E-Book, Deutsch, 324 Seiten, E-Book
Faber / Fink Digitale Transformation im Finanz- und Rechnungswesen
2. aktualisierte und überarbeitete Auflage 2025
ISBN: 978-3-7910-6424-6
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Praktische Umsetzung der Automatisierung und Einsatz von KI
E-Book, Deutsch, 324 Seiten, E-Book
ISBN: 978-3-7910-6424-6
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Markus Faber Prof. Dr. Markus Faber ist Professor für ABWL, insbesondere General Management und Digitale Transformation an der Hochschule RheinMain, Wiesbaden. Christian Fink Prof. Dr. Christian Fink ist Professor für Externes Rechnungswesen, Controlling und Nachhaltigkeitsberichterstattung an der Hochschule RheinMain, Wiesbaden, und Mitglied des Fachausschusses Nachhaltigkeitsberichterstattung des DRSC e.V.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Unternehmensfinanzen Controlling, Wirtschaftsprüfung, Revision
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Unternehmensfinanzen Betriebliches Rechnungswesen
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Unternehmensfinanzen Externes Rechnungswesen, Rechnungslegung, Bilanzierung
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Unternehmensfinanzen Betriebliches Steuerwesen
Weitere Infos & Material
1.3 Hinweise auf die Digitalisierung der spezifischen Bereiche in der Literatur
Die folgende Untersuchung basiert auf einer systematischen Literaturrecherche. Dabei wird der Fokus auf die Erkenntnisse gelegt, die aktuelle Veröffentlichungen im spezifisch betrachteten Bereich der Digitalisierung des Finanz- und Rechnungswesens kommuniziert haben. In diesem Rahmen wird ebenfalls die initiierte Digitalisierung im Forschungsbereich berücksichtigt: Die kürzlich eingeführten, auf KI basierenden technischen Möglichkeiten werden genutzt, um eine möglichst vollständige Betrachtung der zum Thema veröffentlichten Beiträge zu erreichen. Damit soll Interessierten ein theorie- und praxisorientierter Überblick gegeben werden über den aktuellen Stand der literaturbasierten Erkenntnisse zur Digitalisierung im Bereich des Rechnungs- und Finanzwesens.
Die systematische Literatursuche basiert auf dem PRISMA-Modell, um ein Studiendesign zu nutzen, das robuste und reproduzierbare Ergebnisse liefert, wodurch Verzerrungen reduziert werden sollen (vgl. Rethlefsen et al. 2021, S. 1); als Literaturquelle wurde die Datenbank Web of Science und als Analyseanwendungen Perplexity sowie Elicit genutzt. Darüber hinausgehende Literatur (unveröffentlichte Literatur, z.?B. Conference Proceedings, eigene Arbeitspapiere, Webseiten) wurde nicht betrachtet. In folgenden Schritten wurden die erhaltenen Quellen – auf Basis der Zitation – um weitere relevante Quellen ergänzt.
Als wesentliche Informations- und Beitragsquelle dient im ersten Schritt damit das Web of Science, das in der international ausgerichteten Datenbank mit einer Verfügbarkeit von mehr als 225 Mio. Veröffentlichungen, neben Büchern u.?a. auch Beiträge in mehr als 34.500 Journals aus verschiedenen Disziplinen (vgl. Clarivate 2024, o. S.), eine sehr weitgehende Abdeckung möglicherweise relevanter Veröffentlichungen bietet. Da die Digitalisierung kein nationales Thema darstellt – weil die Unternehmen durch den globalen Informationsfluss international von der Digitalisierung betroffen sind – ist im ersten Schritt eine weltweit ausgerichtete Suche nach geeigneten Literaturhinweisen angezeigt.
Gesucht wurde nach relevanten Artikeln in der Web of Science Core Collection, in allen Editionen. Anschließend wurde die Suche spezifiziert auf die Fachbereiche Business, Business Finance und Management. Die Suche nach den relevanten Wörtern »Digiti?ation« OR »Digitali?ation« und »finance« OR »accounting« in der Suche im Titel ab dem Erscheinungsjahr 2014 bis zum 11.09.2024 ergab 718 Artikel und 29 Reviews und damit eine Gesamtanzahl von 747 an identifizierten Beiträgen mit Veröffentlichung in den letzten zehn Jahren. Die absolute Zahl der Veröffentlichungen stieg ab dem Jahr 2019 stark an und zeigte in den Jahren 2022 und 2023 bereits eine hohe Ausprägung (s. Abb. 1-3).
