Dompke | Alte Frauen in schlechten Filmen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Dompke Alte Frauen in schlechten Filmen

Vom Ende großer Filmkarrieren
Zweite erweiterte Taschenbuchausgabe
ISBN: 978-3-86300-336-4
Verlag: Männerschwarm, Salzgeber Buchverlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Vom Ende großer Filmkarrieren

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-86300-336-4
Verlag: Männerschwarm, Salzgeber Buchverlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Auch große Diven werden älter, aber nicht jede will das wahrhaben. Ob aus Eitelkeit oder des Geldes wegen: Viele große Schauspielerinnen haben am Ende ihrer Laufbahn grauenvolle Filme gedreht oder mussten sich für Billigware verheizen lassen, weil ihnen andere Rollen nicht mehr angeboten wurden. Mit profunder Detailkenntnis vertieft sich Christoph Dompke in die letzten Zuckungen seiner Idole – das Spektrum reicht von Pola Negri über Joan Crawford und Maria Schell bis Meryl Streep.

Fast dreißig Jahre nach der gefeierten Erstausgabe von "Alte Frauen in schlechten Filmen" zieht Dompke mit einer überarbeiteten Neuausgabe Bilanz. Denn die Zeiten haben sich geändert. Die "tragische Scheuche" als Typ ist ausgestorben. Heutzutage sehen "alte" Diven immer noch blendend aus oder werden mit jedem Film jünger, und auch für Schauspielerinnen jenseits der 60 bieten sich anspruchsvolle Rollen. Der ursprünglichen Sammlung fügt diese Ausgabe einige letzte Exemplare hinzu. Zudem kontrastiert Dompke die tragischen Geschichten mit Beispielen für geglückte Alterswerke und unternimmt im Nachwort den Versuch, einer Ära der Filmbranche, die so uncharmant mit alten Damen umging, analytisch auf die Spur zu kommen.

Und das meinte die Presse zur Erstauflage:

"Dompke ist eine Pioniertat gelungen, für die man ihm nur dankbar sein kann. "
Georg Seeßlen in epd film

"Hemmungslos subjektiv und hoffnungslos ungerecht liest sich das zuweilen, und man würde protestieren wollen, wäre nicht alles so gnadenlos liebevoll gemeint."
Süddeutsche Zeitung

Dompke Alte Frauen in schlechten Filmen jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


