E-Book, Deutsch, 0 Seiten
Dillard Star Trek: Blutdurst
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11480-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 0 Seiten
ISBN: 978-3-641-11480-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Planet Tanis ist in den Sternkarten als unbewohnte Welt verzeichnet. Doch in einem unterirdischen Laboratorium werden geheime Forschungen von Wissenschaftlern der Sternenflotte durchgeführt. Als die Enterprise einen Notruf von Tanis erhält, kommt jede Hilfe zu spät: Zwei der drei Wissenschaftler sind tot, der Mikrobiologe Dr. Adams ist von einer lebensbedrohlichen Infektion gezeichnet. Auch wenn das Sternenflotten-Kommando jede Beteiligung leugnet - Captain Kirk und seine Offiziere sind sich sicher: Auf Tanis wurden verbotene biologische Waffen entwickelt. Das für militärische Zwecke gezüchtete Virus ist außer Kontrolle und bedroht nun auch die Enterprise-Crew. Kirk will, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen sind. Ist er einer Verschwörung in den höchsten Kreisen auf der Spur?
Die Autorin schrieb mehrere sehr erfolgreiche STAR TREK-Romane, darunter 'Die verlorenen Jahre' und die Romanfassungen der beiden Kinofilme 'Star Trek V - Am Rande des Universums' und 'Star Trek VI - Das unentdeckte Land', sowie die Romanfassung des Pilotfilms 'Der Botschafter' von DEEP SPACE NINE. Sie lebt mit ihrem Mann in einer kalifornischen Kleinstadt.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Leonard McCoy verabscheute moderne Technik und war davon überzeugt, dass sie ihn eines Tages umbringen würde. Als ihn der Transporterstrahl fast einen Kilometer unter der Oberfläche des Planeten rematerialisieren ließ, in völliger Dunkelheit, erstarrte er und glaubte seine Befürchtungen auf schreckliche Weise bestätigt.
»Allmächtiger Gott!« McCoy streckte den Arm aus und sah nur mattes energetisches Schimmern an den Händen. Er bewegte sie, ohne etwas anzurühren. »Sind Sie noch da, Stanger?«
»Ja, Doktor.« Der sanfte Tenor ertönte einige Meter weiter rechts. »Keine Sorge, das haben wir gleich …« Einen Sekundenbruchteil später schnitt ein Lichtstrahl durch die Finsternis, und dahinter bemerkte McCoy das braune Gesicht des Sicherheitswächters. Stanger trug ebenfalls einen Individualschild.
Leonard tastete nach seinem Kommunikator und klappte ihn verärgert auf. »McCoy an Enterprise.« Er musste lauter sprechen, um sicher zu sein, dass man ihn verstand. Das Kraftfeld dämpfte die Stimme, verlieh ihr einen nasalen Klang. »Zum Teufel auch, Jim, wie sollen wir hier unten im Dunkeln zurechtkommen?«
Eine kurze Pause schloss sich an, und der Arzt stellte sich vor, wie es in Kirks Mundwinkeln zuckte. Doch die Stimme des Captains brachte nur neutralen Ernst zum Ausdruck. »Soll das heißen, niemand von euch hat daran gedacht, eine Lampe mitzunehmen?«
»Ich habe eine dabei, Sir«, antwortete Stanger – etwas zu eifrig, fand McCoy. Er runzelte die Stirn, bevor er erneut in den Kommunikator sprach.
»Darum geht's gar nicht, Jim. Ich wollte nur darauf hinweisen …«
»Ich weiß«, sagte Kirk. Diesmal offenbarte sich das Lächeln auch in der Stimme. »Und ich nehme deine Beschwerde zur Kenntnis. Beim nächsten Mal geben wir dir rechtzeitig Bescheid.«
»Danke«, brummte McCoy sarkastisch.
