E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Dettling Eine bessere Zukunft ist möglich
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-641-27991-2
Verlag: Kösel
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ideen für die Welt von morgen
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-641-27991-2
Verlag: Kösel
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Haben Sie sich schon einmal Sorgen um unsere Zukunft gemacht? Damit sind Sie nicht allein, denn wir Deutschen zählen zu den unumstrittenen Weltmeistern im Zukunftspessimismus. Dabei zeigen Studien: Unsere Welt wird in Wirklichkeit immer besser!
Auf dieses positive Bild wettet Zukunftsforscher Daniel Dettling in seinem neuesten Buch. Anhand der größten Herausforderungen unserer Zeit, wie der Überalterung der Gesellschaft, Migration und Armut, Klimawandel und Demokratieverfall, zeigt er, welche Chancen für eine bessere Zukunft sich schon heute in unserem Alltag eröffnen – und was wir tun müssen, um sie nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.
Denn was uns heute noch als Krise erscheint, ist vielleicht schon bald der erste Schritt in das beste Morgen, das wir uns vorstellen können. Daniel Dettling lädt Sie ein, sich mit auf den Weg zu machen und zeigt: Eine bessere Zukunft ist möglich!
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Einleitung:
Früher war alles schlechter!
Wir leben in der besten aller möglichen Welten.
Gottfried Wilhelm Leibniz, politischer Berater der frühen Aufklärung
Wer in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgewachsen ist wie ich, müsste heute als 40- oder 50-Jähriger längst tot sein. Nukleares Wettrüsten, Waldsterben, Tschernobyl, AIDS – die Prognosen für das 21. Jahrhundert ließen nur das Allerschlimmste zu. Es sei unverantwortlich, in diese Welt noch Kinder zu setzen, hörte diese Generation damals von Lehrern, Politikern und den eigenen Eltern. Die Geburtenrate sank danach tatsächlich, die große Katastrophe blieb jedoch aus. Umfragen und Studien kommen heute zu einem erstaunlichen Ergebnis: Die allermeisten Deutschen sehen ihr eigenes Leben als gut und bezeichnen sich selbst als glücklich, für die generelle und gemeinsame Zukunft sehen sie dagegen schwarz. Die Vision des technologischen Fortschritts steht heute nicht mehr für sozialen Aufstieg und eine bessere Welt. Stattdessen dominiert die Angst vor der Zukunft. Oder glauben Sie, dass Roboter und Maschinen unser Leben bereichern und zu besseren Jobs führen? Glauben Sie, dass die Umwelt nicht mehr stärker verschmutzt und die weltweite Armut abnimmt? Oder dass die Demokratie im Kampf gegen globale Krisen wie Pandemien bestehen wird? Dann wird Sie dieses Buch überraschen!
Der »Immerschlimmerismus« ist die größte Gefahr unserer Zeit
Warum wir glauben, dass die Welt immer schlechter wird? Woher kommt dieses Denkmuster, das der Zukunftsforscher Matthias Horx als »Immerschlimmerismus« bezeichnet und wer profitiert davon? Für die große Mehrheit von uns ist die Zukunft schwer vorstell- und greifbar. Viele Herausforderungen, die wir als Bedrohungen wahrnehmen, sind räumlich und zeitlich weit weg: Klimawandel, Hunger, Kriege. Sie erscheinen uns so fern, dass es uns schwerfällt, uns überhaupt mit ihnen auseinanderzusetzen. Sozialpsychologen haben dafür den Begriff der »psychologischen Distanz« erfunden.
