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E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Dittert Die drei ??? Meister des Lichts (drei Fragezeichen)
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-440-51116-9
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-440-51116-9
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der berühmteste Lichtkünstler des Landes kommt nach Rocky Beach und begeistert mit einer spektakulären Lichtshow, die das Publikum in Staunen versetzt. Doch während der Veranstaltung geschehen merkwürdige, unerklärliche Phänomene am Himmel: seltsame Lichter tauchen auf, die nicht Teil der Show zu sein scheinen. Justus, Peter und Bob sind sofort misstrauisch. Ihre detektivischen Instinkte sagen ihnen, dass hier mehr dahintersteckt, als es auf den ersten Blick erscheint. Die drei Freunde beginnen, den Ursprung der mysteriösen Lichter zu erforschen. Ein neuer Kriminalfall für die beliebten Detektive aus Rocky Beach.
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Der Botschafter der Außerirdischen
»Ach, lass mich doch in Ruhe!«, rief ein vollbärtiger Mann mitten in einer Traube aus mindestens einem Dutzend Menschen. »Du alte Hexe!«
Die drei ??? blickten an einer der Lagerhallen am alten Hafengelände von Rocky Beach vorbei zu dem Sprecher. Hinter den drei Jungen klatschten kleine Wellen an die Hafenmauer, während die Sonne über dem Meer unterging.
Etwa zwanzig Meter entfernt, vor einem geschlossenen Tor im Drahtzaun, der das Gelände dahinter absperrte, streckte eine blonde Frau ein großes Mikrofon in Richtung des vollbärtigen Mannes – wohl eine Reporterin, die ein Interview führte. Die meisten der etwa hundert Leute, die auf den Einlass zur großen Lichtershow des Künstlers John Shadwell warteten, standen wie die drei ??? weiter abseits.
Der Vollbärtige sah alles andere als glücklich aus. »Du willst dem Botschafter doch nur schaden!«, herrschte er die Reporterin an.
Diese blieb gelassen. »Mr Shadwell sieht sich selbst gar nicht gern in der Rolle des Botschafters«, sagte sie. »Ich glaube also nicht, dass …«
»Hau ab!«, rief jemand. »Wir wollen dich hier nicht!«
Im nächsten Moment schrie die Reporterin auf. Sie taumelte zur Seite. Jemand hatte sie gestoßen – wer von den Leuten, die sie nun rundum bedrängten, ließ sich nicht ausmachen.
Die drei ??? eilten los, um der Frau zu helfen, falls sich die Situation weiter zuspitzen sollte.
»Alles in Ordnung bei Ihnen?«, fragte Justus Jonas, der Erste Detektiv.
»Ja … ja!«, versicherte sie. Dabei schaute sie sich um und richtete sich mit fester Stimme an die Menge: »Es ist doch alles in Ordnung, oder etwa nicht?«
»Klar«, sagte der Mann, den sie interviewt oder das zumindest versucht hatte. »Wieso auch nicht? Wir sind alle hier, um die Show zu sehen, sonst nichts.«
»Und um den Botschafter zu erleben!«, betonte eine Frau, die eine Schlappmütze trug, auf die ein Ufo in der typischen Scheibenform gestickt worden war. Davon ging ein Lichtstrahl ab, in dem eine Kuh nach oben schwebte.
Die Reporterin wandte sich ihr zu. »Darf ich Ihnen dazu ein paar Fragen stellen?«
»Kommt drauf an«, meinte die Frau, »was Sie von meinen Antworten erwar…«
»Nein, dürfen Sie nicht«, unterbrach Mr Vollbart barsch. »Andrea, denk doch nach! Das ist die Outley! Und wir wissen doch alle, dass sie …«
»Dass ich was?«, fiel die Reporterin ihm nun ihrerseits ins Wort. »Dass ich meinem Beruf als Journalistin nachgehe? Fragen stelle? Darüber schreiben werde? Das habe ich nie verheimlicht. Und ja, ich bin die Outley, oder wie man vielleicht mit etwas mehr Höflichkeit oder einem grundlegenden Respekt auch sagen könnte, Mrs Suzanna Outley.«
Mr Vollbart brummte in denselbigen etwas, woraus Justus, Peter und Bob nur mit viel Fantasie eine Entschuldigung heraushören konnten.
