Šerelyte / Serelyte | Blaubarts Kinder | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 10, 262 Seiten

Reihe: wtb Wieser Taschenbuch

Šerelyte / Serelyte Blaubarts Kinder


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-99047-007-7
Verlag: Wieser Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 10, 262 Seiten

Reihe: wtb Wieser Taschenbuch

ISBN: 978-3-99047-007-7
Verlag: Wieser Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Roman entfalten vier namenlose Erzählstimmen ihren Blick auf die Welt: eine Ertrinkende, die sarkastisch ihr Leben als überzeugte Kommunistin in Litauen und Russland und ihre beiden Männer ins Visier nimmt. Ihr Sohn, der dem Ertrinken der Mutter hilflos zusehen muss, danach bei Vater und Großmutter in Litauen aufwächst und keine Lebensperspektive mehr findet. Die Tochter, die sich in der Hauptstadt Vilnius ein neues Leben aufbaut und eine erfolgreiche Schriftstellerin wird; doch die alten Wunden und die Erinnerung an 'Blaubart', den russischen Stiefvater, brechen wieder auf, als sie Briefe ihres Halbbruders sieht. Auch er, 'der Kleine', der in einem Kinderheim aufgewachsen ist, kommt gegen Ende zu Wort. Renata ?erelyt?s Fortschreibung des Blaubart-Märchens ist eine aufwühlende Familiengeschichte und präzise Zeitdiagnose, eine Sonde in Litauens Geschichte und Gegenwart.

Renata ?erelyt?: Die Autorin wurde 1970 in einer litauischen Kleinstadt geboren und lebt in Vilnius. Ihre Erzählungen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Neben wichtigen Romanen veröffentlichte sie auch Gedichte, Essays und Kinderbücher und hatte als Autorin von Theaterstücken Erfolg. 2002 erschien ihr Roman 'Sterne der Eiszeit', Berlin.

