E-Book, Deutsch, Band 1, 118 Seiten
Reihe: Drachenhüter
Day Flammenlicht
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-3154-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 118 Seiten
Reihe: Drachenhüter
ISBN: 978-3-7534-3154-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie würdest du reagieren, wenn ein Drache vor dir stehen würde? Seit dem Unfalltod ihrer Mutter lebt Fenja im Waisenhaus von Sankt Ursula. Sie kennt nur diesen einen Ort und verabscheut ihn. Alle positiven Gefühle in ihr sind erloschen so wie der Leuchtturm, den sie von ihrem Zimmerfenster aus sehen kann. Seit Jahren herrscht ein eisiger Winter. Erst der Neuankömmling Alec schafft es, Fenja eine andere Sicht auf das Leben zu geben. Bis er sie dazu überredet, aus dem Waisenhaus auszubüxen. Der Ausflug entwickelt sich zu einer Flucht und plötzlich steckt Fenja ungewollt zwischen den Fronten eines Drachenkrieges. Nicht nur das: Ihre gesamte Vergangenheit wird in Frage gestellt. Nur sie selbst kann herausfinden, was in der Nacht, in der ihre Mutter starb, wirklich passierte. Dieses Novelle entstand, weil mich die liebe Eva D. Black für die AutorenChallenge nominiert hat. Sie hat mir das Wort »Leuchtfeuer« gegeben.
Ich bin Luna Day - eine verheiratete Mutter und Autorin mit Herz und Seele. Mein Leben findet im Augsburger Land statt. Nach einigen Experimenten im Raum Deutschland zog es mich doch immer wieder zurück in meine Heimatstadt. Dort lebe ich mit meinen beiden Kindern und meinem Ehemann. Durch Harry Potter und Role-Play-Games in Foren fing ich an, kleine und größere Geschichten, die ich im Kopf hatte, niederzuschreiben. Schon als Kind hatte ich eine große Phantasie. Aber erst vor ein paar Jahren wurde aus einem Zeitvertreib meine Leidenschaft. So habe ich schon einige Texte zusammengetragen. Momentan bin ich mit meinem ersten großen Projekt auf Verlagssuche. Aber ich drehe keine Däumchen. Einige Kleintexte konnte ich schon erfolgreich in Anthologien unterbringen. Weitere Informationen zu mir findet ihr unter: www.lunadayautorin.com
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Natürlich konnte ich mich vom Abendessen verabschieden, denn bei so einer Schandtat ließ Schwester Olga nicht mit sich scherzen. Aber mir machte es nichts aus. Ich hatte mir angewöhnt, Obst in meinem Zimmer zu hamstern. Immer wenn und wir frisches hatten, landete etwas davon in meiner Pullovertasche, sobald keiner hinsah. So saß ich am Fenster in meinem Zimmer und starrte auf die Wellen. Eine Bewegung auf dem Hof ließ mich nach unten sehen. Dieser Alec verstieß schon am ersten Tag gegen die Regeln. Einerseits dumm, andererseits brachte es mich zum Lachen. Sein Blick richtete sich nach oben. Als er mich bemerkte, grinste er. Seufzend wandte ich mich ab und legte mich auf mein Bett. Kurz vor zehn kam Schwester Olga und fragte, ob ich etwas dazugelernt hätte. Meine Antwort, dass es in der Hölle vermutlich schöner sei als hier, gefiel ihr nicht. Ihre Lippen pressten sich aufeinander und im Grunde konnte ich froh sein, dass sie nicht wirklich eine Hexe war. »Fenja, wir sind für dich da, seit Jahren, ich verstehe deinen Hass einfach nicht.« »Lasst mich in Ruhe, mehr will ich doch nicht.« »Strafdienst«, befahl sie. »Morgen wirst du die Kirche fegen und durchwischen.« Na, zum Glück kein Beten, ging mir durch den Kopf. »Wie Sie meinen«, sagte ich laut. »Und du wirst dich bei Alec entschuldigen!