E-Book, Deutsch, 268 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
Ebbing Öffentliche Fördermittel und Zuschüsse
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-648-16909-4
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Von der Recherche über die Beantragung bis zur Auszahlung
E-Book, Deutsch, 268 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
ISBN: 978-3-648-16909-4
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Tanja Ebbing, Diplom Betriebswirt (VWA), ist seit 30 Jahren als selbstständige Unternehmensberaterin, Trainerin, Autorin und Coach in digitalen Veränderungsprozessen tätig. Als ausgebildete KMU-Fördermittelberaterin und geprüfte Crowdfundingmanagerin (IHK) ist sie Inhaberin und Leiterin der Ausbildung zum Berater für KMU-Fördermittel.
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1.4 Marktüberblick
Im Marktüberblick werden Potenziale für Fördermittelprojekte anhand des künftigen Bedarfs der KMU z.?B. für Investitionen und Geschäftsmodellentwicklungen der KMU aufgezeigt.
1.4.1 KMU im Überblick
Gemäß dem Institut für Mittelstandsforschung zählten im Jahr 2020 rund 3,351 Mio. Unternehmen zu den deutschen KMU nach EU-Definition (99,3?% aller Unternehmen), beschäftigten 19,0 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (45,6?% aller KMU-Beschäftigten). Mit 70,3?% aller Ausbildungsplätze sorgt der Mittelstand für die Fachkräfte von morgen.
Hinweis
Besonders förderwürdig sind nach vielen Richtlinien kleinste Unternehmen unter 10 Mitarbeitern. Diese erhalten oft höhere Förderquoten oder direkt auf diese Zielgruppe konzipierte öffentliche Förderungen. Diese machen auch den Löwenanteil am KMU-Markt aus.
Abb. 6: Anteile Kleinste KMU im Vergleich zu großen Unternehmen über 50 Mio. € Umsatz1.4.2 Trends und Treiber
Veränderungsdruck entsteht durch Trends und Treiber. Das erfordert gezielte Investitionen. Hier bietet sich die Chance, Unternehmen auf ihrem Weg, sich zukunftsfähig auszurichten, mit günstigem Kapital zu unterstützen. Um Ansatzpunkte zu erkennen, ob es für den jeweiligen Finanzbedarf öffentliche Fördermittel gibt, ist es wichtig, die besonderen Herausforderungen der Unternehmen zu erkennen, zu verstehen und die Situation ganzheitlich zu betrachten.
Praxistipp
In der Regel geht es nicht nur um »Investitionen«, auch wenn es vom Unternehmer so kommuniziert wird, wie z.?B. Geräte, Maschinen, Betriebserweiterung, Hardware oder Software. Vielmehr sollen mit diesen Investitionen Anforderungen und Probleme für das Unternehmen und deren Akteure gelöst werden.
Merke
Ob die Recherche oder der anschließende Fördermittelantrag – das Herzstück dabei ist das Konzept. Hierbei sind stets die Ausgangssituation, das Ziel und der Weg je nach Art des Förderprogramms auszuarbeiten. Um Chancen von öffentlichen Fördermitteln zu erhöhen, ist eine ganzheitliche Betrachtung zu empfehlen.
Abb. 7: Unternehmen und Akteure1.4.2.1 Unternehmensübergaben
Gemäß dem IfM Bonn stehen in den Jahren 2022 bis 2026 ca. 3.665.000 Unternehmen zur Übergabe an. In den Familienunternehmen erfolgt die Nachfolge zu 53?% intern, sprich die Kinder übernehmen das Unternehmen.
Abb. 8: 2022 – 2026 zur Übergabe bereite Unternehmen Abb. 9: 2022 – 2026 zur Übergabe bereite Unternehmen nach BundesländernUm Unternehmensübergaben erfolgreich einzuleiten, ist es wichtig, die Motivation des bisherigen Eigentümers zu hinterfragen. Für einen Unternehmensverkauf gehören z.?B. altersbedingte Gründe, Erkrankung oder Tod des Eigentümers oder auch strategische Entscheidungen.
Abb. 10: Übergeber FragenDie Analyse der Interessen und Herausforderungen aus den verschiedenen Perspektiven von Übergeber und Übernehmer lassen die Erfolgschancen zur erfolgreichen Gestaltung der Übernahme erheblich steigen. Die Nachfolgende Tabelle bietet hier einen ersten Überblick:
Herausforderung/Chancen | Übergeber | Übernehmer |
Mitarbeiterbindung und Führung | Mitarbeiter verlieren das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit und kündigen das Arbeitsverhältnis. | Das Team ist bereits eingespielt. Ein neuer Führungsstil muss erst etabliert werden, um eine neue Unternehmenskultur zu festigen. |
Kundenbindung | Kunden verlieren das Vertrauen und schauen sich anderweitig um oder möchten sich nicht auf neue Prozesse einlassen. | Kunden sind bereits vorhanden und versprechen Umsatz. Abhängigkeiten von Kunden mit hohem Umsatzanteil können ein Risiko darstellen. |
Finanzielle Belastung | Der Kaufpreis muss hohe Schulden tilgen oder ein Investitionsstau erfordert einen hohen Kapitaleinsatz. | Der Übernahmepreis entspricht nicht dem Marktpreis, sondern mehr dem Liebhaberwert des Übergebers. Die Finanzierung muss gestemmt werden. |
Organisation und Prozesse | Arbeitsabläufe und Arbeitsprozesse sind nicht dokumentiert. | Widerstand von allen Beteiligten bei der Einführung einer neuen Organisation und Modernisierung z.?B. Digitalisierung von Arbeitsprozessen. |
Tab. 3: Herausforderungen Übergeber und Übernehmer im Vergleich
Merke
Im Fördermittelrecht werden Übernehmer oft mit Existenzgründern gleichgestellt.