Abb. 1-3: Verteilung der Anzahl der Artikel im spezifischen Bereich (01.01.2014 bis 11.09.2024)Man erkennt die Bedeutungszunahme des Themenbereichs in der Literatur: Insbesondere seit dem Jahr 2019 und damit seit dem Jahr des Erscheinens der Erstauflage dieses Sammelwerkes hat die Anzahl an relevanten Veröffentlichungen stark zugenommen. Zum Abrufdatum 11.09.2024 zeichnet sich für das Jahr 2024 mit 150 Veröffentlichungen bereits eine weitere Zunahme der Relevanz des Themas in der Literatur ab.
Der vorliegende Beitrag berücksichtigt auch die Entwicklungen um die künstliche Intelligenz. Seit der Veröffentlichung von ChatGPT am 30.11.2022 (vgl. OpenAI 2023, o. S.) erreichen die auf Sprachmodellen basierenden neuen Anwendungen viele Anwender; durch die individuelle Nutzung wird die Anwendung im Unternehmenskontext beschleunigt. Daher werden im weiteren Verlauf der Analyse lediglich Beiträge ab dem Erscheinungsjahr 2023 betrachtet, da seit diesem Jahr die Beiträge diese aktuellen Entwicklungen im Bereich KI verstärkt berücksichtigen. Damit reduziert sich die vorherige Auswahl auf die Anzahl von 314 Artikel, die im Anschluss nur Berücksichtigung fanden, falls mindestens eine Zitation aufweist. (Dieses Qualitätsmerkmal ist diskutabel, aber als Näherung angewendet worden.)
Somit wurden 111 Artikel in den weiteren Review-Prozess eingebunden; diese wurden hinsichtlich ihrer Relevanz untersucht. Gleichzeitig wurden volkswirtschaftliche, kundenzentralisierend geprägte Beiträge und Themen rund um die Erziehung oder die Digitalisierung in staatlichen Institutionen (insbesondere im Bereich »green finance, carbon emission«) eliminiert, sodass sich die Gesamtzahl auf 47 Beiträge reduzierte. Die Eliminierung von 15 nicht frei zugänglichen Artikeln reduzierte die untersuchungsfähige Artikelanzahl auf 32, von denen 19 im Jahr 2023 und 13 im Jahr 2024 (bis zum 11.09.2024) erschienen.
Für die weitergehende Analyse dieser 32 Artikel wurde auf die KI-Anwendung Elicit (vgl. Elicit, o.?V. 2024, o. S.) zurückgegriffen. Elicit generiert auf Basis von hinterlegten Originaldokumenten entsprechende Zusammenfassungen und ermöglicht auf der Grundlage einer gestellten Forschungsfrage die zielgerichtete Analyse. Um Halluzinationen auszuschließen, wurden die Aussagen der Anwendung anschließend gesichtet und danach durch den Autor geclustert. Die generierten Hinweise lassen sich in die Bereiche Digitalisierungsinitialisierung und -hemmnisse sowie Digitalisierungsvorteile einteilen:
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Digitalisierungsinitialisierung:
Zhu, Li und Ma (2024) erläutern, dass eine sehr digitalisierungsgetriebene Einstellung der Geschäftsführung explizit auch die Digitalisierung des Finanzwesens provoziert (vgl. Zhu/Li/Ma 2024, S. 7). Hinsichtlich der Initialisierungsinitiative erkennen Begkos, Antonopoulou und Ronzani (2024), dass die Digitalisierung in Unternehmen durch einen organischen Prozess gekennzeichnet ist, wobei insbesondere die Rechnungslegungsprozesse sehr relevant sind; die Steuerung kann dabei zentral erfolgen. Die Forschenden erkennen, dass organisationaler Wandel oftmals durch die Bestätigung neuer technologischer Lösungen durch die Mitarbeitenden erfolgt, wodurch interorganisationale Verbindungen entstehen (vgl. Begkos/Antonopoulou/Ronzani 2024, S. 15). Aus Sicht von Rasool, Greco und Strazzullo sind weitere Kennzahlen nötig, um die Digitalisierung und deren Erfolgsbeitrag in verschiedenen Unternehmensbereichen, insbesondere im Bereich Supply Chain, zu messen; hier liegen in den Unternehmen zu wenige spezialisierte Kenngrößen vor (vgl. Rasool/Greco/Strazzullo 2023, S. 8 f.).