« Ich starrte sie an. »Warum?« »Weil das hier keine Hölle ist, du hast gelogen.« Sie legte ihre Hand auf meine Schulter. Ich runzelte die Stirn. »Hä?« Wollte sie mich verarschen? »Gott wacht über dich.« Warum klang das für mich wie eine Ausrede? »Ah ja?« Endlich nahm sie die Hand weg. »Fenja, auch wenn dir das hier wie eine Hölle vorkommt, sind wir wie eine Familie. Die kann man sich nicht aussuchen.« Ich zuckte mit den Schultern. Sicherlich, Schwester Olga war zwar streng, aber man konnte sich auch an sie wenden, wenn man wollte. Doch sie verstand mich nicht. Schon als ich klein war, hatte ich das Gefühl gehabt, einfach anders zu sein als die meisten hier. Aber Schwester Olga schob mich immer zu den anderen. »Ich will doch nur meine Ruhe.« Sie seufzte laut. »Weißt du, Fenja, statt sich gegen alle abzuschotten, könntest du mal genauer hinsehen. Dann würdest du vielleicht merken, dass ein paar von denen, die hier leben, mehr mit dir gemein haben als du denkst.« »Nicht wirklich!« »Oh doch.« »Und wer?« Sie schmunzelte. »Das verrat ich dir nicht.« Sie machte einen Schritt zur Tür. »Aber unser Neuzugang braucht deine Unterstützung.« »Das bezweifle ich«, murrte ich. Doch sie ging einfach hinaus. Entweder hatte sie mich nicht gehört oder sie wollte ignorieren, was ich gesagt hatte. Ich setzte mich ans Fenster zurück und starrte zum Turm. Ich hasste Schwester Olgas kryptische Aussagen. Warum sollte dieser Alec mich brauchen? Oder hatte sie damit sagen wollen, dass er mir ähnelte? Dem ersten Anschein nach war er eher genau das Gegenteil von mir. Immer gut gelaunt und beliebt. Ich schüttelte den Kopf. Mich gingen andere nichts an und ich wollte nicht, dass sich jemand für mich interessierte. Am nächsten Morgen saß Alec im Frühstückssaal den Zwillingen gegenüber, somit an meinem Tisch. Was mich genervt aufstöhnen ließ, denn das bedeutete, dass er in meiner Klasse war. Toll! Ich zog den Stuhl unter dem Tisch hervor und nahm Platz. »Hey, guten Morgen«, kam gleich von ihm. »Morgen sind nie gut«, brummte ich. Ich hörte, wie Holz über die alten Steinplatten kratzte. Als ich aufsah, war Alec näher zu mir gerutscht. »Ich wollte mich vorstellen, ich bin ...« »Nicht interessiert«, unterbrach ich ihn. Beim Zurücklehnen griff ich nach einem Apfel und tat ihn in meine Pullovertasche. »Also spar dir deinen Atem.« Einer der Zwillinge lachte. »Wir haben dich gewarnt.« Mein Blick huschte zu den beiden Jungs. Während Tim wenigstens versuchte, nicht zu lachen, tat Justin es offen. »Sie ist eben unsere feurige Eisprinzessin«, meinte er grinsend. Ich streckte ihm die Zunge raus. »Ich will einfach meine Ruhe.« Alec klang amüsiert, als er sagte: »Sie ist stur, genau wie ich es mir dachte.« Ruckartig wandte ich mich ihm zu. »Du kennst mich nicht«, knurrte ich. Er öffnete den Mund, als wollte er widersprechen. Ich ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. »Verzieh dich einfach!« Sein Blick ging zum Schwesterntisch. »Fi, du kannst sagen, was du willst.« Er wandte sich wieder zu mir. »Mich kannst du mit deiner Art nicht vertreiben.« Er zwinkerte mir zu und stand auf. »Wir sehen uns, Fi.