E-Book, Deutsch, 400 Seiten
Emrich The way to find hope: Alina & Lars
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-03896-016-4
Verlag: Sternensand Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 400 Seiten
ISBN: 978-3-03896-016-4
Verlag: Sternensand Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Hast du eigentlich einen Führerschein?'
'Nö.'
'Wieso fährst du dann mein Auto?'
'Auch dein Auto fährt mit Benzin und nicht mit einem Führerschein.'
Als sich Alina und Lars in der Disco kennenlernen, sind sie sofort voneinander fasziniert. Obwohl dieses Knistern zwischen ihnen herrscht, hält Lars sie auf Abstand und seine Mauer aufrecht. Das gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht, denn Alinas beste Freundin ist mit seinem Mitbewohner zusammen und so laufen sie sich immer wieder über den Weg. Alina lässt sich zudem nicht so leicht abwimmeln - sie hat sich in den Kopf gesetzt, Lars näher kennenzulernen. Doch dieser ist sich sicher, dass seine Vergangenheit ihre Beziehung zerstören würde, bevor sie überhaupt begonnen hat. Sein Leben ist vieles, nur keine Grundlage für eine gemeinsame Zukunft.
Carolin Emrich wurde 1992 in Kassel geboren. Schon als kleines Mädchen bat sie ihre Mutter, ihr nicht nur vorzulesen, sondern ihr auch das Lesen beizubringen. Sobald sie dieses beherrschte, gab es kein Halten mehr. Stapelweise wurden die Bücher verschlungen und bald schon begann sie, eigene kleine Geschichten zu Papier zu bringen. Im Alter von 15 Jahren verschlug es sie auf eine Fanfiction-Plattform, wo sie auch heute noch ihr Unwesen treibt. Im Herbst 2015 reifte dann die Idee heran, ein Buch zu schreiben. Aber vorher stellte sich die Frage: Kann ich das überhaupt? Um dieser auf den Grund zu gehen, begann sie zu plotten, und schrieb daraufhin ihr Fantasy-Debüt 'Elfenwächter'.
Weitere Jugendbücher und sogar Erotik-Manuskripte sind derzeit dabei, Gestalt anzunehmen.
Beruflich schloss Carolin Emrich im Juli 2015 ihre Ausbildung zur Industriemechanikerin erfolgreich ab.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 2 - Lars
Heute »Guten Morgen!«, rief ich in den Flur, der sich lang und steril vor mir erstreckte. Das Hundegebell war nur leise zu hören, da sie alle im Auslauf waren. Es schienen so oder so alle draußen zu sein. Ich trat ein paar Schritte vor und warf einen Blick in die ersten beiden Zwinger, aber wäre jemand hier, hätte ich ja eine Antwort erhalten. Mit den Schultern zuckend, drehte ich mich um und lief wieder vor zur Küche. An der Tür prangte ein Messingschild, in das ›privat‹ eingestanzt war. Ich klopfte, drückte dann aber einfach die Klinke runter und wartete gar nicht, ob mich jemand hereinbat. Der Raum war leer. Es roch nach einer Mischung aus Hunden, Kaffee und Desinfektionsmittel. Ich bückte mich vor dem Tisch, um einen Blick unter die Eckbank zu werfen. Susi, der blinde alte Pudel, saß wie immer an ihrem Stammplatz. Niemand wusste, wie alt sie war. Nur, dass sie schon vor Jahren auf sehr alt geschätzt worden war und sich langsam gewundert wurde, dass sie noch lebte. Sie war ein absoluter Methusalem. »Wo sind denn alle?«, fragte ich sie, wobei sie nicht mal den Kopf zu mir drehte. Taub wurde sie wohl auch langsam. Beim Aufrichten streckte ich mich ausgiebig und sah durchs Fenster auf den Parkplatz. Autos waren da, zwar nur wenige, weil heute kein Besuchstag war, aber immerhin. Ganz allein konnte ich hier nicht sein. Als ich gerade die Tür mit der Milchglasscheibe und den vielen Hundekopfstickern erneut aufdrückte, um eventuell Bernd oder Claudia, unsere Chefin, beim Saubermachen in den Hundezwingern zu erwischen, kam jemand von oben die Treppe runter. »Hi, Lars. Was machst du denn schon hier?