»Ist sonst alles in Ordnung?«
»Woher soll ich das wissen?«, entgegnete McCoy. »Wir sind gerade erst eingetroffen. Ich melde mich, wenn wir etwas entdecken.«
Stanger war bereits an die nächste Wand herangetreten und prüfte die Beleuchtungskontrollen. Dünne Falten bildeten sich in seiner Stirn. »Keine Energie. Seltsam. Die anderen Systeme scheinen zu funktionieren.«
McCoy nickte. »Wo sind wir hier eigentlich?«
Stanger drehte sich um, hielt den kleinen Scheinwerfer in Hüfthöhe. »Scheint eine Art Laboratorium zu sein …«
Der Lichtkegel glitt über Arbeitsplatten aus Onyx und komplexe Anordnungen aus Petrischalen und Phiolen – alles befand sich in einem großen fünfeckigen Kristall. Am Zugang dieses Pentagons glitzerte ein Kraftfeld, vergleichbar mit den Individualschilden, die McCoy und Stanger trugen. Als sich die beiden Männer näherten, reflektierte der Kristall das Licht. »Sieht nach einem medizinischen Labor aus«, meinte der Sicherheitswächter.
»Eine ›heiße‹ Kammer«, murmelte McCoy mehr zu sich selbst.
Stanger musterte ihn verwirrt. »Eine was?«
»Die Abschirmungen deuten auf ein pathologisches Laboratorium hin. Ein isolierter Raum für die Behandlung gefährlicher Infektionskrankheiten. Erinnert mich an die Anlage in Atlanta. Sonderbar, dass es so etwas ausgerechnet hier gibt, mitten im Nichts.«
»Vielleicht aus gutem Grund«, erwiderte Stanger. »Damit sich niemand ansteckt.«
»Ja. Aber warum sind wir nicht gewarnt worden? Wenn wir uns ohne die Schilde hierhergebeamt hätten …«
Der Sicherheitswächter erblasste ein wenig. »Hat man uns denn überhaupt keine Informationen übermittelt?«
»Wir empfingen nur einen Medo-Notruf erster Priorität. Aber seien Sie unbesorgt. In solchen Fällen verwenden wir immer Individualschilde, und darin sind wir geschützt.«
Stanger schnitt eine skeptische Grimasse und leuchtete in die Ecken des Raums. »Ist hier jemand?«
Seine Stimme hallte durch die Schatten der leeren Kammer. Niemand antwortete.
»Ich schätze, wir sollten uns gründlich umsehen«, sagte McCoy, obwohl er am liebsten sofort zur Enterprise zurückgekehrt wäre. Er hatte sich nie im Dunkeln gefürchtet, nicht einmal als Kind – jedenfalls nicht sehr –, aber das Laboratorium weckte Unbehagen in ihm. Er wollte die Suche (wonach auch immer) so schnell wie möglich hinter sich bringen. »Ein medizinischer Notruf erster Priorität«, betonte er noch einmal. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
Stanger ging zum Schott und blickte auf den Tricorder, dessen Anzeigen in der Dunkelheit glühten. »Ich registriere die Biosignale einer Lebensform, aus jener Richtung.« Er winkte mit der freien Hand und schritt durch die Tür. McCoy folgte ihm – so dicht, dass er dem Sicherheitswächter im Korridor an die Ferse stieß.
»Entschuldigung«, sagte er verlegen.
»Schon gut.« Stanger drehte sich um und senkte die Lampe, um den Arzt nicht zu blenden. McCoy hörte ein Schmunzeln in der Stimme des Mannes. »Sie scheinen sich hier alles andere als wohl zu fühlen.«
»Nun, Sie haben recht. Ich finde diesen Ort … unheimlich. Was ist mit Ihnen?«
»Ich halte die Atmosphäre für angemessen«, entgegnete Stanger, wandte sich von Leonard ab und setzte den Weg fort. Diesmal versuchte McCoy, einen gewissen Abstand zu wahren. »Kennen Sie das heutige Datum?«
Der Arzt runzelte die Stirn. »Sternzeit …«
»Nein, ich meine den alten irdischen Kalender.«
»Oh. Oktober, der soundso … Der letzte Tag, glaube ich. Dreißigster oder einunddreißigster Oktober. Konnte mir den verdammten Reim nie merken …«
»Der einunddreißigste«, sagte Stanger.
