Engström | Das Haus am stillen See | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Engström Das Haus am stillen See

Mittsommerglück
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-86278-979-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Mittsommerglück

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-86278-979-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Aus dem lebhaften Stockholm zieht Stina in ein Haus an einen einsamen See in Nordschweden: alles für Patrick. Aber dann hat sie einen Unfall. Als sie aus tiefer Bewusstlosigkeit erwacht, weiß sie nicht mehr, wer der Mann an ihrer Seite ist. Und ob sie ihn jemals geliebt hat.



Pia Engström liebt das wunderbare Schweden über alles - das ist wohl auch der Grund, warum sie den Handlungsort für ihre Geschichten hier ansiedelt. Dennoch packt ihren Mann und sie ab und an das Fernweh, und sie haben schon Reisen in einige entlegene Winkel der Erde unternommen. Die Liebe zur ländlichen Umgebung hat sie jedoch nie vergessen, und so verbringt sie möglichst viel Zeit in der freien Natur. Schon als kleines Mädchen wusste sie, was sie später einmal werden wollte: Prinzessin oder Schriftstellerin. Da der erste Wunsch sich nur schwerlich realisieren ließ, hat sie umso härter daran gearbeitet, sich zumindest den zweiten zu erfüllen - inzwischen mit beachtlichem Erfolg.

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1. KAPITEL


Das Erste, was Stina wahrnahm, als sie aus der Bewusstlosigkeit erwachte, war ein seltsamer Geruch, der in der Luft lag. Dann kamen die Stimmen hinzu, die wie aus weiter Ferne an ihr Ohr drangen.

“Aber ich verstehe das nicht, Doktor”, hörte sie eine ihr fremde männliche Stimme sagen. “Sie haben doch selbst gesagt, dass ihre Verletzungen nicht gravierend sind. Warum wacht sie dann nicht endlich auf?”

“Ich kann es Ihnen leider nicht sagen, Mr. Douglas”, antwortete ein anderer Mann. “Physisch betrachtet gibt es keinen Grund, warum Ihre Frau nicht jeden Moment die Augen aufschlagen sollte. Aber selbst uns Medizinern ist der menschliche Körper zuweilen ein Rätsel. Sie müssen einfach Geduld haben.”

Über wen diese beiden Männer wohl sprachen? Jedenfalls schienen sie sich nicht bewusst zu sein, dass Stina sie hören konnte. Neugierig hob sie die Lider und blinzelte, als grelles Licht ihr in den Augen stach. Sie sah die beiden Männer zunächst nur als verschwommene dunkle Flecken, aus denen sich erst nach und nach zwei menschliche Gestalten formten. Sie standen am Fuß des Bettes, in dem Stina lag, und redeten aufgeregt miteinander.

“Ich weiß, dass es sehr schwer für Sie sein muss”, sagte der Ältere der beiden, den Stina auf etwa Mitte sechzig schätzte. Er war ganz in strahlendem Weiß gekleidet und trug eine randlose Brille, die ihm einen sehr intellektuellen Anstrich verlieh. “Aber ich bin davon überzeugt, dass Ihre Frau früher oder später einfach aufwachen wird.” Stina nahm an, dass er Arzt war, wenigstens hatte der Jüngere ihn Doktor genannt. Bedeutete dies, dass sie sich in einem Krankenhaus befand?

Der andere Mann schüttelte aufgebracht den Kopf. “Damit gebe ich mich nicht zufrieden! Kann man denn gar nichts unternehmen, um …”

“Wo … Wo …” Der Klang ihrer eigenen Stimme, rau und heiser, klang fremd in Stinas Ohren. Sie räusperte sich angestrengt. “Wo bin ich?”

Die beiden Männer wirbelten herum. Der Jüngere musterte sie perplex. Sie stellte fest, dass er die strahlendsten blauen Augen hatte, die sie je im Leben gesehen hatte. Er sah gut aus, groß und dominant, und seine Präsenz schien den kleinen Raum komplett auszufüllen. Stina war überwältigt von seiner Ausstrahlung, und gleichzeitig bereitete seine Anwesenheit ihr auf unerfindliche Weise Unbehagen.

“Dr. Magnusson, sehen Sie doch! Sie ist aufgewacht! Stina ist wach!”

Es irritierte sie, dass der Blauäugige sie zu kennen schien, obwohl er ihr selbst vollkommen unbekannt vorkam. Doch er sprach sie mit dem Vornamen an, was darauf hindeutete, dass sie anscheinend schon längere Zeit miteinander bekannt waren. Was hatte das zu bedeuten?

