Enders | Die neue Macht | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 489 Seiten

Reihe: Wathans Hammer

Enders Die neue Macht


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7427-5663-3
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2, 489 Seiten

Reihe: Wathans Hammer

ISBN: 978-3-7427-5663-3
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nachdem Traigar den Schwarzen Abt, welchen er für den mächtigen Magier Semanius hielt, getötet hat, erfährt er vom Betrug seines Auftraggebers Lord Gadennyn: Der Lord selbst entpuppt sich als Reinkarnation des gefährlichen Magiers. Traigar und seine Gefährten treten dem Schwarzen Orden bei und schwören, Gadennyn bei seinem Vorhaben, die Welt zu unterjochen, aufzuhalten. Während dieser durch politische Intrigen bald den Thron an sich reißt, ziehen Traigar und Duna, die junge Feuermagierin, begleitet von den Kämpfern des Schwarzen Ordens nach Süden in Richtung Koridrea. Sie rekrutieren erst Hunderte, dann Tausende, und ihre 'Schwarze Armee' wächst für Gadennyn zu einer Bedrohung heran. Doch ein Heer ist nicht genug, um ihn aufzuhalten. So entwickeln sie mit ihren Verbündeten einen Plan ... Zweiter Teil einer Trilogie.

Roland Enders schreibt Kurzgeschichten und Romane aus den Genres Science-Fiction und Fantasy. Mit seinem ersten Buch, dem Science-Fiction Thriller 'Alien Biosphere', der Anfang 2016 erschien, nahm er erfolgreich am Scouting-Wettbewerb des Droemer Knaur Verlags teil. Dieser Roman ist der zweite Band der Fantasy-Trilogie 'Wathans Hammer'. Website: songs-and-stories.de Facebook: facebook.com/Roland.Enders.Autor/
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Die Dürre des Herzens


Gormen Helath ließ den Blick über die am großen Eichentisch versammelten Personen schweifen: die Schwarzen Mönche des Führungszirkels des Klosters, mit ihm sieben an der Zahl. Darunter zwei Frauen: die Feuermagierin Duna, die den jungen Attentäter außer Gefecht gesetzt hatte, und eine grauhaarige Ordensschwester.

„Nunoc Baryth ist tot“, begann er. „Meine Seele ist voller Trauer, denn wie ihr habe ich einen väterlichen Freund verloren. Nunoc zeigte sich stets als gütiger Mensch, in der Not immer für uns da, ein guter Ratgeber, wenn wir mit Sorgen zu ihm kamen. Und er zeichnete sich als großer Anführer aus. Unter seiner Leitung hat sich der Orden hervorragend entwickelt, und wir haben neue Mitglieder gewonnen. Sein Tod ist ein gewaltiger Verlust für unsere Gemeinschaft und jeden Einzelnen von uns. Nun obliegt es mir, seinem Stellvertreter, das Kloster bis zur Wahl eines neuen Abts zu führen. Diese Pflicht ist sehr schmerzlich für mich. Ich hoffe, ich kann der Verantwortung gerecht werden.“

Ein Mönch namens Teuben, ein dicklicher Mann mit verblassten Tätowierungen auf dem kahlen Schädel, erhob sich:

„Es steht doch außer Frage, Gormen: Wir wählen dich zum Abt. Keiner ist geeigneter für das Amt. Aber bevor wir zur Wahl schreiten, müssen wir erst die Umstände von Nunocs Tod vollständig aufklären. Was hast du von den beiden Attentätern erfahren?“

„Mit dem Soldaten habe ich bisher nicht sprechen können. Er ist immer noch ohnmächtig. Doch er kommt durch. Der Junge hat freiwillig Auskunft gegeben. Er schien überzeugt davon, seine Tat sei gerechtfertigt. Ihr wisst ja, Athlan Gadennyn, der Lord von Shoala, hat ihm den Mordauftrag erteilt. Damit haben sich Nunocs schlimmste Befürchtungen bestätigt. Athlan ist die Reinkarnation von Semanius.“

„Was hat das Verhör des Jungen über Gadennyn noch ergeben?“, erkundigte sich ein anderer Mönch.

