Ebbinghaus / Döling / Konelli | Red River Lane | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 318 Seiten

Ebbinghaus / Döling / Konelli Red River Lane


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7546-1341-2
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz

E-Book, Deutsch, 318 Seiten

ISBN: 978-3-7546-1341-2
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz



Schlaf, Kindlein, schlaf. Doch denke daran, dass dein Papa nicht hier ist, um sein Schäfchen zu hüten ... Es ist der 31.Oktober 2021 - doch statt 'Süßes oder Saures' heißt es an diesem Halloween in Bleak Pine 'Gutes oder Böses'. Denn alle zehn Jahre wird in der Red River Lane eine Ausgangssperre am Halloweenabend verhängt, über deren Grund es viele Vermutungen, aber keine Gewissheit gibt. Fest steht nur, in dieser Straße, die nach dem nahegelegenen Fluss benannt ist, der durch die Schlucht des Winsome Forests fließt, ist besondere Vorsicht geboten. Hinter jeder Haustür lauert eine Geschichte - und hinter jeder Geschichte verbirgt sich ... STOPP! Ich kann nicht weitersprechen. Hier ist jemand, ich spüre es. Nein, b-bitte nicht, ich will nicht ... LAUF! Zehn Häuser, eine Straße, kein Entkommen. Bist du mutig genug?

2020 saßen die Herausgeberin J. Ebbinghaus und die mitwirkenden Organisatorinnen A. Konelli, S. Scheumer und . Döling in einem Café und philosophierten über ein gemeinsames Projekt. Ein Jahr später, halten sie dieses in den Händen - und haben großartige Unterstützung gefunden. S. Nolte, A. Lück, P. J. Ried, L. Zander, C. Greene und J. Niederstraßer haben der 'Red River Lane' ihre Stimme gegeben. Alle schreiben sie von Herzen. - Und in diesem Buch lassen sie sie auch gerne mal stillstehen.