«FIRST YOU ’RE ANOTHER SLOE-EYED VAMP, THEN SOMEONE ’S MOTHER, THEN YOU ’RE CAMP. » EINLEITUNG
I
Die erste Auflage von Weil doch was blieb – Alte Frauen in schlechten Filmen erschien 1998. Von dieser Erstauflage weicht der vorliegende Text in vielerlei Hinsicht ab, es handelt sich um eine stark ergänzte und überarbeitete Fassung. Viele meiner Urteile erscheinen mir heute zu streng, etwa über Lucille Ball und ihre zwar mediokre, aber doch unvergessliche Darstellung der Titelheldin im Filmmusical Mame (1974). Viele Filme habe ich bei der Arbeit für die erste Auflage nicht sehen können, weil sie weder im Kino gezeigt wurden, noch auf dem Video- und DVD-Markt verfügbar waren. Deshalb konnten herausragende Werke, die unbedingt schon in die erste Auflage gehört hätten – beispielsweise Flesh Feast (1970) mit der späten Veronica Lake – nicht gewürdigt werden. Nicht zuletzt ist natürlich auch der Autor selbst älter geworden – statt mit dem damals jugendlichen Furor blickt er nun mit der Milde des Alters auf den ein oder anderen Fehltritt der von ihm verehrten Darstellerinnen. II
Die Auswahl der alten Frauen und der schlechten Filme ist schamlos subjektiv. Aus Platzgründen habe ich schweren Herzens eine Reihe von Filmen nicht in diesen Band aufgenommen, unter anderem die atemberaubenden Camp-Meisterwerke The Couch (1962) mit Hollywoods bester Scream-Queen, Hope Summers, Mahogany (1975) mit der wunderbaren, als Schauspielerin nur leicht überforderten Sängerin Diana Ross, oder Roar – Die Löwen sind los (1981) mit Hollywoods aufregendster Blondine Tippi Hedren. Die lovely old Ladies Angela Lansbury in Gesellschaft von Pinguinen (Mr. Poppers Pinguine, 2011) oder Julie Andrews in Gesellschaft von Dwayne «The Rock» Johnson anzuschauen (Zahnfee auf Bewährung, 2010), war selbst mir zu traurig. Einiger Filme konnte ich trotz intensiver Recherchen nicht habhaft werden, und so müssen die Filmfreunde weiterhin rätseln, wie schlecht der Film Widow’s Nest (1977) mit Patricia Neal wirklich sein mag. Lana Turner schließlich hat in so vielen sonderbaren Filmen gespielt, dass allein daraus ein komplettes Buch hätte werden können. Die Wahl fiel auf Dosierter Mord (1969) – obwohl auch Heißer Strand Acapulco (1965), Madame X (1966) und Verfolgung (1974) eine Aufnahme in diesen Kanon mehr als verdient hätten. Viele Anregungen verdanke ich Paul Roen und dessen zweibändigem Standardwerk High Camp, und deshalb freue ich mich außerordentlich, dass er einen Text über American Gothic mit Yvonne De Carlo zu diesem Buch beigesteuert hat. Es gibt freilich auch Damen, die sich wie Greta Garbo oder Doris Day sehr früh von der Leinwand zurückzogen, Damen, die rechtzeitig verstarben, ohne noch in merkwürdigen Filmen mitzuspielen wie Judy Garland, die im Camp-Klassiker Das Tal der Puppen (1967) durch Susan Hayward ersetzt wurde, oder Damen, die im Alter keine wirklich schlechten Filme gemacht haben – Vivien Leigh beispielsweise oder auch Katharine Hepburn. Letztere hat dafür auf ihre alten Tage in einem schlechten Musical gespielt, und zwar im Jahr 1969 in Coco von Alan Jay Lerner und André Previn. Über die Schallplatteneinspielung schreibt Michael Portrantiere: «Wenn man die Hepburn singen hört, möchte man Lauran Bacall für eine Operndiva halten; im Rennen um den Titel des stimmlich unbegabtesten Stars in der Geschichte des Broadway-Musicals liegt sie Kopf an Kopf mit Bette Davis. Dieses Album muss man ganz einfach gehört haben, auch wenn man es danach wie wieder hören will.» Aber das ist eine andere Geschichte, in der außerdem noch zu erzählen wäre, dass die Singstimme von Lauren Bacall der Nachwelt durch Aufnahmen von Applause erhalten blieb, der 1970 uraufgeführten Musicalversion des Camp-Klassikers Alles über Eva (1950). Lauren Bacall spielt darin Bette Davis’ Filmrolle – eine «Margo Channing in the disco era» (Michael Portrantiere). Bei der Auswahl der Filme war natürlich auch die delikate Frage zu klären, ab wann eine Darstellerin als alt zu bezeichnen ist. Ich habe mich von Stephen Sondheims Definition aus Follies leiten lassen, dem ultimativen Musical über Alterungsprozesse im Showbusiness. In der Hymne aller Show-Queens, I’m still here, singt Carlotta Campion (in der Uraufführung 1971 gespielt von Yvonne De Carlo): «First you’re another sloe-eyed vamp, then someone’s mother, then you’re camp.» Spätestens in dem Moment, nachdem eine Schauspielerin «someone’s mother» war, ist die Aufnahme in diesen Kanon folglich gerechtfertigt. Ruth Leuwerik war 47, als sie in Und Jimmy ging zum Regenbogen (1971) zu sehen war. Bereits 1963 hatte sie die Mutter einer beträchtlichen Kinderschar in der Komödie Das Haus in Montevideo verkörpert. Nach