Ebertz / Schützeichel | Sinnstiftung als Beruf | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 261 Seiten, eBook

Ebertz / Schützeichel Sinnstiftung als Beruf


1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-531-92388-8
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 261 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-92388-8
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Von jeher lag die Sinnstiftung in Expertengruppen, von den religiösen Virtuosen über die künstlerischen 'Genies' bis hin zu wissenschaftlichen Experten. Darüber hinaus ist in der modernen Gesellschaft die Sinnstifung zu einem Praxisfeld verschiedener Berufe bzw. Professionen geworden (etwa Theologen und Seelsorger, Mediziner, Psychologen und Psychotherapeuten oder auch Journalisten). Die Analyse dieses Feldes steht im Mittelpunkt des Buches.

Dr. Dr. Michael N. Ebertz ist Professor an der Katholischen Fachhochschule Freiburg.
Dr. Rainer Schützeichel vertritt die Professur Mikrosoziologie und qualitative Methoden an der FernUniversität in Hagen.

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Zielgruppe


Professional/practitioner

Weitere Infos & Material


1;Inhalt;5
2;Sinnstiftung und Beruf – einleitende Bemerkungen;7
3;Transformationen religiösen Sinns;10
3.1;Der letzte Sinn – Heilsarbeit im eschatologischen Büro;11
3.1.1;Handlungssinn und institutioneller Sinn;11
3.1.2;Lebenssinn: Autotelischer und heterototelischer Terminalsinn;13
3.1.3;Eschatologisches Büro;15
3.1.4;Die gesellschaftlichen Herausforderungen des eschatologischen Büros;17
3.1.5;Sinnbastelarbeit im eschatologischen Büro;20
3.1.6;Heilsarbeit am Fegefeuer;24
3.1.7;Heilsgeschenk für alle;25
3.1.8;Der allerletzte Sinn?;26
3.1.9;Literatur;27
3.2;Experte seiner selbst – Über die Selbstermächtigung desreligiösen Subjekts;30
3.2.1;1 Der ‚Experte seiner selbst‘ – Eine Typenbeschreibung;32
3.2.2;2 Der Bereich des Religiösen als letzter Hort der Freiheit;35
3.2.3;Literatur;37
3.3;Religiöse Inklusion über die Liturgie? Zum Verhältnis vonProfession und Publikum im Katholizismus;39
3.3.1;1 Die Messe in professionssoziologischer Perspektive;43
3.3.1.1;1.1 Inklusion über professionelle Betreuung;43
3.3.1.2;1.2 Liturgie als Tätigkeit von Priestern;45
3.3.1.3;1.3 Interaktion in der tridentinischen Messe?;47
3.3.2;2 Das Publikum der Messe;50
3.3.2.1;2.1 Leistungsrolle und Publikum;50
3.3.2.2;2.2 Vorgängige Inklusion des Publikums;53
3.3.2.3;2.3 Zur Beobachtung des Publikums;58
3.3.3;3 Liturgische Professionalisierung?;60
3.3.4;Literatur;63
3.4;Der Sinn der Orthodoxie – Herrschaftsstrukturen undOrthodoxie in Byzanz und Griechenland;67
3.4.1;1 Orthodoxie und Legitimation der Herrschaft;67
3.4.2;2 Herausbildung der „politischen Orthodoxie“ in Byzanz;69
3.4.2.1;2.1 Veralltäglichung und Institutionalisierung des Christentums;69
3.4.2.2;2.2 Orthodoxe Vergemeinschaftung und Politik;71
3.4.3;3 Der Übergang: Metabyzantinische Periode und Osmanenherrschaft;73
3.4.4;4 Kirche und Orthodoxie im Rahmen des griechischen Verfassungsstaates;73
3.4.4.1;4.1 Differenzen zu und Gemeinsamkeiten mit Byzanz;73
3.4.4.2;4.2 Säkularisierung des Staates versus Verweltlichung der Kirche: Gegensätze undSpannungen;76
3.4.5;5 Abschließende Fragen;79
3.4.6;Literatur;79
4;Sinnstiftung durch Professionen?;82
4.1;Die Vermittlung von System und Lebensweltals Bezugsproblem der Professionen – was dieProfessionssoziologie von der Theologie überProfessionen lernen kann;83
4.1.1;1;83
4.1.2;2;90
4.1.3;3;94
4.1.4;4;101
4.1.5;5;102
4.1.6;6;107
4.1.7;7;110
4.1.8;Literatur;113
4.2;Repräsentant des Gemeinwesens – Zum Aspekt derSinnstiftung im professionellen Handeln des Politikers;117
