Ein klimaverträglicher Lebensstil
Natürlich kann Klimaschutz nicht funktionieren, wenn sich nur wenige daran beteiligen und die Mehrheit weiterhin verschwenderisch mit den Ressourcen umgeht. Deshalb ist es wichtig, andere mitzunehmen, und das klappt am besten, wenn man eine gewisse »Vorbildfunktion« erfüllt und der neue Lebensstil so attraktiv wirkt, dass andere mitmachen wollen. Unser Programm sieht daher nicht nur eine nachhaltige Lebensweise im engeren Sinne vor, es geht auch um deine Gesundheit, deinen beruflichen Alltag, deine weiteren Ziele und um deren Verwirklichung.
Leben in der Aufwärtsspirale
Konntest du schon einmal abends nicht richtig ein- bzw. durchschlafen, weil dir ein schweres Essen im Magen lag? Schlechte Ernährung begünstigt schlechten Schlaf. Du kommst morgens nicht in die Gänge und brauchst erst mal Koffein. Nach dem (fettreichen) Mittagsessen (z. B. Currywurst) hängst du nachmittags durch, da der Körper mit der Verdauung kämpft. Dem Gehirn, unserem Hauptenergieverbraucher, kann nicht die nötige Energie zur Verfügung gestellt werden (Foodkoma). Du versuchst, dich mit Süßem und weiterem Koffein zu pushen. Der Effekt lässt aber schnell nach. Abends bist du geschlaucht und verspürst keine Lust zu kochen, geschweige denn, dich für den geplanten Sport zu motivieren. Stattdessen schläfst du nach einiger Zeit vor dem Fernseher ein. Der Schlaf ist aufgrund mangelnder Bewegung erneut nicht erholsam (guter Schlaf ist die Voraussetzung für guten Sport, Bewegung ist die Voraussetzung für guten Schlaf). Du kommst nicht in den Tiefschlaf, der für den Organismus so wichtig ist. Am nächsten Morgen geht es genauso weiter, und so schleppst du dich durch die Woche und sehnst das Wochenende herbei.
Ernährst du dich aber gesund, gibst du deinem Körper die Energie, die er braucht. Du wirst wacher und spürbar leistungsfähiger und benötigst nur wenig bzw. gar kein Koffein. Abends findest du nach dem selbstgekochten Abendessen sogar noch Zeit, eine Runde zu laufen. Du spürst die Anstrengung, aber dein Geist ist wach. Danach hast du Lust, weiter an deinem Buch zu lesen, und schläfst frei von (bedrückenden) Gedanken ein. Kurzum: Auf diese Weise machst du keine Schulden mehr bei deinem zukünftigen Ich. Du wirst Zeit und Energie finden, die wichtigen Dinge in deinem Leben anzugehen, entwickelst im besten Fall mehr Selbstvertrauen und triffst so auch Entscheidungen, die nicht deinem Umfeld geschuldet sind, sondern aus deinen eigenen intrinsischen Bedürfnissen und Träumen erwachsen.
Drehe einfach den Schalter um, der aus der geschilderten Abwärtsspirale eine Aufwärtsspirale macht, und du wirst ein Leben lang dafür dankbar sein. Gesunde Ernährung ermöglicht mehr Sport, der wiederum die Motivation steigert, sich gesünder zu ernähren, und den Schlaf verbessert. Besserer Schlaf und eine ausgewogene Ernährung lassen Schwächephasen (Müdigkeit, körperliche Beschwerden, Heißhungerattacken, Stress etc.) gar nicht erst aufkommen. Ohne Schwächephasen setzt du deine Vorsätze auch leichter um.
Bewegung, Erholung und Ernährung – diese drei Elemente kannst du also ganz einfach positiv beeinflussen. Ihr Zusammenspiel kann sowohl für dich als auch für die Umwelt erhebliche Vorteile bringen. Um Ernährung und Bewegung geht es nun im Detail – um die Erholung musst du dich dann selbst kümmern …
Umweltfreundlich(st)e Ernährungsweise
Ernährung spielt in diesem Buch eine zentrale Rolle, und das hat gute Gründe:
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Nahrungsmittel sind für 25 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich (hier sind der energieintensive Transport, die Lagerung oder die Verarbeitung der Lebensmittel und die endgültige Zubereitung nicht eingerechnet).
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Eine pflanzenbasierte Ernährung gibt Landflächen frei, die für Aufforstung oder die vermehrte Nutzung von nachhaltigem Bio-Treibstoff verwendet werden können. Der globale CO2-Verbrauch der Land- und Forstwirtschaft könnte so drastisch reduziert werden.
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Die intensive Landwirtschaft ist Hauptverursacher des Artensterbens.
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Ein Großteil des weltweiten Plastikmülls geht auf die Nahrungsmittelindustrie zurück.
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Der Regenwald wird für unseren steigenden Bedarf nach Fleisch und Palmöl gerodet.
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Die Weltmeere werden überfischt.
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Nahrung ist der Treibstoff des nachhaltigsten Verkehrsmittels, des Fahrrads.
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Bei gesunder Ernährung müssen weniger Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
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Selbst zu kochen ist eine günstige und klimafreundliche Alternative, Zeit zu verbringen.
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Gesundes Essen lässt uns besser schlafen und führt zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit.
