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E-Book

E-Book, Deutsch, 264 Seiten

Faust Alltagsgeschichten

Nachdenkliches über Menschen und deren Befindlichkeiten
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7407-6034-2
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Nachdenkliches über Menschen und deren Befindlichkeiten

E-Book, Deutsch, 264 Seiten

ISBN: 978-3-7407-6034-2
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Geschichten in diesem Buch sind aus dem Leben gegriffen. Sie analysieren augenzwinkernd den Alltag der Zeitgenossen und lehren zu lachen, auch über die eigenen Befindlichkeiten.

Der Autor arbeitete als Entwicklungsingenieur und EDV-Leiter. Lustige Geschichten zu schreiben war immer sein Hobby. Nach der Pensionierung begann er seine Geschichten unter dem Pseudonym Peter Faust zu veröffentlichen und neue zu schreiben. Neben Satiren gibt es auch einige Kriminalromane.

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Flugverbot oder warum ist die Politik so lustig? Der Sohn eines Stammtischbruders hatte in der Stadt studiert. Der frisch gebackene Herr Doktor wurde vom stolzen Vater zum Stammtisch mitgenommen, um dort von den alten Herren gebührend bewundert zu werden. Nach einigen Vierteln guten Weins entspann sich zwischen den alten Knaben des Stammtisches und dem jungen Herrn Doktor eine Art Streitgespräch, ein Wettbewerb im Erfinden skurriler Erklärungen für das anscheinend alltägliche Benehmen politischer Zeitgenossen. Wobei offenblieb, wer bei diesem Gespräch wem übertrumpfte: Die alten Herren den jungen, oder umgekehrt. Den Anstoß dazu gab der Huber-Bauer, der im Dorf der Ortsvorsteher der kleinen Gemeinde war. Seit der Zusammenlegung des Dorfes mit anderen Dörfern der Umgebung zu einer Großgemeinde war der Amtssitz des Bürgermeisters im benachbarten Dorf. Die anderen Dörfer hatten als lokalen Repräsentanten der Verwaltung einen Ortsvorsteher. „Geh Doktor“, sagte der Huber-Bauer, „du mit deiner Stadterfahrung kannst mir sicher sagen, warum sich unsere Politiker so saudumm aufführen, dass ich dreimal am Tag gefragt werde, welche ausgetüftelte Taktik da dahinterstecken könnt.“ „Taktik!“, schrie da sein Sitznachbar dazwischen, ein pensionierter Eisenbahner und Besitzer eines anders gefärbten Parteibuches als das des Huber-Bauers. „Taktik ist des keine, ihr könnt’s halt nicht mit Andersdenkenden zusammenarbeiten.“ „Nur Ruhe!“, sagte ein weiterer Herr der Runde. Die sonore Stimme gehörte zu einem pensionierten Oberst. Dem Oberst ist es noch in jedem Politstreit seiner Freunde gelungen, neutral zu bleiben. „Lasst doch den jungen Mann erzählen, was in unserer Hauptstadt vor sich geht.“ Der junge Doktor begann: „Sie wissen ja, wir haben eine Koalitionsregierung der beiden großen Parteien. Eine andere Koalition war nach der letzten Wahl praktisch nicht möglich. Die beiden Parteien bildeten also die Regierung, obwohl sie bis heute nicht wirklich zusammenarbeiten wollen.“ „Ja, ja“, erklang es in der Runde, „ist bekannt.“ „Und jede Partei fürchtet, bei einem Aufkündigen der Koalition dafür bei der nächsten Wahl von den Wählern durch Ignorieren bestraft zu werden.“ Diese goldrichtige Analyse steuerte ein ehemaliger Parteigenosse des Eisenbahners bei, ein pensionierter Direktor eines Betriebes im Parteibesitz. Die Stammtischfreunde sind der gemeinsamen, nicht öffentlich bekennbaren Meinung, der Direktor ist nun, da er in der Rente ist, wieder parteilos wie in seinen jungen Jahren. „Aber müssen denn die Koalitionspartner dauernd streiten?“, fragte der Huber-Bauer gespielt besorgt. „Warum denn nicht?“, sagte der Herr Doktor, „Eheleute streiten doch auch. Die meisten Ehen werden nach fünf Jahren geschieden. Die Regierung auch. Bei den Eheleuten ist meistens eine Schwiegermutter schuld, wenn sie streiten. Bei der jetzigen Regierung findet sich immer eine Parteigröße, die erfolgreich die Schwiegermutter spielt.“ „In einer Ehe wird wenigstens nicht öffentlich gestritten“, seufzt der Huber-Bauer. „Und wenn doch, gibt es den Scheidungsrichter zum Schmutzwäschewaschen“, antwortet der Herr Doktor. „Bei der Regierung gibt es dafür einen Untersuchungsausschuss“, wirft der Eisenbahner fröhlich ein. „Eine Regierung entspricht einer modernen Patchwork Familie“, nimmt der Doktor den Faden wieder auf. „Da weiß man vorher auch nicht wirklich, ob sich alle neuen Familienmitglieder zusammenraufen können.“ „Und warum ist das so komisch in den Augen der Bürger?“, blieb der Huber-Bauer hartnäckig. „Schadenfreude ist die reinste Freude“, antwortete der junge Doktor altklug. „So wird alles, was ein politischer Gegner tut, als moralisch verwerflich hingestellt, und sogar die Strafbarkeit der Handlung angedeutet. Zugleich greifen die Medien dieses Gezänke auf, statt es totzuschweigen, trommeln die vermeintliche Verfehlung in alle Welt, ohne auf etwaige, vernünftige Gegenargumente zu achten.