4.2.1;Literatur;122
4.3;KontingenzarbeitÜber den Funktionsbereich der psycho-sozialen Beratung;123
4.3.1;1 Funktionsbereiche1;125
4.3.2;2 Funktionsbereich der psycho-sozialen Beratung;128
4.3.2.1;2.1 Psychotherapie;130
4.3.2.2;2.2 Seelsorge;132
4.3.2.3;2.3 Coaching und Supervision;134
4.3.3;3 Der Sinn der psycho-sozialen Beratung;135
4.3.4;Literatur;136
4.4;Macht Religionsunterricht Sinn? Eine exemplarische Analyse pädagogischer Praxis ausprofessionalisierungstheoretischer Sicht;139
4.4.1;1 Einleitung;139
4.4.2;2 Die in Anspruch genommene Professionalität des Lehrers;140
4.4.3;3 Das didaktische Konzept der Stunde;141
4.4.4;4 Das Material und die mit ihm gegebenen Möglichkeiten;143
4.4.5;5 Der Arbeitsauftrag und seine Bewältigung;144
4.4.6;6 Das Interesse eines Schüler meldet sich: Das Problem des Sinns vonSelbstmordattentaten;146
4.4.7;7 Ein weiteres Schülerinteresse meldet sich – und wird „kaltgestellt“;149
4.4.8;8 Die Dynamik des „Sammelns“ von Vorurteilen;150
4.4.9;9 Weitere Folgen dessen, dass der Begriff des Vorurteils ungeklärt ist;152
4.4.10;10 Fazit;154
4.4.11;Literatur;155
5;Lebensweltliche Sinnkonfigurationen;156
5.1;Unternehmer als Sinnstifter – Macht das Sinn?;157
5.1.1;1;157
5.1.2;2;159
5.1.2.1;2.1;159
5.1.2.2;2.2;161
5.1.3;3;163
5.1.3.1;3.1;164
5.1.3.2;3.2;166
5.1.4;4;167
5.1.5;Literatur;170
5.2;Neue Erfordernisse im Elitehandeln im Kontext sekundärer Folgeprobleme der modernen Gesellschaft;172
5.2.1;1 Einleitung;172
5.2.2;2 Funktionsverlust der Eliten in der Moderne;174
5.2.3;3 Sekundäre Folgeprobleme der Moderne;176
5.2.3.1;3.1 Professionelle Bearbeitung existentieller Probleme des Menschen;177
5.2.3.2;3.2 Bearbeitung von Integrationsproblemen;179
5.2.3.3;3.3 Bearbeitung netzwerkspezi scher Intransparenzen;182
5.2.4;4 Eliten als Funktionsermittler, -vermittler, Integrationsinstanzen und Orientierungsgeber;184
5.2.5;Literatur;186
5.3;„Fragen Sie die ‚liebe Marta‘“ – Sexualberaterinnen als Sinnstifterinnen;189
5.3.1;1 Die soziale Dimension: Sexpertinnen;191
5.3.2;2 Die formale Dimension: Beratung als spezifische Form der Kommunikation;196
5.3.3;3 Sinnstiftung durch Beratung – Beraterinnen als Sinnstifterinnen;198
5.3.4;Literatur;206
5.4;Soziale Konfigurationen einer terminalen Erkrankung – oderwie der Sinn versammelt werden kann;208
5.4.1;Die Sinnproblematik;208
5.4.1.1;1 Husserl: die paradoxe Form des Jetzt;210
5.4.1.2;2 Operationale Kohärenz statt Sinnkonsistenz;212
5.4.1.3;3 Hochschulmedizin;213
5.4.1.4;5 Anthroposophische Medizin;217
5.4.1.5;6 Verkettungen von Gegenwarten;219
5.4.2;Literatur;219
6;Wissenschaft und Verbreitungsmedien;221
6.1;Sinn liefern, Sinn verbürgen oder Sinn stiften? Was davonkann das Fernsehen eigentlich?;222
6.1.1;1 Was Bobby Zimmermann und Lisa aus Berlin verbindet;222
6.1.2;2 Subjektiver und gesellschaftlicher Sinn;223
6.1.3;3 Religion als Teil gesellschaftlicher Kultur;225
6.1.4;4 Über den transzendenten Sinn und dessen Legitimation;228
6.1.5;5 Sinn und Bürgschaft;229
6.1.6;6 Schaffen, liefern oder verbürgen die Medien Sinn?;230
6.1.7;7 Kann das Fernsehen Sinn schaffen?;231
6.1.8;Literatur;233
6.2;Der Sinn der Praxis – Zum Verhältnis vonNachrichtenjournalismus und Wissenschaft;234
6.2.1;1 Das Konzept des praktischen Sinns bei Bourdieu;235
6.2.2;2 Sinnstiftung in der Berufspraxis von Fernsehnachrichtenjournalisten;240
6.2.2.1;2.1 Die ‚öffentliche Aufgabe‘;240
6.2.2.2;2.2 Die Dramaturgie der Tagesschau;242
6.2.2.3;2.3 Der ‚imaginäre Zuschauer‘;244
6.2.2.4;2.4 Nomischer Sinn und journalistische Praxis;246
6.2.3;3 Betrachtungen über den Sinn als wissenschaftliches Konzept;248
6.2.4;Literatur;249
6.3;Sinnstiftung durch Soziologen?;251
6.3.1;Literatur;259
7;Autoren;261

