Demant-Eue | Das dramatische Leben des Christopher M | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 233 Seiten

Demant-Eue Das dramatische Leben des Christopher M


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86361-502-4
Verlag: Himmelstürmer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 233 Seiten

ISBN: 978-3-86361-502-4
Verlag: Himmelstürmer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Am 30. Mai 1593 wird in einer obskuren Kneipe im Hafenviertel von London ein junger Mann bestialisch erstochen.
Sein Leichnam wird in aller Eile und ohne irgendjemanden zu informieren, auf einem Dorffriedhof bestattet.
Als zwei Tage später seine Ermordung bekannt gemacht wird, ist die Trauer groß. War doch dieser
junge Mann ein Star seiner Zeit, ein berühmter und erfolgreicher Bühnenautor, beliebt bei seinem Publikum.
Aber er wurde auch gehasst, vor allem von den Herren der Kirche. Sie bezichtigen ihn unter anderem des Hochverrats.
Darauf steht die Todesstrafe. Die Bischöfe wollen diesen unmoralischen Mann beseitigt wissen.
Denn Christopher Marlowe ignorierte die öffentliche Moral, lebte seine Homosexualität ungezwungen aus.
Doch durch seine guten Beziehungen zum Adel, zu Königin Elisabeth I. selbst, vor allem zu seinem Freund Thomas Walsingham,
dem Chef des Geheimdienstes, konnte er dem Galgen entkommen. Denn der Mord wurde vorgetäuscht.
Allerdings durfte sich Christopher fortan weder in London, noch in England sehen lassen.
Auf Schleichwegen wurde er außer Landes gebracht.
In der Fremde schrieb er nun Dramen und Lustspiele, die dann weiterhin erfolgreich zur Aufführung kamen.
Um das zu ermöglichen, schloss Thomas Walsingham mit einem bis dato als Häuser- und Grundstücksspekulant sowie als Theater-Finanzier bekannten Mann, William Shakespeare, einen Geheimvertrag.
Die Theaterstücke des "Ermordeten" sollen ab nun unter Shakespeares Namen veröffentlicht werden.
Für sein Schweigen bekommt Shakespeare einen monatlichen Betrag von der Krone ausbezahlt.

