Endruweit / Trommsdorff / Burzan Wörterbuch der Soziologie
3. völlig überarbeitete Aufl 2014
ISBN: 978-3-8463-8566-1
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 670 Seiten
ISBN: 978-3-8463-8566-1
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das maßgebliche Nachschlagewerk der Soziologie erscheint komplett überarbeitet in 3. Auflage: Es umfasst knapp 300 Stichwörter, die sich aufgrund ihres deutlich über lexalische Kürze hinausgehenden Umfangs auch zur Einführung in zentrale soziologische Fragestellungen eignen.
Die vielen neu gewonnenen Autorinnen und Autoren haben das Wörterbuch auf den gegenwärtigen Stand der Forschung gebracht, es mit aktuellen Literaturhinweisen versehen und um zahlreiche Begriffe erweitert.
Gerade im Zeitalter schneller Informationsbeschaffung sollte die fachlich fundierte Einordnung des vielfaltigen sozialen Wandels in gesicherter Weise durch Expertinnen und Experten erfolgen, die aktuell in den verschiedenen Themengebieten der Soziologie forschen. Im Fokus der Aufmerksamkeit steht dabei der explizit soziologische Blick.
Es kann in diesem Nachschlagewerk sowohl nach Stichworten gesucht werden, denen ein eigener Beitrag gewidmet ist, als auch nach Begriffen im Register, sodass Querbezüge leicht herzustellen und Sachverhalte auch ohne eigenen Beitrag gut auffindbar sind.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Vorwort 9
Abhängigkeit 11
Abhängigkeitstheorien 11
Aggregat, soziales 12
Aggression 13
Aktionsforschung 14
Akzeptanz und Sozialverträglichkeit 15
Alltagswissen 15
Alterssoziologie 16
Anomie 22
Anspruchsniveau 23
Arbeiterbewegung 23
Arbeitsbeziehungen 25
Arbeitssoziologie 26
Arbeitsteilung 30
Arbeitswissenschaft 32
Architektursoziologie 34
Aristokratie 35
Armut und Reichtum 37
Ausbeutung 40
Auswahlverfahren 41
Autorität 43
Bedürfnis 45
Befragung 45
Beobachtung 48
Berufssoziologie 51
Bevölkerungssoziologie und Demographie 56
Bewegung, soziale 60
Beziehungen, soziale 61
Bias 64
Bildungssoziologie 64
Biographieforschung 68
Boykott 70
Bürgertum 70
Bürokratie 71
Charisma 75
Clique 75
Datenanalyse 76
Definition der Situation 76
Differenzierung 77
Diskriminierung 80
Dunkelziffer 81
Ehe 83
Ehre 84
Ehrenamt 85
Eigentum 86
Einstellung 87
Einzelfallstudie 89
Elite 89
Emanzipation 90
Emergenz 91
Emotionen 92
Empirie 92
Entscheidung 94
Entwicklung 95
Entwicklungssoziologie 97
Erbe-Umwelt-Theorie 100
Erklärung 101
Ernährungssoziologie (Soziologie des Essens) 102
Erwünschtheit, soziale 103
Ethnomethodologie 104
Ethnologie 107
Ethnozentrismus 108
Evaluation 109
Evolutionstheorie 111
Experiment 114
Explorationsstudie 118
Familiensoziologie 120
Feldforschung 124
Feldtheorie 126
Forschung 127
Freizeit 128
Fremdenfeindlichkeit 129
Führung 132
Funktion 137
Gemeinschaft 140
Generationen 141
Gerechtigkeit 143
Geschichte der Soziologie 144
Geschlechterforschung 147
Gesellschaft 152
Gewalt 154
Gewohnheit 155
Globalisierung 156
Grounded Theory 157
Gruppe 158
Gütekriterien 164
Habitus 166
Handeln, soziales 167
Handlungstheorien 168
Herrschaft 169
Hypothese 170
Identität 172
Ideologie 175
lmage 176
Indikator 176
Indikatoren, soziale 177
Individualisierung 179
Individualismus, methodologischer 181
Individuum 183
Industriesoziologie 184
Inferenz, statistische 189
Inhaltsanalyse 192
Initiation 198
Inklusion/Exklusion 198
Innovation 199
