E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Die drei ???
Erlhoff Die drei ??? Verbrechen im Nichts (drei Fragezeichen)
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-440-14855-6
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Die drei ???
ISBN: 978-3-440-14855-6
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Schluss mit der Verbrecherjagd! Onkel Titus und Tante Matilda schicken die drei ??? in das beschauliche Dörfchen Nothing, wo sie ruhige Sommerferien verbringen sollen. Doch schneller als es ihnen lieb ist, werden Justus, Peter und Bob in eine Schatzsuche verstrickt und erregen die Aufmerksamkeit eines mysteriösen Verbrechers ...
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Nichts im Nichts
»Das ist Nichts!« Bob Andrews seufzte. Dabei deutete er auf eine Hauptstraße mit kleinen Läden, einem alten Spielplatz und einem Rathaus, das schon bessere Tage gesehen hatte. Neben ihm standen seine besten Freunde, Justus Jonas und Peter Shaw. Die drei Jungen waren gerade aus dem Fernbus gestiegen. Hinter ihnen schloss sich zischend die Bustür. Dann setzte sich das Gefährt wieder in Bewegung. Jetzt konnte man auch das große, bunte Schild hinter der Haltestelle sehen. Es zeigte eine sonnenbeschienene Ebene, einen Maiskolben und eine lächelnde Kuh. Darüber stand in altmodischen Buchstaben: »Welcome to Nothing. Nothing is better!« Justus gab ein schnaubendes Lachen von sich. »›Willkommen in Nichts. Nichts ist besser.‹ Ein sehr einfallsreicher Spruch.« »Genauso einfallsreich wie der Name der Stadt«, fand Peter. »Der Begriff ›Stadt‹ ist wohl stark übertrieben.« Justus schulterte seine schwere Reisetasche. »Wenn ich richtig informiert bin, hat Nothing gerade mal 2.500 Einwohner. Der Name kommt übrigens aus der Zeit der ersten Siedler. Als die im 19. Jahrhundert mit Planwagen durch den Mittleren Westen der USA zogen, fanden sie hier nämlich nichts vor. Nichts außer weiten Ebenen, Felsen und Geröll.« »Spannend«, sagte Peter und man hörte, dass er das überhaupt nicht ernst meinte. »Wo sollen wir denn jetzt auf deine Familie warten, Bob?« Bob spähte die Hauptstraße hinab. Er seufzte. »In einem Eiscafé namens Nirgendwo.« Tatsächlich gab es ein paar Meter weiter eine Eisdiele. Unter einer rot-weiß gestreiften Markise standen drei Tische im Halbschatten. Aus dem Inneren schallte fröhliche Country-Musik. Bob ließ sich auf einen der Stühle sinken. »Immerhin eine Eisdiele. Ansonsten hat sich hier vermutlich nichts geändert, seit meine Mom als Kind Ferien in Nothing gemacht hat.« »Mitten im Nichts, wo sich nichts ändert und nichts passiert«, murmelte Justus. »Deshalb sind wir schließlich hier.« Das traf die Sache auf den Punkt. Die drei ??? – wie die Jungen sich nannten – betrieben in ihrer Freizeit ein erfolgreiches Detektivbüro und hatten schon so einige spannende Kriminalfälle gelöst. Dass sie dabei hin und wieder ernsthaft in Gefahr gerieten, störte Bobs Mutter schon lange. Auch Peters Eltern waren nicht besonders glücklich darüber, dass ihr Sohn in den Ferien auf Verbrecherjagd ging, statt Schulkameraden am Strand zu treffen, zu surfen oder den Rasen zu mähen. Peter war zwar ein begnadeter Sportler und gern mit dem Surfbrett auf dem Meer, noch viel häufiger aber war er mit Justus und Bob unterwegs. Nach einem besonders gefährlichen Fall hatten sich die