Detering | Puppenmann - Weinbrenners zweiter Fall | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 250 Seiten

Reihe: Weinbrenner

Detering Puppenmann - Weinbrenners zweiter Fall


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95824-531-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 2, 250 Seiten

Reihe: Weinbrenner

ISBN: 978-3-95824-531-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Du sollst Dir kein Bildnis machen: Der Kriminalroman 'Puppenmann' von Monika Detering jetzt als eBook bei dotbooks. Eigentlich wollte die 65-jährige Eva-Maria Sauer nur ein paar Tage eine Bekannte besuchen. Doch nun ist sie spurlos verschwunden. Schnell gerät ihr Sohn ins Visier der Polizei: Der 'Puppenmann' ist ein Verdächtiger wie aus dem Bilderbuch - ungepflegt, menschenscheu und immer umgeben von den leblosen Figuren, die er in seiner Werkstatt zu Dutzenden anfertigt. Kommissar Weinbrenner glaubt nicht an eine einfache Erklärung. Er beginnt zu ermitteln und stößt auf ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit... Ein neuer Fall für den melancholischen Kommissar mit dem besonderen Gespür für die Abgründe des Lebens. Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Puppenmann' von Monika Detering. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Monika Detering wollte Schiffsjunge, Malerin oder Schriftstellerin werden. Als Puppenkünstlerin arbeitete sie u. a. in New York, Washington und Philadelphia, aber auch auf Langeoog, Juist und Spiekeroog. Jahre als freie Journalistin folgten. 1997 erschien ihr erster Roman, viele weitere folgten. Neben Romanen veröffentlichte sie Krimis, Kurzprosa und Sachbücher. Sie gewann zahlreiche Preise, u. a. mit der Kurzgeschichte »Herrin verbrannter Steine« den 1. Preis des großen Wettbewerbs für Frauen aus deutschsprachigen Ländern. Monika Detering ist Mitglied bei den 42erAutoren. Monika Detering veröffentlichte bei dotbooks die drei Fälle um Kommissar Weinbrenner - auch im Sammelband »Liebesopfer« erhältlich - und ihren Spannungsroman »Bernd, der Sarg und ich«. Auch bei dotbooks erscheinen ihre Romane »Heimweh nach dem Leben« - als Hörbuch bei Saga Egmont erhältlich -, »Als wir unterm Kirschbaum saßen« und »Das Versprechen eines Lebens«. Gemeinsam mit Horst-Dieter Radke veröffentlichte sie bei dotbooks »Ein Sommer auf Hiddensee« und »Ein Sommer auf der Sanddorninsel« sowie mit Silke Porath zusammen »Das Geheimnis der Inselfreundinnen«.
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2. Kapitel


Manchmal ahnte er sie vorher. Dinge, die passieren würden. Dinge, die er tun musste. Aber dieses Mal hatten ihm seine Nachtgedanken nichts Besonderes befohlen. Wieso meldet Mutter sich nicht? Wenn etwas passiert ist, ist es nicht meine Schuld. Welches Recht nimmt sie sich heraus, mich in Unruhe zu versetzen? Noch war er eher verblüfft als besorgt, genoss ein zwiespältiges Gefühl, das ihn an Befreiung erinnerte. Mutter hatte ihre Eigenarten. Sie mochte es nicht, wenn er ihr hinterher telefonierte. Das machte sie von sich aus. Er musste warten. So war es bisher immer gewesen.

In den ersten Tagen seines Alleinseins fuhr er täglich mit dem alten Renault aus Bielefeld heraus, ließ auf Landstraßen den Motor aufheulen und jagte singend durch die Kurven. Er freute sich, wenn jemand erschreckt zur Seite sprang, er freute sich noch mehr, wenn es eines dieser jungen Mädchen in engen Hüftjeans und bauchfreiem Top war. Dann bremste er schlitternd, guckte ungeniert, Männerblicke, die eine eben einfängt, wenn sie allein ist und halbnackt die Straße entlanggeht. Sie fordern es ja förmlich heraus, diese kleinen Luder, die unbekümmert daherschwänzeln und selbstzufrieden lächeln. Er sprach sie nicht an. Er ließ nur den Wagen so ganz langsam vorbeirollen. Er guckte genau, das Gesicht übersah er und schluckte an seiner Gier.

Timothius brannte vor Verlangen nach einem Frauenkörper, darüber vergaß er beinahe Mutter. Erst als dieser akute Hormonschub abebbte, wurde er wieder zum sorgenden, rücksichtsvollen, zum schüchternen Sohn und stellte erschrocken fest, dass schon über sechs Tage seit Mutters Abreise vergangen waren.

