Detering | Bernd, der Sarg und ich | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 150 Seiten

Detering Bernd, der Sarg und ich

Roman
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95824-333-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 150 Seiten

ISBN: 978-3-95824-333-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein idyllisches Dorf in Westfalen, einfach zum Sterben schön: Der humorvolle Krimi »Bernd, der Sarg und ich« von Monika Detering als eBook bei dotbooks. In diesem Dorf ist der Teufel los! Die einen wollen Arzt werden, die anderen Germany's Next Topmodel - aber niemand, wirklich niemand hat Lust, die lieben Verstorbenen unter die Erde zu bringen. Trotzdem ist Gerda Bestatterin geworden: Nicht aus Berufung, sondern eher aus Versehen - und nun will sie diesen extravaganten Job so schnell wie möglich wieder loswerden. Eine lebensbejahende Frau wie sie kann doch unmöglich Totengräberin sein. Noch dazu ereignen sich im Dörfchen Westholdermoor seit Neustem allerlei mysteriöse Unfälle. Und auch das unerwartete Ableben von Gerdas Ehemann Bernd kommt denkbar ungelegen ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der humorvolle Dorf-Krimi »Bernd, der Sarg und ich« von Monika Detering. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Monika Detering wollte Schiffsjunge, Malerin oder Schriftstellerin werden. Als Puppenkünstlerin arbeitete sie u. a. in New York, Washington und Philadelphia, aber auch auf Langeoog, Juist und Spiekeroog. Jahre als freie Journalistin folgten. 1997 erschien ihr erster Roman, viele weitere folgten. Neben Romanen veröffentlichte sie Krimis, Kurzprosa und Sachbücher. Sie gewann zahlreiche Preise, u. a. mit der Kurzgeschichte »Herrin verbrannter Steine« den 1. Preis des großen Wettbewerbs für Frauen aus deutschsprachigen Ländern. Monika Detering ist Mitglied bei den 42erAutoren. Monika Detering veröffentlichte bei dotbooks die drei Fälle um Kommissar Weinbrenner - auch im Sammelband »Liebesopfer« erhältlich - und ihren Spannungsroman »Bernd, der Sarg und ich«. Auch bei dotbooks erscheinen ihre Romane »Heimweh nach dem Leben« - als Hörbuch bei Saga Egmont erhältlich -, »Als wir unterm Kirschbaum saßen« und »Das Versprechen eines Lebens«. Gemeinsam mit Horst-Dieter Radke veröffentlichte sie bei dotbooks »Ein Sommer auf Hiddensee« und »Ein Sommer auf der Sanddorninsel« sowie mit Silke Porath zusammen »Das Geheimnis der Inselfreundinnen«.
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Kapitel 2


Zu früh gefreut. Denn schon befand ich mich wieder in einem engen Raum. ›Untersuchungshaft‹ nennen sie das. Wo doch Bernd schon seit Wochen tot war. Was gruben die in der alten Geschichte rum? Mein Anwalt sagte, dass die Polizei durch diesen Namensänderungsantrag den dummen Unfall mit der Schmierseife genauer untersuchte.

Und ich, ich hieß noch immer Gerda Geier. Kam einfach zu nichts mehr.

Das Schlimmste war nicht das Essen oder die Enge oder der Betonvorsprung, der ein Bett sein sollte – nein, es waren das ›Sanitäre‹ und mein Aussehen. Meine rosigen Wangen wurden fahl und dann auch meine Haare. Die vertrugen die Gitterluft nicht. Ich kämmte nach vorn, nach hinten, zur Seite, kämmte schräg und mittig – sie sahen in keiner Version nach irgendetwas aus. Sie waren nur platt und flusig. Einen Fön gab man mir selbst auf mein Drängen hin nicht.

Noch viel schlimmer, als Tag für Tag auf ein Edelstahlklo gucken zu müssen, und auch viel unangenehmer als mein Haarproblem allerdings war die Putzerei. Nicht, dass ich ein Problem damit gehabt hätte, meine Zelle auszuwischen. Aber drei Mal die Woche kam ich so mit der gefährlichen Schmierseife in Berührung. Obwohl ich der Aufseherin deutlich sagte, ich könne das Zeug weder riechen noch sehen. Ungerührt stellte sie mir immer wieder aufs Neue diese Flasche hin. Die Frau muss sadistische Neigungen haben.

Letztendlich waren diese Lappalien aber zum Glück meine größten Probleme. Sehr viel wichtiger war, dass man mir im Zusammenhang mit dem unglücklichen Tod meines Mannes nichts nachweisen konnte. Als Bernd in den Sarg fiel, habe ich einfach überreagiert. Ich hörte die Stimmen der Steuerfritzen, wollte nicht, dass Bernd sich mit den Beamten lauthals zankte, deshalb die Sache mit dem Sargdeckel und dem Daraufsetzen. Ich hatte immer wieder dasselbe ausgesagt. Wieso hätte ich planen sollen, den Bernd …? Ich mag es nicht aussprechen.