Eltern im Haus der Familie Andrews getroffen, um über die Sommerferien zu sprechen. Auch Justus’ Onkel und Tante, bei denen der Erste Detektiv lebte, waren dabei gewesen. Nach einem ausgiebigen Abendessen beschlossen die Erwachsenen einstimmig: Die Jungs sollten wenigstens einen Teil der Sommerferien an einem vollkommen harmlosen Ort verbringen. »Einem Ort, an dem es erst gar keine Verbrecher gibt«, so Bobs Mutter. »Keine mysteriösen Geheimnisse und somit auch keine Fälle. Nur Sonne, frische Luft, gutes Essen und nette Gleichaltrige, mit denen ihr die Gegend erkunden könnt.« So waren sie auf Nothing gekommen. In dem Ort besaß die Lieblingstante von Mrs Andrews eine kleine Farm und Bobs Mutter hatte als Kind so manchen Sommer hier verbracht. Natürlich waren die Jungen alles andere als glücklich gewesen, das bunte Leben in Südkalifornien zu verlassen und durch mehrere Bundesstaaten der USA mitten ins Nichts zu fahren. Aber Mrs Andrews hatte dafür gesorgt, dass alle Erwachsenen von der Idee begeistert waren. Sie überzeugte sogar Tante Mathilda und Onkel Titus, die Justus normalerweise viel Freiraum ließen und sich nicht so schnell Sorgen machten. Anscheinend hatten sie plötzlich alle ein sehr idyllisches Bild im Kopf: die drei Jungen, die mitten auf dem Land einen gemütlichen Urlaub verbrachten, im Stroh schliefen, baden gingen, mit anderen Kindern auf Bäume kletterten und hin und wieder auf dem Hof mit anpackten. Dagegen waren selbst Justus’ vielfältige Argumente machtlos. Bobs Großtante wurde angerufen, Tickets wurden gekauft und Reisetaschen gepackt. Schließlich waren die drei ??? mit Zug und Bus quer durchs Land nach Nothing gefahren. Und hier saßen sie nun, hunderte von Kilometern von Rocky Beach entfernt. Ohne einen Kriminalfall und mit Aussicht auf drei sehr lange Wochen bei Großtante Rosemary. Und noch dazu mit deren Enkeln, die jeden Sommer in Nothing verbrachten. »Herzlich willkommen im Nirgendwo! Nirgendwo ist das Eis besser!«, riss eine weibliche Stimme die Jungen aus ihren Gedanken. Eine rundliche Frau mit einer riesigen Brille und rot gefärbten Locken war an ihren Tisch getreten. Auf einem kleinen Schild an ihrer hellblauen Bluse stand »Priscilla Sicktree«. Sie lachte kurz über den Spruch, obwohl sie ihn bestimmt schon tausendfach aufgesagt hatte. »Was kann ich euch bringen?« »Einen Erdbeershake, bitte«, sagte Bob. Peter bestellte einen Schokoshake und Justus entschied sich für den Eisbecher Berg des Schicksals. Das klang nicht nur dramatisch, sondern auch reichhaltig. Und Justus Jonas hatte Hunger. Daher fügte er noch ein »Mit extra Sahne!« hinzu. »Gern.« Mrs Sicktree notierte sich die Wünsche auf einem Zettel. Als sie fertig war, sah sie auf und musterte die drei ??? eingehend. »Das Schicksal hat euch hergebracht«, meinte sie plötzlich. »Nein«, beteuerte Peter verwirrt. »Wir wussten bis eben gar nicht, dass es hier so einen Eisbecher gibt.« Sie lächelte gutmütig. »Natürlich nicht. Ihr seid nicht von hier. Und ich meine auch nicht den Berg des Schicksals. Ich meine damit die geheimnisvollen Pläne des Universums. Die Mächte, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einem feinen Netz verweben und niemals innehalten.