Institution 200
Integration 201
Intellektuelle/Intelligenz 203
Interdisziplinarität 204
Interesse 205
Jugendsoziologie 207
Kapital 212
Kapital, soziales 213
Kapitalismus 214
Kaste 219
Katalysator, sozialer 220
Kindheit 220
Klasse 222
Kodierung 226
Kohasion 226
Kollektiv 226
Kolonialismus 228
Kommunikations- und Mediensoziologie 229
Konflikttheorie 236
Konsens 240
Konservativismus 240
Konsistenz 241
Konstruktivismus 241
Konsumsoziologie 242
Kontrolle, soziale 245
Konvergenztheorie(n)/Konvergenztheorem(e) 248
Körpersoziologie 250
Korrelation 251
Kultursoziologie 252
Kunstsoziologie 257
Kybernetik 260
Land- und Agrarsoziologie 263
Längsschnittuntersuchung 265
Lebenslaufforschung 266
Lebensstil 268
Leistungsgesellschaft 269
Lernen 271
Liberalismus 272
Literatursoziologie 273
Macht 278
Makro- und Mikrosoziologie 279
Marginalität 280
Markt 282
Marktforschung 283
Masse 284
Materialismus, dialektischer und historischer 285
Matriarchat 286
Medizin- und Gesundheitssoziologie 287
Mensch-Tier-Sozialität 293
Messung 294
Methoden, qualitative 298
Methoden, quantitative 302
Methodologie 305
Migration 308
Milieu 310
Militärsoziologie 314
Minderheit 319
Mobilität 321
Mode 325
Modernisierung 326
Musiksoziologie 330
Nachahmung 334
Nachbarschaft 335
Nationalcharakter 335
Netzwerk 336
Norm und Sanktion 338
Operationalisierung 343
Organisationssoziologie 343
Organismustheorie 347
Persönlichkeit(sentwicklung) 349
Phänomenologie 352
Politiksoziologie 356
Position 360
Positivismus 361
Praxis 364
Prestige 364
Pretest 366
Probleme, soziale 366
Professionalisierung 368
Prognose 369
Proletariat 371
Prozess, sozialer 372
Qualifikation 373
Rasse 374
Rational Choice Theorie / Theorie der rationalen Wahl 374
Rationalisierung 379
Rationalismus, Kritischer 384
Rationalität 389
Raum, sozialer 390
Raumforschung und Raumplanung 394
Rechtssoziologie 396
Reduktionismus 400
Regressionsanalyse 401
Reiz 403
Religionssoziologie 403
Revolution 408
Risiko 409
Ritual 410
Rolle 411
Rückkopplung 415
Schicht, soziale 417
Segregation 420
Sekundaranalyse 422
Sexualitat 422
Sippe 425
Skalierung 425
Sozialarbeit 427
Sozialdarwinismus 429
Sozialethik 430
Sozialgeographie 433
Sozialgeschichte 439
Sozialisation 444
Sozialkunde 451
Sozialökologie 454
Sozialpädagogik 457
Sozialphilosophie 463
Sozialpolitik 467
Sozialpsychologie 471
Sozialstruktur 475
Sozialwissenschaften 480
Soziologie 482
Soziologie, Allgemeine und Spezielle 487
Soziologie, marxistische 488
Soziologie, mathematische 491
Soziologie, strukturell-individualistische 493
Soziologie, verstehende 494
Soziologie, visuelle 496
Soziometrie 496
Soziotechnik 497
Sportsoziologie 498
Sprachsoziologie 503
Stadtsoziologie/Gemeindesoziologie 507
Stand 511
Ständegesellschaft 513
Statistik 514
Status 517
Struktur 518
Strukturalismus 519
Studie, komparative 520
Subjekt, soziales 521
Subkultur 522
Sukzession 523
Symbol 524
Symbolischer Interaktionismus 525
Systemtheorie 528
Tabellenanalyse 535
Tabu 537
Tausch 537
Taylorismus 539
Techniksoziologie 539
Thanatosoziologie 543
Theorie 545
Theorie des Handelns 546
Theorie des kommunikativen Handelns 551
Theorie, kritische 557
Theorie, strukturell-funktionale 561
Tradition 566
Umweltsoziologie 567
Ungleichheit, soziale 571
Utopie 573
Verband 575
Verfahren, multivariate 576
Verfahren, nichtreaktive 579
