DiLouie | Dead 2 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

DiLouie Dead 2

Band 2 - Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-15113-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 2 - Roman

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

ISBN: 978-3-641-15113-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Gejagt von den Lebenden und den Toten
Ein mysteriöses Virus hat die USA in ein Land der Toten verwandelt: Jeder, der sich infiziert, stirbt, nur um drei Tage später wieder als hungriger Leichnam zu erwachen und Jagd auf die Lebenden zu machen. Jeder - außer Ray Young. Doch auch Ray ist nicht immun gegen das Virus, vielmehr hat es ihm übermenschliche Kräfte verliehen. Ray ist nun das Zünglein an der Waage: Er kann die Menschheit retten oder sie endgültig zerstören. Und plötzlich sind ihm nicht mehr nur die Toten auf den Fersen, sondern auch das Militär ...

Craig DiLouie hat zunächst zahlreiche Sachbücher veröffentlicht, bevor er mit dem Zombie-Roman Dead in Amerika riesige Erfolge feierte. Der Autor lebt mit seiner Familie in Kanada.
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AUSBRUCH

Die Mittagskonferenz im ersten Stock des Westflügels im Weißen Haus war wegen des lauten Maschinengewehrfeuers vorverlegt worden.

Dr. Travis Price, der stellvertretende Leiter des Amtes für Naturwissenschaftlich-Technische Strategien, schaute durchs Fenster in den Dunst hinaus, der sich in der Stadt ausgebreitet hatte.

Draußen schoss die Marineinfanterie weiterhin Infizierte vom Zaun herunter.

Die Tür des Konferenzraums ging auf. Kellner in frisch gebügelten blauen Anzügen traten ein und schoben Servierwagen über den Teppich. Als sie das heisere Gebell der Maschinengewehre hörten, zuckten sie zusammen.

»Du lieber Gott«, sagte Sanders, der an einem anderen Fenster stand.

»Was?«, fragte jemand, in dessen Stimme leichte Panik mitschwang.

»Es ist einer der Gärtner.«

Travis blickte auf den grünen Rasen hinunter, sah aber nur eine Infizierte, die am Zaun hinaufkletterte. Sie fiel zu Boden. Das Maschinengewehr hörte auf zu schießen.

»Ist ihm etwas passiert?«

»Nein. Er ist da unten und schneidet die Rosenstöcke.«

Einige Anwesende lachten.

»Na, das nenne ich dienstbeflissen«, sagte jemand.

»Hoffentlich kriegt er den Eifer auch ordentlich bezahlt.«

Wir leben in einer erstaunlichen Welt, dachte Travis. Jetzt schockiert uns das Normale.

Die Notregierung tagte seit dem ersten Tag der Epidemie. Der Präsident wollte mehr Befugnisse, um gegen die Ausbreitung des Flächenbrandes, so die amtliche Bezeichnung für die Seuche, vorzugehen. Der Kongress musste alles billigen. Der Raum wimmelte von Bürokraten, Erbsenzählern und Kongressangestellten. Travis war der Einsatzgruppe als wissenschaftlicher Berater zugeteilt worden. Man erörterte das Posse-Comitatus-Gesetz, die Unruhenverordnung von 1807, die Lehre aus der Militäroperation Noble Eagle. Hauptsächlich stritt man sich über die Grenzen der exekutiven Autorität und die Möglichkeiten der Legalisierung von Massentötungen. Büsten George Washingtons und Benjamin Franklins, in Nischen an der Wand gegenüber, beobachteten die Verhandlungen mit leicht geringschätziger Miene.

Travis fragte sich, ob die ganze Debatte über Gesetzesinterpretationen nicht eine Art institutioneller Verweigerung war, ein Äquivalent Neros, der Harfe spielte, während Rom in Flammen stand.

Sein Magen knurrte. Er hatte in den letzten Tagen nur wenig gegessen. Sein Körper brauchte Nahrung.

