E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Die drei !!!
Erlhoff Die drei !!!, 104, Gefahr im Smart Home (drei Ausrufezeichen)
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-440-50739-1
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Die drei !!!
ISBN: 978-3-440-50739-1
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Marie ist ein richtiger Glückspilz! Sie wird von einer erfolgreichen Geschäftsfrau als Babysitterin engagiert. Kim und Franzi trauen ihren Augen kaum, als sie das futuristische Luxus-Apartment der Familie besuchen. Hier gibt es neueste Technik nach modernsten ökologischen Standards. Doch irgendetwas stimmt nicht. Seltsame Dinge geschehen und die intelligenten Systeme des Hauses versagen. Spuk? Oder steckt etwas anderes dahinter? Die drei !!! ermitteln zwischen KI, IOT, Smart Home und echtem Diebstahl. Zusammen suchen die Detektivinnen in diesem kniffligen Fall nach Spuren.
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ANGRIFF DER WÖLFE
»Hilfe!«, rief Marie Grevenbroich. Sie spürte den kalten Stein der Felswand an ihrem Rücken. Links und rechts versperrten dornige Brombeerranken den Weg. Marie war in eine Falle geraten. Die Wölfe schlichen auf sie zu – ein Rudel aus knurrenden Bestien. Die Anführerin bleckte die Zähne. Ihre blauen Augen fixierten Marie. Die gab sich Mühe, dem Blick standzuhalten. Sie war leichtsinnig gewesen. Das erkannte sie jetzt. Die Wetter-App hatte Sonne vorausgesagt, noch dazu warme Temperaturen für einen Tag im Frühherbst. So hatte Marie eine vollkommen untaugliche Auswahl getroffen. Hier im Wald war Survival angesagt: reißfeste Stoffe, erdige Farbtöne und festes Schuhwerk. Ihr Boho-Style war das genaue Gegenteil davon.
Sie verabschiedete sich schon mal in Gedanken von der zarten Secondhand-Bluse, den ausgewaschenen Jeggins, den wunderschönen bunten Perlenketten und Wildlederboots. Die Sonnenbrille in ihren langen blonden Haaren war vermutlich auch bereits Geschichte. Die Wölfe würden alles dem Erdboden gleichmachen.
Marie ging in den festen Stand. Keine Sekunde zu früh, wie sich kurz darauf herausstellte. Beinahe synchron griff das Rudel an. Sie sprangen auf Marie und rissen sie knurrend und fauchend zu Boden.
»Hilfe!«, rief Marie erneut. Dieses Mal etwas lauter. Spitze Zähne bohrten sich durch den Stoff der Hippie-Bluse bis in ihren Oberarm. »Au! Stopp! Halt!«
»Ich fresse dich!«, brüllte Finn.
»Hör auf!« Marie blitzte ihren kleinen Bruder an, so gut es eben möglich war. Sie musste schließlich noch andere Bestien abwehren – allen voran Emma-Luise, die Leitwölfin. Das kleine Mädchen war eine Meisterin im Nahkampf.
»Stopp!« Das war die Stimme von Elli, der Erzieherin. Sie klang ruhig und freundlich, aber gleichzeitig auch bestimmt.
Die kleinen Wölfe ließen locker. Nur Finn schnappte noch einmal nach Maries Arm.
»Wir tun uns bei den Mini-Füchsen gegenseitig nicht weh!«, ermahnte Elli.
»Aber ich war doch ein Wolf«, verteidigte sich Finn. »Die beißen.«
Marie rieb sich den Oberarm. Was Milchzähne anrichten konnten, war erstaunlich.