Vergleich, interkultureller, intersozietärer 580
Vergleich, sozialer 583
Verhalten, abweichendes 585
Verhalten, konformes 590
Verhalten, prosoziales 591
Verhaltensmuster 592
Verhaltenstheorie 595
Verstädterung 599
Vorurteile 600
Wahrnehmung, soziale 602
Wahrscheinlichkeit 602
Wandel, sozialer 603
Werbung 607
Wert/Wertewandel 610
Wertfreiheit/Werturteilsproblem 616
Wirtschaftssoziologie 618
Wissenschaft 623
Wissenschaftssoziologie 624
Wissenschaftstheorie 627
Wissenssoziologie 632
Zeit 638
Zensus 639
Zivilgesellschaft 641
Zivilisation 642
Zukunftsforschung 644
Register 647
Autorenverzeichnis 659
[10][11]A Abhängigkeit Abhängigkeit (engl. dependence, dependency) bezeichnet einen für eine längere Zeit anhaltenden zwischenmenschlichen Zustand in Dyaden oder Gruppen als Ergebnis wiederholt abgelaufener Prozesse sozialer Bindung meist mit asymmetrischen und komplementären Tendenzen in Interaktion und Kommunikation: etwa als Gehorsam gegenüber Herrschaft oder Macht in hierarchisch gegliederten sozialen Gebilden (hierarchische Abhängigkeit) oder paradigmatisch im Rahmen der primären Sozialisation als überwiegend gefühlsmäßige Beziehung zwischen Kleinkind und Dauerpflegeperson (emotionale Abhängigkeit). Dabei sind generell und über die Bedingungen der Primärsozialisation hinaus Verhaltensdispositionen wie die Suche nach körperlicher Nähe, Fürsorge, Beachtung und Anerkennung oder die Angst vor Trennung, sozialer Isolation und Einsamkeit charakteristisch (Abhängigkeitsbedürfnis). Es können sich daraus wechselseitige Abhängigkeitsverhältnisse ergeben, die unter dem Aspekt abweichenden Verhaltens zu untersuchen sind, insofern sie nicht für eine Übergangsphase soziokulturell gebilligt werden (z. B. bei Liebespaaren) oder sich auf soziale Phänomene des Tausches beziehen, die Gegenstand von kulturanthropologischen Tauschtheorien und verhaltenstheoretischen Austauschtheorien sind. Daneben wird der Begriff Abhängigkeit verwendet, um eine Beziehung von Personen zu Sachen zu kennzeichnen: etwa in der Arbeitsorganisation, wo sich die Rolleninhaber einer Steuerung und Kontrolle durch technische und nicht-technische Technologien unterwerfen (funktionelle Abhängigkeit), oder im Bereich des nicht mehr kontrollierbaren, süchtigen Konsums von psychotropen Substanzen, z. B. Alkohol (Abhängigkeitssyndrom), der Gegenstand der Soziologie sozialer Probleme ist. Siegfried Tasseit Abhängigkeitstheorien Die Abhängigkeitstheorien (Dependenztheorien, engl. dependency theories) entstanden Ende der 1960er Jahre in Lateinamerika als Reaktion auf ausbleibende Entwicklungserfolge. Bei den Abhängigkeitstheorien handelt es sich nicht um ein geschlossenes Theoriegebäude, sondern um eine beträchtliche Zahl konkurrierender bzw. aufeinander aufbauender Ansätze (zusammenfassend Menzel 2010: 97–124, Boeckh 1982). Allen gemein ist, dass sie sich von den bis dahin in der Entwicklungstheorie dominierenden ökonomischen Aushandelstheorien und den sozialwissenschaftlichen Modernisierungstheorien absetzen und Entwicklungsprozesse im Rahmen internationaler ökonomischer und politischer Herrschaftsprozesse analysieren. Kurz gefasst sehen sie die fehlende Entwicklung der Dritten Welt als eine Folge der Entwicklung der Ersten Welt an. Während die Aushandelstheorien auf der Basis der Theorie komparativer Kostenvorteile (Ricardo) einen