«, begrüßte mich Bernd und streckte mir die Hand entgegen, als er bei mir ankam, in die ich nur zu gern einschlug. Bernd war im letzten Jahr zu einem richtigen Freund geworden. Und das zu einer Zeit, als ich nicht wusste, ob ich eine Freundschaft überhaupt verdient hatte. Bernd hatte allerdings nie lockergelassen oder sich von meiner Abwehr einschüchtern lassen. Solche Leute brauchte ich. Ich arbeitete zwar daran, aber es fiel nun mal nicht leicht, jemanden an sich ranzulassen, wenn ich wusste, dass man mich verurteilen würde, wenn die Wahrheit rauskam. »Wir haben morgen Sommerfest und ich hatte keine Lust, bei den Vorbereitungen zu helfen«, murmelte ich. Er grinste. »Da dachtest du, dass du lieber herkommst und uns bei der Vorbereitung für nächste Woche hilfst?« Ich stöhnte auf. Dass das Tierheim ebenfalls ein Fest veranstaltete, war mir völlig entgangen. Bernd lachte mich aus und deutete dann nach oben. »Komm mal mit!«, sagte er, ohne auszuführen, wohin er mit mir wollte. Oben waren die Zimmer der Katzen und die waren irgendwie nicht so meins. Die kamen an, um sich streicheln zu lassen, und kratzten und bissen, wenn sie keinen Bock mehr hatten. Das war nicht meine Welt. Ich schätzte die Ehrlichkeit eines Hundes, der zeigte gleich, wenn er dich nicht leiden konnte. »Ich habe da eine Aufgabe für dich, die dir sicher besser gefallen wird, als Plakate zu malen.« Da war ich aber mal gespannt. Ich würde selbstverständlich auch Plakate malen, wenn das heute auf dem Plan stand. Vielleicht würde ich das sogar lieber tun, da die andere Aufgabe ja etwas mit Katzen zu tun hatte. »Na ja«, murrte ich, da er eigentlich wusste, wie ich dazu stand. »Jetzt sei nicht gleich so skeptisch«, verlangte Bernd und warf mir ein Grinsen zu, als er stehen blieb und mich damit auch ausbremste. Links und rechts von uns waren Glasfenster, die Räume alle recht identisch gestaltet. Sie waren gefüllt mit Kratzbäumen, Katzenklos und Spielzeug. Direkt gegenüber war die Kinderstube. So stand es zumindest in bunten Buchstaben an der Tür. Dort drin gab es mehrere Abteile, in denen die Kätzin beim Werfen ihre Ruhe hatte und die erste Zeit mit ihren Kitten verbringen konnte. Es schien Nachwuchs gegeben zu haben, denn Bernd schob mich direkt vor die helle Holztür und drückte an mir vorbei die Klinke runter, ehe er sie aufschwingen ließ. Es gab eine kleine Theke und eine Küchenzeile, damit alles Notwendige für die Versorgung kleiner Katzen vor Ort war. »Heute Morgen stand ein Karton vor der Tür. Die Kitten sind schätzungsweise sieben Tage alt«, erklärte Bernd und nickte zu einer der Holzboxen, die hoch genug waren, damit die Mutter hinausspringen konnte, ihre Babys aber nicht. Wenn hier mehrere Katzen Junge hatten, ließen sich die Boxen auch schließen, aber das war noch nicht ein Mal der Fall gewesen, seit ich hier war. Zum Glück. Aber es war erstaunlich, wie viele ihre Katzen abgaben, weil sie trächtig waren. Wie dumm waren denn die Leute, ihre Katzen rauszulassen, ohne daran zu denken, was passieren konnte? Wahrscheinlich waren es Menschen, die sich selbst doppelt und dreifach absicherten, aber bei den Tieren nicht mal ahnten, dass so was möglich war. »Und die Mutter?«, wollte ich wissen, während ich einen Blick riskierte. Über der Kiste brannte eine Rotlichtlampe, die alles in angenehme Wärme tauchte. »Keine Ahnung, war nicht dabei.« Ich zählte sieben bunte Kätzchen, zwei davon dreifarbig. Sie maunzten quietschig vor sich hin und versuchten, sich von der Stelle zu bewegen. Die kleinen Köpfe ruderten dabei von links nach rechts, aber weit kamen sie noch nicht. »Na toll.« »Du sagst es.