McCoy grinste unwillkürlich. »Na, da soll mich doch … Halloween. Hatte ich ganz vergessen. Ein Fest, das aus der Mode geraten ist.«
»Was ich bedauere. In meiner Familie wurde es immer gefeiert. Wir hatten enorm viel Spaß dabei.«
»Das muss die Erklärung sein. Die Leute veranstalten hier eine Halloween-Party und haben uns dazu eingeladen.«
Stanger lachte leise. »Zum Glück sind wir nicht ohne Kostüme gekommen.«
McCoy lächelte und entspannte sich. Er mochte diesen Mann aus der Sicherheitsabteilung. Stanger war sympathisch, hatte einen Sinn für Humor und wusste immer genau, worauf es ankam. Doch für einen Fähnrich schien er ziemlich alt zu sein. An Bord der Enterprise munkelte man über ihn: Er soll irgend etwas ausgefressen haben – Tijeng und Chris Chapel hatten darüber gesprochen. Aber Leonard war zu beschäftigt gewesen, um aufmerksam zuzuhören, und außerdem hielt er nichts von Gerüchten. Zumindest rein theoretisch. »Kein Wunder, dass ich nervös gewesen bin.«
Sie wanderten durch den Korridor, und schließlich verharrte Stanger vor einer geschlossenen Tür, deutete mit dem Tricorder darauf. »Die Biosignale kommen von dort.«
»Was mag uns hinter dem Schott erwarten?«
»Fledermäuse an der Decke«, antwortete der Fähnrich, aber sein Gesicht blieb ernst.
»Dann überlasse ich Ihnen den Vortritt.« McCoy vollführte eine galante Geste. »Immerhin sind Sie der Sicherheitswächter.«
Stanger schürzte kurz die Lippen und warf dem Arzt einen kummervollen Blick zu. »Genau darin besteht der Nachteil meines Jobs.« Aber er trat als erster ein, die rechte Hand am Kolben des Phasers. McCoy folgte ihm.
Das Lampenlicht strich in Augenhöhe durchs Zimmer.
»Sieht wie die hiesige Krankenstation aus«, sagte McCoy. Sie war nicht besonders groß, bot nur drei oder vier Patienten Platz. »Stellen Sie fest, ob jemand auf dem Diagnosebett liegt.«
Stanger senkte den Scheinwerfer. »Seltsam. Jetzt empfange ich keine Biosignale mehr. Ich hätte schwören können, dass der Tricorder eben noch …«
Leonards Kommunikator piepte, und er klappte das Gerät auf. »Hier McCoy.«
Der Lichtkegel zuckte plötzlich nach oben, beschrieb ein jähes Zickzackmuster an der Decke und verschwand dann, als die Lampe in eine Ecke rollte. »Himmel!« Stanger gab einen dumpfen Schrei von sich, als er zu Boden stürzte.
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?« McCoy ließ den aktivierten Kommunikator fallen.
»Zum Teufel auch, was geschieht bei euch?«, tönte eine zornige Stimme aus dem Kom-Gerät.
Stanger schnaufte voller Abscheu, rollte zur Seite und stemmte sich hoch. Er war bereits wieder auf den Beinen, als McCoy den Scheinwerfer holte und nach ihm leuchtete.
»Mein Gott …«
Dunkelrote Flüssigkeit tropfte über Stangers Schild, von dem Kraftfeld abgestoßen. Leonard griff nach seinem Arm, aber der Sicherheitswächter schüttelte den Kopf.
»Schon gut. Bin nur über etwas – über jemanden – gestolpert. Der Körper scheint noch warm zu sein.« Er deutete zu Boden.
Der Lichtstrahl fiel in die trüben Augen einer Frau: attraktiv, das Haar bronzefarben – tot. Der reglose Leib eines dunkelhaarigen Mannes lag auf ihr, die Arme halb um sie geschlungen.
McCoy reichte die Lampe Stanger und beugte sich über den Mann. Die Frau war schon seit einigen Stunden tot, doch Stanger hatte recht: Der Körper des Mannes fühlte sich noch warm an. Bitterkeit erfasste McCoy. Wenn sie einige Minuten eher eingetroffen wären … Vorsichtig schob er die Leiche beiseite – und zuckte zusammen. »Sehen Sie sich das an«, hauchte er.
Die Kehle des Mannes wies eine klaffende Schnittwunde auf, vom einen Ohr bis zum anderen. Ein Skalpell rutschte aus schlaffen Fingern.
»Nein, danke, lieber nicht«, erwiderte Stanger und wandte den Blick ab. »Was ist mit der Frau?«
»Schon seit einer ganzen Weile tot. Beide sind verblutet. Ihnen fällt sicher auf, wie blass sie sind. Wahrscheinlich hat der Tricorder...