E-Book, Deutsch, Band 93, 176 Seiten
Reihe: Die drei !!!
Erlhoff Die drei !!!, 93, Abenteuer-Küsse (drei Ausrufezeichen)
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-440-50455-0
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 93, 176 Seiten
Reihe: Die drei !!!
ISBN: 978-3-440-50455-0
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen und sind jedem Fall gewachsen.
Liegt wirklich ein Fluch auf dem alten Bergwerk? Während ihrer Ferien auf einem Ponyhof in Wilderode ermitteln Kim, Franzi und Marie in einem unheimlichen Stollen unter Tage ... und Franzi muss um ihre Beziehung mit Blake bangen. Auf der Suche nach einem Saboteur und den Wurzeln einer alten Legende geraten die beiden in große Gefahr ...
Weitere Infos & Material
Weltstadt Wilderode
Franzi fühlte sich überrumpelt. Sie verstand es selbst nicht ganz. Eigentlich war Blakes Überraschung doch schön. Sie bekam das volle Programm mit Ferien, Ponys, ihren besten Freundinnen und ihrem Freund. Trotzdem hatte sie bei der Abreise ein flaues Gefühl im Magen. Blake schien davon nichts zu merken. Er saß gut gelaunt mit ihnen im Zug. »Willst du denn auch Reitunterricht nehmen?«, fragte Kim Blake, als die letzten Häuser der Stadt aus ihrem Blickfeld verschwanden. Draußen vor dem Fenster sausten nun grüne Hügel, Weiden und Waldstücke vorbei. »Ich meine, du …« Sie lief rot an. Franzi vermutete, dass es ihrer Freundin taktlos vorkam, den Reitunfall zu erwähnen. Blake hatte sich vor ein paar Jahren bei einem Sturz vom Pferd so schwer verletzt, dass er auf einen Rollstuhl angewiesen war. Inzwischen erbrachte er damit sportliche Höchstleistungen – immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. »In Wilderode geht das«, sagte Blake gelassen. »Deshalb bin ich ja überhaupt erst auf die Idee gekommen, Franzi zu begleiten.« Franzi nickte zögerlich. »Auf dem Hof gibt es ein Pony, das für therapeutische Zwecke ausgebildet wurde, und sie haben ein barrierefreies Gästezimmer im Erdgeschoss.« »Rollstuhlfahrer willkommen.« Blake grinste. »Es wird Zeit, dass ich den Unfall überwinde und mich wieder auf ein Pferd schwinge. Wenn es nicht klappt, kann ich ja das düstere Geheimnis des Bergwerks lösen, während ihr hoch zu Ross die Gegend erkundet.« »Ein Bergwerk mit einem düsteren Geheimnis?« Kim horchte auf. Auch Marie spitzte die Ohren und sah von dem Hochglanzmagazin auf, in dem sie geblättert hatte. »Sagt bloß, ihr wisst gar nichts darüber?«, fragte Blake erstaunt. Franzi zog die Augenbrauen hoch. »Du kannst unsere Wissenslücke doch bestimmt füllen.« »Ich hoffe, ihr werdet euch nicht zu sehr fürchten«, sagte Blake mit gespieltem Ernst. Er räusperte sich. »In irgendeinem Jahrhundert, das extrem lange zurückliegt, begannen die Wilderoder, Erz zu fördern. Ich glaube, es war auch Silber dabei. So entstand die Grube Kalter Wolf. Das Bergwerk ist inzwischen geschlossen, aber der Legende nach geht dort bis heute ein ruheloser Geist um. Verflucht ist die Grube natürlich auch. Es muss sich ja lohnen.« »Im Bergbau kam es seit jeher zu Unfällen«, erklärte Kim sachlich. »Und die dunkle, gefährliche Umgebung ist der perfekte Nährboden für Aberglauben.« »Da werden dir die Menschen in Wilderode widersprechen.