Fastermann | Umziehen Reisen Besuchen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 124 Seiten

Fastermann Umziehen Reisen Besuchen


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7528-5317-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 124 Seiten

ISBN: 978-3-7528-5317-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Haus beziehen, verreisen, Besuche machen, in Rente gehen, sterben. All das sind sehr gewöhnliche, teilweise angenehme, teilweise leider unvermeidliche Ereignisse in den Leben der Menschen. Davon handeln fünf der sechs Geschichten. Eine fällt aus dem Rahmen: Die kleine Geschichte über den Meckerer zeigt ein Beispiel dafür, wie es manche anstellen, nichts weiter zu tun als sich zu ärgern.

Petra Fastermann wurde 1966 in Oberhausen geboren und lebt jetzt in Krefeld. Sie hat bereits einige Bücher im Belletristik-Bereich veröffentlicht. Außerdem ist sie Autorin verschiedener technischer Fachbücher.

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Autoren/Hrsg.


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Der Meckerer
Meckern und nörgeln, Recht haben, auf jeden Fall: nichts machen und trotzdem besser sein als andere
Das Nörgeln und Kritisieren fällt ihm sehr leicht. Auffällig ist dabei, dass er selbst nicht viel leistet, aber zu allem eine Meinung hat, die er niemals für sich behält. Stets ist er der Überzeugung, etwas „klipp und klar“ sagen zu müssen: „Ich sage es Ihnen klipp und klar!“ – Missverständnis ausgeschlossen. Diese Meinung fällt in der Regel so aus, dass er etwas zu bemängeln hat. Es lässt sich immer etwas finden. Statt selbst durch große Taten zu beeindrucken, beschäftigt der Meckerer sich damit, die Leistungen anderer sorgfältig zu untersuchen – und überlegt dabei angestrengt, was er daran kritisieren kann. Bei bereits Geschaffenem Fehler zu finden ist keine große Kunst, da selten beim ersten Versuch alles hundertprozentig gelingt. Selbst etwas zu schaffen aber ist dem Meckerer unmöglich. Zum einen ist er nicht kreativ, zum anderen wäre jedes Tun ein Wagnis, weil die Möglichkeit des Scheiterns niemals ausgeschlossen werden kann. Es besteht das Risiko, dass etwas schief gehen könnte. Wäre der Meckerer überhaupt in der Lage etwas zu leisten, hätte er einmal eine Idee, so würde er nicht wollen. Auf gar keinen Fall möchte der Meckerer eigenverantwortlich etwas tun, weil er weiß, dass er auf diese Art eine Angriffsfläche bieten könnte. Andere jedoch, die etwas leisten oder erschaffen, können mit dem Meckerer rechnen. Sie dürfen fest auf ihn zählen, denn ganz sicher ist: Der Meckerer hätte es besser gemacht. Sein Leben ist durch den Konjunktiv bestimmt. Alles, was sein könnte oder hätte geschehen können, prägt sein Leben. Wenn ihm etwas nicht gefällt – und es liegt in seiner Natur, dass das immer so ist – dann ist der Meckerer der Ansicht, dass ein unbekannter „Jemand“ etwas gegen den Missstand unternehmen sollte: „Da müsste doch mal jemand …“, denkt er einen Gedanken an. Und nicht zu Ende. „Da sollte doch mal einer …“, schlägt er eilig und engagiert vor. Aber weiter spricht er nicht. Nur auf die Idee, dass er, der Meckerer, derjenige sein könnte, der handelt, kommt er nie. Warum sollte er sich um etwas kümmern, wenn es doch genügend andere Leute gibt, die eine unerfreuliche Sache in die Hand nehmen, ein dummes Problem lösen könnten? „Damit kann ich jedenfalls nicht dienen,“ meint der Meckerer. Das Dienen ist sowieso nicht seine Sache. Heiliger Strohsack, denkt er sich, wo käme er da hin, wenn er allen nur Gefallen täte? Er kann doch nicht das ganze Leid der Welt stemmen und sich mit jedem Unglück beschäftigen! Ist es etwa seine Schuld, dass die Steuern zu hoch sind und die Vereine verzweifelt nach Ehrenamtlichen suchen? Wo sollte man da anfangen? Eines aber weiß der Meckerer ganz genau: „Ich sag euch mal ganz ehrlich: Das Ende vom Lied ist, dass ich es wieder für alle anderen ausbaden muss!“ Es müsste aber wirklich mal etwas geschehen, meint der Meckerer. Trotzdem er selbst keine Belege für eigene Leistungen erbringen, keine Zeugen für seine großen Taten benennen könnte, hat der Meckerer eine hohe Meinung von sich. In diesem Punkt lässt er sich nicht beirren! Der Meckerer, das muss an dieser Stelle erklärt werden, ist geschlechtsneutral. Er kann sowohl männlich als auch weiblich sein. Wir haben ihn lediglich der Einfachheit halber „der Meckerer“ genannt, weil es unserem Gefühl entsprechend phonetisch schöner klingt als „die Meckerin“. Prahlerisch – ganz so, als habe dies jemals durchaus im Rahmen des Denkbaren gelegen und er habe nur aus Bescheidenheit nicht nach all dem gegriffen, was ihm so geboten wurde und worauf er durchaus Anspruch gehabt hätte – heißt es: „Ich hätte ja auch Bankdirektor werden können.