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E-Book

E-Book, Deutsch, 324 Seiten

DeWinter Albenherz


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96089-231-1
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 324 Seiten

ISBN: 978-3-96089-231-1
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach einem Schiffbruch im letzten Herbst erinnert sich Cassius weder an seinen richtigen Namen noch an seine Herkunft. Trotzdem schlägt er sich erfolgreich als Gladiator durch und genießt sein neues Leben. Doch dann entkommt er nur knapp einem Mordversuch durch eine Zauberin. Der ebenso geheimnisvolle wie attraktive Magier Marron beschützt ihn. Da Cassius sich in seinem früheren Leben Feinde gemacht hat, bietet ihm Marron ein Geschäft an: Er wird dafür sorgen, dass Cassius sein Gedächtnis wiedererlangt. Im Gegenzug soll dieser Marron helfen, dessen Mutter zu befreien, die als politische Geisel festgehalten wird - und an deren Entführung Cassius angeblich beteiligt war. Halb aus schlechtem Gewissen, halb aus Begehren stimmt er zu.

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Cassius lag im Sand, spürte die Klinge seines Gegners im Nacken und bereute, heute Morgen aufgestanden zu sein. Vom Rand des Übungsplatzes hallte der Applaus von etwa zwei Dutzend Leuten herüber.

Die Niederlage, die ihm sein Kollege gerade zugefügt hatte, war ein gefundenes Fressen für die Buchmacher, zumal Cassius nicht einmal mit seinem links geführten Schwert den Hauch einer Chance gehabt hatte. Falls er übermorgen den Kampf in der Arena entgegen der Wetten gewann, könnte sich das hier als eine nette Einkommensquelle erweisen.

Allerdings … die Spätsommerluft brannte wie Feuer in seinen Lungen, er schwitzte wie ein Minensklave und sehnte sich nach seinem Bett, obwohl er erst vor zwei Stunden unter den Laken hervorgekrochen war. Eher unwahrscheinlich, dass er bis dahin die letzten Reste seiner Gelbsucht loswurde.

Die Lemures sollten alle glutäugigen Seemänner in der Luft zerreißen und den nichtsnutzigen Heiler am Hafen gleich mit. Wozu bezahlte der Fürst denn diese Leute, wenn sie nicht mal eine verfluchte Hepatitis fanden, die irgendwelche Ausländer einschleppten?

„Cassius!“, brüllte der Lanista. „Beweg endlich deinen selbstmitleidigen Arsch vom Platz!“

Verglichen mit den Verwünschungen, die er in den letzten zwei Wochen benutzt hatte, um seiner Enttäuschung Luft zu machen, war Cassius’ Arbeitgeber heute recht höflich. Besser, ihn nicht weiter zu reizen.

Also stemmte Cassius sich hoch, sammelte das Langschwert ein und schleppte sich zur Absperrung, wo sein Gegner schon lehnte und irgendetwas mit einer der Buchmacherinnen flüsterte.

Die Suche nach einem freundlichen oder wenigstens mitfühlenden Gesicht erwies sich als unnütz – offenbar herrschte die Meinung vor, dass er selbst schuld an dieser Schmach war.

Gesenkten Blickes schlurfte er an dem Holzgeländer entlang, das den Übungsplatz begrenzte. Nur sein Stolz verhinderte, dass er sich daran festhielt.

Auf halbem Weg zum Ausgang griff eine zarte Hand nach seinem Unterarm. Sie gehörte zu einer äußerst kurvenreichen Frau, die ein Kleid aus zwei so transparenten Lagen grünen Stoffes trug, dass ihre dunklere Brustbinde durchschien. Ihre schwarzen Locken fielen trotz des warmem Wetters ungebändigt über ihre Schultern, ein schwerer Blütenduft umwaberte sie.

„Verzeihung.“ Sie verzog die vollen Lippen zu einem Lächeln. „Cassius? Ich bin Eusebia Iobanidis.“

„Und?“ Wer auch immer diesem Sklavenkind aus Iobaneh einen göttergefälligen Lebenswandel gewünscht hatte – das Kleid bewies, dass sie ihrem Vornamen zum Trotz alles andere als maßzuhalten gedachte.