»Bitte?«, fragte Mrs Outley. »Wollen Sie uns nicht an Ihren Gedanken teilhaben lassen, Mr … äh?«
»Ich wüsste nicht, was mein Name zur Sache tut!«
»Dann nenne ich Sie Mr Nichtszursache«, konterte Suzanne Outley, was ihr einige verhaltene Lacher einbrachte. Sie versuchte sehr geschickt, die Sympathien der Leute zu gewinnen. Auch Peter konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
»Also gut. Erstens heiße ich Sanders. Jeremy Sanders. Und zweitens, wenn Sie wirklich wissen möchten, was ich sagen wollte, dann bitte: Ich habe festgestellt, dass Sie eine Schnüfflerin sind. Darum mein gut gemeinter Ratschlag: Lassen Sie den Botschafter in Ruhe und hören Sie auf, Ihre Lügen zu verbreiten. Er ist das auserwählte Sprachrohr der Außerirdischen, ob es Ihnen gefällt oder nicht!«
»Meine Meinung ist in dieser Hinsicht zwar nicht wichtig – aber er selbst sieht das offenbar anders, ebenso wie ich. Er streitet jeden Kontakt mit Außerirdischen ab. Und das halte ich für ausschlaggebend.«
»Pah!«, tönte Mr Sanders. Aus der Menge kam ein »Shadwell ist der Botschafter!«, mit absoluter Überzeugung vorgebracht, als gäbe es daran keinen Zweifel. Über ihnen kreischte eine Möwe.
Hinter dem Zaun näherte sich ein breitschultriger Mann in Jeanslatzhosen und einem T-Shirt, das mit seinen Zähnen im Wer-strahlt-weißer-Wettbewerb stand. Die langen grauen Haare hatte er im Nacken zu einem Zopf gebunden.
»Dann reden Sie doch mit dem Botschafter persönlich darüber, Mrs Outley«, schlug derweil Andrea vor.
»Wie ich meine Arbeit erledige, überlassen Sie bitte getrost mir«, bat die Journalistin.
»Wahrscheinlich will er Ihnen kein Interview geben, richtig?«, fragte Jeremy Sanders. »Nun, er wird schon wissen, warum.«
»Danke für Ihre Geduld!«, rief in diesem Moment der Latzhosenträger, der hinter dem Tor stehen blieb. Die wartende Menge schaute neugierig zu dem etwa sechzig Jahre alten Mann. »In wenigen Minuten öffne ich die Tore! Haben Sie alle Ihre Tickets? Für die Show heute Abend stehen nur noch wenige Eintrittskarten zur Verfügung. Braucht noch jemand ein Ticket?«
Tatsächlich meldeten sich etwa eine Handvoll Leute.
»Fünf … ah, nein, sechs Personen? Perfekt, das ist kein Problem. Es wäre ja auch zu schade, wenn ich jemanden wegschicken müsste. Mein Name ist übrigens Eron Vess. Im Namen von John Shadwell, dem Meister des Lichts, heiße ich Sie alle herzlich willkommen. Er freut sich auf die große Show und steckt gerade in den letzten Vorbereitungen, damit alles pünktlich beginnen kann, sobald es ganz dunkel ist.« Mr Vess wandte sich ab.
