E-Book, Deutsch
Detering Mord in der Breege Bucht
2. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98637-482-2
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein Ostsee-Krimi
E-Book, Deutsch
ISBN: 978-3-98637-482-2
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Gier macht auch vor Mord nicht Halt …
Ein spannender Ostsee-Krimi für die kalten TageDie Biologin Catrin bewirbt sich in Stralsund als Hausmeisterin für ein Haus, das von dem berühmt berüchtigten Immobilienhai Stübbe grundsaniert wird. Niemand ahnt, warum sie das tut und welche Schatten der Vergangenheit damit ans Tageslicht kommen werden … Als eine der Mieterinnen im Haus verunglückt und im Krankenhaus stirbt, nimmt die junge Kommissarin Jordan ihre Ermittlungen auf. War es wirklich ein Unfall? Oder Vorsatz? Und mitten in diese Ermittlungen platzt die Nachricht von Stübbes Tod, der nach einem Essen mit Catrin leblos auf seiner Yacht gefunden wurde. Plötzlich steht Catrin unter dringendem Mordverdacht. Wird sie es schaffen, ihre Unschuld zu beweisen?Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des Romans Macht, Gier und Haie.Erste Leser:innenstimmen
„stimmiger, fesselnder Krimi mit unerwarteten Wendungen“
„Klarer Schreibstil, gut gesetzte Spannung – ein hervorragender Krimi!“
„Originelle Geschichte rund um zu viel Macht, Gier und daraus entstehende Verzweiflung.“
„Trotz der ernsten Themen ist hier ein sehr unterhaltsamer, leicht zu lesender Kriminalroman gelungen!“
Monika Detering wollte Schiffsjunge, Malerin oder Schriftstellerin werden. Die letzteren Wünsche waren den Eltern zu unseriös (vom ersten ahnte niemand etwas). Sie arbeitete viele Jahre als Puppenkünstlerin mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland wie Washington, Philadelphia und New York. Durch lange Aufenthalte an der Nordsee wurde das Meer ihr Sehnsuchtsort. Sie war als freie Journalistin tätig und entschied sich später für das belletristische Schreiben. Gemeinsam mit dem Autoren Horst-Dieter Radke erfand und schreibt sie die historische Krimiserie um Puff & Poggel, mit Blick in die 50er Jahre auf fiktive Ereignisse in Mülheim an der Ruhr. Als Gegenpol zum 'Kriminellen' veröffentlichen sie sommerleichte Inselromane. Neben dem gemeinsamen Schreiben publiziert jeder für sich Soloprojekte. Monika Detering ist Mitglied bei den 'Mörderischen Schwestern' und den '42-er Autoren'.
Autoren/Hrsg.
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Roland Stübbe lachte schallend und es klang hässlich. Was diese Leutchen immer wollten und forderten! War doch die Steegdorn, seine Mieterin, ohne Anmeldung in sein Büro gekommen. Das muss man sich einmal vorstellen! Meckerte und meckerte. Na, wie sollen wir denn sonst sanieren, bisschen Staub und etwas Lärm gibt es dann eben. So ist das. Soll sie doch ausziehen oder solange in ein Hotel gehen. Davon hat die Stadt genug. Mit: „Meine verehrte Frau Steegdorn, wir sollten uns ein anderes Mal darüber unterhalten. Leider muss ich jetzt zu einem Termin, der für mich wichtig ist“, hatte er die Frau ruhiggestellt. Er hatte sie dabei angelächelt; als seine Mieterin ihn skeptisch angesehen hatte, da lächelte er ein zweites Mal, obwohl er ihr am liebsten seine Meinung zu ihrer Kritik gesagt hätte. Sie verließ wortlos das Büro. Er sah, dass die Zeit drängte. Aber ehe er sich zu dem Empfang aufmachte, las er sich noch eine Kleinanzeige in der Ostsee-Zeitung durch. Eine gute Stunde später setzte Roland Stübbe ein bescheidenes Lächeln auf, und zeigte neben Zurückhaltung mit straffer Haltung seine Fitness. Die war ihm wichtig. Gesunde sportliche Menschen leisteten mehr, fand er. Stübbe trug den Ausdruck des erfolgreichen, anständigen Geschäftsmannes im Gesicht. Auf keinen Fall wollte er auf die Anwesenden zu herausfordernd oder protzig wirken. Zurückhaltend kannte ihn auch der Oberbürgermeister von Stralsund, der ihn als verdienten Bürger der Stadt im Rathaus hervorhob. Die Anerkennung