“ Ganz klar und über jeden Zweifel erhaben kann jeder, der gerade Lust darauf hat oder dem zufälligerweise der Sinn danach steht, zum Bankdirektor ernannt werden. Wenn er nur sein Interesse daran bekundet. Wie es der männliche Meckerer offenbar nicht getan hat, aber getan haben könnte. So einfach ist das. „Ich hätte ja auch einen Arzt oder Anwalt heiraten können“, erzählt dem neidisch staunenden Publikum der weibliche Meckerer. Gab es wirklich zahlreiche Bewerber zur Auswahl, die gern ihr Geld und Ansehen verheiraten wollten, wahllos und ganz zufällig – ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten, ganz ohne Anspruch an jenen weiblichen Meckerer, der sich aus Bescheidenheit und Menschenfreundlichkeit offenbar für die zweite Wahl entschieden und einen minderwertigen Versicherungsvertreter geheiratet hat? Für diesen jedenfalls gibt es tagaus, tagein von den verpassten Chancen seiner Meckerer-Ehefrau zu hören, die niemals müde wird zu erzählen, wie viel besser sie es beim Heiraten hätte treffen können. Für den Fall, dass irgendwer glauben sollte, diese Angaben grundsätzlich als bloße Behauptungen in Frage stellen zu müssen, steigert sich beim Meckerer sehr leicht die Gereiztheit. Der Meckerer arbeitet in ordentlicher, aber untergeordneter Position in einem Büro. Weder ist er Bankdirektor geworden, noch hat er einen Anwalt geheiratet. Er ist Bürokaufmann, und er ist sehr froh darüber, dass es in der gleichen Position mehrere Kollegen und Kolleginnen gibt, denn auf diese Art wird nicht nur die Arbeit geteilt. Das besonders Angenehme für den Meckerer ist daran, dass er in der Menge von Kollegen untergehen und damit die Verantwortung teilen kann. Teilen möchte er diese nicht wirklich, sondern lieber anderen komplett zuweisen. Zwangsneurotisch lässt der Meckerer durch die dauernde Lautstärke dessen, was er meint sagen zu müssen, die gesamte Umwelt an der eigenen, niemals als solche wahrgenommenen Bedeutungslosigkeit teilhaben. Das laute Sprechen soll die Wichtigkeit des Gesagten erhöhen. Dem Ende eines jeden Satzes schickt er ein Lachen nach, ohne dass überhaupt etwas des zuvor Gesprochenen andeutungsweise lustig gewesen sein muss. Es ist ein nervöses, falsches Lachen. Mit dem meckrigen, seine eigenen Aussagen bestätigenden Lachen will der Meckerer gefallen und sich gern gesehen machen. Natürlich sind die eigenen Witze die besten, und wenn der Meckerer einen Witz erzählt, lacht er selbst am lautesten darüber, bevor überhaupt ein Zuhörer Gelegenheit gehabt hat, die Pointe zu begreifen. Beim Lachen ist der Meckerer nicht sparsam. Beflissen, in rechthaberischem, teilweise gar aggressivem Ton geriert sich der Meckerer am Telefon und zeigt allein durch die Tonlage, dass er Ahnung hat: „Ja, ganz richtig. Okay. Genau. Ganz genau.“ Weil er nichts zu sagen hat, verspricht er, sich mal schlau zu machen. Das ist am sichersten, weil er auf diese Weise nicht in Vorkasse treten muss. Mit großer Gewissheit kann der Meckerer annehmen, dass eine Angelegenheit sich oft von selbst erledigt, wenn er dem anderen in Aussicht stellt, sich erst einmal schlau zu machen. Schlau macht er sich dauernd, obwohl er grundsätzlich bereits unvorstellbar schlau ist. Schlau wie ein Fuchs! Gelegentlich gibt er dem Gegenüber ein gutes Gefühl, und zwar mit einem das Gespräch abschließenden: „Super! Alles klar!“ Das signalisiert positive Ermunterung und gegenseitiges Einverständnis. „Stimmt's oder hab ich Recht?,“ fragt meckrig lachend der Meckerer und weiß dabei genau, dass alle anderen im Unrecht sind. Wichtig ist aber, dass er sich selbst so weit wie möglich zurücknimmt, um am Ende mit getroffenen Entscheidungen nichts zu tun zu haben. Das gelingt ihm sehr geschickt. Bis der Meckerer sich schlau gemacht hat, haben längst andere die Entscheidungen getroffen und die damit verknüpfte Verantwortung übernommen – Dinge, die dem Meckerer ein Gräuel sind! Aber kaum dass etwas entschieden wurde, kann der Meckerer wieder kritisieren und erklären, wie er alles besser angefangen hätte, wenn die anderen ihn nur gelassen hätten. Während er sich schlau machte, war die Sache längst von anderen entschieden. „Nicht zum Besten wurde entschieden! Das muss ich noch mal laut und in aller Deutlichkeit und Öffentlichkeit sagen!“, klagt nachträglich der Meckerer. Frech wagt er es zu lügen, indem er hinzufügt: „Aber unsereins wurde ja nicht gefragt.“ Aus Erfahrung weiß der Meckerer, dass niemand dies richtig stellen wird, nachdem das Kind sowieso schon in den Brunnen gefallen ist. Der Meckerer ist sehr vorsichtig. Sollte es durch ein Versehen von ihm dazu kommen, dass er einen Entschluss fassen und sich zu diesem bekennen muss, beugt er schnell etwaigen Missverständnissen, insbesondere, was potenzielle Schuldzuweisungen betrifft, schon im Vorfeld vor: „Das ist wirklich eine Unverschämtheit! Ehrlich, das Allerletzte! In keinem Fall kann ich die Verantwortung dafür übernehmen! Das geht nicht auf meine Kappe“, stößt er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. In empörtem Ton, sein von Panik verzerrtes Gesicht verbergend. Noch ist nichts passiert, aber sicher ist sicher!...



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