***

Am siebten Tag stand er zwischen tanzenden Sonnenflecken in ihrem Zimmer, und um ihn war sie, Mutter, sie schien da, war überall, vor und hinter und neben ihm. Ihr Gesicht tauchte auf, während sie ansonsten merkwürdig körperlos blieb, ihr Gesicht war an den Wänden, wuchs aus ihnen heraus, weinte und lachte in einem, er drehte sich weg, rannte aus dem Zimmer, die Treppen hinunter, aber sie war schon da und empfing ihn. Ihre Stimme begann, in seinem Kopf zu hämmern, wurde leiser und wieder lauter, Mutter war bei ihm, und entsetzt rief er sofort ihre beste Freundin an. Mitten in seine hastige und gleichzeitig stockende Frage knallte Lara Stöckers Stimme hart aus dem Hörer:

»Eva-Maria und ich wollten uns ein paar schöne Tage an der Nordsee gönnen. Das weißt du doch.«

Hoffnungsvoll bog sich sein herzförmiger Mund nach oben. »Schöne Tage, schöne Tage! Hol sie bitte ans Telefon! Sich einfach nicht zu melden.«

»Timmi! Deine Mutter will sicher auch mal allein sein. Ohne dich im Gepäck.« Lara lachte dröhnend, beruhigte sich und sagte: »Bist ja wohl alt genug. Mit über 40!«, seufzte dabei ungeduldig, als rede sie mit einem begriffsstutzigen Kind. »Vielleicht hatte sie ganz anderes vor und wollte es dir und auch mir nicht sagen. Zuzutrauen wäre es ihr schon.« Sie kicherte anzüglich. Timothius verdrehte die Augen. Was wusste die denn schon von Mutter und von ihrem gemeinsamen Leben, was denn? Timmi, äffte er lautlos nach. »Das verstehe ich jetzt aber nicht.«

Er wollte sagen, ich vermisse sie. Er wollte auch sagen, sie ist da und doch wieder nicht. Stattdessen schwieg er und ging mit dem Mobiltelefon am Ohr durch die Hintertür in den Garten. Eine gestreifte Katze saß neben der Vogeltränke und beobachtete ihn wissend.

»Ihr wird schon nichts passiert sein«, beruhigte Lara. »Erinnere dich doch mal an ihre Venedigreise, da hat sie dich auch erst nach vier Tagen angerufen.«

Timothius Stimme bekam einen schrillen Klang.

»Mutter meldet sich immer bei mir, wenn sie verreist. Immer!« Er trat nach der Katze, starrte sie an, als könne er damit die Verschwundene zurückholen. »Wo soll sie denn sonst als bei dir sein?«

»Mein Herzliebster fährt gerade mit seinem Moped vor. Wieso sie nicht in Esens angekommen ist ... Ich weiß es nicht. Wird sie sich schon was bei gedacht haben. Keine Sorge, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie entführt wurde. Warst du schon bei der Polizei? Melde dich, wenn sie anruft oder eine Karte schickt.« Lara verschwieg, dass auch sie sich Sorgen um ihre Freundin machte.

In einem grässlich ruhigen Ton legte sie auf. Timothius dachte, Lara nimmt mich nicht ernst. Dafür immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Nur Motorräder und Männer im verkalkten Hirn. Er war gekränkt. Es hatte ihn auch gekränkt, als Mutter ihm ihre Pläne mitteilte, dass sie in dieses Kaff an der Nordsee fahren wollte. Ohne ihn. Er ging in die Küche, zog ihr Notizbuch aus einer Schublade hervor, blätterte und tippte eine Nummer ein. »Tante Grete, ist Mutter bei euch? Hat sie angerufen?«

»Datt Frieeedchen?«

Er stellte sich bei dem lang gezogenen ›Frieeedchen‹ Gretes Zähne vor. Die fletschte sie beim Sprechen bis zum Zahnfleisch.

»Die ruft mich doch nicht an. Nicht mal zu Hans seinem Geburtstag. Das hat die Dame nicht nötig. Seitdem sie Schauspielern die Kleider am Hintern enger nähte, ist sie wohl was Besseres.«

Er biss sich auf die Lippen. »Nicht bei euch?« Ehe Mutters Schwester antwortete, dauerte es immer etwas.

»Nein. Wir sind ihr zu alt. Zu spießig. Dabei bin ich nur fünf Jahre älter. Friedchen ist doch auch in Rente. Kannst ihr sagen, dass sie noch eine Schwester und einen Schwager hat. Bei uns ist sie nicht. Einen schönen Tag noch, ich muss mit dem Hund raus.«

Danach rief er alle anderen an, deren Adressen Mutter notiert hatte. Aber so bedeutend war die geplante Reise nach Esens nicht gewesen. Es stellte sich heraus, dass nur Lara und er von ihrem Vorhaben wussten.

Nach zwei Wochen gab er im Bielefelder Polizeipräsidium eine Vermisstenanzeige auf. »Meine Mutter wollte am ersten Juni nach Esens und ist dort anscheinend nie angekommen.« Er konnte den Satz kaum aussprechen, so brüchig klang seine Stimme.