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BANK AUSTRIA LITERARIS –
EIN EUROPÄISCHES KARUSSELL
Versuch über eine literarische Integration
EditionZwei, KulturKontakt Austria,
Bank Austria Literaris
GYÖRGY DALOS / LOJZE WIESER An die 6000 Bücher waren es, aus denen eine internationale Jury seit 2006 ihre Auswahl zu treffen hatte. In diesem Schuber liegt diese nun gesammelt vor. Entstanden ist ein literarisches europäisches Karussell. Geschichten und Bilder, die aufwühlen, uns mitziehen, die einen Sog entwickeln. Es sind Zeugnisse einer im dramatischen Wandel befindlichen Welt. Ausgewählt, ins Deutsche übersetzt und geehrt werden sie einem größeren Kreis von Leserinnen und Lesern präsentiert. Der Sinn der historischen Veränderungen der späten achtziger und frühen neunziger Jahre bestand darin, die verrosteten Diktaturen in den ehemaligen Ostblockstaaten durch funktionsfähige demokratische Systeme zu ersetzen. Der Weg zur offenen Gesellschaft setzte eine Öffnung auch nach außen, das heißt eine Aneignung europäischer Werte und eine direkte Annäherung an die europäischen Normen, voraus. Ohne den Erfolg dieses Prozesses herabsetzen zu wollen, müssen wir betonen, dass er einerseits für die betreffenden Länder und Gesellschaften kein leichter Spaziergang war, und andererseits bis heute als nicht abgeschlossen betrachtet werden muss. Der zusammengebrochene »real existierende Sozialismus« hinterließ in den meisten Ländern eine bankrotte Wirtschaft, die Kapitalisierung ging mit der Verarmung ganzer sozialer Gruppen einher, und die Frustration der Gesellschaft äußerte sich mancherorts in aggressivem und kriegerischem Nationalismus. Mehrere ehemalige Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts, die baltischen Republiken sowie Slowenien und Kroatien schafften den Durchbruch – die Aufnahme in die EU –, während zahlreiche andere, meist kleine bis winzige Republiken, teilweise mit alter europäischer Kulturtradition, nach wie vor auf der Warteliste stehen. Befanden und befinden sich teilweise die ostmittel- und mehr noch die südosteuropäischen Regionen politisch, ökonomisch und institutionell in einem chronischen Rückstand gegenüber den entwickelten westlichen Staaten, so lässt sich diese Behauptung auf ihre Kultur und erst recht auf ihre Literatur überhaupt nicht anwenden. Vielmehr verfügen sie über eine ausgereifte literarische Tradition und – was aus unserer Sicht noch wichtiger erscheint – eine von der Zensur befreite, pulsierende zeitgenössische Literatur. Einige Leistungen dieser Schreibkunst werden weltweit geschätzt – denken wir etwa an die Nobelpreise an den Ungarn Imre Kertész und die Rumäniendeutsche Herta Müller –, andere wie Nádas, Cartarescu, Tokarczuk, und Andruchowitsch kommen auf die Bestsellerlisten. Kollektive Auftritte bringen die literarische Welt einzelner Kulturen den westlichen Lesern näher – so die Schwerpunkte Ungarn (1999), Polen (2000) und Litauen (2001) auf der Frankfurter, Rumänien (1998), Bulgarien (1999), Slowenien (2008) und Kroatien (2009) auf der Leipziger Buchmesse. Trotzdem blieben Kenntnis und Akzeptanz vor allem der ost- und südosteuropäischen Literatur unterhalb des Möglichen. Die Integration der schreibenden Zunft, eine Art literarischer Ost- und Süderweiterung, verlangte weitere Anstrengungen. Die Einsicht in die Notwendigkeit veranlasste den Klagenfurter Wieser Verlag anno 2001 zum Starten der bilingualen Bücherreihe EditionZwei. Bereits lange davor beschäftigte er sich mit der Publikation ungarischer, serbischer, kroatischer, bosnischer, slowenischer Texte, von Texten in Romanes und vielem mehr in zweisprachigen Editionen. Das ausgereifte Konzept entstand jedoch erst 2006 auf der Frankfurter Buchmesse, wo auch der »Große Preis für osteuropäische Literatur« – der Vorläufer des späteren »Bank Austria Literaris«-Preises – verkündet wurde. Die mit Unterstützung von KulturKontakt Austria und Förderung der Bank Austria gegründete Institution nahm eine vielfältige Tätigkeit auf: Die internationale Jury sichtete während ihres Bestehens im Rahmen von Vorauswahl und Probeübersetzungen in den einzelnen Ländern jedes zweite Jahr 1500 Bücher und verlieh jeweils einen Hauptpreis, einen Preis für Lyrik und in Einzelfällen einen Sonderpreis. Die ausgezeichneten Bücher erschienen meist zur Leipziger Buchmesse in der Reihe des Wieser Verlags. Neben den Preisen wurden von KulturKontakt Austria innerhalb von sechs Jahren rund 30 Stipendien im Rahmen des »Writers in Residence«-Programmes vergeben. Während des einmonatigen Aufenthalts der