« Bernd holte einen kleinen Eimer aus einem der Schränke, dazu Fläschchen, Sauger und Einmalhandschuhe. Ich ahnte, was jetzt auf mich zukam. Während alle mit den Vorbereitungen beschäftigt waren, stand bei mir Katzenfüttern auf dem Plan. Natürlich hätte ich jederzeit Nein sagen können – ich war freiwillig hier –, aber ich war genauso ein Bestandteil des ehrenamtlichen Teams. Das hatte ich mir erkämpft und war mittlerweile sogar so weit, das zu genießen. Ich hatte aufgehört, mich andauernd zu fragen, warum ausgerechnet ich das durfte und wer mir dabei geholfen hatte. Das war ich selbst gewesen, verdammt. Bernd reichte mir eines der Fläschchen und ein paar Gummihandschuhe, nachdem er eine kleine Menge angerührte Milch hineingegeben hatte. Ich wollte erst irritiert fragen, ob das alles war, aber ein weiterer Blick in den Holzkasten ließ mich selbst zu dem Schluss kommen, dass nicht viel Flüssigkeit in so ein winziges Kätzchen passte. »Setz dir einen der Welpen auf dein Bein, mit dem Popo zu dir.« Er griff sich eines aus dem bunten Haufen an Farben heraus. Es war eins der Dreifarbigen. Die Verbliebenen begannen sofort, in herzzerreißenden Tönen zu maunzen und das Geschwisterchen zu suchen, welches ebenfalls lautstark Antwort gab. »Dann legst du eine Hand unter das Baby, schau, so.« Er hatte es sich so auf die Hand gesetzt, dass drei Finger unter dem Bauch lagen, um es festzuhalten, und der Zeigefinger unter dem Hals ruhte. Damit hob er leicht den Kopf ein Stückchen an. »Und jetzt kannst du vorsichtig den Sauger anbieten und eigentlich sollten … Na also!« Der Bunte hatte schon begierig nach dem Sauger geschnappt und beeilte sich, die Milch zu sich zu nehmen. Die kleinen Vorderpfötchen drückten dabei rhythmisch auf Bernds Bein. »Na, da ist aber jemand sehr hungrig«, kommentierte er, während ich noch dabei zusah. Sie waren so klein, da wollte ich nichts kaputt machen. Nach dem zweiten bedachte mich Bernd aber so lange mit Blicken, bis ich schließlich einknickte und ebenfalls ein Kätzchen fütterte. Es klappte erstaunlich gut, auch wenn der Sauger öfter aus dem winzigen Mäulchen rutschte und ich am Ende einen großen feuchten Fleck auf dem Oberschenkel davontrug. »Die ganz Kleinen füttern wir mit einer Pipette, weil ihnen die Kraft zum Saugen noch etwas fehlt, aber bei denen klappt es schon ganz gut so.« Er sah mich aufmunternd an. »Wie geht es dir?« Es klang nach einem normalen Nachfragen, aber ich wusste, was er wissen wollte. Ich hatte Bernd im Krankenhaus bei meinen Sozialstunden kennengelernt. Er hatte mir angeboten, lieber hier vorbeizukommen, als noch mal etwas zu verbocken, was mir Sozialstunden einbrachte. Mit meinen fünfzehn Jahren hatte ich ihn nur ausgelacht und behauptet, er wisse absolut gar nichts über mich und solle aufhören, so einen Scheiß zu erzählen. Hätte ich damals mal hingehört, denn das nächste Mal warteten sechzehn Monate Jugendknast auf mich. Da hatte es sich nicht mehr mit ein paar Sozialstunden. Erst nach meiner Haftentlassung letztes Jahr und dem Einzug bei der Lebenshilfe hatte ich mir den Mut zusammengekratzt und war hergekommen, um auszuhelfen. Bernd hatte mich sofort erkannt und unter seine Fittiche genommen. Er war einer der wenigen, die mich nach meinem Gesundheitszustand fragen durften und eine annähernd ehrliche Antwort bekamen. Jeden anderen hätte ich angebrummt. Bloß jeden auf Abstand halten – noch mal ertrug ich es nicht, wenn ich auf dieselbe Weise die Nerven verlor. »Ich hab da jemanden kennengelernt.« Ganz toll gemacht, Lars. Von allen unverfänglichen Themen schneidest du das an? »Aber na ja, auch nicht so wirklich«, setzte ich nach, bevor Bernd interessiert gucken konnte. Er wusste vom Knast, aber nicht, warum ich gesessen hatte. »Wie meinst du das?« Seine buschigen hellen Augenbrauen hatten sich zusammengezogen und der Kopf war leicht zur Seite geneigt. Wenn ich nicht wüsste, dass er Mitte dreißig war, würde ich ihn höchstens auf Mitte zwanzig schätzen. »Ach, hatte da eine in ’nem Klub klargemacht, haben zusammen getanzt, was getrunken, du weißt schon.« Ich zuckte mit den Schultern. Genauer wollte ich nicht werden. Wenn ich ehrlich zu mir war, hatte es mich enttäuscht, dass sie sich einfach...