„Leider gar nichts. Er ist in einen Schockzustand gefallen, liegt mit offenen Augen da, spricht, trinkt und isst nicht. Er hat ganz offensichtlich nicht gewusst, dass ihn Semanius als Werkzeug missbrauchte. Gadennyn hat ihn irgendwie glauben gemacht, unser Abt sei der wiedergeborene Semanius. Aus Traigar, so heißt der junge Mann, bekommen wir vorläufig nichts mehr heraus. Er leidet an der Dürre des Herzens.“

„Dürre des Herzens? Was ist das?“, erkundigte sich Duna.

„Eine Gemütskrankheit. Wenn ein Mensch eine schreckliche Tat begeht, belastet das sein Gewissen schwer. Manchmal kann er das nicht ertragen und zieht sich tief in sein inneres Selbst zurück. Der Volksmund sagt: Das Herz trocknet aus. Der Kranke verdrängt alle Empfindungen, um den Seelenschmerz über das begangene Unrecht nicht mehr fühlen zu müssen. In manchen Fällen gelingt ihm das nur, wenn er sein Denken ganz ausschaltet. Er befindet sich dann in einem schlafähnlichen Zustand. Seine Augen sind geöffnet, er sieht und hört, aber er versteht nicht, was ihm seine Sinne mitteilen.“

„Bist du sicher, er spielt uns das nicht vor, um der Strafe für seine barbarische Tat zu entgehen?“

„Vollkommen sicher. Traigar ist kein Mörder. Der Junge ist selbst ein Opfer Gadennyns.“

Einer der Mönche widersprach:

„Das spielt keine Rolle. Wir müssen ihn bestrafen. Diese Tat darf nicht ungesühnt bleiben!“

Gormen Helath blickte den Jüngeren eindringlich an und erinnerte ihn:

„Das ist eines Mönchs des Schwarzen Weges nicht würdig, Benic! Erinnere dich an Nunoc Baryths Worte zum rechten Weg:

Der Weiße Weg scheint einfach und klar, aber er führt in die Irre: Glaube sei Erlösung, täuscht er uns. Unglaube bedeute Verdammnis. Schuld verlange Strafe, Vergebung sei Schwäche. Zahle stets mit gleicher Münze zurück, verlangt er.

Der Schwarze Weg ist beschwerlicher und doch der rechte: Der Zweifel weist uns den Pfad zur Erkenntnis. Frommer Glaube webt ein Gespinst, das die Wahrheit verbirgt. Ihr sollt stets zweifeln und abwägen. Zweifelt an der Moral des Oberflächlichen, an Dogmen und Doktrinen, zweifelt an euch selbst, wägt jede Entscheidung in freiem Willen ab und lasst euch nicht sagen, was richtig oder falsch sei, ja, zweifelt auch an meinen Worten!

So lehrte er uns. Vergesst nicht, der Schwarze Weg ist der des Zweifels, aber auch der Gnade und Vergebung. Die Schuld selbst ist eine Last, eine Strafe. Deshalb übt nicht Vergeltung an denen, die euch Unrecht angetan haben. Helft ihnen, die Schuld zu überwinden.“

Benic senkte die Augen.

„Danke, dass du mich daran erinnert hast, Gormen. Es tut mir leid! Der Schmerz über unseren Verlust ist groß, und deshalb trübten Rachegedanken meine Vernunft.“

Ich kann dich verstehen, Benic. Mir geht es wie dir.“ Duna klang aufgebracht. „Wir können die Mörder nicht einfach so davonkommen lassen. Denn Nunoc meinte auch, dass schwere Verfehlungen bestraft werden müssen.“

„Das ist richtig“, pflichtete ihr Gormen Helath bei. „Doch er sprach nicht von Rache oder Vergeltung, sondern davon, die Gesellschaft vor dem Täter zu schützen und den Täter vor sich selbst. Er soll Gelegenheit bekommen, über seine Tat nachzudenken und sie zu bereuen. Ein Dieb, der nicht tief in seinem Inneren versteht, wie er dem Bestohlenen, gleichgültig ob reich oder arm, schadet, hört nicht auf zu stehlen. Er muss erst erkennen: Der Schaden ist nicht nur materiell, er verletzt durch seine Handlung auch die Würde des anderen. Er soll begreifen, was er seinem Opfer angetan hat, wie dieses sich fühlt. Das gelingt manchmal mit einer angemessenen Bestrafung. Doch im Fall Traigars hätte sie keinen Sinn. Der Junge ist schon mehr als genug gestraft.“

„Und der andere? Dieser Ritter? Weiß er auch nicht, was er getan hat?“

„Wir werden sehen. Ich verhöre den Mann, sobald er wieder bei Sinnen ist.“

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Versammlungsraums. Ein Mönch in grauer Kutte trat ein.