Ich saß also auf dem Deckel, verwünschte die vom Finanzamt, aber sie gingen nicht. Sie sagten, ich sollte zusammen mit ihnen ins Büro gehen. Zur Akteneinsicht.

Nur damals hatte ich nicht geahnt, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits zu lange auf dem Sargdeckel gesessen hatte.

***

Nun war ich endlich wieder zu Hause in Westholdermoor. Mit Fön und ohne Schmierseife – gutaussehend und ohne Unfallrisiko. Die Nachbarn sorgten sich rührend um mein Wohlergehen. Der lange Hinnerk von nebenan lud mich zu einem Segeltörn auf der Ostsee ein. »Wenn du Segel hisst, vergisst du die elende Geschichte. Wir machen einen schönen kleinen Törn von der Schlei nach Fehmarn, zur Insel Poel, nach Wismar, Warnemünde und so weiter. Kostet auch nicht viel.«

Ich dachte sofort an meinen nervösen Magen – obwohl ich das Angebot toll fand. Rein theoretisch. Aber ich sagte ab.

Und dann kam Dirk, ein alter Freund meines Mannes. Zu Bernds Lebzeiten hatten die Männer jeden dritten Dienstag bei ›Hansen‹ ihren Jour fixe abgehalten. Im Klartext: ihr regelmäßiges Besäufnis. Dirk war im gleichen Gewerbe tätig, nur zwei Ortschaften von uns entfernt. Viel mehr wusste ich über ihn auch nicht. Er erschien mir nett, wenn auch ein bisschen weich in den Konturen – aber ich brauchte ihn ja nicht anzufassen.

Er wollte mir sein Sommerhäuschen zur Verfügung stellen. Es befand sich auf einem kleinen Grundstück direkt am Wasser, an der Nordsee. Dirk erklärte, dass in dem Sommerhäuschen alles drin sei, was man so brauchte, wie zum Beispiel fünfzig Gläser Schnippelbohnen.

»Nicht, dass ich dich drängen will, aber nutz nun das Häuschen. Es ist doch frei.« Dirk fand immer – egal worüber wir gerade sprachen – zurück zu diesem Thema.

»Das weiß ich«, war fast schon meine Standardantwort.

»Im Juli ist die schönste Zeit auf Nordstrand.«

Auch das wusste ich. Ein wenig Erholung würde mir nach dem Schock guttun. Das Bestattungsunternehmen wusste ich auch in guten Händen: Für die paar Tage führten es Johanna und Hansi Hamann weiter. Bisher hatten beide ausgeholfen, wenn gut zu tun war. Auch machten sie keine Bemerkungen zu jener Angelegenheit mit Bernd. Sie fanden nur sein plötzliches Ableben sehr traurig. Und zu meinem Aufenthalt im Gefängnis sagten sie nichts. Wo hat man schon solche loyalen Mitarbeiter?

Mir waren die Hamanns wichtig. Es hatte ja genügend über mich und den armen Bernd in der Zeitung gestanden. So etwas wurde ja fürchterlich aufgebauscht – mit grausigen Schlagzeilen und noch grausigeren Fotos – jedenfalls von mir, als ich käsigblass das Gefängnis verließ, dabei ziemlich abwehrend und giftig guckte. Ich merkte doch, dass manch Alteingesessene in Westholdermoor hinter mir hersah. Für eine Geschäftsfrau war das wenig vorteilhaft. Inzwischen guckte ich wieder freundlich, grüßte laut und deutlich nach allen Seiten. Meine Selbstbeherrschung war immens. Ich hoffte, dass die Bewohner unserer kleinen Stadt diese Geschichte bald vergessen würden.

Es gab doch so viel anderes.

Dirk besuchte mich einmal die Woche, wahrscheinlich in Erinnerung an Bernd. Nur blieb er immer so lange. Die leeren Bierflaschen stellte er ordentlich neben den Sessel. Er trank die gleiche Marke Bier, die auch Bernd so geschätzt hatte. Und er saß in dem Sessel, in dem Bernd oft gesessen hatte. Das war schon ein komisches Gefühl: ein gewohnter Anblick und doch so ganz anders.

»Du als Witwe solltest endlich das Leben genießen!«

Wollte Dirk mich wirklich angraben? Das konnte nicht sein Ernst sein! Bernd war erst ein paar Wochen kalt, und schon wollte sich sein Freund in das gemachte Nest setzen?

Aber dann dämmerte mir langsam, was der gute Freund meines verstorbenen Mannes eigentlich im Schilde führte: Er wollte sich nicht ins private Nest setzen, sondern ins geschäftliche!

Ich dachte nicht im Traum daran, an Dirk zu verkaufen. Der wollte doch nur einen Bestattungskonzern daraus machen und die Toten aus Westholdermoor samt der Umgebung sozusagen in der Hand haben.

Dass ich ihn und seine Hinterlist durchschaut hatte, ließ ich Dirk nicht wissen. Vielmehr spielte ich mit und nahm jetzt das Angebot mit dem Sommerhaus dankend an.

