E-Book, Deutsch, Band 3, 280 Seiten
Reihe: Savage
Erbin der Schuld
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7521-0978-8
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 3, 280 Seiten
Reihe: Savage
ISBN: 978-3-7521-0978-8
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
'Große Fresse - keiner glitzert.' Seit der zufälligen Begegnung in einem Kaufhaus in Moskau geht Bruce die hübsche Vampirin Arina nicht mehr aus dem Kopf. Auf dem Maskenball eines Bekannten sieht er sie wieder und verliert sein Herz nun vollständig. Er ahnt, dass seine Zuneigung zu der höher gestellten Vampirin in der adligen Gesellschaft nicht gut aufgenommen wird. Aber ihre unterschiedliche Herkunft ist nicht das einzige Problem. Denn Arina trägt eine Schuld, die schon seit zwei Generationen auf ihrer Familie lastet - und die sie nun einlösen soll.
Ally J. Stone wurde 1987 in Berlin geboren. Mit dem Schreiben hat sie früh begonnen, sich aber während der Schul- und Ausbildungszeit eher an Gedichte, kurze Storyplots und dem Verfassen von fortlaufenden Geschichten mit Schreibpartnern gehalten. Erst mit Ende ihres Autorenstudiums 2014 hat sie angefangen, wirklich ernsthaft an ihrem ersten Roman zu arbeiten. Ihr Erstling "Blutsbande" wurde im Dezember 2015 veröffentlicht und ist der erste von drei Bänden aus der Trilogie "Geliebtes Blut".
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
An inpolite morning
„Guten Tag, haben Sie reserviert?“ Der Maître am Eingang bedenkt Bruce mit einem freundlichen Blick und hat die Hand schon auf dem großen Buch liegen. „Ja, unter dem Namen von Bourg. Zwei Personen“, erwidert Bruce. Wenn er in Amerika einen Tisch reserviert, nutzt er meistens einen einfachen, menschlichen Namen anstatt seines eigenen, aber hier in dieser Gesellschaft ist es einfacher einen Tisch zu bekommen, je hochtrabender der eigene Nachname klingt. Der Maître lässt den Finger über die Zeilen gleiten und sein Gesicht erhellt sich, als er die Reservierung findet. „Ah, hier. Kommen Sie bitte.“ Er führt Bruce zu einem netten kleinen Tisch am Fenster und zieht seinen Stuhl ein wenig zurück. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, solange Sie auf Ihren Gast warten?“ „Ein Kaffee wäre gut. Schwarz, bitte“, antwortet Bruce, nachdem er sich gesetzt und die mitgebrachten Blumen auf den Tisch gelegt hat. Es ist ein Strauß rosafarbener Rosen, ein Zeichen für Eleganz, aber auch für einen Neuanfang und den frischen Beginn einer Beziehung. Der Maître nickt und gibt einer nahe stehenden Kellnerin ein Zeichen, die gleich losflitzt, um den Kaffee zu holen, während er selbst wieder seinen Posten an der Tür bezieht. Bruce muss nicht lange warten, bis Arina ankommt und er braucht sich nicht einmal umzudrehen, um zu wissen, dass sie es ist. Dieses Restaurant ist hauptsächlich von Menschen bevölkert. Als die wunderschöne Vampirin eintritt, stocken die Gespräche und stattdessen setzt leises Gemurmel ein. Bruce erhebt sich, streicht sein Hemd glatt und dreht sich herum, um Arina zu begrüßen. Der Maître führt sie gerade zu ihm und nimmt ihr noch den Mantel ab, ehe er sich mit einem leichten Kopfnicken zurückzieht und sie beide allein lässt. „Es freut mich, dass du da bist“, begrüßt Bruce sie und mustert sie. Arina trägt eine riesige Sonnenbrille, die sie jetzt abnimmt, als sie ihn ebenfalls begrüßt. „Es freut mich, dass du mich vor deiner Abreise eingeladen hast.