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          von Steve Nolte   Neun Tage zuvor   »Ricky, zum letzten Mal: Licht aus, Zeit fürs Bett!« Eins muss man der Stimme seiner Mom lassen: Sie trägt. Selbst vom Erdgeschoss bis in Rickys Dachkammer. »Noch fünf Minuten, Mom! Gleich kommt die beste Stelle.« Moms Timing ist ebenso legendär wie ihr lautes Organ. »Schluss mit diesem Horrorfilmblödsinn!« Noch lauter, noch durchdringender. Er hört Pantoffeln auf Teppichboden, als sie die Treppe hochsteigt. »So kurz vor Halloween setzt dir dieser Schund nur wieder Flausen in den Kopf. Auch wenn sich das Desaster vom letzten Jahr wohl so schnell nicht wiederholen wird.« Ricky seufzt und drückt die Stopptaste. Bruce Campbells Gesicht friert ein, nur Sekunden bevor ihm das heisere »Groovy« über die Lippen kommt. »Ja, Mom.« Er wirft Bruce einen entschuldigenden Blick zu. Mit seiner Mutter zu diskutieren, wäre ein sinnloses Unterfangen, wie er nur zu gut weiß. Sie ist unumstritten der Boss. Also fügt er sich seinem Schicksal. »Gute Nacht.« »Schlaf schön!« Er hört die Schlafzimmertür hinter ihr zufallen und schielt zur Uhr. In fünf Minuten ist Freitag. Noch eine gute Woche bis Halloween. Doch Mom hat natürlich recht: Dieses Jahr wird es kein Desaster geben. Dafür wird die Ausgangssperre sorgen. Eine Ausgangssperre – und das zu Halloween, dem abgefahrensten Fest des Jahres! Süßigkeiten, Kürbislaternen, Streiche und Kostüme. Und dann die Partys der älteren Kids, die immer eskalieren. Zwar ist er selbst gerade erst dreizehn, hat aber schon eine Ahnung, dass dieses Halloween vielleicht seine letzte Chance auf klassisches Trick-or-treating darstellt, bevor er zu alt dafür ist. Gerade die Streiche sind dabei immer ein Highlight für ihn. Wobei seine Mom maßlos übertreibt: Das brennende Formgehölz im Vorgarten des Rektors letztes Jahr ist ein bloßes Versehen gewesen. Trotzdem war’s verdammt witzig! Daraus wird diesmal nichts – eine Tatsache, die dem ersten großen, geheimnisvollen Halloween-Lockdown geschuldet ist, den er bewusst miterleben wird. Spannend … und irgendwie beunruhigend. Hauptsächlich, weil keiner von ihnen weiß, warum man die Red River Lane alle zehn Jahre unter Hausarrest stellt. Die Erwachsenen hüllen sich in Schweigen – zumindest jene, die mit der Wahrheit vertraut sind. Der Rest glaubt vermutlich die blasse Rechtfertigung der Gemeinde, die von Tradition spricht. Als würde man einen ganzen Stadtteil in Aufruhr versetzen und in seinen Häusern einsperren, um alle zehn Jahre irgendwelcher Hexenverbrennungen zu gedenken, die hier stattgefunden haben sollen. Nicht einen Beweis hat Ricky in der örtlichen Bibliothek Bleak Pines dafür gefunden. Und wer Ricky Hicks kennt, der weiß, dass er wirklich gründlich recherchiert hat. Er schaltet den Fernseher aus und geht zum offenen Fenster rüber. Auf der Fensterbank steht eines der alten Walkie-Talkies seines Bruders, die er in der Garage gefunden hat. Er schaltet es ein, lauscht einen Moment dem Knistern und den Störgeräuschen und schaut raus; auf die Garage, voll mit Joshs zurückgelassenem Gerümpel; auf die freie Fläche dahinter, auf der die Neubausiedlung entstehen soll. Und schließlich auf das Gebäude, das neben diesem Grundstück liegt. Gate House. Seit Ricky denken kann, scheint der Winsome Forest das verfallene Herrenhaus geradezu verschlingen zu wollen. Kahle, knorrige Äste grabschen nach den windschiefen Giebeln wie die ausgemergelten Arme einer Märchenhexe, die schon lange kein schmackhaftes Kind mehr in ihre verdorrten Finger bekommen hat. Und seit er denken kann, setzt sich Gate House standhaft zur Wehr. Ebenso wie es sich dreißig Jahre lang gegen neue Eigentümer gewehrt hat. Ricky kennt es nur als Ruine; als mysteriöses Spukhaus, um das sich grauenhafte Legenden ranken – natürlich alle erstunken und erlogen –, und dennoch glaubhaft genug, dass man selbst tagsüber seine Schritte beschleunigt, wenn man daran vorbeiläuft. Nach Einbruch der Dunkelheit macht auch der großmäuligste Teenager einen weiten Bogen darum. Der anderen Horrorruine der Stadt, Creedence Hall, ausgebrannt und efeuüberwuchert, hat es längst den Rang abgelaufen. Und dieser verrückte alte Knacker ist tatsächlich dort eingezogen. Wie jede Nacht sieht man trübes Licht zwischen den vernagelten Fenstern hervorscheinen. Niemand weiß, was Hank Shadick dort drüben treibt, aber alle sind sich einig, dass der Kerl nicht alle Tassen im Schrank hat. Ricky fröstelt es, was an dem Windhauch liegen mag, der nun hereinzieht. »Papa Bear, hier Sith Lord, kommen.