« Ich wollte ihm nachbrüllen, dass er seine Klappe halten sollte, aber ich schwieg doch lieber. Nicht nur, weil ich kein Bock auf das Beten hatte, sondern auch, weil in dem Augenblick mein Arm gegen etwas stieß. Verwundert bemerkte ich einen Apfel. Hatte Alec mir seinen überlassen? Erst überlegte ich mir, das Obst liegen zu lassen. Andererseits wusste ich, dass Zimmerarrest ohne Essen schmerzlich sein konnte. Genauso klar war mir, dass mich Alec noch sehr oft auf die Palme bringen würde und dass beten oder die Kirche wischen nicht, als Bestrafung ausreichen würde. »Hey, Fenja, beeil dich, in zehn Minuten ist Unterricht«, sagte Tim. Schnell schmierte ich mir ein Erdbeermarmeladenbrot, griff zu dem Apfel und eilte nach oben. Ich versteckte das Obst in meinem Schrank, griff zu meinen Büchern und rannte in den Flügel, wo sich die Klassenzimmer befanden. An der Tür hätte ich am liebsten das gegessene Brot ausgewürgt. Alec saß auf meinem Stuhl. »Hey!« Wütend stapfte ich zu ihm. »Das ist mein Platz, setz dich gefälligst wo anders hin!« »Und wo?« Er zeigte um sich. »Mir egal!« Sollte er sich doch auf den Boden setzen oder auf eines der Sideboards am Rand. »Gibt es ein Problem?«, hörte ich Schwester Andrea hinter mir. »Er ...!« »Ich weiß«, unterbrach sie mich. Langsam drehte ich mich zu ihr und funkelte sie böse an. »Justin holt einen Stuhl, ihr teilt den Tisch.« Immer noch starrte ich sie verständnislos an. »Schwester Olga weiß Bescheid.« Schwester Andrea klatschte in die Hände. »Und endlich können wir Partnerarbeiten im Chemieunterricht durchführen.« Sie strahlte vor Freude und ich hätte gerne einen Eimer gehabt. »Nein«, keuchte ich und schüttelte dabei den Kopf. »Doch.« »Aber ...« »Du bist bald erwachsen, dann hast du eine Verantwortung nicht nur dir gegenüber. Also gewöhn dich daran.« Zähneknirschend musste ich es hinnehmen; etwas anderes blieb mir nicht übrig. Justin stellte mir einen Stuhl hin und ich ließ mich darauf fallen. Natürlich war die erste Aufgabe die angedrohte Teamarbeit. Während ich den Versuch von letzter Woche aufbaute, saß Alec da und ich spürte seinen Blick auf mir. »Ist was?« »Ich freu mich nur, dass du da bist.« Ich runzelte die Stirn. »Ah ja.« Als ich alles aufgebaut hatte und ihn gerade einweisen wollte, knallte es an einem der anderen Tische. Rauch verdunkelte den Raum. »TIM«, rief Schwester Andrea entsetzt aus. »Sorry!« »Alle raus!« Zu gerne tat ich ihr den Gefallen. Bevor ich losrennen konnte, griff Alec nach meinem Arm und zog mich vor die Tür. »Lass mich los«, keifte ich ihn an. »Ich will dich nur beschützen«, sagte er. »Vor was? Einem Rauchmonster?«, gab ich sarkastisch von mir. Er wischte sich über das Gesicht. »Ich hab es wohl übertrieben.« »Ach echt?« Der spinnt doch! »Es tut mir leid, manchmal habe ich das Gefühl, ich muss etwas gutmachen.« Ich runzelte meine Stirn. »Was für einen Mist redest du da?« Antworten konnte er nicht mehr, denn die Tür ging auf. Der gesamte Raum war frei von Qualm. Auch der üble Gestank hatte sich restlos verzogen. In der kurzen Zeit? Komisch. »Passt dieses Mal besser auf!«, brummte Schwester Andrea und fixierte die Zwillinge. Die Fenster standen weit offen, als wir uns setzten. Ich arbeitete seufzend an meinem Versuch weiter. In der Mittagspause hockte ich an unserem Tisch. Während ich gedankenverloren Spaghetti aß und über den Vormittag nachdachte, sah ich, Alec an einem Tisch der Jüngeren sitzen. Er schien beliebt zu sein. Das Mädchen der Stufe unter uns schmachtete ihn zumindest an. Alecs Blick ging zu mir. Er lächelte, wirkte aber traurig. Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder meinem Essen zu. Warum musste er in diesem Augenblick zu mir...