« Blake lachte. »Wenn die einen Wolf sehen, bekommen sie kalte Füße. Für die Bergleute war es ein Omen des Todes.« »Wie gut, dass ich Stollen nur als Gebäck mag«, entgegnete Kim. »Mir reicht es ja schon, dass ich Reitunterricht bekomme. Das Bergwerk erspare ich mir.« »Sag bloß, ihr könnt dem Ruf des Goldes widerstehen?«, fragte Blake. »Verborgene Schätze in der Tiefe, Rubine, Smaragde, Opale …« »Wie sollen die denn in eine Erzmine gelangen?«, konterte Kim. »Soweit ich weiß, kommen Opale aus Übersee – zum Beispiel aus Australien.« Blake gab nicht auf. »Dann eben ein hübscher Erzklumpen?« »Was ist Erz überhaupt?«, fragte Franzi. »Dings mit Metall drin«, sagte Blake. »Dings?« »Ja, was weiß ich. Gestein oder so was.« »Hast du einen Clown gefrühstückt?« Franzi knuffte ihren Freund sanft in die Seite. Blake war grundsätzlich gut gelaunt, aber heute wirkte er direkt überdreht. Konnte es sein, dass er insgeheim Angst vor dem Urlaub hatte und seine Unsicherheit überspielen wollte? Einen so schweren Reitunfall vergaß man schließlich nicht einfach. Es brauchte viel Mut, um wieder in den Sattel zu steigen. Besonders, wenn man es unter erschwerten Bedingungen tat. In einem ruhigen Moment würde sie ihn darauf ansprechen. Jetzt, vor ihren Freundinnen, war nicht der richtige Moment. Kim klappte nun auch einen Krimi auf und Marie studierte weiter ihr Magazin. Blake legte seinen Kopf auf Franzis Schulter. »Das wird ein toller Urlaub.« Um kurz nach elf fuhr der Zug in den Bahnhof einer Kleinstadt ein. Franzi spähte aus dem Fenster und entdeckte auf dem Bahnsteig eine hochgewachsene Frau. Sie trug eine herzförmige Sonnenbrille in der blondierten Lockenpracht. Ein Look, der noch von ihrer pinken Weste und silbernen Cowboystiefeln überboten wurde. Von der Aufmachung her hätte sie die Leiterin des örtlichen Barbie-Fanclubs sein können. Das handgemalte Schild in ihren Händen sprach jedoch eher dagegen. Es trug die Aufschrift Ponyhof Wilderode. »Na, da sind ja meine Gäste!«, rief sie, als die drei !!! hinter Blake die Rollstuhlrampe des Zuges hinabstiegen. »Ich bin Tiffany Schierke, kurz Tiffy – nicht Fanny.« Frau Schierke führte sie zu einem alten Kleinbus, der im Halteverbot parkte. Voller Energie packte sie mit an, als es darum ging, die Taschen in den Kofferraum zu laden. Für Blake klappte sie eine Rampe aus, damit er bequem in den Bus fahren konnte. »Ihr seid diese Woche unsere einzigen Gäste!«, verkündete sie, als sie kurz darauf den Motor startete. »Aber meine Kids haben auch gerade Ferien. Da wird es für euch bestimmt nicht langweilig.« Eine gute halbe Stunde später erreichten sie Wilderode. Links und rechts von der Hauptstraße stiegen bewaldete Hügel an. Riesige Berge wie in den Alpen suchte man hier vergeblich, aber dennoch gab es die eine oder andere Felsenklippe, die zwischen den dunkelgrünen Fichten herausragte. Zunächst fuhren sie an ein paar Firmen und Lagerhallen vorbei, die dann von Wohnhäusern mit roten Schindeldächern abgelöst wurden. Franzi bemerkte, dass einige Gebäude leer standen. Auch die Feuerwehrstation an der Hauptstraße sah aus, als wäre sie seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb. Bei einem Wegweiser aus Holz setzte Tiffy Schierke den Blinker und bog rechts ab. Franzi konnte gerade noch die Aufschrift Grube Kalter Wolf lesen. »Geht es hier zum Bergwerk?