achtjähriger Filmabstinenz leitete die Simmel-Verfilmung 1971 die Spätphase ihrer Karriere ein. Barbara Valentin war 42 Jahre alt, als sie Die Insel der blutigen Plantage (1982) drehte. Doch bereits 1979 war sie die Witwe Schlotterbeck in Neues vom Räuber Hotzenplotz gewesen und als Bloody Olga in der Blutigen Plantage dann bereits Camp. Es gilt jedoch auch hier, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Liz Taylor ist in Die Rivalin (1973) noch keine alte Frau. Doch hat sie nach Wer hat Angst vor Virginia Woolf (1966) keinen herausragenden Film mehr gedreht, sondern nur noch ihr eigenes Image vermarktet – Die Rivalin ist ein besonders schönes Beispiel für diese Art von Camp. Alte Frauen in schlechten Filmen gibt es immer noch und immer wieder. Die Betrachtungsweise von Schauspielern und Schauspielerinnen ist freilich unterschiedlich. «Es gibt», sagt Ryan Philippe im Interview mit der Süddeutschen Zeitung über seinen Film Der Mandant, «keinen einzigen Schauspieler, der keinen schlechten Film gemacht hat. Kein einziger von uns ist wirklich entspannt. Aber am schlimmsten ist es sicher für die Frauen ... die Ehefrau eines Typen wie Matthew McConaughey würde normalerweise eine Anfang-Zwanzigjährige spielen. Nicht, wie in unserem Film, Marisa Tomei, deren Falten man ruhig sehen darf.» Das Problem ist nur, dass man die Falten von Marisa Tomei zwar sehen darf, aber kaum in Erinnerung behält, weil ihre Rolle klein und nicht besonders interessant ist. Deutlicher wird da schon Isabella Rossellini (ebenfalls im Interview mit der Süddeutschen Zeitung): «Ich habe eher den Eindruck, Frauen in den mittleren Jahren sind inexistent im Kino. Wenn sie älter sind, dürfen sie dann wieder. Vereinzelt. Meryl Streep. Wenn die keine Zeit hat, fragst du Judy Dench. Die darf dann als Oma einen lebensklugen Satz absondern, aber es gibt keine Geschichten über diese Frauen.» Selbst eine Schauspielerin wie Charlotte Rampling, die sich auch im Alter über fehlenden Rollenangebote kaum beklagen kann, sagt im Gespräch (diesmal mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung), dass in Amerika alle glauben würden, nur Hollywood sei so auf die Jugend fixiert, «und in Europa gäbe es jede Menge toller Rollen für Darstellerinnen über vierzig. Blödsinn! Es ist überall schwer. Für jeden.» Wie schwer, kann man an einigen Filmbeispielen erkennen, in denen den alten Damen kaum Raum zur Entfaltung gegeben wurde. Natürlich stehen in Alte Frauen in schlechten Filmen die Darstellerinnen im Vordergrund, aber auch die Leinwand-Epen, in denen sie sich ein Stelldichein gaben, werden entsprechend ihrem Rang gewürdigt oder getadelt. Kritik ist immer subjektiv und oft ungerecht – um die korrekte Schreibweise habe ich mich dabei jedoch stets bemüht. Denn, wie der amerikanische Songkomponist George M. Cohan gesagt hat: «As long as they spell my name right, I don’t care, what they write.» III
Vielen der für dieses Buch ausgewählten Filme ist mit althergebrachten Mitteln der Filmbetrachung nicht beizukommen. Sie werden dementsprechend weder vom Feuilleton noch von der Wissenschaft beachtet. Unter den Gesichtspunkten des Camp können sie jedoch als ästhetisches Phänomen begriffen werden und offenbaren dann ein erstaunliches Universum von Bezügen und Verweisen. Der Begriff Camp ist leider im Deutschen nie recht heimisch geworden. Susan Sontag hat mit ihrem 1964 erschienenen Aufsatz Einige Anmerkungen zu ‹Camp› einen hilfreichen Leitfaden verfasst, um die ästhetischen Ausdrucksformen von einigen in diesem Buch vorgestellten Filmen erkennen und begreifen zu lernen: Sie sind gut, weil sie schrecklich sind. «Camp ist Kunst», schreibt Sontag, «die sich ernst gibt, aber durchaus nicht ernst genommen werden kann, weil sie ‹zuviel› gibt.» Ein wesentliches Merkmal des Camp ist die Liebe zum Exaltierten und zur Extravaganz. Im Gegensatz zum Trash hat Camp meist einen doppelten Sinn, «in dem sich einige Dinge begreifen lassen.» Camp hat also eine Bedeutung für den Kenner und eine andere für den Außenstehenden, «hinter dem ‹direkten›, allgemein anerkannten Sinn, in dem etwas verstanden werden kann, ist ein privates Erlebnis verborgen.» Einige Beispiele für diese spezielle Art der Kunstbetrachtung finden sich im ersten Kapitel dieses Buches. Sontag unterscheidet zwischen reinem und vorsätzlichem C reiner Camp will «todernst» sein. Camp ist entweder naiv oder «durch und durch bewusst». Echter Camp hat nicht die Absicht, komisch zu sein, kann es aber werden, wenn genügend Zeit verstrichen ist und sich die Geschmäcker ändern. Sontag führt als Beispiel für echtes Camp die Choreographien...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.