Travis ging zum Esstisch, nahm ein Sandwich und begutachtete es. Thunfisch, die Brotränder von fachmännischer Hand abgeschnitten. Er wunderte sich, wie viel Sorgfalt man in die Zubereitung investierte, biss ab, kaute und zwang sich zu schlucken. Mehrere knapp über seinem Kopf in die Wand eingelassene Fernsehschirme zeigten Horden von Infizierten, die überall im Land durch die Straßen liefen. Zwei vom Notalarmsystem übernommene Sender spulten Evakuierungsinstruktionen ab.

Bisher war Travis nur selten gebeten worden, etwas zur Konferenz beizutragen, und darüber war er froh, denn er konnte der Runde ohnehin nur wenig sagen. Was er wusste, wussten auch die anderen: Vor sieben Tagen waren überall auf der Welt zwanzig Prozent der Menschen brüllend zu Boden gefallen. Vor vier Tagen waren sie aus einem Zustand der Katatonie erwacht. Sie waren auf andere Menschen losgegangen, hatten sie mit einer Art Krankheit infiziert und die Welt in den Abgrund gestürzt. Das Ergebnis konnte man nun auf dem Fernschirm verfolgen.

Die große Frage lautete: Warum? Beantworten konnte sie niemand.

CNN zeigte einen Mob, der ein Aufgebot der Chicagoer Bereitschaftspolizei in Stücke riss. Jemand schnappte nach Luft. Die Gewalttätigkeit war kaum zu ertragen. Die Infizierten waren wie Tiere. Die Cops wehrten sich verzweifelt, drängten sie zurück und schlugen mit Knüppeln auf sie ein.

»Nein, nein, nein …« Jemand schluchzte.

»He …«, zischte Travis zwei Männern zu, die in seiner Nähe standen. Fielding und Roberts waren adrette Kerle mit harten Gesichtszügen und wie Astronauten gebaut. Sie arbeiteten für das Büro des Beraters für Nationale Sicherheit. »Müssen wir zulassen, dass das da gesendet wird?« Seiner Ansicht nach hätte die Regierung sich bemühen müssen, den Informationsfluss in einer Krise wie dieser zu steuern. Zensur war natürlich falsch, aber sie konnte auch dazu dienen, Panik zu verhindern.

Fielding und Roberts tauschten einen Blick.

»Warum sollten wir etwas verschleiern oder bestreiten, das überall passiert?«, meinte Roberts.

»Bleiben Sie bei der Wissenschaft, Doc«, sagte Fielding.

Travis wandte sich mit rotem Gesicht um. Die Sache war ihm peinlich. Warum hatte er sich überhaupt geäußert? Wenn es nicht um den Bereich der Naturwissenschaften ging, in dem er glänzen konnte, tat er sich oft schwer mit anderen Menschen. Er sagte immer das Falsche.

Auf dem Bildschirm rappelten sich gerade drei der fünf Polizisten auf. Während die Brüller noch drei Tage gebraucht hatten, um aus ihrer Ohnmacht zu erwachen und das Pflegepersonal anzugreifen, dauerte es bei Gebissenen nur einige Minuten. Die Cops liefen kopfwackelnd los, um sich zur Meute der Infizierten zu gesellen.

»Die wichtigste Frage ist, wieso sie so schnell laufen.«

»Wie bitte, Dr. Price?«, fragte Roberts.

Travis stutzte. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er den Gedanken ausgesprochen hatte. »Ähm … die Frage, die uns telefonisch am meisten gestellt wird«, sagte er, »ist, wieso die Infizierten rennen können.«

Die Männer schauten ihn verständnislos an. Travis trat beiseite, damit auch die anderen an die Sandwichs herankamen. Der überfüllte Raum summte vor Tratsch und Diskussionen.

»Viele Leute sehen in den Infizierten so etwas wie Zombies«, fuhr er fort. »Wie die in den alten Filmen. Tote, die jemand wieder zum Leben erweckt hat. Zombies sind langsam, oder? Die Menschen verstehen das nicht.«

»Das ist wahrscheinlich auch gut so, Doc«, sagte Fielding. »Wenn die Leute glauben, dass ihre Verwandten schon tot sind, werden sie bestimmt nicht lange zögern. Wer eine Waffe hat, wird sie töten, sobald sie auftauchen.«

»Aber wir fordern die Leute doch nicht auf, Infizierte zu töten«, sagte Travis.