« Die verzerrte Stimme zerreißt die Stille mit infernalischer Lautstärke und für eine Sekunde glaubt Ricky, dass ein körperloser Dämon aus irgendeiner Zwischenwelt zu ihm spricht. Vor Schreck lässt er beinahe das Walkie-Talkie fallen. »Papa Bear, pennst du schon? Kommen!« Obwohl sein Herz rast, atmet Ricky auf. Man hört deutlich, wie viel Spaß Andy das Funken macht. »Papa Bear klingt wie ein dreihundert Pfund schwerer Trucker, der Anhalterinnen verschleppt.« Andys Lachen schallt über den Äther. »Passt doch! Aber denk dir gern was anderes aus. Kommen.« »Weniger einfallsreich als Sith Lord wird’s kaum werden.« »Neidisch? Aber ernsthaft: Siehst du auch das Licht bei unserem Lieblingsnachbarn? Kommen!« »Schwer zu übersehen.« Kalt wie in einem OP-Saal, beginnt es im nächsten Moment, stroboskopartig zu flackern. »Spinn ich jetzt total oder steht da einer auf dem Dach? Kommen!« Ricky begutachtet die fernen Umrisse des Anwesens und weiß sofort, dass es stimmt. Da oben ist jemand. Eine schwarze Gestalt, hochgewachsen und dürr. Im Mondschein wirken die Gliedmaßen unnatürlich lang und ein Hut mit breiter Krempe hebt sich deutlich vom Rest des schattenhaften Kopfes ab. Eine lebendige Vogelscheuche – na super! Und sie scheint genau in seine Richtung zu schauen. Mit einem unangenehmen Prickeln kriecht Ricky eine Gänsehaut den Rücken hinab. »Was tut der da?« Sein Hals ist trockener als der Humor seiner Freundin Isabella. Er wünscht sie sich her. Sie und Kaye – stark und entschlossen und so viel älter wirkend als ihre dreizehneinhalb Jahre. Für den Moment muss er sich mit Andy am anderen Ende der Leitung begnügen. Besser als nichts – immerhin sind sie seit dem Kindergarten die dicksten Kumpels. »Na ja, er …«, beginnt Andy nun, verstummt aber jäh. Wohl, weil Hirn und Zunge erst sortieren müssen, was seine Augen sehen. Ricky beobachtet währenddessen mit wachsender Beunruhigung, wie die Gestalt zu hüpfen beginnt und mit schlaksigen Tanzbewegungen über das Dach balanciert. »Jetzt starrt er Richtung Wald.« Atmosphärische Störungen begleiten Andys nächste Worte. »Ich glaube, er … Sendet er Lichtsignale? Kommen.« Signale? »Was zum Teufel?« Tatsächlich schwenkt der Schattenmann jetzt eine Art Laterne. Zunächst gegen, dann im Uhrzeigersinn. Dann beginnt sie, zu blinken. Lange und kurze Lichtimpulse wechseln sich ab. Er ist von Hank Shadick – wie von vielen seiner Nachbarn hier in der Red River Lane – einiges gewohnt, aber jetzt muss sich Ricky, der sich eigentlich für ziemlich abgebrüht hält, eingestehen, dass er wahrlich Angst verspürt. Zu bizarr ist die Szene, die sich vor seinen Augen abspielt. »Rede mit mir, Andy. Was geht hier vor?« Gar nichts, sagt er sich. Nur ein alter Kerl, der einen über den Durst getrunken hat und auf dem Dach seines Geisterhauses einen Laternentanz aufführt. Ricky kann sich nicht helfen, aber die Stimme in seinem Kopf vermag es trotz ihres nüchternen Tonfalls nicht, ihn zu überzeugen. »Ich finde mein Büchlein nicht, aber ich glaube, es ist ein Morsecode. Stand by, Papa Bear.« »Na klar, was auch sonst«, murmelt Ricky und schluckt trocken, während der Hank-Shadick-Schattenmann mit der flackernden Lampe von links nach rechts springt. Typisch, dass Andy ausgerechnet jetzt sein Büchlein, eine ziemlich umfassende Sammlung von Überlebenstipps aus Pfadfinderhandbüchern, Prepper-Magazinen und den Werken von Bear Grylls, nicht zur Hand hat. Auf dem Dach ist es mit einem Mal dunkel und auch im Innern des Herrenhauses sind schlagartig alle Lichter erloschen. Aus dem Walkie-Talkie dringt kein Laut, nicht mal mehr ein Rauschen. Ricky beugt sich vor. Kurz scheint es ihm, als habe die Welt vor seinem Fenster einfach aufgehört, zu existieren. Selbst die vereinzelten Straßenlaternen sind zu verlorenen Inseln schwindender Helligkeit geworden, die der Nacht, die auf sie zuströmt, nichts entgegenzusetzen haben. In seinem Zimmer spendet eine einzelne Nachttischlampe schummriges Licht. Ein letztes Bollwerk gegen die Finsternis. Was, wenn da draußen wirklich etwas nicht mit rechten Dingen zugeht? Er verflucht seine Neugier und zwingt sich, die aufkeimende Panik niederzukämpfen. Trotz des Zitterns seiner Hand führt er das klobige Walkie-Talkie zum Mund, dessen Gewicht ihm einen letzten Rest Sicherheit vermittelt, und drückt die Sprechtaste. »Andy?«, fragt er heiser in die Nacht vor dem Fenster. Als endlich wieder etwas aus dem Lautsprecher dringt, verspürt er zunächst Erleichterung, kommt sich im selben Moment aber ziemlich dämlich vor. Dann hört er zu. »…önnt … ich … ören? …enn … ichti … iege … ind … ir … eint. … orm … perfektioniert. … lang, … im. Nicht mehr lang. … ammen....



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