Wohlstandsgewinn durch die Eingliederung in den Welthandel unterstellen, blieb dieser Effekt in Lateinamerika aus. Singer und Prebisch (Prebisch 1968, Kapitel 1) verweisen zur Erklärung auf die im Vergleich zu Industrieprodukten langfristig fallenden Preise für Rohstoffe und sprechen von der Verschlechterung der Tauschverhältnisse (Terms of Trade). Marxistische Autoren, die wesentlich die weitere Debatte in den Abhängigkeitstheorien bestimmten, sehen in dieser Ungleichheit eine Grundstruktur des kapitalistischen Weltsystems, wobei zur Begründung auf frühere Imperialismustheorien (Lenin) bzw. auf Argumente im Rahmen neomarxistischer Überlegungen zurückgegriffen wurde (u. a. marxistische Arbeitswertlehre). Frank (1968) brachte das Kernargument auf die Formel »Entwicklung der Unterentwicklung«. Auf diesen Überlegungen aufbauend entwickelte Wallerstein (1982) seinen Weltsystemansatz. Die Abhängigkeitstheorien stehen auch im radikalen Gegensatz zu zentralen Annahmen »klassischer« Modernisierungstheorien (Rostow 1960, Lerner 1971), welche Entwicklung als vornehmlich endogenen Prozess bestimmen, der, sobald traditionelle Widerstände überwunden sind, gleichsam automatisch vonstattengehe. Aus Sicht der Abhängigkeitstheorien sind die sozioökonomischen Verhältnisse in der Dritten Welt durchaus dynamisch, allerdings[12] führe die strukturelle Ungleichheit zwischen entwickelten und unterentwickelten Ländern sowie zwischen den kleinen entwickelten Bereichen der unterentwickelten Länder und dem überwiegenden unterentwickelten Teil (strukturelle Heterogenität) zu einem peripheren Kapitalismus (Galtung 1972). Dieser sei nur durch strukturelle Änderungen des ökonomischen Weltsystems unter sozialistischem Vorzeichen oder durch eine zeitweise Abkopplung (Dissoziation) vom kapitalistischen Weltsystem zu überwinden (Amin 1975). Diese theorielastige Argumentation konnte jedoch weder steigende Rohstoffpreise in den 1970er Jahren noch die wirtschaftliche Entwicklung einiger weltmarktorientierter Schwellenländer (u. a. Brasilien, Mexiko, Süd-Korea, Taiwan) erklären. Cardoso und Faletto (1976) argumentierten weniger ideologisch und betrachteten unterschiedliche Verläufe ausbleibender Entwicklung in Lateinamerika, wobei endogene und exogene Faktoren berücksichtigt wurden. Diese stärker empirisch begründeten Ansätze waren eher in der Lage, die veränderten Bedingungen in der Weltwirtschaft der 1970er Jahre zu erfassen. Trotz aller Unterschiede blieb der Analysefokus auf die als ungerecht empfundenen weltwirtschaftlichen Strukturen gerichtet. Spätere konsequent empirisch ausgerichtete Arbeiten von Menzel und Senghaas (1986) überwanden das dichotome Denken zwischen Erster und Dritter Welt. Sie entwickelten typische Muster von Entwicklung und Unterentwicklung, die durch das Zusammenspiel spezifischer historischer Bedingungen, Weltmarktkonstellationen und gezielter Wirtschaftspolitiken in Bezug auf selektive An- und Abkopplung an den Weltmarkt geprägt sind. Die Autoren distanzierten sich damit von zentralen Argumenten der Abhängigkeitstheorien und plädierten für empiriegeleitete Analysen von Entwicklungsprozessen, die seither anstelle »Großer Theorien« diskutiert werden. Die wichtige Erkenntnis, dass Entwicklung wesentlich durch globale Prozesse mitbestimmt wird, ist heute eine bedeutsame