“ „Darüber machen sich auch alle Kabarettisten lustig, das ist unfair“, sagte traurig der Eisenbahner, und schluckte vorsichtshalber hinunter, was er zur Verteidigung seines Bundeskanzlers noch sagen wollte. Zur Überraschung aller antwortete der ehemalige Direktor: „Die Kabarettisten machen sich nicht über die Regierung lustig, sie erzählen bloß wahrheitsgemäß, was die Regierung tut. Wenn die Leute über solche Erzählungen lachen, können die Kabarettisten nichts dafür.“ „Geben Sie ein Beispiel“, verlangte der junge Herr Doktor indigniert. „Nun, die Opposition und die Medien beschuldigen die Regierung, undemokratisch und verfassungswidrig vorzugehen, wenn sie Änderungen der EU-Verfassung nur im Parlament abstimmen lasse und keine Volksabstimmung darüber abhalte. Die Regierung meint, dass eine Volksabstimmung, von der jeder weiß, wie sie ausgehen wird, die praktische Arbeit und Weiterentwicklung der EU lähmen würde, traut sich aber das nicht öffentlich zu sagen. Die Gegner der Regierung lachen und sagen polemisch, dass die Regierung eine Volksabstimmung für undemokratisch halte.“ Zur Verwirrung aller rief der pensionierte Oberst dazwischen: „Die Opposition sieht das aber anders!“ „Ja, sonst wäre sie ja keine Opposition“, lachte der Huber-Bauer. „Wenn die Opposition bei der nächsten Wahl in die Regierung käme, wäre sie trotzdem derselben Meinung!“, beharrte der Oberst. „Nein, das wäre sie nicht!“, rief der Eisenbahner dazwischen. Die Meinung des Direktors kam prompt: „Dann wäre sie ja keine Opposition mehr, sondern die Regierung.“ „Und die Regierung kann – dank einer parlamentarischen Mehrheit – immer präzise feststellen, was undemokratisch ist“, sagte der Huber-Bauer spitz. „Ach“, sagte der ehemalige Direktor zum pensionierten Oberst, „weil wir schon von der EU reden, was machen österreichische Soldaten im Afrika? Verteidigen die dort unsere Neutralität? Etwa im Lager der Franzosen?“ „Wir werden eh grad reformiert“, klang es ziemlich kleinlaut vom Oberst. Der junge Doktor tut erstaunt: „Ist das dann nicht zu teuer? Die neuen Uniformen für den Afrika-Einsatz …“ „Neue Uniformen sind billiger als der Transport von Panzern nach Afrika“, sprach der Logistiker aus dem ehemaligen Eisenbahner. „Könnten die Soldaten nicht doch Panzer brauchen, dort soll es sehr gefährlich sein“, sagte der ehemalige Direktor. „Wohl wahnsinnig! Wir sind neutral!“, entfuhr es dem pensionierten Oberst. „In Russland waren wir immer froh, wenn wir eigene Panzer sahen und fühlten und sicherer“, warf der Doktor beiläufig ein, in der Hoffnung jemanden provozieren zu können. Doch mehr als ein „da waren Sie noch nicht auf der Welt“, bekam er nicht vom versonnen lächelnden Oberst. „Aber wenigstens ein paar Eurofighter zur Luftunterstützung, wenn Reitersoldaten angreifen, die sollen so brutal sein.“ Insistierte der ehemalige Direktor. „Den Eurofightern fehlt das Navigationsgerät zum Eingreifen in den Erdkampf in Afrika“, erklärte der Oberst souverän. „In Österreich brauchen sie den Navigator nicht?“, fragte besorgt der Direktor. „Nein“, lachte der Huber-Bauer, „in Österreich kennen sich die Piloten aus, da brauchen sie keinen Navigator.“ „Soll nicht der fehlende Navigator intelligente Bomben ins Ziel steuern?“, fragte naiv der Doktor. „Bombenwerfen ist nicht drinnen, wir sind neutral“, klang es im Duett, gesungen von Oberst und Eisenbahner. Der Doktor fragte scheinheilig weiter: „Wenn das Parlament in Wien tagt, ist doch der Luftraum über dem Parlamentsgebäude gesperrt, kein Flugzeug darf ihn benützen. Auch kein Abfangjäger?“ „Auch der nicht“, entschied der Oberst souverän. „Wer überwacht dann das Flugverbot? Ein Abgeordneter? Und wenn doch ein Flugzeug durch den Luftraum über dem Parlament fliegt? Meldet er das dann der Präsidentin und die spricht eine Verwarnung aus?“, wollte der Doktor wissen. „Eine Verwarnung?“, sang der Chor der alten Herren quasi unisono. Unsicheres Schweigen folgte in der Runde. „Ja, eine Verwarnung.“ Setzte der Doktor fort. „Das wird aber nichts nützen, bei nächster Gelegenheit wird wieder ein Flugzeug über das Parlament fliegen. Bei wiederholter Missachtung des Flugverbotes wird ein Untersuchungsausschuss eingesetzt, der die politische Verantwortung für dieses Fehlverhalten festzustellen hat.“ „Dafür braucht man doch keinen Untersuchungsausschuss, das weiß doch jeder: Für die Opposition ist die Regierung verantwortlich, für die Regierung der jeweils andere Koalitionspartner“,...



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