»Natürlich fordern wir sie nicht auf«, sagte Fielding.

»Ich schätze, wenn sie Zombies wären, wären sie auch tot und hätten keine Rechte mehr«, sagte Travis. »Und dann wäre es doch in Ordnung, die Leute aufzufordern, sie zu töten. Schade, dass es nicht so ist.«

»Interessant«, sagte Fielding gepresst. Sein harter Blick verriet seine Geringschätzung.

»Könnte ich mal kurz unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Dr. Price?«, fragte Roberts.

»Sicher«, sagte Travis in der Hoffnung, dass er nicht so erleichtert klang, wie er sich fühlte.

Roberts deutete auf ein Fenster, und sie trennten sich von den anderen. Als Travis den von endloser Anspannung sauren Atem des Mannes roch, wich er zurück.

»Meine Frau ist auch umgefallen«, sagte Roberts.

»AEG?«, erkundigte sich Travis. Abruptes epileptisches Gehirngrippensyndrom – auch AEG genannt – war der amtliche, wenn auch etwas weit gefasste Terminus, den die Wissenschaft verwendete, um die mysteriöse Krankheit zu beschreiben, die mehr als eine Milliarde Menschen brüllend hatte zusammenbrechen lassen und den Lauf der Welt angehalten hatte.

»Ja.« Roberts fuhr sich mit der Hand über das kurz geschnittene Haar. »Ich habe sie ins Krankenhaus gebracht. Nun ist sie eine der Wahnsinnigen da draußen.«

»Tut mir leid«, sagte Travis mechanisch.

»Hören Sie … sie ist schwanger. Im achten Monat.«

»Oh.«

»Mein Sohn … Ist er einer von denen oder einer von uns?«

Travis öffnete den Mund und schüttelte den Kopf. Theorien fluteten sein Hirn, wollten unbedingt ausgesprochen werden, doch er hielt sie zurück. Roberts wollte etwas Ermutigendes hören, doch Travis fielen die richtigen Worte nicht ein. In der Verbreitung von Plattitüden war er noch schlechter als in oberflächlichem Geplauder.

»Der Präsident«, rief Fielding Roberts zu und deutete auf die Bildschirme.

Präsident Walker hatte den größten Teil der Krise im Lagezentrum unter der Erde verbracht. Seit Beginn der Epidemie war er nur noch auf dem Bildschirm zu sehen. Jemand drehte die Lautstärke hoch. Die Stimme des Präsidenten, der sich von seinem Schreibtisch im Oval Office aus an die Nation wandte, erfüllte den Raum.

»…funktionen unserer Regierung ohne Unterbrechungen fortgesetzt.«

Roberts drehte sich um und schaute zu. Travis stieß einen erleichterten Seufzer aus.

»Die Bundesagenturen in Washington werden derzeit evakuiert und in den nächsten Tagen an sicheren Orten ihren Dienst fortsetzen. Um die Sicherheit des Personals zu gewährleisten, was für das kontinuierliche Funktionieren der Regierung wichtig ist, befehle ich außerdem die sofortige Evakuierung des Weißen Hauses.«

Überall im Raum wurde nach Luft geschnappt und gemurmelt. Gleichzeitig stießen mehrere Leute »Pssst!« hervor.

»Ruhe!«, rief jemand.

»Entschuldigung.« Travis wich durch die Menge zurück. »Mir ist schlecht.«

Die Leute machten bereitwillig Platz und sahen zu den Bildschirmen auf. Travis’ List wäre nicht mal nötig gewesen: Sie waren wie Schafe.

»… grässliche Untaten, begangen von Menschen, die einst unsere Familienangehörigen, Freunde und Nachbarn waren.«

Travis schloss die Tür...


DiLouie, Craig
Craig DiLouie hat zunächst zahlreiche Sachbücher veröffentlicht, bevor er mit dem Zombie-Roman Dead in Amerika riesige Erfolge feierte. Der Autor lebt mit seiner Familie in Kanada.



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