Zukunft ist also Kopfsache: unsere Bilder von der Zukunft entstehen im Gehirn und das reagiert in erster Linie auf Gefahren, auf Terror, Kriege und Katastrophen. Das menschliche Gehirn ist das Produkt von Millionen Jahren Evolution. Es besteht aus zwei Teilen, einem Vernunftgehirn (dem »präfrontalen Cortex«) und einem Angstgehirn (der sogenannten »Amygdala«): Wenn wir uns bedroht fühlen, gewinnt meist der Teil, in dem unsere Urangst sitzt: der primitivere Teil des Hirns, welcher mit Statistiken und Wahrscheinlichkeiten nichts anfangen kann und ungefähr auf der Stufe eines Huhns liegt. Auf rationale Argumente reagiert es nicht. Wer Flugangst hat, dem hilft das Wissen wenig, dass ein Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel ist. Wenn bei einem Attentat zehn Deutsche pro Jahr sterben, hilft es nichts zu wissen, dass pro Jahr mehr als 9.000 Menschen durch Unfälle im eigenen Haushalt ums Leben kommen. Das Vernunftgehirn befindet sich mit dem Angstgehirn in einem ständigen Kampf.
Richtig ist aber auch: Ohne ihre Urangst wäre die Menschheit wohl längst ausgestorben. Es waren ihre Instinkte, die unseren Vorfahren halfen, in kleinen, überschaubaren Gruppen als Jäger und Sammler zu überleben. Ohne lange nachzudenken, konnten die damaligen Menschen zu schnellen Entschlüssen kommen. Das half ihnen, sich vor unmittelbaren Gefahren zu schützen. Heute leben wir zwar in einer völlig anderen Welt, doch statt von Daten und Reflexion, lassen wir uns auch weiterhin von Dramen und Instinkten leiten.
Gute Nachrichten und Informationen haben es also schwer. »Only bad news is good news«: diesen Leitsatz kennen viele Journalisten und überhäufen uns mit negativen Botschaften. Wer von der Welle des Alarmismus profitiert, sind insbesondere Populisten, Verschwörungstheoretiker und alle Zukunftsparanoiker. Heute glauben nur wenige Europäerinnen und Europäer und noch weniger US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner, dass die Zukunft eine bessere Version der Gegenwart ist. Für den Bioethiker Giovanni Maio ist Hoffnung der zentrale Antrieb zur Gestaltung der Zukunft. Eine Gesellschaft mit einem Gefühl der Zukunftslosigkeit verliert die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Populisten haben dann leichtes Spiel und machen aus individueller Ohnmacht kollektive Machtfantasien.
Und wir alle leiden unter den falschen Zukunftsbildern. Wir können uns Zukunft, wenn überhaupt, nur linear vorstellen. Unser Irrtum ist, nur geradeaus zu denken. Es kann, glauben wir, nur ein Aufwärts oder Abwärts geben. Dabei sind die Welt und unsere Vorstellung von ihr einem Wandel unterworfen. Linearismus und Immerschlimmerismus bedingen sich. Wir trauen unserem Denken nur eine Logik in Kurven und Linien zu. Wie die Kaninchen auf die Schlange starren wir auf eine Zukunft, wie wir sie und nicht wie sie .
Es geht uns immer besser
Dabei geht es der Menschheit besser als je zuvor. Lebenserwartung, Bildung und Gesundheit – die Indikatoren des menschlichen Fortschritts haben sich global enorm verbessert. Noch nie in der Geschichte haben die Menschen mehr Zeit, mehr Bildung, eine bessere Gesundheit und höhere Einkommen gehabt. Weltweit hat sich der Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen in den letzten 20 Jahren mehr als halbiert. Fast 90 Prozent der Menschen haben Zugang zu Bildung und können lesen und schreiben. Die Mehrheit lebt heute in einer freien Demokratie mit geschützten Rechten. Selbst Terrorismus, Naturkatastrophen und Kriminalität gehen zurück. Der globale Wohlstand und damit die Chancen für immer mehr Menschen wachsen. In Afrika ist die Lebenserwartung seit 1950 von 37 Jahren auf heute 65 Jahre bei den Frauen gestiegen. Bis 2050 wird sie sich der europäischen Lebenserwartung angeglichen haben. Für die zweite Hälfte des Jahrhunderts wird der Höhepunkt des Bevölkerungswachstums erwartet. Danach wächst die Weltbevölkerung nicht mehr, sondern sie sinkt. »Überbevölkerung« ist ein aussterbender Begriff, der uns keine Angst mehr machen muss. Der Grund für diese Entwicklung ist, dass immer mehr Frauen Zugang zu Bildung haben und ihren Lebensunterhalt eigenständig bestreiten können.