»Selbstverständlich zahle ich dir auch Miete.« Ganz so bestechlich war ich ja nicht …

»Dafür brauchst du nichts zu zahlen. Das bin ich dem Bernd schuldig. Bedenke aber, dass auch du nicht jünger wirst.«

»Du auch nicht«, murmelte ich. Und was hatte das eine mit dem anderen zu tun?

***

Dirks Häuschen lag fantastisch, direkt in der Nähe des Deiches. Er hatte es selbst ausgebaut, denn er war ein Tüftler – so wie einst der Bernd. Ich konnte aufs Wattenmeer schauen und Wasservögel beobachten. Ich sah ihr Kreisen und ihre Suche nach allem Möglichen. Das Grün stimmte mich heiter, und ins Dorf kam ich mit dem Fahrrad. Gräser, Wasser, Muscheln, Krebse und dicke Wolken. Hier hatte ich endlich meine Ruhe.

Das Häuschen war praktisch aufgeteilt. Unten Wohnen, oben Schlafen. Verbunden waren diese beiden Etagen über eine steile Leiter ohne Geländer. Leider gab es oben kein Licht, aber ich hatte ja meine LED-Taschenlampe mitgebracht. Gut, dass mich niemand beim Hochklettern beobachtete. Es muss schrecklich ausgesehen haben. Außerdem guckte ich dabei ziemlich starr, ich war nicht schwindelfrei.

Nach ein paar Mal hoch und runter hatte ich die ,Treppe‘ im Griff, wusste genau, wo ich hintreten und mich festhalten musste, wenn ich mich von der letzten Stufe auf den Dachboden hievte. Und dann – dann begann diese verdammte Leiter zu wackeln.

Zuerst bemerkte ich, wie das Knarzen des Holzes langsam zu einem regelrechten Beben wurde. Ich schaute nach, woran das liegen könnte. Ich fand nichts, stieg noch einmal nach oben und wieder nach unten – und dann wankte sie. Mir war, als wäre ich betrunken. War ich aber nicht.

Die Treppe war schon pfiffig gemacht: An ihrem oberen Ende war ein Holm senkrecht in einen waagerechten Schnitt im Boden eingeschoben. Und auf diesen Holm musste ich mich immer abstützen, wenn ich die letzte Stufe verließ.

An diesem Abend traute ich mich zum Schlafengehen nicht nach oben. Ich legte mich auf das kurze Sofa im kleinen Wohn- und Esszimmer, träumte von Holmen und Stufen – und vom lieblich grinsenden Dirk, der sich zu mir legte.

Am nächsten Morgen dauerte es, bis ich mich von den Traumbildern befreien konnte. Mit Kaffee setzte ich mich nach draußen, und die leicht salzig schmeckende Luft beruhigte mich ungemein. Das war Freiheit pur! Mit frischem Kopf untersuchte ich diese Stiege, den Holm da oben samt Schnitt und Schlitz mit der Taschenlampe, um besser sehen zu können.

Ich ruckelte gewaltig daran und musste dabei aufpassen, dass ich nicht runterstürzte. Schließlich hing ich da oben mit einem Achtel Spagat, und so gelenkig war ich nun auch wieder nicht. Nichts passierte. Alles schien wie immer. Ich ruckelte und zerrte noch einmal. Da aber begann sich der Holm zu neigen. Geistesgegenwärtig sprang ich herunter – und dann kippte die Treppe nach vorn, donnerte gegen die Wand, schwang ein wenig zurück und zitterte hin und her. Wie konnte das passieren, fragte ich mich, und befand, dass ich großes Glück gehabt hatte. Wäre ich da oben geblieben … Nicht drüber nachdenken. Es gibt so viel Unheil in dieser Welt.

Nach einer Atempause holte ich die lange Trittleiter, die neben anderen Utensilien in einem schiefen Verschlag hinter der Hütte stand, und stieg vorsichtig hoch, bis ich den Holm vor mir hatte, beugte mich vor und schaute ihn genau an. Ich entdeckte...


Detering, Monika
Monika Detering wollte Schiffsjunge, Malerin oder Schriftstellerin werden. Die letzteren Wünsche waren den Eltern zu unseriös (vom ersten ahnte niemand etwas).
Sie arbeitete viele Jahre als Puppenkünstlerin mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland (z.B. Washington, Philadelphia und New York). Durch weitere lange Aufenthalte an der Nordsee ist das Meer ihr Sehnsuchtsort geworden. Sie war als freie Journalistin tätig und entschied sich später ganz für das belletristische Schreiben.
Die Autorin ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter.
Monika Detering ist Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“ und den „42erAutoren“.

Monika Detering veröffentlicht bei dotbooks auch die anderen Romane der Weinbrenner-Trilogie „Puppenmann“ und „Liebeskind“ sowie auch die eBooks:
„Bernd, der Sarg und ich“
„Venusbrüstchen“

Die Website der Autorin: www.monika-detering.de
Die Autorin im Internet: www.facebook.com/monika.detering, http://schreibhaus.blogspot.de/, http://langeooger-liebestoeter.blogspot.de/



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