»Achtung! Wir treffen uns zum Waldkreis«, bellte die zweite Erzieherin, eine grauhaarige Vertretungskraft. Sie hieß Thyra und wurde von Finn nur Tyrannosaura genannt. Marie fand, dass der Name passte. Die Frau schlug energisch auf ein Tambourin. »Eins, zwei, drei, das Toben ist vorbei!«
»Morgen solltest du besser etwas Robustes anziehen«, schlug Elli vor. »Aber sonst schlägst du dich echt tapfer.«
Marie lächelte und zupfte sich Blätter aus dem Haar. Sie sah jetzt vermutlich aus, als wäre sie mehrere Tage im Wald unterwegs gewesen, nicht nur drei Stunden. Ob das Praktikum im Waldkindergarten eine gute Idee gewesen war? Im Gegensatz zu anderen Schulen bot ihre Schule schon in der Mittelstufe mehrere Praktika an. Die Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums sollten möglichst früh das Berufsleben kennenlernen. Marie fand das grundsätzlich gut. Eine Woche im Waldkindergarten ihres kleinen Bruders war immerhin besser als Unterricht. Zumindest hatte sie das bis eben geglaubt. Die Realität bei den Mini-Füchsen sah etwas anders aus.
Das Wolfsspiel hatte harmlos begonnen, war dann jedoch schnell ausgeartet. Sämtliche Kinder der Gruppe waren über sie hergefallen. Nur ein Mädchen hatte sich rausgehalten. Jetzt erst fiel Marie auf, dass die Kleine bislang bei keinem Spiel dabei gewesen war. Sie saß auf einem Baumstamm und guckte gelangweilt in den Wald. Obwohl sie höchstens fünf war, trug sie ein ähnliches Outfit wie die deutlich ältere Marie: helle Jeggins und Wildleder-Boots. Ihre blonden Haare waren zu einem komplizierten Zopf geflochten und ihre pastellfarbene Bluse passte farblich zu ihrem brandneuen Rucksack.
»Die ist richtig doof«, flüsterte Finn seiner großen Schwester zu. »Athena ist eine blöde rosa Kuh.«
Marie zog eine Augenbraue hoch. »Was soll das denn heißen?«
Emma-Luise trat nach Finns Schienbein. »Du Matsch!«
»Macho«, korrigierte Marie.
»Matsch Ho!«, brüllte Emma-Luise. Und schon waren sie und Finn mitten in einer Prügelei.
Emma-Luise bewies einen harten rechten Haken, Finn zog ihr an den Haaren. Schon griff ein kleines Mädchen mit roten Locken nach einem Stock.
»Stopp!«, herrschte Thyra die Kinder an. »Machst du schon wieder Ärger, Tim?«
»Finn«, korrigierte Marie.
»Misch dich da nicht ein«, bellte Thyra.
Elli seufzte. »Zeit für unsere Mini-Fuchs-Regeln. Wer erinnert sich, wie das mit dem Prügeln war?«
Thyra brummte ein »Früher hätte das eine Strafe gegeben« und zog davon, um die restlichen Kinder zusammenzurufen. Marie fühlte sich nun etwas überflüssig und setzte sich zu der einsamen Athena auf den Baumstamm.
»Bist du echt eine Polizistfrau?«, fragte das Mädchen neugierig.
»Ich?«, fragte Marie überrascht. »Wie kommst du darauf?«
»Finn sagt das. Und dein Papa ist ein Polizistmann.«
»Fast.« Marie lächelte. »Meine Freundinnen und ich sind Detektivinnen. Das bedeutet, dass wir Verbrechen aufklären und Sachen herausfinden. Mein Papa ist Schauspieler. Er tut nur so, als wäre er bei der Polizei – fürs Fernsehen.«
»Ach so«, sagte Athena nachdenklich.
Marie blickte zu der Gruppe, die sich langsam im Kreis versammelte. Noch immer klopfte die Erzieherin auf das Tambourin. »Kommt, wir gehen zu den anderen.«
»Ich mag nicht«, antwortete Athena »Ich will nicht hier sein.«
»Hast du Heimweh?«, fragte Marie.