„Ich hätte etwas Geschäftliches zu besprechen.“

Er hob die Brauen.

„Gehen wir ein Stück?“

Obwohl er keine Lust auf Geschäftliches hatte, nickte Cassius, denn in seiner Lage würde es seinem Ruf nützen, wenn er in Gegenwart einer schönen Frau gesehen würde. Er duckte sich unter der Latte hindurch und fing dabei den Blick des Schmieds ein. Alea Sidero grinste schief, als durchschaute er Cassius’ Beweggründe und wäre nicht einverstanden mit dem Versteckspiel.

Eusebia folgte Cassius zu seinem Bündel, das er an einem der wenigen schattigen Plätze lagerte. Während sie mit verschränkten Armen und beeindruckendem Schmollmund wartete, wühlte er seine Wasserflasche heraus und trank in kleinen Schlucken.

„Worum geht es?“, fragte er, sobald er sich nicht mehr ganz so ausgetrocknet fühlte.

„Ich komme im Auftrag der Lanista der Goldenen Gladiatorenkaserne in Aquilium.“

Oha. Die Leiterin einer der berühmtesten Truppen in ganz Centerre war auf ihn aufmerksam geworden? In der ehemaligen Hauptstadt gab es noch drei Kasernen – Gold, Silber und Schwarz. Äußerst renommiert. Außerdem lebten in Aquilium-Stadt angeblich dreihunderttausend Menschen – fast so viele wie auf der ganzen Insel hier. Dementsprechend waren die Wetteinsätze höher.

„Ihr wollt mich abwerben?“

Mit einer Geste bestätigte sie, dass er richtig geraten hatte. „Wie oft habt Ihr hier auf Purpurea Gelegenheit, Euch mit Kämpfern zu messen, die nicht von der Insel stammen? Zwei, drei Mal im Jahr?“

Er brummte unverbindlich. Die Truppe aus der Serentà war seit dem Frühjahr angekündigt, davor hatten sich zwei Haufen vom südlichen Festland blicken lassen.

„Sobald Euch die frischen Gegner ausgehen, schrumpfen die Einnahmen“, erklärte sie das Offensichtliche. „Meine Lanista würde Euch garantieren, dass Ihr mindestens vier Mal im Jahr auswärts kämpfen könnt. Sie wäre bereit, Euch hier auszulösen …“

„Ich denke darüber nach.“ Eine Lüge, um das Gespräch zu vertagen. Cassius würde in seinem Leben nie mehr einen Fuß auf ein Boot, Schiff oder sonstiges Wasserfahrzeug setzen.

Eusebia sah ihn schief an. „Das heißt, dass ich mit Eurem Lanista sprechen darf?“

„Fragt mich nach den Terminalia“, sagte er. „Ich muss mich auf meinen Kampf vorbereiten. Ich habe jetzt keine Zeit, mich um so etwas zu kümmern.“

„Selbstverständlich.“

„Auf Wiedersehen“, fügte er hinzu, da sie keine Anstalten machte, sich zu entfernen.

Ihre Brauen schossen nach oben. Offenbar war sie nicht gewohnt, dass Männer auf die Aussicht verzichten wollten, die sie bot.

Hätte er ihr mehr schmeicheln sollen? Obwohl sie nicht hässlich war und er Gerüchte über eine mögliche Abwerbung gut brauchen konnte, wollte er sie unter keinen Umständen auf ein Geschäft hoffen lassen.

Weil sie sich immer noch nicht rührte, wischte er das Schwert mit einem ölgetränkten Lappen ab, bevor er es zurück in die Scheide beförderte. Alea hatte genug Zauber an beidem gewirkt, um es gegen fast jeden unerwünschten Zugriff zu schützen, deshalb konnte es an der Wand lehnen bleiben, während Cassius diesem aufdringlichen Wesen auswich.