saugte er wie ein Fisch ein, der nach Plankton gierte. Stübbe hatte eine Menge erreicht und strahlte innerlich vor Stolz, weil er sich im Rathaus befand, das er so schön fand. Er hatte ein Faible für die norddeutsche Backsteingotik, was auch mit seiner Tätigkeit zusammenhing. Er wähnte sich in dieser Stunde wie ein ehrbarer Kaufmann aus längst vergangenen Tagen, dessen Wort und Handschlag galt. Er handelte nicht mit Tuchen, wie es einst im Rathaus üblich gewesen war, er handelte mit Immobilien. Häuser und Wohnungen, Kauf, Abriss und Sanierung quer durchs Land – das war sein Leben. Das war sein Erfolg. Er hatte sich einen Bart samt Schnäuzer wachsen lassen, dadurch wirkte er kernig, so, wie er sich die Norddeutschen vorstellte. So sah auch niemand sein fliehendes Kinn, in das manche womöglich mit Küchenpsychologie etwas hineinphantasierten. Die eher karge Art der Menschen hier oben entsprach seinem ostwestfälischen Naturell. Er fühlte sich wohl in Stralsund. Er erinnerte sich nur zu gut daran, dass er vor zwei Jahren die Stadtväter nicht hatte überzeugen können, als er sie zu den Gleisen geführt hatte. Dort wo eine alte Fabrik sich vor und nach der Wende gegen den Verfall wehrte, Bäumchen wie Haare aus dem löchrigen Dach wuchsen, Scheiben eingeschlagen und Fensterhöhlen mit Pappe zugenagelt waren. Jetzt strahlte das Backsteingebäude im neuen Glanz und in die großen hellen Eigentumswohnungen mit Loftcharakter waren die ersten Bewohner eingezogen. Inzwischen hatte er weitere Gebäude aufgekauft und ließ sanieren. Aktuell auch ein Haus vor der Anlage des Heilgeistklosters. In dessen Wohnungen wohnten die Mieter schon jahrelang und glaubten, für weitere Jahrzehnte ein Anrecht darauf zu haben. Zu einem Quadratmeterpreis, der unglaublich niedrig war. Vier Wohnungen, vier Parteien. Frauen, die gut miteinander auskamen; vielleicht durch ihre unterschiedlichen Biografien. Die Schauspielerin Christel Zucker war mit einundachtzig die älteste und Autorin Jutta Tausendschön mit sechsundvierzig die jüngste. Roland Stübbe hatte trotz der Feier im Rathaus seine Mieterinnen im Kopf, weil er empört war über das, was ihm sein Kompagnon berichtet hatte. Bis gestern war er in Bielefeld gewesen und hatte so die neuesten Entwicklungen verpasst. In der Stadt des Puddings hatte er nach dem Rechten geschaut; dort befand sich sein erstes großes Projekt. Und damit hatte er sich nicht verkalkuliert. Die Mieten waren hoch und er würde sie noch höher setzen. Wohlhabende Bürger gab es genug. Nicht träumen, ermahnte er sich, weiter lächeln, auch wenn jetzt der Stadtkämmerer spricht. Was für ein Unsinn sondert der nun wieder ab! Er, Stübbe, hatte als Investor bei dem Stralsunder Loftprojekt jegliche Verantwortung getragen, da musste der Mann nicht salbadern, als hätte er seiner Privatschatulle Geld entnommen und gezahlt. Der lobte sogar das gelb gestrichene alte Fahrrad, das inzwischen als sogenannte Skulptur oder ,Kunst am Bau’ seitlich am Haus stand, wie unbeabsichtigt hingestellt aussah und doch fest gegen Diebstahl in einem Betonsockel verankert war. So hatte niemand für eine kleine Außergewöhnlichkeit zahlen müssen. Nur tat der Kämmerer so, als sei dies seine Idee gewesen, dabei stammte der Einfall von Rosa Pritzkoleit, seiner Empfangsdame und Sekretärin, einer Frau, die wusste, was sie wollte. Dass die Verwaltung auf ein Uraltfahrrad abfuhr … Lächeln. Stübbe hatte das Gefühl, als würden selbst die Ohren lächeln. Dafür bekamen seine Augen einen harten Glanz. Er fühlte das Vibrieren des Handys in seiner Hosentasche. Nicht jetzt! Schnell blickte er aufs Display. Pritzkoleit. Aha. Chef, Sie sollten so schnell wie möglich ins Büro kommen. Roland Stübbe aber wartete, bis andere ihm die Hand geschüttelt, er mit Anwesenden getrunken und geredet hatte. Dann schickte er Karsten Heinrich, seinem wichtigsten Mann in der Firma, eine Nachricht. *** Kurz vor zehn beobachtete Catrin Sommerblom mehrere Frauen, die