Buch, Deutsch, 128 Seiten, Paperback, Format (B × H): 131 mm x 198 mm, Gewicht: 208 g
Mein transsexuelles Leben
Buch, Deutsch, 128 Seiten, Paperback, Format (B × H): 131 mm x 198 mm, Gewicht: 208 g
Reihe: Ubuntu - Außenseiterthemen, die alle angehen
ISBN: 978-3-95667-174-6
Verlag: Verlag 3.0 Zsolt Majsai
Micha Ela erzählt mit sehr viel Humor und positiver Energie von ihrem ganz persönlichen Lebensweg. Der Junge Michael, aufgewachsen in den frühen 80ern im Osnabrücker Land, erlebt sehr schmerzhaft wie es sich anfühlt, anders zu sein als die Gesellschaft sich einen „richtigen“ Jungen vorstellt. Michael wächst in einer Pflegefamilie auf, beginnt schon sehr früh mit dem Unterricht an der Ballettschule, der ihm das wichtigste im Leben zu sein scheint. Als der Pflegevater stirbt bricht die Familie auseinander und Michael kommt ins Heim. Frühe Psychiatrieerfahrungen mit dem Ziel, dem Jungen das Schwulsein abzugewöhnen, prägen ihn, er erhält aber auch gerade über einen Therapeuten den ersten Zugang zu einer Osnabrücker Coming Out Gruppe. Michael erhält nach der Schule sofort ein Engagement als Tänzer am Theater, sein Weg führt ihn dann, als er sich in den Betreiber eines Cabarets verliebt, bald an den Bodensee. Dort tanzt er zunächst im Bregenzer Theater, bis er immer mehr zu der Erkenntnis kommt, dass er nicht Michael ist, sondern Michaela, und deshalb keine Männerrollen mehr tanzen kann. Als Stripteasetänzerin tanzt Micha Ela nun im Cabaret ihres Partners, macht sich eines Tages selbständig und tingelt von Cabaret zu Cabaret. Durch HIV-Infektion und deren medizinische Behandlung und durch die Folgen selbstverordneter Hormontherapie auf dem Weg von Michael zu Michaela kann Michaela nicht mehr als Tänzerin arbeiten und beginnt mit dem ihr eigenen Mut und ihrer ganz besonderen positiven Energie einen neuen Lebensweg als „ganz natürliche Frau mit Sti–el“. Heute lebt Micha Ela in Hamburg und möchte mit ihrem Buch allen Menschen, die auf der Suche nach ihrem ganz eigenen Weg sind, mit ihren Erfahrungen Hilfestellung leisten.
Zielgruppe
Eine biografische Erzählung vor dem Hintergrund der Selbstfindung einer transsexuellen Frau. Hilfreich auch als ansprechender und humorvoller Ratgeber für nicht transsexuelle Menschen auf der Suche nach dem ganz persönlichen Lebensweg.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Dann lernte ich Rickey kennen, der in der Kneipe Musik machte. Er war nicht mein „Prinz“, aber er war sehr nett und wurde irgendwann auch eine Art Lehrer für mich. Für mich war ja alles neu und spannend und ich fand es natürlich auch schön, im Mittelpunkt zu stehen. Rickey, der Musiker, fragte mich: „Soll ich dir mal ein wenig die Schwulenwelt zeigen?“ Klar, da war ich dabei.
An einem der nächsten Abende fuhren wir zum Bahnhof. „Kommst du mit auf die Klappe?“, fragte Rickey. „Wohin?“ „Na auf die Toilette.“ „Das schaffst du wohl auch allein“, antwortete ich. Ich musste nicht und verstand nicht, was Rickey von mir wollte. „Mensch, komm doch mal bitte mit.“ „Nein, ich muss nicht.“ Rickey ging allein und ich blieb im Auto sitzen. Ich wartete und wartete und wartete und als ich kurz davor war, Rickey suchen zu gehen, kam er mit einem anderen Mann, Typ Trucker, fett und ziemlich viel Bart, aus dem Bahnhofsklo. Was will er denn mit dem?, dachte ich und wollte schon die Tür öffnen, aber die beiden bogen ab und verschwanden im Gebüsch. Nach zwanzig Minuten kam Rickey allein zurück zum Auto. „Echt geil dieser Typ“, stöhnte er.
„Was habt ihr denn im Gebüsch gemacht?“, fragte ich total naiv. Rickey lachte. „Du hast ja wohl echt noch keine Erfahrung, oder?“
Nein, die hatte ich allerdings nicht.
Wir saßen noch lange im Auto und beobachteten die Männer, die auf die Toilette gingen. Ein ziemlicher Betrieb herrschte da, was mich wunderte. Rickey verschwand noch dreimal, zuerst auf dem Klo und dann mit einem Typen im Gebüsch. Soll er doch, wenn es ihm gefällt, dachte ich. Aber so langsam musste ich auch mal dringend pinkeln und ging nun doch in die Bahnhofstoilette. Da drin stank es fürchterlich, ich suchte mir eine freie Kabine und wunderte mich, warum da ein Loch in der Wand war. Aber egal, ich musste jetzt einfach mal. Schon bald wurde ich von meiner Unwissenheit befreit. Ich hörte, wie die Tür nebenan geöffnet wurde, jemand ging rein und schwupps kam sein Ding durch das Loch in meine Kabine.
Ich rannte, als ob der Teufel hinter mir her wäre, aus dem Klo zum Auto und schrie: „Ich will hier weg!“ Rickey kriegte sich fast nicht mehr ein vor Lachen. „Aber Michi, dir tut doch keiner was. Das ist doch normal, du hättest ihm einen blasen müssen, ist doch ne geile Sache.“
Wir blieben lange Zeit Freunde, Rickey war fast täglich auf der Klappe, aber ich begleitete ihn nicht mehr dorthin, meine Welt war das nicht. Für mich war Tanzen das Geilste, viel geiler, als ständig auf stinkenden Klos herumzuhängen.