« Justus strich sich ungeduldig über den Bauch. Sein Magen knurrte. Er wollte Eis und keine Geschichten über das Universum hören – noch dazu esoterisches Gefasel, das nichts mit Wissenschaft zu tun hatte. Wenn schon Universum, dann bitte schön in Form von Astrophysik. Nüchterne Wissenschaft, Zahlen und Fakten, Gleichungen und Berechnungen waren etwas, was Justus interessierte. Der Erste Detektiv der drei ??? war ausgesprochen intelligent. Aber davon konnte Priscilla Sicktree nichts wissen. Sie durchbohrte die Jungen weiter mit ihren neugierigen blauen Augen, statt die Shakes und das Eis zu bringen. »Ihr kommt aus der sonnigen Ferne. Vom großen Meer! Ihr sucht die Gefahr. Doch hier wird die Gefahr euch finden.« Bei dem Wort »Gefahr« horchte Justus auf. »Welche Gefahr?« »Ihr folgt einem Pfad, der vorherbestimmt ist. Doch die Sterne warnen euch. Ein Knall, der die Stille teilt. Blutstropfen auf weißem Stein, eine Botschaft aus der Vergangenheit und alte Worte, die Gefahren mit sich bringen.« Die Jungen warfen einander fragende Blicke zu. Doch die Frau redete unbeirrt weiter. »Ein Schatten kommt. Er heftet sich an eure Fersen. Und wenn der Donner zum dritten Mal grollt, dann …« »Priscilla!« Ein hagerer Mann mit Halbglatze kam aus dem Café. »Die Kaffeemaschine hat wieder ihren Geist aufgegeben.« »Ich komme gleich, Hank«, antwortete sie gelassen. »Ich nehme hier nur rasch die Bestellung auf.« »Gut«, seufzte der Mann. »Du bist die Einzige, die das Ding wieder zum Laufen bringen kann. Und Sheriff Stone wartet ungeduldig am Tresen auf seinen Nachmittagskaffee.« »Den Mann sollte man nicht warten lassen.« Mit einem weiteren gutmütigen Lächeln steckte Mrs Sicktree den Block in ihre Schürzentasche und folgte ihrem Kollegen ins Café. »Was sollte das denn?«, fragte Peter, als die drei ??? wieder allein waren. »Ein Knall, Blut, eine Botschaft und Schicksal?« »Sie wird einfach so dahingeredet haben«, mutmaßte Bob. »Oder es macht ihr Spaß, Touristen zu erschrecken.« »Immerhin wusste sie, dass wir vom Meer kommen«, gab Peter zu bedenken. »Der geübte Beobachter kann eine ganze Reihe von Informationen gewinnen, wenn er sein Gegenüber studiert«, erklärte Justus. »Wie die Leute hier sind auch wir sonnengebräunt. Aber die Dame hat uns noch nie gesehen und wir haben Gepäck dabei. Daraus hat sie geschlossen, dass wir Fremde sind. Und zwar Fremde aus einem anderen Staat der USA.« »Wieso muss es ein anderer Staat sein?«, wollte Peter wissen. »Während ich mich bemühe, in neutralem Englisch zu sprechen, haftet eurer Sprache der typische kalifornische Klang an. Die Leute in Nothing sprechen mit einem ganz anderen Akzent.« Justus geriet begeistert ins Dozieren und vergaß dabei sogar seinen Hunger. »Ferner konnte sie sehen, dass Peter gern surft. Seine Hände sind braun, sein Gesicht auch, aber der Hals und seine Arme sind blasser, weil er einen Neoprenanzug getragen hat. Sein Haar ist sichtlich von Salzwasser und Sonne ausgeblichen und strapaziert. Typisch für jemanden, der viel surft. Es ist also naheliegend, dass wir vom Meer kommen.« »So naheliegend ist das nun auch wieder nicht«, wandte Peter ein. Insgeheim jedoch bewunderte er wieder einmal Justus’ Talent, Zusammenhänge zu erkennen und logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber da mischte sich bereits Bob ein. »Vielleicht hat sie auch einfach davon gehört, dass wir heute hier ankommen. Nothing ist so klein, dass diese Mrs Sicktree bestimmt auch meine Großtante...