»Hat er eine neue Botschaft der Außerirdischen empfangen?«, rief Andrea ihm hinterher. Dabei nestelte sie ihre Finger ineinander. »Was haben die Fremden uns zu sagen?«
Eron Vess zögerte, drehte sich langsam zu ihr um. »Dazu gibt es eine klare Stellungnahme von John Shadwell. Er distanziert sich von jeder Theorie, er wäre ein Auserwählter oder Botschafter oder sonst etwas von irgendwelchen Aliens. Er steht nicht in Kontakt mit Wesen anderer Welten, weder von der Wega noch der Beteigeuze oder woher auch immer sie irgendwelchen Presseberichten zufolge kommen!« Die Falten im Gesicht des Mannes wirkten mit einem Mal tiefer als zuvor. Er sah aus, als könnte er seinen Ärger nur mühsam unterdrücken. »Der Fantasie dieser sogenannten Reporter sind in diesem Fall ja keine Grenzen gesetzt. Aber lassen Sie es mich hiermit noch einmal deutlich sagen – John Shadwell ist ein Lichtkünstler, und als solcher tritt er hier auf. Sonst nichts. Und wenn Sie vermeiden wollen, dass er sie wütend wegschickt, sprechen Sie ihn auch in der anschließenden Autogrammstunde nicht an auf diesen … Unfug!«
Mr Vess spuckte das letzte Wort so angewidert aus wie einen Schluck sauer gewordener Milch. Dann schloss er die Augen, schüttelte rasch den Kopf und atmete tief durch. Er öffnete die Augen wieder, lächelte einnehmend, präsentierte dabei seine strahlend weißen Zähne und rief: »Nun zurück zu den schönen Dingen dieser Welt – wie gesagt, der Einlass beginnt in wenigen Minuten! Ich wünsche Ihnen einen tollen Abend bei der Show, auch im Namen von Mr Shadwell.« Damit eilte er davon.
»Was war das denn?«, fragte Peter.
»Weißt du das wirklich nicht?« Andrea lachte auf. »John Shadwell ist nicht nur ein begnadeter Lichtkünstler, sondern auch der Botschafter der Außerirdischen, die sich oft bei seinen Shows sehen lassen.« Sie winkte ab. »Oder besser gesagt taucht ihr Raumschiff in der Nähe auf.«
»Davon habe ich gelesen«, sagte Justus. »Allerdings handelt es sich nicht um verifizierte Sichtungen echter Außerirdischer, sondern nur um ferne Lichtphänomene am Himmel, die keineswegs auf die reale Existenz oder eine tatsächliche Begegnung der dritten Art schließen lassen könnten.«
Mr Sanders sah ihn mit hochgezogen Augenbrauen an. »Du meinst wohl, du wärst besonders schlau, was?«
»Wie kommen Sie auf diese Idee, Sir?«, fragte der Erste Detektiv. »Ich verfüge zwar, bei aller Bescheidenheit, durchaus über eine beträchtliche Intelligenz, aber so wie Sie es sagen, klingt es sehr negativ.«
»Redest du immer so geschwollen?«
»Ich drücke mich gerne gewählt aus.«
»Was mein Freund sagen wollte«, mischte sich Bob Andrews ein, »ist, dass es zwar Gerüchte, aber keinerlei Beweise für echte Ufo-Sichtungen gibt. Und die Aussage von Mr Vess war ja überdeutlich. John Shadwell hält nichts von diesen Behauptungen.«
»Selbstverständlich nicht«, ergänzte Peter. »Die sind ja auch lächerlich.«
»Ach ja?« Andrea nahm ihre Mütze ab und drehte sie zwischen beiden Händen. »Ehe du dich so herablassend äußerst, lass mich dich etwas fragen. Bist du dem Botschafter hinterhergereist? Hast du die Lichter aus dem All mit eigenen Augen gesehen? Na?« Sie fuhr gedankenverloren mit der Spitze des Zeigefingers die auf ihre Mütze gestickte Form des Ufos entlang. »Nein? Siehst du!«
»Lassen Sie mich raten«, bat der Erste Detektiv. »Sie aber schon?«
»Ganz genau! Und deshalb glaube ich … nein, deshalb weiß ich, dass die Außerirdischen John Shadwell ausgewählt haben, um als Sprachrohr für sie zu dienen und uns ihre Botschaft zu überbringen!«
»Darf ich Sie mit diesen Worten zitieren?«, fragte Suzanna Outley.
»Schnüfflerin!«, rief irgendwer aus der umstehenden Gruppe, eine dumpfe Männerstimme. Die drei ??? konnten den Sprecher nicht identifizieren.
Mrs Outley zuckte zusammen, entspannte sich jedoch rasch...