“Haben Sie etwas Geduld”, sagte der Weißgekleidete mit der Brille nun und hob beschwichtigend die Arme. “Ihre Frau war ziemlich lange bewusstlos, wir sollten ihr Gelegenheit geben, sich erst einmal wieder zurechtzufinden. Wenn ich Sie bitten dürfte, kurz draußen auf dem Gang zu warten, während ich sie untersuche?”

“Aber …”

“Bitte, Mr. Douglas, Sie werden schon bald die Möglichkeit haben, sich intensiv mit Ihrer Frau zu beschäftigen.”

Eher unwillig wandte der jüngere Mann sich ab und verließ den Raum. Stina registrierte dies jedoch nur am Rande. Irgendwie war sie sogar froh, dass er fort war. Zudem beschäftigte sie etwas ganz anderes – der Ältere hatte immerzu von der Frau des anderen gesprochen. Und irgendwie wurde Stina das Gefühl nicht los, dass wohl sie damit gemeint war. Aber wie konnte das sein? Sie kannte diesen Menschen doch überhaupt nicht!

“Hier muss ein schrecklicher Irrtum vorliegen”, erklärte sie aufgeregt, nachdem der junge Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte. “Sie verwechseln mich. Bitte, sagen Sie mir, wo bin ich. Und wer ist dieser Mann?”

Für einen kurzen Moment musterte der ältere Mann sie mit einem intensiven Blick, der Stina verunsicherte, doch schon Sekunden darauf lächelte er aufmunternd. “Beruhigen Sie sich. Sie sind im Moment noch ziemlich durcheinander, aber das ist nun wirklich kein Wunder, nach allem, was Sie durchgemacht haben. Nehmen Sie sich Zeit, wieder zu sich selbst zu finden.” Er streckte ihr die Hand entgegen. “Mein Name ist Björn Magnusson, ich bin Ihr behandelnder Arzt. Darf ich fragen, wie Sie sich fühlen, Mrs. Douglas?”

“Mrs. Douglas?” Stina schüttelte den Kopf. “Wie ich schon sagte, Sie irren sich. Mein Name ist Stina Tjörholm. Ich bin überhaupt nicht verheiratet. Das ist alles ein ganz seltsames Missverständnis.”

Dr. Magnusson nickte verständnisvoll. “Hören Sie, es ist vielleicht besser, wenn wir dieses Thema zunächst ruhen lassen. Erholen Sie sich erst einmal, danach sehen wir weiter.”

Stina verstand überhaupt nichts mehr. Sie lag in einem Krankenhauszimmer, aber sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie hierhergekommen war oder warum.

Wie konnte Dr. Magnusson von ihr erwarten, dass sie sich in aller Seelenruhe zurücklehnte und entspannte, während draußen auf dem Flur ein Mann stand, der zu behaupten schien, mit ihr verheiratet zu sein?

Nervös wanderte Patrick Douglas auf dem Krankenhausflur auf und ab. Lange würde er das nicht mehr aushalten. Wie stellte Dr. Magnusson sich das vor? Seit acht Tagen wartete er nun schon darauf, dass seine Frau endlich die Augen aufschlug. Und jetzt, wo es so weit war, musste er sich draußen vor dem Zimmer gedulden. Als wäre er ohnehin nicht schon nervös genug. Wie würde Stina wohl reagieren, wenn sich die erste Verwirrung nach ihrem Erwachen gelegt hatte? Würde sie sich über seine Anwesenheit freuen, oder würde sie ihn fortschicken?

Endlich öffnete sich die Tür, und Stinas behandelnder Arzt trat hinaus auf den Gang.

Sofort war Patrick bei ihm. “Was ist, Doktor? Wie geht es meiner Frau? Darf ich endlich zu ihr?”

Dr. Magnusson machte keineswegs einen besonders euphorischen Eindruck. Patrick fühlte, wie ein unbestimmtes mulmiges Gefühl in ihm aufstieg. “Ich würde es ehrlich gesagt für besser halten, wenn Sie Ihrer Frau zunächst ein wenig Ruhe gönnen. Sie hat einiges durchgemacht und ist noch immer ziemlich durcheinander.”

Patrick atmete erleichtert auf. “Lieber Himmel, Sie haben mich ganz schön erschreckt, Doc! Sie haben ein so ernstes Gesicht gemacht, dass ich schon dachte, mit Stina sei etwas nicht in Ordnung.”

“Offen gestanden, ich bin ein wenig besorgt.”