“ Unter der Sonnenbrille wirkt sie müde. „Ich hoffe, dass dich diese Einladung nicht zu viel Schlaf gekostet hat“, sagt Bruce und reicht ihr die Rosen. „Vielen Dank.“ Arina lächelt. „Das sieht vielversprechend aus.“ Bruce erwidert ihr Lächeln und rückt ihr den Stuhl zurecht. Arina setzt sich. „Auf jeden Fall überlege ich es mir das nächste Mal, bevor ich mit einem Tageslichtler ausgehe.“ Bruce setzt sich ebenfalls und hebt amüsiert die Augenbrauen. „Tageslichtler?“ „Das ist ein Begriff aus einer Buchserie, die ich gerade lese“, antwortet Arina und winkt ab. „So heißen dort Vampire, die ins Tageslicht gehen können.“ „Also Mischlinge?“, fragt Bruce und hebt die Hand, um die Kellnerin noch einmal heranzuwinken. „Was möchtest du trinken?“ Arina sieht auf seine Tasse und dann zur Kellnerin. „Ich möchte bitte auch einen Kaffee. Kann ich Milch dazu haben? Und einen großen Orangensaft?“ „So einen nehme ich auch“, ergänzt Bruce die Bestellung und wendet sich Arina wieder zu, nachdem die Kellnerin gegangen ist. „Nein, nicht direkt“, antwortet sie auf seine Frage. „In dem Buch entstehen Vampire dadurch, dass sie ausgesaugt werden und dann das Blut des Vampirs trinken. Außerdem werden sie begraben und müssen sich dann wieder ausbuddeln.“ „Gruselige Vorstellung“, erwidert Bruce und trinkt einen Schluck von seinem Kaffee. „In der Literatur aber üblich. Denk nur an Dracula“, gibt Arina zu bedenken. „Auch wenn ich nicht weiß, wie man darauf kommt, die ganze Biologie eines Organismus könnte sich ändern, nur weil man etwas Bestimmtes zu sich nimmt. Ich werde ja auch nicht zur Kaffeebohne, nur weil ich Kaffee trinke.“ Während sie spricht, blickt Bruce sie einfach nur an und lächelt vor sich hin. Vermutlich sieht er aus wie der letzte Idiot, aber er mag es, sie reden zu hören. Besonders, wenn sie sich für ein Thema interessiert und begeistert darüber spricht. „Ich verstehe den Gedanken des Blutaustausches. Blut ist in diesen Werken das Sinnbild für das Leben und die Seele. Tauscht man eine Seele mit dem Stück einer anderen Seele aus, findet die Umwandlung statt“, erwidert er schließlich. Als die Kellnerin die bestellten Getränke bringt, lehnt er sich ein wenig zurück. „Wissen Sie schon, was Sie essen möchten?“ „Nein, wir haben uns noch nicht entschieden“, antwortet Bruce. Arina öffnet die Karte und fängt an, sie zu überfliegen. „Das ist kein Problem. Rufen Sie mich, wenn Sie soweit sind“, antwortet die Frau und lässt sie allein. Auch Bruce greift nach dem Menü und öffnet es. „Aber die Seele des einen wird aus der Blutbahn gezogen, die Seele des anderen landet im Verdauungstrakt“, gibt Arina zu bedenken und funkelt ihn über ihre Karte hinweg herausfordernd an. Bruce' Mundwinkel heben sich an. „Da hast du allerdings recht. Vielleicht ist es eine zur Osmose fähige Seele.“ „Dann würde es sogar Sinn ergeben, den Kandidaten vorher auszuleeren“, gibt Arina vergnügt zurück und schlägt die Karte zu. „Ich nehme das Kräuter-Omelette.“ Bruce entscheidet sich für Rührei mit Toast und einen Lachsbagel und nachdem sie bestellt haben, hebt Arina ihren Orangensaft an. „Na dann, auf deinen letzten Tag in Russland.“ Ein trauriger Schatten huscht über ihr Gesicht, aber ihr Lächeln verrückt keinen Millimeter, als Bruce mit ihr anstößt und sie trinken. „Immerhin kannst du morgen ausschlafen“, gibt er zu bedenken. „Da ist kein verrückter Ausländer, der nach nur ein paar Stunden Schlaf mit dir essen gehen will.“ Arina lächelt. „Erzähl mir von deinem Leben in Frankreich. Lebst du mit deiner Familie zusammen?