« Offenbar hatte Blake das Schild ebenfalls entdeckt. »Ja, genau«, sagte Tiffy Schierke, während sich der Kleinbus geräuschvoll zwischen grünen Weiden den Berg hinaufarbeitete. Ein paar Ponys grasten zwischen den Wildblumen. »Von uns aus kann man zu Fuß zum Kalten Wolf rübergehen. Bestimmt führen Alex und Sindra euch mal hin. Vorerst ist hier Endstation der Reise. Wir sind da. Home, sweet Home.« Kurz unterhalb des Waldrandes befand sich eine Ebene, die gerade genug Platz für einen urigen Bauernhof bot. Ein Fachwerkhaus mit rotem Schindeldach drängte sich an einen alten Stall, eine längliche Halle und eine Scheune aus dunklen Holzbalken. »Wir müssten mal renovieren«, sagte Tiffy Schierke. »Aber mit etwas gutem Willen geht das auch als Shabby Chic durch; ist halt alles etwas älter – bis auf die Kids. Die sind jung und fit.« Ein etwa sechzehnjähriges Mädchen fegte den kleinen Vorplatz und ein Junge im Alter der drei !!! kam gerade mit einer Schubkarre aus der Stalltür. »Wir sind da!«, tönte Tiffy Schierke aus dem Autofenster. »Alle Mann anpacken!« Der Junge grinste. »Willkommen in der Weltstadt Wilderode. Ich bin Alex und das ist meine Schwester Sindra.« Franzi stutzte. Sie musterte Alex genauer. War er überhaupt ein Junge? Auf den zweiten Blick konnte Alex auch ein Mädchen sein. Hieß Alex am Ende gar nicht Alexander, sondern Alexandra? Franzi wollte nicht unhöflich wirken und erwiderte den Gruß freundlich. Dabei versuchte sie weiterhin, Alex richtig einzuordnen. Für einen Jungen hatte Alex eine etwas zu hohe Stimme, für ein Mädchen war sie recht tief. Abgesehen davon fielen Franzi die dunklen Ringe unter Alex’ Augen auf. Da hatte wohl jemand wenig Schlaf abbekommen. »Dürfen wir uns gleich den Stall ansehen?«, fragte Blake. »Klar, aber die Ponys sind jetzt auf der Weide«, antwortete Alex und gähnte. »Sorry, ich habe heute Nacht viel zu lange gelesen.« Sindra machte ein seltsames Geräusch. Sie warf Alex einen Blick zu, den Franzi nur schwer deuten konnte. »Mach du die Stallführung. Ich habe noch zu tun.« »Das Böse abwenden?«, fragte Alex mit einem schiefen Grinsen. »Misch dich da nicht ein. Ich weiß doch, was du …« Sindra hielt mitten im Satz inne und sah zu ihrer Mutter hinüber. »Vergiss es einfach. Ich bin zum Lagerfeuer wieder zurück.« »Was war das denn eben?«, fragte Marie verwundert, als Sindra auf einem Mountainbike vom Hof fuhr. Alex rieb sich verlegen den Nacken. »Es ist eine komplizierte Geschichte. Wollt ihr jetzt den Hof anschauen?« Marie nickte, aber so schnell wollte Kim das Thema nicht aufgeben. »Gibt es hier denn etwas Böses, das abgewendet werden soll.« »Keine Angst.« Alex lachte matt auf. »Das war doch nur ein Scherz.« »Und was ist mit der Legende vom Kalten Wolf?«, hakte Blake nach. »Du hast davon gehört?« Alex wirkte zunehmend angespannt, so als hätte Blake mit seiner Frage ins Schwarze getroffen. »Das musst du nicht ernst nehmen. Es ist nur ein Schauermärchen. Also kommt.« Gemeinsam betraten sie das alte Stallgebäude. Franzi atmete tief ein. Im staubigen Zwielicht roch es vertraut nach Pferden, Heu, Stroh und altem Holz. Eine rötliche Katze streifte gemächlich um die Boxentüren und eine schwarze Katze hatte sich in eine Satteldecke gekuschelt und...