Kommissar Morek, 48, von behäbigem Äußeren, mit großen Ohren und kurzgeschnittenen Haaren, beobachtete Timothius, der das dunkle Büro mit den hellen Möbeln neugierig betrachtete, dann seine wohlgeformten Hände auf die Schreibtischplatte legte und mit den Fingern trommelte. Morek las die Personalien der Eva-Maria Sauer durch, überlegte dabei, diesen schwammigen Mann mit den feuchten, auffallend roten Lippen und dem bittenden Blick heute noch nicht zu fragen, warum er erst jetzt mit der Anzeige kam. Er hatte Vorbehalte gegen Söhne, die mit 40 immer noch bei ihren Müttern lebten. Und sich nicht erinnern können, was die Mutter am Abreisetag gesagt, wie sie auf ihn gewirkt hatte. Das glaube ich nicht. Morek sah auch, wie dicke Schweißtropfen von Timothius‹ Stirn in die Augen flossen. Es sah aus wie ein Weinen. Die Brille beschlug, aber er nahm sie nicht ab und putzte sie nicht. Er sagte nur: »Sie werden sie doch finden?« Morek nahm sich vor, seinen Freund und Kollegen Viktor Weinbrenner auf diesen Mann anzusetzen. Ein Gespräch in der häuslichen Umgebung konnte aufschlussreich sein, und auch Erkundigungen in der Nachbarschaft brachten Erstaunliches zutage. Es schien, als wäre unter der kindlich wirkenden Verlorenheit etwas ganz anderes verborgen. Vielleicht wollte die Vermisste einfach allein sein. Aber das war nach seiner Erfahrung eher unwahrscheinlich. Wenn eine Person über zwei Wochen nirgends ankam, nirgends gesehen wurde, sich nicht meldete, da war in vielen Fällen Schwerwiegendes geschehen.

***

In der verwilderten Ecke des Gartens, da, wo der Zaun den Wald berührte, sammelte Timothius Nacktschnecken ein, die prozessionsartig auf das Gewächshaus zusteuerten. »Sieht ja wie ein Trauerzug aus! Passt auf, sonst koche ich euch.« Angewidert betrachtete er die Schleimspuren, guckte die Tiere durch das Glas an, in das er sie hineingesetzt hatte. Er schraubte das Weckglas mit einem Deckel zu und warf es in die Mülltonne. Dabei hörte er Schritte. Als er sich umdrehte, sah er einen Mann, groß, schlank, um die 50. Dieser betrachtete den Schaukasten, der auf dem Rasen vor dem Haus stand. Eine Marionette mit bunten Federn und blau und grün gefärbter Haarmähne sah aus leeren Augenhöhlen starr geradeaus und lächelte lieblich. Ein Schild gab Auskunft: ›Marionetten und Porträts. Timothius Sauer.‹

»Hallo? Möchten Sie zu mir?«

Der Mann drehte sich um und kam näher. »Sehr eindrucksvoll!« sagte er, zeigte auf die Figur und fragte in formellem Ton: »Herr Sauer?«

Timothius nickte.

»Viktor Weinbrenner. Kripo Bielefeld. Wir kennen uns noch nicht. Sie hatten eine Vermisstenmeldung aufgegeben.« Er zog seinen Ausweis aus seiner Jackentasche hervor. Timothius betrachtete den Polizisten langsam und ausgiebig, eben, wie er manche Menschen ansah, in seinem Gedächtnis speicherte, für neue Figuren an Fäden.

»Im Garten waren jede Menge Nacktschnecken«, sagte Timothius. Was will der Polizist von mir? Vor der Polizei muss man sich schützen, dann, wenn sie zu einem kommen. »Ich musste die Viecher einsammeln, sonst rutsche ich aus. Haben Sie meine Mutter gefunden?« Sein Ton war angespannt.

»Können wir vielleicht reingehen, da kann man sich besser unterhalten. Ohne Nachbarn«, sagte Weinbrenner und lächelte ihn aufmunternd an. Inzwischen stand eine dicke kleine Frau vor dem Gartenzaun und musterte die Männer.

Timothius bewegte sich schnell und geschmeidig zum Haus, öffnete übertrieben weit die Tür und bat den Kommissar herein. Weinbrenner sah fantastisch anmutende Marionetten im Flur hängen, schlenderte in die Küche, wo Timothius begann,...


Detering, Monika
Monika Detering wollte Schiffsjunge, Malerin oder Schriftstellerin werden. Die letzteren Wünsche waren den Eltern zu unseriös (vom ersten ahnte niemand etwas).
Sie arbeitete viele Jahre als Puppenkünstlerin mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland (z.B. Washington, Philadelphia und New York). Durch weitere lange Aufenthalte an der Nordsee ist das Meer ihr Sehnsuchtsort geworden. Sie war als freie Journalistin tätig und entschied sich später ganz für das belletristische Schreiben.
Die Autorin ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter.
Monika Detering ist Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“ und den „42erAutoren“.

Monika Detering veröffentlicht bei dotbooks auch die anderen Romane der Weinbrenner-Trilogie „Puppenmann“ und „Liebeskind“ sowie auch die eBooks:
„Bernd, der Sarg und ich“
„Venusbrüstchen“

Die Website der Autorin: www.monika-detering.de
Die Autorin im Internet: www.facebook.com/monika.detering, http://schreibhaus.blogspot.de/, http://langeooger-liebestoeter.blogspot.de/



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