“ Ihm entgeht nicht, dass sie dem Thema seiner Abreise ausweicht, allerdings gibt es auch keinen besonderen Grund, darauf zu drängen. „Nicht direkt. Jackson lebt mit seiner Freundin bei unserem Ziehvater Franklin. Unsere Ziehmutter Maria hat inzwischen wieder eine eigene Wohnung in der Nähe gefunden und auch Jacksons Schwester Sura und ihr Mann Ty suchen nach was Eigenem. Momentan leben sie allerdings noch bei mir.“ „Warum leben sie nicht bei Jackson, wenn er ihr Bruder ist? Ist das Haus voll?“, fragt Arina. Mit dem Daumen streicht sie über den oberen Rand ihres Glases. „Eigentlich nicht“, gibt Bruce zu und zögert, weiter zu sprechen. Er findet Arina sehr interessant und mag es, mit ihr Zeit zu verbringen. Aber sie ist trotzdem mehr oder weniger eine Fremde und er weiß nicht, inwieweit er sie in Jacksons Geheimnis einweihen soll. Bis auf sehr wenige Ausnahmen wissen nicht einmal ihre Freunde Bescheid. Arina scheint sein Zögern zu bemerken. „Wie ist das, wenn du Wein machst? Springt ihr mit nackten Füßen in großen Holztrögen auf den Trauben herum?“ Bruce lacht. „Oh Gott, nein. Die Trauben werden gereinigt und dann in Maschinen verarbeitet. Dort werden sie zermatscht, mehrmals gefiltert und der Wein noch einmal gefiltert, damit keine Traubenstückchen drinbleiben.“ „Das wäre ja mal was: Wein mit Stückchen“, erwidert sie amüsiert. Das Essen wird gebracht und wieder entsteht eine kleine Pause. „Mhhmm, das riecht wundervoll. Guten Appetit“, wünscht Arina ihm und nachdem Bruce es erwidert hat, beginnen sie zu essen. Für eine Weile ist nur das Klappern des Bestecks zu hören, dann bringt Bruce das Gespräch wieder in Gang. „Wie ist dein Leben hier in Russland? Deine Eltern scheinen sehr nett und entspannt zu sein.“ „Oh ja.“ Arina lässt die Gabel, die sie sich eben in den Mund schieben wollte, wieder sinken. „Ich habe sehr viel Glück mit meinen Eltern. Es gibt zwar viele Regeln, aber meine Freundinnen müssen noch viel mehr Regeln befolgen. Manche dürfen nicht einmal allein raus. Ich schätze, es kommt darauf an, wie reich man geboren wird.“ Sie führt die Bewegung zu Ende und schiebt sich das Stück Omelette in den Mund. Nachdem sie heruntergeschluckt hat, spricht sie weiter. „Ich glaube, ich hatte einfach Glück, dass mein Vater sich in meine Mutter verliebte. Dadurch hat er eine ganz andere Perspektive auf vieles im Leben.“ „Zum Beispiel kannst du mit einem Fremden essen gehen“, wirft Bruce ein. Arina lächelt wieder. „Ja … auch wenn ich glaube, dass deine baldige Abreise der ausschlaggebende Punkt gewesen ist.“ Bruce nickt. Er stellt keine Gefahr dar, weil er ab morgen aus ihrem Leben verschwinden wird. Sicher könnte er zurückkommen, aber ihr Vater weiß, dass er eine Firma zu führen hat und das nicht nur in Frankreich. Ebenso wird er auch viel in Amerika sein, um dort eine Außenstelle aufzubauen. Am anderen Ende der Welt kann er mit seiner Tochter nicht viel anstellen. Wieder entsteht eine kleine Pause, während der sie beide ihre Mahlzeit beenden und sich dann zurücklehnen, damit abgeräumt werden kann. „Möchtest du noch etwas?“, fragt Bruce und bittet um die Rechnung, als Arina verneint. Draußen vor dem Restaurant ist die Straße voller Menschen, die entweder zielstrebig von Geschäft zu Geschäft huschen, sich lautstark unterhalten oder die Stadt als Touristen besuchen und wie verrückt Fotos machen. „Lass uns hier entlang gehen. Dort wird es ruhiger.“ Arina übernimmt die Führung und deutet in eine Richtung. Bruce schiebt die Hände in die Taschen und folgt ihr. ...