Buch, Deutsch, Band 20, 254 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 341 g
Das Rote Kreuz und die Erfindung der Menschlichkeit im Kriege
Buch, Deutsch, Band 20, 254 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 341 g
Reihe: Neuere Medizin- und Wissenschaftsgeschichte
ISBN: 978-3-86226-045-4
Verlag: Centaurus Verlag & Media
Humaner wurde der Krieg nicht durch Henry Dunants humanitäre Initiative. Aber Philanthropen und konfessionelle Organisationen stellten sich nun in den Dienst einer straff organisierten, patriotisch geprägten Humanität, und die zunehmende Verwissenschaftlichung strategischer Kriegsführung dehnte sich auf das Gebiet der Medizin aus.
In elf Beiträgen befasst sich dieser Band mit der Entstehung der „Humanität im Kriege“ in der Gründungs und Etablierungsphase des Roten Kreuzes. Die Autoren nehmen die ambitionierten Bestrebungen in den Blick, eine staatenübergreifende Organisation zur Linderung Leids der kämpfenden und kriegsgefangenen Soldaten zu schaffen. Im Zuge dessen wurde der Begriff „Neutralität“ neu geprägt. Und es wurde festgelegt, welchen militärischen Konflikten zivilisatorischen Regeln zugestanden wurden – und welchen nicht.
Ein weiterer Focus gilt den vaterländischen Frauenvereinen. Sie dienten kolonialer Expansion und beförderten zugleich das Eindringen militärischer Strukturen ins Private. Der Blick auf konfessionelle Einrichtung der Kriegspflege zeigt aber auch, dass Geschlechterrollen auf diesem Feld neu ausgehandelt wurden.
Der dritte Teil des Bandes befasst sich mit der Kriegsberichterstattung in Wort und Bild. In Zeitungsmeldungen traten nach Solferino Hintergrundanalysen zunehmend hinter authentische Augenzeugenberichte zurück. Dabei erhöhte die telegraphische Übermittlung nicht nur die Geschwindigkeit der Berichterstattung, sie sorgte in bisher unbekanntem Maß auch für eine Egalität der Nachrichten. Zeitungen wurden um 1860 zu Schauplätzen und Anthologien widerstreitender Meinungen und Informationen.
Die Erschütterung der Öffentlichkeit ist nun nicht mehr an die eigene Position in einem politischen Konflikt gebunden. Russische Ölgemälde weit entfernter Schlachten erschütterten in den 1880er Jahren Ausstellungsbesucher in Westeuropa und in den USA. Mit Sieg oder Niederlage brachten die Betrachter die dargestellten Szenen kaum mehr in Verbindung. Thema der Ausstellungen war nicht der dargestellte kriegerische Konflikt, stattdessen standen nun Emotionen im Vordergrund.
Den Abschluss des Bandes bildet der Blick auf eine Öffentlichkeit in Gefangenschaft: Patientinnen und Patienten psychiatrischer Anstalten der Kaiserzeit und ihre künstlerische Auseinandersetzung mit militärischen Insignien und Codices.
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Kultur- und Ideengeschichte
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Militärwesen Zivil- und Katastrophenschutz
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Militärgeschichte
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Internationale Beziehungen Internationale Organisationen und Institutionen