkte das Schiff geräumig und hell. Die Handläufe aus poliertem Edelstahl, die Einrichtung nicht aus Fiberglas, sondern aus furniertem Sperrholz – das Boot strahlte ungeheuren Luxus aus. Bis auf den Tisch am Heck, auf dem drei Gläser, eine Vase mit Rosen und eine Wasserkaraffe standen, war alles aufgeräumt und machte eher den Eindruck einer »Vorführware« denn eines Ortes, in dem auch gelebt wird. De Jong ließ auch die kritischsten Fragen nicht unbeantwortet und erläuterte, dass das Geld für diese Luxusyacht aus dem Verkauf der elterlichen Firma stammte, die er nicht hatte weiterführen wollen. Nun genieße er sein Leben und fahre mit Freunden die Flüsse Europas hinauf und hinunter. Wayne sei ein Student aus Utrecht, trotz seines englischen Namens Holländer und außer des Holländischen nur noch des Englischen mächtig. Rebecca hingegen kam aus New York, war Immobilienmaklerin und sprach sechs Sprachen – nur leider kein Deutsch. Die Polizisten gaben sich redliche Mühe. Paneele wurden abgeklopft und teilweise abgenommen, die Matratzen und Sitzkissen angehoben, im Maschinenraum hinter jedes Rohr, jedes Kabel geschaut. Es blieb buchstäblich keine Planke auf der anderen, auch wenn die Beamten sich Mühe gaben so vorsichtig wie möglich vorzugehen und nach der Untersuchung alles halbwegs wieder an seinen Platz zu bringen. Die Hunde schnüffelten in jedem Winkel und wurden nicht müde die Treppen rauf- und runterzueilen. In der Kombüse wurden Herd, Schränke und Kühlschrank nebst Gefrierfach peinlichst genau unter die Lupe genommen. Aber Minute um Minute, Stunde um Stunde verrann und nichts Verdächtiges wurde gefunden. Ab und zu warf die Walters Immo einen Blick zu, ob sie diese offensichtlich sinnlose Suche nicht abbrechen sollten, aber der Hauptkommissar beachtete sie gar nicht. Irgendwo hier waren Drogen versteckt. Da war er sich tausendprozentig sicher! Warum rochen die Hunde das denn nicht? Und diese joviale Masche des Holländers – damit kann der doch keinen erfahrenen Polizisten täuschen. Und warum ist dieser angebliche Student mit dem blöden englischen Namen so verflucht nervös? Der...



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