Sinnstiftung und Beruf – einleitende Bemerkungen.- Sinnstiftung und Beruf – einleitende Bemerkungen.- Transformationen religiösen Sinns.- Der letzte Sinn – Heilsarbeit im eschatologischen Büro.- Experte seiner selbst – Über die Selbstermächtigung des religiösen Subjekts.- Religiöse Inklusion über die Liturgie? Zum Verhältnis von Profession und Publikum im Katholizismus.- Der Sinn der Orthodoxie – Herrschaftsstrukturen und Orthodoxie in Byzanz und Griechenland.- Sinnstiftung durch Professionen?.- Die Vermittlung von System und Lebenswelt als Bezugsproblem der Professionen – was die Professionssoziologie von der Theologie über Professionen lernen kann.- Repräsentant des Gemeinwesens – Zum Aspekt der Sinnstiftung im professionellen Handeln des Politikers.- Kontingenzarbeit.- Macht Religionsunterricht Sinn?.- Lebensweltliche Sinnkonfigurationen.- Unternehmer als Sinnstifter – Macht das Sinn?.- Neue Erfordernisse im Elitehandeln im Kontext sekundärer Folgeprobleme der modernen Gesellschaft.- „Fragen Sie die ‚liebe Marta‘“ – Sexualberaterinnen als Sinnstifterinnen.- Soziale Konfigurationen einer terminalen Erkrankung – oder wie der Sinn versammelt werden kann.- Wissenschaft und Verbreitungsmedien.- Sinn liefern, Sinn verbürgen oder Sinn stiften? Was davon kann das Fernsehen eigentlich?.- Der Sinn der Praxis – Zum Verhältnis von Nachrichtenjournalismus und Wissenschaft.- Sinnstiftung durch Soziologen?.


Unternehmer als Sinnstifter – Macht das Sinn? (S. 157-158)

Ekaterina Svetlova

1

Am 15. Januar 2009 fiel die Aktie des Computerherstellers Apple um sieben Prozent. Der Grund: Am Vorabend gab das Unternehmen bekannt, dass sein Chef Steve Jobs ein halbes Jahr Auszeit nehmen muss, um eine Krankheit zu kurieren. Ein Jahr davor hatte das „Manager Magazin“ die Analystenmeinung veröffentlicht, deren zufolge die Aktie 25 Prozent fallen würde, verließe Jobs Apple (Kaufmann 2008). Der Unternehmer gilt als Motor und Garant des Erfolgs seines Konzerns.