»Was ist das?«
»Wenn man sein Haus vermisst«, erklärte Marie. »Und sein Zimmer. Und natürlich die Mama und den Papa.«
»Was für einen Papa?«
Marie zögerte. Sie war so voreilig davon ausgegangen, dass das Mädchen bei seinen Eltern wohnte. Dabei war sie selbst nach dem frühen Tod ihrer Mutter bei ihrem alleinerziehenden Vater aufgewachsen. Bis ihr Vater Tessa geheiratet hatte. Aus Stief- und Halbgeschwistern war mit der Zeit eine echte Familie geworden.
»Bist du auch eine Geisterjägerin?«, fragte Athena plötzlich.
Marie schüttelte langsam den Kopf. »Eigentlich nicht. Aber manchmal gehen meine Freundinnen und ich auch unheimlichen Dingen auf den Grund. Wenn ich so darüber nachdenke, kam das sogar schon oft vor. Wir hatten es mit Hexen zu tun, mit Flüchen, Geisterhäusern, Werwölfen und sogar Einhörnern, aber …«
»Bei mir wohnt ein Gespenst«, unterbrach Athena die Aufzählung. Es klang ernst, beinahe etwas ängstlich. »Meine Mama ist berühmt. Aber sie kann keine Gespenster wegmachen.«
»Athena!« Elli winkte zu ihnen hinüber. »Wir machen den Waldkreis.«
»Zack, zack!«, forderte Thyra.
»Was für ein Gespenst?«, fragte Marie, während sie aufstand und sich die Bluse glatt strich.
»Ein echtes.« Athena machte keine Anstalten aufzustehen. »Es ist eine Monster-Katze! Sie trommelt. Und manchmal schaltet sie das Licht aus!«
Pünktlich zur Abholzeit füllte sich der Waldparkplatz mit glänzenden Geländewagen und Lastenfahrrädern. Tessa musste heute nicht kommen, da Marie und Finn auch alleine mit dem Rad fahren konnten. Der Wald grenzte direkt an das Viertel, in dem Maries Familie wohnte. So konnte selbst Finn die kurze Strecke mit seinem kleinen Fahrrad meistern.
Im Wald wurde es laut. Die Kinder drehten noch mal richtig auf. Emma-Luise und ihre Freunde waren inzwischen mit mehreren Schichten Sand, Lehm und Erde verkrustet. Athena hingegen war noch genauso sauber wie am Morgen – was ihre Mutter jedoch anders sah. »Schätzchen, mach mal den Sand von der Hose. So kannst du nicht ins Auto.« Die blonde Frau zerrte eine Kleiderbürste aus der Handtasche und begann, den unsichtbaren Schmutz zu entfernen. Sie selbst sah aus, als wäre sie gerade einem Modemagazin entsprungen. Außerdem kam sie Marie irgendwie bekannt vor.
»Ich habe jetzt auch eine Freundin!« Athena deutete auf Marie.
»Ich bin die Praktikantin«, stellte sich Marie vor.
»Ah«, machte Athenas Mutter nur und scannte mit einem knappen Blick Maries ramponiertes Outfit.
»Maries Papa ist Polizeimann!«, erklärte Athena, während sie ihren Rucksack aufsetzte. »Im Fernsehen.«
»Tatsächlich?« Die Mutter unterbrach ihre Arbeit und sah nun etwas interessierter zu Marie hoch. »Ist dein Vater Schauspieler?«
»Unser Papa ist der Chef von der Vorstadtwache!«, brüllte Finn, bevor Marie antworten konnte. »Er ist Kom…sissa, und ich darf das nicht gucken, weil sie sich da totschießen und es immer mordig ist!«
Marie legte den Arm um ihren kleinen Bruder. »So ungefähr.«
»Vorstadtwache. Dann seid ihr die Kinder von Helmut Grevenbroich?«, hakte die Mutter nach.
Finn nickte bekräftigend. »Ja, wir sind das! Und Marie ist ein Ausrufezeichen. Das ist eine Heldin wie ein Sheriff!«
»Ich habe schon gehört, dass das jüngste Kind der Grevenbroichs hier in den Kindergarten geht«, sagte die blonde Frau. »Das war einer der Gründe für uns, Athena bei den Mini-Füchsen anzumelden. Ich habe ja auch eine eigene...