Grundlage der Globalisierungsdebatte. Insbesondere globalisierungskritische soziale Bewegungen (z. B. Attac) beziehen sich auf die Abhängigkeitstheorien und greifen beispielsweise die empirisch wenig fundierten Argumente der »Entwicklung der Unterentwicklung« auf. Literatur Amin, Samir, 1975: Die ungleiche Entwicklung. Essay über die Gesellschaftsformationen des peripheren Kapitalismus, Hamburg. – Boeckh, Andreas, 1982: Abhängigkeit, Unterentwicklung und Entwicklung. Zum Erklärungswert der Dependencia-Ansätze; in: Nohlen, Dieter; Nuscheler, Franz (Hg.): Handbuch der Dritten Welt, Bd. 1 Unterentwicklung, Hamburg, 133–151. – Cardoso, Fernando H.; Faletto, Enzo, 1976: Abhängigkeit und Entwicklung in Lateinamerika, Frankfurt a. M. – Frank, André G, 1968: Kapitalismus und Unterentwicklung in Lateinamerika, Frankfurt a. M. – Galtung, Johan, 1972: Eine strukturelle Theorie des Imperialismus; in: Senghaas, Dieter (Hg.): Imperialismus und strukturelle Gewalt, Frankfurt a. M., 29–104. – Lerner, Daniel, 1971: Die Modernisierung des Lebensstils: eine Theorie; in: Zapf, Wolfgang (Hg.): Theorien des sozialen Wandels, Köln/Berlin, 362–381. – Menzel, Ulrich, 2010: Teil I Entwicklungstheorie; in: Stockmann, Reinhard et al. (Hg.): Entwicklungspolitik. Theorien – Probleme – Strategien, München, 11–159. – Menzel, Ulrich; Senghaas, Dieter, 1986: Europas Entwicklung und die Dritte Welt, Frankfurt a. M. – Prebisch, Raúl, 1968: Für eine bessere Zukunft der Entwicklungsländer, Berlin. – Rostow, Walt W., 1960: Stadien wirtschaftlichen Wachstums, Göttingen. – Wallerstein, Immanuel, 1982: Aufstieg und künftiger Niedergang des kapitalistischen Weltsystems. Zur Grundlegeung vergleichender Analyse. In: Senghaas, Dieter (Hg.), Kapitalistische Weltökonomie, Frankfurt, 31–66. Dieter Neubert Aggregat, soziales Ein Aggregat (engl. social aggregate) bezeichnet (ähnlich den Begriffen Masse und Menge) eine Ansammlung von Personen, die sich in räumlicher Nähe befinden, zwischen denen jedoch Kommunikation und Interaktion nicht oder nur sporadisch stattfindet. Im Gegensatz zur »Kategorie« bezeichnet Aggregat eine reale, physisch abgrenzbare soziale Einheit. Aggregate weisen nach Fichter einen geringen Strukturierungs- bzw. Organisationsgrad sowie zumeist einen territorialen und vorübergehenden Charakter auf (vgl. auch Esser 2000, Kap. 2). Die Personen, die ein Aggregat bilden, bleiben relativ anonym, haben (auch bei physischer Nähe) nur beschränkten sozialen Kontakt und zeigen in ihrem Verhalten nur geringe Modifikationen gegenüber ihrem Verhalten außerhalb des Aggregats (Fichter 1970, 57/58). Ordnet man Begriffe, die zur Charakterisierung einer sozialen Einheit dienen, nach dem[13] zunehmenden Grad von Organisiertheit, Interaktion und physischer Präsenz der Mitglieder, so entsteht die folgende Reihe: Kategorie (z. B. Gesamtheit aller Fußballfans unter 30 Jahren), Aggregat (Menge der Zuschauer eines Spiels), Kollektiv (Fußballverein), Gruppe (Fußballmannschaft). Literatur Esser, Hartmut, 2000: Soziologie. Spezielle Grundlagen. Band 2: Die Konstruktion der Gesellschaften, Frankfurt a. M. u. a. – Fichter, Joseph H., 1970: Grundbegriffe der Soziologie, 3. Aufl., Wien/New York. Gerhard Berger Aggression Aggression (engl. aggression) umfasst eine individuelle oder kollektive Haltung, Einstellung...