Er revolutionierte den Markt mit neuen Produkten wie dem di gitalen Musikplayer iPod und dem Multimediahandy iPhone. Seine Verkaufspräsentationen sind legendär und begeistern jedes Jahr Millionen von Fans. Er ist ein Markensymbol der Firma und ist hiermit unersetzlich. Die FAZ gab dem Artikel, der die Auszeit von Steve Jobs kommentierte, den Titel „Götterdämmerung bei Apple“ (Linder 2009). Der Unternehmer Steve Jobs scheint bei Apple in der Tat ein Gott, ein richtiger Sinnstifter zu sein.

Dies ist ein Beispiel aus der Praxis, das viele bestehende Managementtheorien bestätigt. Seit den Arbeiten von Joseph Schumpeter wird das Verständnis von Unternehmern als professio nellen Sinnstiftern, die existentielle Fragen ihrer Kunden und Mitarbeiter aus eigener Kraft beantworten, zelebriert (z. B. Meyer-Faje 2003; Höhler 2004; Böckmann 1999, 2002; Hartfel der 1984; Dyllick 1983). Neben einer umfangreichen Literatur gibt es Seminare für Manager, wo die Idee vermittelt wird, dass es eine elementare Aufgabe von Führungskräften ist, den ihnen anvertrauten Menschen den Sinn ihres Tuns zu offenbaren.

Diese sinnorientierte Füh rungskonzepte werden als Schlüssel zum unternehmerischen Erfolg dargestellt. Steve Jobs hat es geschafft, eine geistige Orientierung sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter von Apple zu leisten; hiermit hat er die Siegeszüge der Firma in der Computer- und Musikbranche mög lich gemacht. Für die Konsumenten erzeugen Unternehmer Waren und Dienstleistungen. Der Begriff „Un ternehmertum“ ist allerdings vor allem mit der Erzeugung neuer Produkte verbunden: Schum peter (1912) unterscheidet den Unternehmer, der neue Kombinationen von Produktionsmit teln entdeckt und auf dem Markt durchsetzt, von dem Wirt, der die schon bestehenden Tech nologien und Absatzkanäle verwendet.

Die Durchsetzung ist ein zentrales Element des unter nehmerischen Handelns, dies betont Schumpeter insbesondere in der zweiten Ausgabe seines Hauptwerks „Theorie der gesellschaftlichen Entwicklung“ (1926). Eine erfolgreiche Durch setzung im Markt bedeutet, dass das neu hergestellte materielle oder geistige Objekt anfängt, als eine ökonomische Ware zu gelten.

„‚Damit ein Ding zum Gute werde‘, muss nämlich ers tens das (heutige oder zukünftige) Bedürfnis erkannt werden, und es muss zweitens erkannt werden, dass das Ding Eigenschaften besitzt, welche es für die Befriedigung dieses Bedürf nisses tauglich machen.“ (Löwe 1999: 99, mit Bezug auf Carl Menger (1968 [1871])). Die Bedürfnisse werden oft von den Unternehmern nicht bloß erkannt, sondern mit dem Produkt zusammen kreiert und den Kunden vorgestellt. Es muss ein Übergang von etwas Sinnlosem (einem neuen unbekannten Produkt) zu etwas Sinnvollen (einer auf dem Markt etablierten Ware) stattfinden. In diesen Prozessen spielen Unternehmer eine zentrale Rolle.

Sie laden Güter mit Sinn und Bedeutung auf, sie kreieren passende Sinnangebote zu jeder Ware. Dies ist eine zentrale Funktion eines Unternehmers. So hatte Steve Jobs „ein untrügliches Gespür dafür …, wie man mit technischen Produkten wegen ihres Designs und ihrer Software-Funk tionalität Begehrlichkeiten beim Verbraucher wecken kann“ (Linder 2009). Eine Ware wird begehrt und gekauft, wenn ein Konsument Sinn damit verbinden kann. Jeder Unternehmer „erzählt das Gut als potentiell sinnaufwertendes Ereignis im Leben der Konsumenten: ‚sensemaking‘“ (Priddat 2004: 343).


Dr. Dr. Michael N. Ebertz ist Professor an der Katholischen Fachhochschule Freiburg. Dr. Rainer Schützeichel vertritt die Professur Mikrosoziologie und qualitative Methoden an der FernUniversität in Hagen.



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