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Der 30. Mai 1593, knapp zwei Stunden vor Mitternacht. Der heftige Sturm des Nachmittags hatte sich vor etlicher Zeit schlafen gelegt, die Sichel des Mondes aber blieb weitgehend hinter schwarzen Wolken verborgen. Aus einiger Entfernung wehten ab und zu Lachen oder auch unverständliche Gesprächsfetzen herüber. Ansonsten Stille. Nur das sanfte Plätschern vom Ufer des Flusses drang in die Finsternis der Stube. Dann knirschte etwas, ein Gemurmel kam näher, tapsende Schritte auf Holzbohlen. Dreimaliges Klopfen. Dann eine kurze Pause. Wieder Klopfen. Der Mann, der in dieser Kneipe im Dunklen ungeduldig auf dieses Zeichen gewartet hatte, groß, breitschulterig, das noch jugendlich wirkende Gesicht glatt rasiert, mit einer vollen weißen Perücke, deren lockige Enden ihm seitlich beinahe auf die Schultern herab fielen, der sich einen auffällig weiten Umhang aus grau gefärbtem Wollstoff übergeworfen hatte, erhob sich, ging zur unscheinbaren Nebentür, die unmittelbar zum Flussufer hinab führte, entriegelte sie und öffnete. Zwei völlig in Schwarz gekleidete Gestalten standen auf dem schmalen Anleger. Ein Kahn war seitlich festgemacht. Der erste der beiden, ein eher schmächtiger Kerl, hielt eine Laterne in der Hand, der zweite, ein Hüne, schleppte auf seiner Schulter ein beinahe bis auf die Bretter des Anlegers herabhängendes längliches Bündel. „Kommt rein“, sagte der mit der weißen Perücke, „hat ja lange genug gedauert.“ Die beiden nächtlichen Besucher folgten der Aufforderung und betraten den Raum. Den Mann, der ihnen geöffnet hatte, kannten die beiden nächtlichen Besucher nicht. Sie wussten nur, dass er ein hohes Tier ihrer Organisation sein musste, möglicherweise gar der Nachfolger des jüngst verstorbenen Chefs, und dass sie diesen Mann, wie besprochen, hier treffen würden. Und sie wussten weiterhin, dass sie beide beauftragt worden waren, ihr Bündel heimlich vom Galgen zu entfernen und unbemerkt hier her zu bringen. Hinter den beiden mit ihrer ominösen Last schloss der Unbekannte die Tür. „Da, da hinüber“, sagte er und deutete auf einen Durchgang zu einem Nebenraum. In der Mitte dieses Raumes stand ein Tisch. „Auswickeln und drauf legen“, befahl der Mann und zeigte auf einen rechteckigen Tisch von etwa der Größe, dass an den beiden Schmalseiten jeweils einer, an seinen Längsseiten aber jeweils zwei Männer bequem hätten Platz finden können. Der erste der schwarz gekleideten nächtlichen Besucher, James, der mit der Laterne in der Hand, ging voraus. Beim Tisch stellte er die Lampe auf den Dielenboden. Als der zweite Kerl, Roger, mit seiner Last beim Tisch ankam, half ihm sein Kumpan die Pferdehaardecke von dem transportierten Körper zu entfernen. Die Decke glitt zu Boden. Die beiden Männer hoben ihre schmale leblose Fracht hoch und ließen sie mit dem Rücken auf die Tischplatte fallen. Da lag er nun, der nackte Mann. Seine Beine hingen ab dem Kniegelenk über der unteren Schmalseite der Tischkante nach unten. Die Arme fielen am oberen Ende des Tisches rechts und links seitlich herab. Die beiden dunklen Gestalten, die diesen jungen Mann hierher in die um diese nächtliche sonntägliche Stunde des 30. Mai verwaiste Hafenkneipe in Deptford am Ufer der Themse gebracht hatten, wichen nun einen Schritt zurück. Sie ließen ihren jungen Vorgesetzten herantreten. Der wollte diese Gestalt nun genauer betrachten. Er hatte sie ja schon zuvor einmal, noch lebend, kurz in Augenschein genommen. Und er wusste, dass sie genau dem entsprach, was er für dieses Unternehmen brauchte: Sie hatte das passende Alter, war männlich und von der richtigen Größe und Statur. Jetzt aber kam es darauf an, dass dieser Tote keine verräterischen Merkmale aufwies. „Halt mir das Licht nah heran“, befahl er seinen Untergebenen. Sofort eilte James an den Tisch, hob die Lampe empor, hielt sie hoch. Solch barschen Ton waren weder er noch Roger gewöhnt. Doch in diesem Fall, war ihnen gesagt worden, ging es um eine große Sache. Immerhin, so viel wusste Roger, bekleidete der seinem Eindruck nach noch relativ junge Unbekannte einen wichtigen, wenn nicht den wichtigsten Posten, in dem erst vor kurzem vom verstorbenen Sir Francis Walsingham aufgebauten und weit über England hinaus gefürchteten Geheimdienst Ihrer Königlichen Majestät Königin Elisabeth I.. Möglicherweise war dieser Unbekannte gar der Nachfolger des Verstorbenen. Von dem hatte man auch erst nach seinem Tod den Namen erfahren. Im Licht der Lampe schaute sich nun dieser Unbekannte mit der weißen Perücke den jungen Mann auf dem Tisch von oben bis unten an. Zuerst inspizierte er dessen Kopf. Die Augen des Toten waren geschlossen. Aber bei dem noch Lebenden hatte er gesehen, dass auch die Augenfarbe genau die richtige war. Nun drehte der Vorgesetzte den Schädel von rechts nach links und wieder zurück. Dann untersuchte er den Hals. „Komm mal mit dem Licht etwas näher“, befahl er. „Hm,“ meinte er nachdenklich, „hier nahe dem Kehlkopf sieht man eine leichte Rötung. Aber was solls, das wird niemanden sonderlich auffallen.