„Verzeiht die Störung. Einer der Jäger wünscht Euch zu sprechen, Gormen. Es sei sehr wichtig, sagt er.“

„Schicke ihn herein.“

Ein Mann, dessen braun-grün gefleckte Lederkleidung ihn aussehen ließ, als wäre er mit Blättern und Gras bewachsen, betrat den Raum. Gormen Helath forderte den Späher mit einem Nicken auf zu sprechen.

„Ihr habt uns angewiesen, die Augen offen zu halten und zu berichten, falls sich etwas Ungewöhnliches in der Nähe tut“, sagte der Jäger. „Nun, ich habe einige berittene Fremde im Nachbartal entdeckt, die sich offensichtlich dort verstecken. Ich zählte allerdings mehr Pferde als Menschen und nehme daher an, die Gruppe umfasst mehr Personen, als ich gesehen habe. Ich fand außerdem einige Fährten, die über den Höhenrücken zwischen den Tälern führen. Ich vermute, mindestens zwei dieser Fremden halten sich hier im Klostertal auf.“

Unruhe breitete sich unter den Mönchen aus. Der stellvertretende Abt hob die Hand und gebot Ruhe.

„Das werden die zwei sein, die wir bereits in Gewahrsam haben, also Traigar und der Soldat, dessen Namen wir noch nicht kennen. Sie haben demnach Komplizen.“

Er wandte sich an einen der schwarz gekleideten Mönche:

„Methor, weise ein paar deiner Leute an, sie einzufangen. Sie dürfen aber kein Blut vergießen! Und du“, wandte er sich wieder an den Jäger, „begleitest sie und zeigst den Schwarzen Kämpfern den Lagerplatz der Fremden.“

Wenig später betrat Gormen Helath mit Duna den dunklen Kellerraum, in dem Hauptmann Gother gefesselt auf einer schmalen Pritsche saß. Einer seiner Wächter hatte ihm mitgeteilt, der Gefangene sei aufgewacht.

„Wer bist du?“, wollte Gormen mit scharfer Stimme wissen. Gother antwortete nicht.

„Wer hat dich geschickt?“ Schweigen.

„Bist du zu feige, um dich zu deinem Namen zu bekennen?“

Die Augen des Gefangenen blitzten wütend auf.

„Ich bin Hauptmann Gother.“

Der Stellvertreter Nunoc Baryths musterte ihn eindringlich. „Ich kenne dich, ich habe dich schon einmal gesehen.“

Gother presste die Lippen zusammen und schwieg.

„Ja, jetzt erinnere ich mich: Du warst vor mehr als einem Jahr hier im Kloster. Du hast auf dem Wagen eines Bierbrauers gesessen und dich als sein Gehilfe ausgegeben! Als Stellvertreter des Abts hatte ich auch den Posten des Zahlmeisters des Klosters inne. Du bist mir gleich verdächtig vorgekommen. Als ich dich anwies, du sollest das Leichtbier in den ersten und das Starkbier in den zweiten Kellerraum bringen, hast du die Fässer verwechselt. Der Brauer musste deinen Irrtum korrigieren. Von Bier verstehst du nicht genug, um mich zu täuschen. Ich erkannte deine heimlichen Blicke, die mehr als bloße Neugier widerspiegelten. Die Blicke eines Spions! Als ich Nunoc Baryth von meinem Verdacht berichtete, schickte er einen unserer Schwarzen Kämpfer hinter dir her, um herauszufinden, was du vorhast. Er ist nie zurückgekehrt. Was hast du mit ihm gemacht?“

„Ich habe ihn getötet.“ Aus Gothers Stimme klang unverhohlener Stolz.

Gormens Hand schoss nach vorn, seine Finger krümmten sich in der Luft zu Krallen, als würgten sie einen unsichtbaren Gegner. Der etwas entfernt sitzende Gefangene schnappte nach Luft, die Augen traten aus den Höhlen.

„Gormen!“, zischte Duna scharf.

Der Schwarze Mönch ließ die Hand sinken. Röchelnd sog Gother die Luft ein.

„Vollende doch, was dein Herr begonnen hat, und töte mich“. Seine Stimme klang rau und gepresst. „Oder will er es selbst zu Ende führen?“

„Du Scheusal!“, schrie Duna. „Er wäre niemals zum Mörder geworden, nicht einmal an dir....



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