in das Geschäftshaus am Alten Markt gingen. Die kommen bestimmt auch wegen der Stellenausschreibung. Ein paar Minuten lang wartete sie, blickte über den Platz, ob noch eine mögliche Bewerberin nachkam. Aber die Leute sahen durch ihre Freizeitkleidung eher nach Touristen aus. Ich will den Job haben!, beschwor sie sich. Ich muss wieder arbeiten. Im Treppenhaus holte sie tief Luft und versuchte so, ihre Nervosität zu unterdrücken. Im ersten Stock las sie an einer alten Tür mit geschwungenen Flügeln ,Stübbe & Heinrich’ auf dem Firmenschild, und öffnete sie. Hinter einem modernen halbrunden Tresen saß eine rothaarige, sommersprossige Frau und telefonierte anscheinend mit einem Handwerker. An den Wänden hingen Bilder von alten Seglern. Bis auf einen Katalog auf einem Glastisch wies nichts darauf hin, welche Tätigkeiten die Firma ,Stübbe & Heinrich’ ausübte. Von draußen waren Männerstimmen zu hören. Das Gespräch dauerte. Catrin blickte sich um und entdeckte hinter einer Glastür die Frauen, ging zu ihnen und setzte sich dazu. Keine sprach. Deshalb schaute sie aus dem Fenster am Ende des Zimmers und beobachtete, wie feiner Regen den Marktplatz in ein verschwommenes Grau tauchte. Sie fand, dass er mit den historischen Giebelhäusern und dem imposanten Rathaus wie ein Gemälde aus vergangenen Zeiten aussah, wenn sie von der zeitgemäßen Bestuhlung der Cafés und Restaurants absah. Heute wirkten die filigranen Schildgiebel an der attraktiven Schaufassade in dem grauen Licht beinahe drohend. Sie war nach Stralsund in eine Pension gezogen, obwohl die schon jetzt zu teuer für sie war. Alles hatte sie aufgegeben – aufgeben müssen, doch Catrin wollte jetzt nicht über die Gründe nachdenken. Das letzte Jahr war traurig und anstrengend gewesen. Diese Monate hatten sie innerlich von ihren Bekannten und Freunden entfernt. Sie wusste jetzt: Wenn die Seele krank war, wurde man aussortiert. Zum Beginn ihres neuen Lebens brauchte sie eine Aufgabe, und sie brauchte Geld. Dringend. Die Zeitungsberichte über die Investoren und Bauherren in der Stadt machten sie neugierig und Fotos, auf denen die Macher abgebildet waren, hatte sie ausgeschnitten. Das augenblickliche Ziel hieß, diesen mickrigen Job zu bekommen, der sie vielleicht so forderte, dass sie abends einschlafen konnte. Einschlafen und erst morgens aufwachen. Nicht in den Nachtstunden herumlaufen und sich von der Vergangenheit packen und überwältigen lassen. Hatte sie Angst? Ja. In diesen ersten Herbsttagen hatte sie sich in der Stadt umgesehen und mit jedem Tag wurde sie ihr vertrauter. Komisch, dass sie nie hierhergefahren war, obwohl sie nur wenige Kilometer entfernt gearbeitet hatte. Tief in ihr saß das Wissen, dass sie die Stadt bewusst gemieden hatte. *** „Was gibt’s so Dringendes?“, fragte Stübbe seine rechte Hand, die Sekretärin Rosa Pritzkoleit, als er das Vorzimmer zu seinen Büros betrat. „Sie hatten doch die Anzeige wegen der Hausmeisterin geschaltet! Nebenan möchten sich einige Damen vorstellen. Drei habe ich wieder weggeschickt, das war nix.“ Sie blickte ihren Chef mit großer Entschiedenheit an. „Außerdem haben sich Mieterinnen beschwert. Und wenn Sie Herrn Heinrich suchen, der ist auf der Baustelle.“ „Beschwert? Das war sicher Frau Steegdorn. Die hat wohl reichlich Zeit zum Meckern. Darüber sprechen wir später. Zunächst die Vorstellungen. Schicken Sie mir in zehn Minuten die erste Bewerberin.“ Er prüfte. Endlich saß die letzte Bewerberin vor ihm und reichte ihm ihre Unterlagen. „Sie scheinen sich nicht im Sekretariat angemeldet zu haben?“ „Nein. Dort war man beschäftigt.“ „Sie sind Catrin Sommerblom?“ Die Angesprochene nickte. Ihre Unterlagen schob er beiseite. Die interessierten ihn nicht. Ihn interessierten die Entschlossenheit, die diese Frau ausstrahlte und gleichzeitig ihre Unsicherheit, die sie zu verdecken suchte. Was verbarg sich hinter deren hoher Stirn in dem schmalen, feingeschnittenen Gesicht? Was ist an diesem...