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Digitalisierungshemmnisse:
Guo, Feng und Li (2023) erkennen, dass die Einführung technologischer Neuerungen die Digitalisierung prägt, wohingegen Verantwortliche mit stärkerem Finance-Hintergrund diese Berücksichtigung neuer Technologien oftmals bremsen (vgl. Guo/Feng/Li 2023, S. 7). Fülöp et al. (2023) heben hervor, dass die meisten Mitarbeitenden in der Rechnungslegung über oberflächliches Wissen im Bereich KI verfügen. Um vertieftes Wissen zu generieren, sind umfangreiche Trainings notwendig, die sich auch um ethische Aspekte drehen sollten (vgl. Fülöp et al. 2023, S. 400). Weber, Carl und Hinz (2024) sprechen sich dafür aus, insbesondere im Finance-Bereich erklärende KI einzusetzen und dabei stärker die Datensicherheit zu fokussieren und nicht nur auf die Chance, die Aussagekraft von Informationen zu betrachten (vgl. Weber/Carl/Hinz 2024, S. 898 f.).
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Digitalisierungsvorteile:
Hu, Fang und DiGiovanni (2023) erkennen, dass durch die zunehmende Digitalisierung in kleinen und mittleren Unternehmen etwaige Finanzierungslücken geschlossen werden können, insbesondere von Unternehmen, die eine externe Finanzierung nachfragen (vgl. Hu/Fang/DiGiovanni 2023, S. 1710). Dazu passend erläutern Chen und Jiang (2024), dass die Digitalisierung die Investitionseffizienz erhöht (vgl. Chen/Jiang 2024, S. 26 f.).
Man erkennt, dass im Gegensatz zu den Hinweisen aus der Unternehmenspraxis die Literatur lediglich abstrakte Hinweise liefern kann; als interessant erscheint aber der unterschiedlich gelagerte Digitalisierungsimpetus, den die Studien aufzeigen.
Verlässt man diesen eher klassischen Pfad der Forschung und öffnet sich für weitere Tools zur Erkenntnisgenerierung, dann können Anwendungen auf Basis von Large Language Models (LLM) für die initiale Beantwortung von Forschungsfragen herangezogen werden. Die Auswahl für ein geeignetes Tool wird aktuell durch die Schnelllebigkeit und Innovationsfreude in diesem Bereich erschwert, da nahezu monatliche Weiterentwicklungen eine temporär optimale Auswahl ermöglichen. An dieser Stelle sei auf die Eignung der Anwendung Perplexity verwiesen, die auch die Anwendung im Bereich akademischer und professioneller Forschung ermöglicht (vgl. Perplexity, o.?V. 2024, o. S.).
Der Prompt »How does digitization affect accounting, finance and controlling?« liefert bei Perplexity Erkenntnisse, die auf sechs einschlägigen Quellen basieren. Der vorhergehenden Analyse entsprechend, sprechen auch diese Quellen der Digitalisierung in mehrfacher Hinsicht erhebliche Auswirkungen auf Rechnungswesen, Finanzbereich und Controlling zu. Kategorisieren lassen sich diese Auswirkungen laut Perplexity auf die Automatisierung und die Effizienz, die verbesserte Datengenauigkeit und -zugänglichkeit, erweiterte Analysefähigkeiten, die verbesserte Berichterstattung und Compliance und die Veränderung der Aufgaben und damit Rollen der Mitarbeitenden in den spezifischen Bereichen (s. Abb. 1-4). Die Aussagen, die sich diesen Kategorien zugeordnet lassen, hat der Autor dieses Beitrags durch Studien ergänzt, die im Rahmen der vorherigen Analyse via Elicit als relevant...