Der Schmied würde ihn retten, obwohl er sich gerade mit einem anderen jungen Mann unterhielt: mittelgroß, schmal, mit raspelkurzen, braunen Haaren und Augen, die im Gegenlicht golden schimmerten. Ziemlich genau Cassius’ Beuteschema, auch wenn der Fremde seine Figur unter loser Kleidung nach nordischer Art verbarg.

Leider – oder glücklicherweise – verabschiedete der sich schon wieder. Er drückte Aleas Unterarm, eine seltsam vertrauliche Geste für den Schmied. Die beiden gäben ein hübsches Paar aus einem guten und einem bösen Geist ab. Einer größer und zerbrechlich scheinend, passend dazu eine Aura, die unwirklich lichtgrau schimmerte, der andere kurz und muskulös, unter dessen Oberfläche die Magie brodelte wie das rachsüchtige Herz eines Vulkans.

Der Fremde schenkte Cassius ein strahlendes Lächeln.

Es erwischte ihn wie ein Schlag vor das Brustbein. Der andere war bei Licht noch schöner als …

Cassius blieb stehen. Schöner als was? Wer? Dieses Gesicht kam ihm bekannt vor, obwohl er es noch nie zuvor gesehen hatte. Andererseits – seine Erinnerung reichte gerade einmal elf Monate zurück, insofern musste er mit derlei Behauptungen vorsichtig sein.

Trotzdem. Ein seltsamer Sog ging von dem Fremden aus, der die Daumen in seinen Gürtel hakte und davonschlenderte. Um den Schaulustigen nicht zu viel Grund zu Lästereien zu bieten, zwang Cassius sich, den Blick abzuwenden, und suchte nach Alea.

„Du hast auch nichts dazugelernt“, bemerkte der aus zwei Schritt Entfernung. Hatte sich angeschlichen, wie so oft.

„Nicht jeder von uns kann oder will so langweilig wie du sein.“ Der Schmied war verheiratet, im Alter von zwanzig, wenn andere gerade einmal anfingen, sich auszutoben. Cassius hatte geschätzte zehn Jahre mehr auf dem Buckel und allein die Vorstellung verursachte Fluchtgedanken. Auswärtige hielten Alea gelegentlich für Cassius’ jüngeren, zu klein geratenen Bruder, aber außer einer Schwäche für Klingen und Männer hatten sie nichts gemeinsam.

Eins jedoch musste er Alea und seinem Tankred lassen: Die beiden waren das einzige verheiratete Paar aus zwei Männern auf dieser Insel und wahrscheinlich sogar in ganz Centerre. Ein „Ihr könnt uns mal“ an alle, die für sie nur Beleidigungen übrig hatten.

„Wenn du mit Marron anbandelst, ist dir ein unangenehmes Gegenteil von Langeweile sicher“, sagte Alea, anstatt wie üblich die Vorzüge des Erwachsenseins zu betonen. „Er hat versucht, mich über dich auszufragen. Wo du wohnst, ob du dich mittlerweile an deine Vergangenheit erinnerst. Das verheißt Ärger.“

Trotz des mahnenden Tonfalls bekam Cassius bei dieser Drohung keine Gänsehaut. „Ich hätte lieber mit ihm Ärger als mit dieser Schmeißfliege da.“ Er nickte in Richtung von Eusebia, die nunmehr neben dem Lanista an der Absperrung lehnte.

„Ja?“

„Eine Eusebia aus Aquilium, von den Goldenen. Soll mich abwerben.“

Alea zuckte mit der Nase. „Die hatte noch nie in ihrem Leben eine Waffe in der Hand. Wenn überhaupt, ist diese Honigfliegenfalle auf Giftmorde spezialisiert.“

„Vielleicht die Geliebte der Lanista dort.“

„Gehört es zum guten Ton, einen Gladiator direkt nach einem Kampf wegen so einer Sache anzusprechen? Es sei denn, man reicht ihm Wasser und ein Handtuch.“

„Hmm.“ Ja, das war reichlich merkwürdig. Aber zurück zu dem Fremden. „Woher weiß dein Bekannter,...



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