“Besorgt? Aber warum? Ich verstehe das nicht.” Patrick schüttelte den Kopf. “Sie sagten doch, meine Frau sei körperlich völlig in Ordnung, und jetzt, wo sie endlich bei Bewusstsein ist …”

“Ich bin nicht sicher, aber als ich gerade mit Ihrer Frau sprach, hatte ich den Eindruck, dass sie …”

Ärgerlich runzelte Patrick die Stirn. “Jetzt hören Sie schon auf, ständig um den heißen Brei herumzureden. Ich bin erwachsen, wie immer die Wahrheit auch aussehen mag, ich werde sie schon verkraften. Also, was ist mit Stina?”

Der Arzt zögerte einen Moment, bevor er seufzend fortfuhr: “Zunächst einmal möchte ich Sie bitten, sich nicht aufzuregen, Mr. Douglas.”

Patrick winkte unwirsch ab. “Ja, ja, nun reden Sie doch endlich, Mann!”

“Ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht, wie ich es Ihnen beibringen soll, aber es scheint, als könnte Ihre Frau sich nicht an Sie erinnern.”

“Wie bitte?” Patrick fühlte sich, als hätte ihn ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Versuchte Dr. Magnusson etwa, ihn auf den Arm zu nehmen? “Das ist völlig absurd!”

Ratlos zuckte der Arzt die Schultern. “Ich kann es mir selbst nicht erklären, und vielleicht handelt es sich ja lediglich um einen vorübergehenden Zustand, im Augenblick allerdings sehe ich mich nicht in der Lage, genaue Prognosen diesbezüglich anzustellen. Ich würde Ihnen daher raten, Ihre Frau vorerst nicht unter Druck zu setzen, indem Sie ihr von ihrer Vergangenheit erzählen und …”

Patrick hatte genug gehört. Was dieser Mensch da sagte, konnte und wollte er nicht glauben. Er musste mit Stina sprechen. Jetzt sofort!

Ohne auf den Arzt zu achten, der noch versuchte, ihn aufzuhalten, stürmte Patrick in das Krankenzimmer seiner Frau. Wie jedes Mal, wenn er den Raum betrat, versetzte ihr Anblick ihm einen schmerzhaften Stich. Wie bleich sie war, und wie erschöpft sie wirkte. “Stina! Mein Gott, ich bin so froh, dass du endlich aufgewacht bist! Wie geht es dir?”, erkundigte er sich besorgt und ließ sich neben ihrem Bett auf die Knie sinken. “Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für schreckliche Sorgen ich mir um dich gemacht habe. Und jetzt behauptet dieser Quacksalber da draußen auch noch, dass du dich nicht an mich erinnern würdest. Bitte, Stina, sag ihm, dass er sich irrt!”

Überraschung lag in Stinas Blick. Überraschung und noch etwas anderes, das Patrick nicht recht zu deuten wusste. War es Angst? Er konnte es nicht genau sagen, aber ganz gewiss war es kein Erkennen. Ein eisiger Schauer durchrieselte ihn. Stimmte es tatsächlich? Wusste Stina wirklich nicht, wen sie gerade vor sich hatte? Es war ein schreckliches Gefühl. Patrick konnte sich nicht erinnern, jemals solche Hilflosigkeit empfunden zu haben. Doch noch blieb ihm ein schwacher Lichtstreif am Horizont. Er konnte immer noch hoffen, dass sich alles als grauenvoller Irrtum herausstellte. Alle Zuversicht wich jedoch aus ihm, als Stina zaghaft fragte: “Entschuldigen Sie bitte, aber … kennen wir uns?”

Für Stina waren die folgenden Tage eine einzige Tortur. Bei den ganzen Untersuchungen, die man mit ihr anstellte, fühlte sie sich langsam wie ein...


Engström, Pia
Pia Engström liebt das wunderbare Schweden über alles - das ist wohl
auch der Grund, warum sie den Handlungsort für ihre Geschichten hier
ansiedelt. Dennoch packt ihren Mann und sie ab und an das Fernweh, und
sie haben schon Reisen in einige entlegene Winkel der Erde unternommen.
Die Liebe zur ländlichen Umgebung hat sie jedoch nie vergessen, und so
verbringt sie möglichst viel Zeit in der freien Natur.
Schon als kleines Mädchen wusste sie, was sie später einmal werden
wollte: Prinzessin oder Schriftstellerin. Da der erste Wunsch sich nur
schwerlich realisieren ließ, hat sie umso härter daran gearbeitet, sich
zumindest den zweiten zu erfüllen - inzwischen mit beachtlichem Erfolg.



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