Insofern können Übernehmer in der Regel die gleichen öffentlichen Förderprogramme nutzen wie die Existenzgründer. Entscheidend sind hier das Übernahmedatum bzw. das Gründungsdatum, welche nachgewiesen werden mit dem Eintrag ins Handelsregister, der Gewerbeanmeldung oder auch der Anmeldung beim Finanzamt z.?B. bei Freiberuflern. Details sind der jeweils gültigen Richtlinie der jeweiligen Förderprogramme zu entnehmen.
Hinweis
Auch die Suche nach einem Übernehmer kann im Einzelfall förderbar sein.
Nachfolgende Tabelle soll einen Überblick zu den Erfolgschancen bei der Recherche vermitteln:
Methode | Portal/Quelle | Erfolgsfaktoren | Erfolgsquote |
Eigenes Netzwerk | persönliche Kontakte, Branchenverbände | konsistente Kommunikation, Vertrauen und Beziehungen zu potenziellen Käufern aufbauen |
Online-Börsen | Firmenverkauf.de, UnternehmensMarkt.de | sorgfältige Aufbereitung von Unterlagen und Informationen, gezielte Ansprache von potenziellen Käufern | 4 – 10?% (Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2020) |
Unternehmensvermittler | BVMW-Nachfolgebörse, Deutsche Unternehmerbörse | klare Vorstellungen von eigenen Zielen und Erwartungen, Auswahl eines seriösen Vermittlers | 15 – 20?% (Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2020) |
M&A-Berater | Unternehmensberater, Deloitte, KPMG, EY, PWC | gutes Verständnis für die eigene Unternehmensstrategie, Offenheit für professionelle Beratung und Unterstützung | 60 – 90?% (Quelle: Deloitte M&A Institute) |
Zeitungsanzeigen | regionale Tageszeitungen, Fachzeitschriften | präzise Beschreibung des eigenen Unternehmens und dessen Potenzials, gezielte Ansprache von potenziellen Käufern |
NexxtChange | nexxt-change.org | digitale Matching-Plattform für Nachfolgersuche und -angebot | 15 – 20?% (Quelle: nexxt-change.org) |
Tab. 4: Portale Unternehmensverkauf
1.4.2.2 Nachhaltigkeit
Eine Vielzahl von Zulieferern oder Geschäftspartnern haben in ihren Compliance bereits definiert, was sie unter Nachhaltigkeit verstehen und welchen Nachhaltigkeitsanforderungen deren Geschäftspartner gerecht werden müssen. Insbesondere sind Anbieter von Finanzprodukten z.?B. Banken, Versicherungen oder Fondsgesellschaften auf Basis des ESG-Gesetzes verpflichtet, öffentlich Rechenschaft für die Nachhaltigkeit ihrer Produkte abzugeben.
Praxishinweis
In der Regel muss die Hausbank bei der Inanspruchnahme von öffentlichen Fördermitteln mit ins Boot geholt werden. Beispielsweise um die Kofinanzierung zu sichern, als durchleitende Institution oder auch um Anträge zu stellen, wie z.?B. Fördermittel mit Zinsbegünstigung oder Tilgungszuschuss (z.?B. Länderkredit oder KfW-Kredite).
Im Rahmen einer Bonitätsprüfung werden diese Kriterien an deren Kunden und Partner übertragen. Zum besseren Verständnis der gesetzlich festgelegten Kriterien dient nachfolgende Aufstellung mit Praxisbeispiel:
Nachhaltigkeitskriterien | Praxisbeispiel |
Umweltkriterien | Ein produzierendes Unternehmen berichtet über seine Bemühungen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes, wie z.?B. durch den Einsatz erneuerbarer Energien, die Optimierung von Produktionsprozessen oder die Förderung von umweltfreundlicher Mobilität für seine Mitarbeiter. |
Soziale Kriterien | Ein Einzelhändler berichtet über seine Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und -sicherheit in seinen Lieferketten, wie z.?B. die Einhaltung von Mindeststandards bei Löhnen und Arbeitszeiten sowie die Förderung von Mitarbeiter... |