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Essen spielt eine große Rolle in unserem Leben.
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Gutes Essen macht glücklich und bringt Menschen zusammen.
Ernährungsweisen im Vergleich
Durch die Umstellung auf Bio-Lebensmittel kannst du einen wichtigen Schritt in Sachen Klimaschutz machen. Bio-Lebensmittel sind aber nicht automatisch klimafreundlich, wenn sie mit Plastik verpackt sind oder aus Übersee kommen. Mit der Umstellung auf eine saisonale, regionale und pflanzenbasierte Ernährung startest du gleich richtig durch. Die Tabelle unten zeigt die Auswirkungen verschiedener Ernährungsweisen sowie den Einfluss von Bio-Anbau, Regionalität und Saisonalität. Steigt etwa ein Fleischesser auf eine vegetarische Ernährung mit Fokus auf Regionalität um, spart dieser 44 Prozent seiner ernährungsbedingten CO2-Emissionen ein.
Einsparung an CO2-Emissionen durch eine Änderung der Ernährungsweise anstatt einer fleischbetonten Ernährung ohne jeglichen Fokus auf bio, Regionalität oder Saisonalität.
4 Klimawirkung von Lebensmitteln
Wie du sehen kannst, passen Fleisch und Klimaschutz nicht recht zusammen. Die
Abbildung zeigt die CO2-Emissionen, die durch verschiedene Nahrungsmittel entstehen.
Kilogramm CO2-Emissionen pro Kilogramm Lebensmittel
5 Um die Tragweite einer fleischbetonten Ernährung aufzuzeigen, sind Emissionen aus den Bereichen Strom und Mobilität eingezeichnet, und siehe da: Ein Kilo Rindfleisch ist klimaschädlicher als eine ICE-Fahrt von Nürnberg nach München hin und zurück. Kühe brauchen viel Futter und erzeugen viel Methan, weshalb auch Milchprodukte kritisch zu betrachten sind. Andere Fleischsorten schneiden zwar besser ab, sind aber trotzdem nicht klimafreundlich. Weitere Aspekte wie die nicht artgerechte Haltung sowie eine Nitratbelastung des Grundwassers durch Gülleausbringung sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Unser Fazit: Je frischer das Lebensmittel ist (d. h. regional, saisonal, unverarbeitet) und je mehr Pflanzliches auf den Tisch kommt, umso besser.
Pflanzenbasierte Vollwertkost
Die hier empfohlene Ernährung fußt auf der Thrive-Diät des bekannten Triathleten Brandon Brazier. Wir haben aber ein paar Anpassungen unternommen, damit alle Speisen und Getränke sowohl im Einklang mit dieser Ernährungsweise als auch mit den in Deutschland erhältlichen saisonalen und regionalen Obst- und Gemüsesorten stehen. Siehe hierzu:
»Die 50 besten Lebensmittel«.
Die im Buch beschriebene Ernährungsweise ist lediglich unsere Empfehlung. Wer mehr wissen möchte über vegane Ernährung, Säure-Base-Haushalt oder Sporternährung, findet genügend weitere Literatur. Um Mangelerscheinungen zu vermeiden, sollte man sich unbedingt auch mit den möglichen Risiken einer veganen Ernährungsweise auseinandersetzen. Vitamin B12 etwa ist in pflanzlichen Lebensmitteln meist nicht oder nur in geringen Mengen vorhanden und sollte daher supplementiert werden. Bloßes Weglassen von Fleisch, Milchprodukten oder Eiern aus in Deutschland üblichen Gerichten oder vegane Fertiggerichte sind für eine vollständige Nährstoffaufnahme nicht ausreichend. Daher sei hier ausdrücklich ein langsamer Übergang zu einer fleischreduzierten bis hin zu einer pflanzlichen Vollwertkost
1) empfohlen – auch um mit den neuen Lebensmitteln und Aromen vertraut zu werden und zu lernen, worauf zu achten ist und wo welche Nährstoffe enthalten sind. Auch der Körper benötigt eine gewisse Zeit, um sich an neue Lebensmittel zu gewöhnen und sich anzupassen, etwa an den erhöhten Rohkostanteil, den steigenden Anteil an Ballaststoffen, aber auch an den vermehrten Einsatz von Hülsenfrüchten.
Klimawirkung von Getränken
Für Getränke gibt es ebenfalls Empfehlungen. Da eine nährstoffreiche Ernährung empfohlen wird, gehen wir auf Softdrinks nicht näher ein. Da sich ein Liter Wasser nur schwer mit einem Liter Kaffee vergleichen lässt, werden die unterschiedlichen Getränke in der folgenden Abbildung auf Basis des durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Konsums verglichen. Bei Wasser werden, wie von uns für eine gesunde Lebensweise empfohlen, drei Liter pro Tag angesetzt. Während Wein und Bier als Genussmittel noch ganz gut abschneiden, sollte für Milch eine pflanzliche Alternative, z. B. Sojamilch, eingesetzt werden. Kaffee sollte ebenfalls höchstens als Genussmittel dienen. Überraschend ist, welche Folgen der Konsum von Wasser aus der Flasche für das Klima haben kann. Da Leitungswasser das in Deutschland am besten kontrollierte Lebensmittel ist, ist es völlig unproblematisch, darauf zurückzugreifen. Es ist tatsächlich so: Mit unserem...