Auch uns Deutschen geht es immer besser. Die Lebenserwartung ist in den letzten 70 Jahren bei Frauen um 15 Jahre und bei Männern um 14 Jahre gestiegen. Viele Krankheiten sind ausgerottet oder heilbar. Die Pocken gelten als vollständig ausgerottet und selbst HIV oder Krebs sind heute besser behandelbar als je zuvor. Immer mehr Menschen gehen einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nach. Der Wohnraum pro Kopf hat sich in den letzten 60 Jahren verdoppelt (von 22 auf 46 Quadratmeter). Sogar der Wald wächst. Seit Jahrhunderten steht nicht so viel Holz in deutschen Wäldern wie heute. Deutschland ist heute sogar das holzreichste Land in Europa.
Wahrnehmung, Wunsch und Wirklichkeit liegen weit auseinander
Die Kluft zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit ist enorm. Beispiele hierfür gibt es viele. Die große Mehrheit sieht künftige Generationen und Menschen in Entwicklungsländern bedroht. Nur wenige glauben aber, persönlich von den steigenden Temperaturen betroffen zu sein. Trotz Populismus, Ausländerfeindlichkeit und der verbreiteten Meinung, die Situation habe sich dramatisch verschlechtert, ist die Integration heute so gut wie noch nie. Migranten verfügen über bessere Sprachkenntnisse, die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist viel besser als früher. Auch in Medien und Parteien sind Deutsche mit Migrationsgeschichte heute sichtbar vertreten, auch wenn es hier noch deutlich Luft nach oben gibt. Alles in allem gilt aber: Integration gelingt immer besser. Gerade, weil weltweit vieles besser wird, wächst die Zuwanderung nach Europa und Deutschland. Afrika ist längst kein reiner Elendskontinent mehr, sondern ein Kontinent der Zukunft. Immer mehr Menschen dort können sich eine Reise zu uns leisten und wollen in Europa arbeiten. Obwohl wir glauben, dass es immer mehr Menschen in die großen Städte zieht, würden zwei Drittel der Deutschen lieber auf dem Land oder in einer Klein- und Mittelstadt wohnen. Dort sind die Mieten niedriger, die Luft ist besser und die Bürger sind sozial vernetzter und engagierter. Noch nie gab es eine Generation 60 plus, der es wirtschaftlich und gesundheitlich so gut ging. In der Öffentlichkeit überwiegen hingegen Begriffe wie »Überalterung« oder »Altersarmut«. Entgegen der Prognose, dass die Deutschen immer weniger werden und sich »abschaffen«, wächst die Bevölkerung. Noch nie war Deutschland mit fast 83 Millionen Einwohnern bevölkerungsreicher als heute, nicht einmal im Kaiserreich oder in der Nazizeit. Die Angst vor zunehmender Gewalt gehört zu den meistgenannten Sorgen der Bürger. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, selbst Opfer einer Gewalttat zu werden so gering wie seit Jahren nicht. Oder Den neuen Bundesländern geht es wirtschaftlich immer besser. Die Zahl der Zuzüge aus dem Westen in den Osten Deutschlands war zuletzt stärker als umgekehrt, auch weil viele Menschen wieder in die alte Heimat zurückkehren oder im Osten bessere, weil kleinere Hochschulen vorfinden.
Die Trends und Zahlen zeigen: Wahrnehmung, Wunsch und Wirklichkeit liegen weit auseinander. Obwohl wir immer mehr wissen, entspricht unser eigenes Erleben selten der Realität. Der globale »Ignoranz-Test« der Gapminder-Stiftung hat vor wenigen Jahren nachgewiesen, dass die große Mehrheit der Menschen etliche globale Fortschritte bei der Reduzierung von...