“ Langsam glitten seine Augen den Körper des Toten weiter hinab. Er betrachtete die schmale Brust, dann hob er zuerst den linken, dann den rechten Arm in die Höhe, schaute sie sich nacheinander genau an. Als er nichts Auffälliges feststellen konnte, ließ er den zuletzt betrachteten Arm sinken. Als sein Blick zufällig auf den Penis des Toten fiel, dachte er: Ein wenig klein geraten sieht er aus. Ich hab’ da was anderes in Erinnerung. Aber diesen Unterschied, den wissen nur ich und einige der engsten Freunde jenes wichtigen Subjekts. Und möglicherweise schrumpft so ein Ding ja auch bei einer Leiche. Danach nahm sich der mürrisch wirkende Chef die Beine des Toten vor. Eines nach dem anderen. Er nickte zufrieden. „So, nun umdrehen.“ Die Männer taten, was ihnen befohlen. Auch die Rückseite des Toten wurde genau untersucht. „Sieht ordentlich aus, keine äußeren Verletzungen. Gut.“ James sagte: „War gar nicht so einfach, den Kerl unbeschadet hierher zu bringen. In dieser beinahe mondlosen Nacht mit dem Wagen über Stock und Stein und dann mit dem Kahn. Mussten ja aufpassen, dass dieser Kerl da“, und er zeigte flüchtig auf den Leichnam, „keine Schramme abbekommt. Und niemand sollte uns sehen. Gar nicht so einfach.“ „Außerdem stank er fürchterlich. Er hatte sich die Hosen voll gepisst und voll geschissen“, ergänzte Roger. „Zuerst hat er geschrien und gejammert, dann hat’s geknackt, dann war Ruhe. Nur ein wenig gezappelt hat er noch.“ „Na ja, und sich voll geschissen“, wiederholte James und hielt sich in Erinnerung an den Gestank die Nase zu. „Und wo habt ihr seine voll geschissenen Kleider gelassen?“, wollte der Vorgesetzte von den beiden wissen. „Mit Steinen beschwert in die Themse geschmissen“, antwortete Roger. „Gut so!“ „Gar nicht so einfach. Den erst verstecken und dann den ganzen Transport an einem einzigen Nachmittag. Nur damit der Bursche noch warm ist, wenn er hier ankommt. Haben ihn ja auch schön warm in der Decke eingepackt.“ „Alles gut gemacht. Eben weil ich wusste, dass es nicht so einfach sein würde, habe ich ja auch euch beide aussuchen lassen für diese Aktion. Wirklich gut gemacht.“ „Und bis wir den abgeschnitten hatten“, bemerkte Roger und wedelte mit seinen Armen heftig in der Luft. „Der baumelte ganz schön hin und her. Der Wind war am späten Samstagnachmittag ziemlich heftig. Haben schon gedacht, es kommt ein Unwetter auf.“ „Das wär ‘ne schöne Scheiße gewesen“, meinte James. „Da hatten wir ja schon genug Scheiße mit dem Galgenvogel da“, ergänzte Roger und deutete auf den Toten. „Und euch hat niemand beobachtet?“ Roger und James schüttelten synchron verneinend ihre Köpfe. „Und was soll jetzt mit ihm geschehen?“, fragte James und deutete auf den Toten. „Einen Augenblick“, und ihr Vorgesetzter wandte sich um, ging einige Schritte in den Vorraum, bückte sich und kam mit einem größeren Weidenkorb zurück an den Tisch. „Hier sind einige Sachen. Die sollt ihr dem Toten anziehen. Damit sieht er dann ordentlich aus.“ Er stellte den Korb auf den Dielenbrettern des Fußbodens ab. Als sie den Toten angekleidet, und ihn auf Geheiß des Vorgesetzten in einer Ecke auf einen Hocker gesetzt hatten, so dass der Tote an der Wand gelehnt wie ein Lebender aussah, meinte James: „Sieht richtig vornehm aus, der Kerl, mit der roten Samt-Weste und den feinen Stiefeln. Eigentlich schade um die schönen Stiefel.“ „Nichts für ungut, mach dir keinen Kopf um die Stiefel. Das muss sein“, meinte der mit dem langen grauen Umhang, und fügte hinzu: „Roger und James, nehmt euch je zwei der Becher von der Theke vorne im Schankraum, auch einige Krüge mit Bier, vielleicht auch ‘ne Flasche Gin und kommt damit hier zu dem Tisch, auf dem der Tote gelegen hat.“ Während die beiden den Anweisungen folgten,...



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