Autorinnen und Autoren in Wien wurden Lesungen zur Präsentation ihrer Werke organisiert. Insofern boten die Organisatoren des Projekts eine im deutschen Sprachraum einzigartige, komplexe Dienstleistung an: Direkte Förderung von Büchern und Schreibenden sowie Öffentlichkeitsarbeit für die Bekanntmachung einer literarischen Region waren hier gleichzeitig gewährleistet. Zugleich ging es auch um die Unterstützung der intensiven Übersetzungstätigkeit. So schrieb Annemarie Türk: »Die Leistung der Übersetzerinnen und Übersetzer kann gar nicht hoch genug bewertet werden, sind sie doch die Verbindungsboote zwischen dem einen und dem anderen Ufer, die die Stimmen und die Bilder in das neue Bewusstsein übersetzen. Sie haben sich als Wortschmuggler und Berater bewährt.« Benützen wir das Verb schmuggeln für die Vermittlung von literarischen Schätzen, dann müssen wir gleich auf die enormen Schwierigkeiten dieses Vorhabens hinweisen. Schriftstellerische Güter werden heutzutage an keinen Zollgrenzen aufgehalten, sondern durch den kulturellen Paradigmenwechsel, die radikale Veränderung der Lesegewohnheiten und das Vordringen der Neuen Medien. Insbesondere in den Ländern, deren Autorinnen und Autoren das Projekt »Bank Austria Literaris« hauptsächlich im Auge hatte, kommt noch ein anderer Faktor hinzu: die aufgrund sozialer Schwierigkeiten abnehmende Kaufkraft der ansonsten an niveauvoller Literatur interessierten Schichten. Trotzdem wird in Ost- und Südosteuropa weiterhin geschrieben, und immer neue Werke entstehen, die neben ihren ästhetischen Qualitäten auch wichtige menschliche Zeugnisse einer im dramatischen Wandel befindlichen Welt darstellen. Und dennoch werden diese Zeugnisse nur langsam in unser Bewusstsein sickern. Der Weg zum gemeinsamen größeren Europa ist nicht nur ein politischer und wirtschaftlicher Prozess, er ist vor allem gekennzeichnet durch das Kulturelle. Heute könnte man nach den neuen Entwicklungen im Kaukasus und beim Kräftemessen um die Krim meinen, dass die machtpolitischen und militärischen Aspekte wieder einmal die kulturellen zurückdrängen und ihnen die Kraft nehmen werden. Doch mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden Hoffnungen geweckt, die Verständigung in Europa beschleunigen zu können. Es war der Geist, der, zu Wort geworden, den Eisernen Vorhang gesprengt hat. Damit wurde uns vor Augen geführt, dass Wort Sprache, Sprache Kultur und Kultur Verstehen bedeutet. War es nicht immer das Wort – ob 1952 in der DDR, 1956 in Ungarn, 1968 in der Tschechoslowakei oder zuletzt 1989 im gesamten Osten –, das den Eisernen Vorhang morsch gemacht hat? Wir betreiben eine Spurensuche, die uns die Literaturen angrenzender Sprachen erschließt und vermeintlich Fernes nahebringt. Es sind Streifzüge zu neuen Klängen alter Sprachen, die erstmals durch die Übersetzung ins Deutsche einem größeren Kreis von Leserinnen und Lesern bekannt gemacht werden. Es ist eine Reise in die Zukunft, ein Hinhorchen, Befragen und Finden von Antworten. Und es erfordert Geduld. »Ich möchte Sie, so gut ich kann, bitten«, schreibt Rainer Maria Rilke, »Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Frage selbst lieb zu haben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie es nicht leben können. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.« Wenn wir mit unserer jahrelangen Arbeit dazu beigetragen haben, eine Hälfte unseres Kontinents der anderen zugänglicher zu machen, dann ist uns im Dienst des europäischen Geistes etwas sehr Wichtiges gelungen. Sind nicht schon viele Bücher verschollen gegangen, weil sie es aufgrund ihrer Sprache nicht in den gewohnten Kanon schafften? Einige Bücher, vor allem die aus den anderen, fremden, oft auch slawischen Sprachen, kommen auf leisen Sohlen daher und verbergen sich wie Pilze lange Zeit unterm Laub. Das eine Mal verschwinden sie auch im Nebel der Wahrnehmung, noch bevor sie richtig zur Hand genommen werden; das andere Mal im vernebelten Blick der kurzsichtigen Betrachter, die ihnen voreingenommen begegnen. Wir leben in einer Zeit, die mehr und mehr Anpassung und Uniformiertheit fordert. Sind das nicht alles Vorläufer...


Renata Šerelyte: Die Autorin wurde 1970 in einer litauischen Kleinstadt geboren und lebt in Vilnius. Ihre Erzählungen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Neben wichtigen Romanen veröffentlichte sie auch Gedichte, Essays und Kinderbücher und hatte als Autorin von Theaterstücken Erfolg. 2002 erschien ihr Roman "Sterne der Eiszeit", Berlin.



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