E-Book, Deutsch, Band 032021, 144 Seiten
Reihe: Julia
Faye Die italienische Insel der Sehnsucht
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7337-1854-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 032021, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7337-1854-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Einbrecher? Alarmiert fährt der smarte Unternehmer Ric Moretti zu der Villa, die er von seinem Onkel geerbt hat. Aber der vermeintliche Einbrecher ist eine bezaubernde junge Frau - auf einer schwierigen Mission! Denn Gia Bartolinis Welt ist zerbrochen: Sie hat erfahren, dass sie keine echte Bartolini ist. Die Suche nach ihrem leiblichen Vater hat sie auf die italienische Mittelmeerinsel geführt. Direkt zu Ric! Stürmisch verlieben sie sich ineinander. Doch ihre Liebe gerät in Gefahr, als klar wird, was Rics Familie mit Gias zerstörtem Traum zu tun hat ...
Die preisgekrönte Autorin Jennifer Faye schreibt unterhaltsame zeitgenössische Liebesromane. Mit mehr als einer Million verkaufter Bücher ist sie eine international erfolgreiche Autorin, deren Romances in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt wurden. Einige ihrer Werke wurden bereits verfilmt. Wenn sie nicht gerade an ihrem nächsten Liebesroman tüftelt, kann man sie mit einer Tasse Tee und einem Buch antreffen. Erfahren Sie mehr unter https://jenniferfaye.com/
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL Das war der Augenblick. Der Augenblick, auf den Gia Bartolini und ihre Geschwister Enzo und Bianca gewartet hatten. Doch gleichzeitig fürchtete sie sich davor. An diesem sonnigen Junitag stand ihr Leben kurz vor einer großen Veränderung. Und das Schlimmste war, es konnte jeden von ihnen treffen. Einer von ihnen würde die schreckliche Nachricht bekommen, kein Bartolini zu sein. Seit ihre Eltern vor einigen Monaten bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, stand das Leben der Geschwister auf dem Kopf. Gias ältere Schwester Bianca hatte das Tagebuch ihrer Mutter gefunden und ein altes Geheimnis entdeckt. Ein großes Geheimnis. Ein riesiges Geheimnis. Vor Jahren hatte ihre Mutter eine Affäre gehabt – mit Folgen: Eins der Geschwisterkinder war kein echter Bartolini. Als wäre das nicht genug, hatten die Eltern im Testament festgelegt, dass nur einer von ihnen das Familienanwesen erben würde. Die beiden anderen bekamen ein gleichwertiges Erbe in Form von Vermögen und Wertanlagen. Dabei hatten sich alle drei gewünscht, das Zuhause ihrer Kindheit zu behalten. Bis jetzt. Denn Bianca hatte vor Kurzem im wahrsten Sinne des Wortes ihren Traumprinzen gefunden. Und stand kurz davor, Prinzessin zu werden. Es blieben also nur Enzo und Gia übrig. Einer von ihnen würde die Villa und das Weingut erben. Was für eine komplizierte Situation. Nervös rieb Gia ihre Hände und schaute sich um. Früher war der Raum das Büro ihres Vaters gewesen. Auch wenn sie die Villa in ein Boutique-Hotel verwandelt hatte, sah dieses Zimmer noch genauso aus, wie zu Zeiten ihres Vaters – warm und gemütlich. An diesem Ort hatte sie unzählige Stunden ihrer Kindheit verbracht. Unzählige Male hatte ihr Vater ihr an seinem Schreibtisch bei den Hausaufgaben geholfen. Inzwischen benutzte sie den Raum als Büro für das Hotel. Seit einigen Wochen beschäftigte sie sogar zwei Angestellte. Ihr Manager Michael war mit seiner jungen Familie aus Florenz hergezogen, und ihre Betriebsassistentin Rosa, eine ältere Dame aus dem Ort, besaß fast magische Fähigkeiten für Ordnung und Organisation. Gemeinsam sorgten sie jeden Tag für einen reibungslosen Ablauf in der Villa Bartolini. Als Bianca den Heiratsantrag vom Prinzen von Patazonien angenommen hatte, wussten die Geschwister, dass sich ihr Leben noch einmal ändern würde. Bianca musste ihr Geschäft als Hochzeitsplanerin aufgeben und sich um ihre neuen Pflichten und Verantwortungen als Prinzessin und bald als Königin kümmern. Damit sie ihr Unternehmen aber nicht komplett schließen musste, hatte sie die Verantwortung ihrer Assistentin Sylvie übertragen. Jetzt pendelte sie regelmäßig zwischen dem Palast und dem Weingut hin und her, um nach dem Rechten zu schauen. Dann gab es noch Enzo. Er hatte in den letzten Jahren in Frankreich die besten Trauben der Welt in köstlichen Wein verwandelt. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte er seine Karriere in Frankreich aufgegeben und war zurückgekehrt, um das Weingut zu übernehmen. Würde er die Entscheidung bereuen, falls er kein Bartolini war? Gias Blick glitt durch den Raum. Als hätten sie es abgesprochen, setzten sich die drei Geschwister jeder an eine andere Seite des Raums. Der Tod ihrer Eltern und das Testament hatten einen Keil zwischen sie getrieben. Gia wusste nicht, ob sie sich jemals wieder nah sein würden. Trotz des warmen Sommermorgens lag eine seltsame Kälte im Raum. Noch nie hatte sie so große Sorge, so viel Angst vor etwas gehabt. Ja, sie fürchtete sich vor dem Ergebnis des DNA-Tests. Würde ihre kleine Familie diesen Tag überstehen? Sie wusste es nicht. Im Kopf wälzte sie alle Varianten hin und her. Keine gefiel ihr. Jede Einzelne bedeutete Verlust und Schmerz. Daran waren ganz allein ihre Eltern schuld. Was für Eltern verheimlichten jahrelang so ein großes Geheimnis vor ihren Kindern? Was, wenn sie selbst keine echte Bartolini war? Schnell schob sie den Gedanken zur Seite. Sogar Bianca gab zu, dass Gia das Lieblingskind ihres Vaters gewesen war. Ihr Vater hatte viel mehr Zeit mit ihr verbracht als mit den anderen Kindern, hatte ihr das Reiten beigebracht und wie man Weintrauben genau zum richtigen Zeitpunkt erntete. Wie oft er sie auf den Schultern über das Weingut getragen hatte. Egal, wie viel Arbeit anstand, für Gia hatte er sich Zeit genommen. Aber das machte diesen Moment auch nicht leichter. Heute würde sich ihr Leben ändern. Und Gia mochte keine Veränderungen. Am liebsten wusste sie genau, was auf sie zukam. Aber heute konnte sie nicht einmal die nächsten drei Minuten vorhersagen. Würde es Bianca treffen? Oder Enzo? Ihr Herz zog sich vor Mitgefühl zusammen. Wie furchtbar musste es sich anfühlen, vor dieser Ungewissheit zu stehen. Aber sie würde die beiden immer unterstützen, mit aller Kraft. Schließlich liebte sie ihre Geschwister von ganzem Herzen. Aber wer war der Vater des Kindes aus der Affäre? Weshalb hatten ihre Eltern dieses dunkle Geheimnis jahrelang verschwiegen? Gia verschränkte ihre zitternden Finger. Am liebsten würde sie aufspringen und dem Anwalt die Unterlagen aus der Hand nehmen und verbrennen. Damit alles wieder wurde wie früher. Wie damals, als kein Junge ein Date mit ihr haben durfte, ohne dass Enzo ihn warnte, seiner kleinen Schwester ja nicht wehzutun. Damals, als Bianca und sie noch stundenlang am Telefon über alles und nichts redeten. „Schön, dass Sie alle gekommen sind“, begann der Familienanwalt Mr. Lando Caruso. Der ältere Herr saß hinter dem Schreibtisch wie früher ihr Vater. „Ich weiß, wie schwer es Ihnen gefallen ist, so lange auf die Ergebnisse zu warten. Deshalb verzichte ich auf lange Vorträge und möchte nur anmerken, dass die DNA-Ergebnisse in keiner Weise Einfluss auf den letzten Willen Ihrer Eltern haben.“ Ein Schauer lief über Gias Rücken. Der Moment war gekommen. Das hier war ihr letzter Augenblick als echte Bartolini-Geschwister. Quälend langsam öffnete der Anwalt den weißen Umschlag. Es kam ihr vor, als bewegte sich die Welt in Zeitlupe. Sie konnte nicht einmal sagen, welches Ergebnis sie sich wünschte. Weder Bianca noch Enzo sollten sich fühlen, als wären sie keine echten Bartolini. Gebannt schaute sie zu, wie der Anwalt seine Brille zurechtrückte und das Papier auseinanderfaltete. Er schwieg für einige Sekunden. „Ich erspare Ihnen die wissenschaftlichen Ausführungen, das interessiert Sie im Moment bestimmt nicht. Ah, hier steht es. Das Labor bestätigt, dass zwei von Ihnen in der Tat die leiblichen Kinder von …“ „Wer von uns ist es?“, unterbrach Bianca ihn. Gia blieb still. Schließlich ging es hier nicht um sie. Nicht wirklich. Sie war nur eine Zuschauerin. Der Anwalt nahm seine Brille ab und legte sie zusammen mit dem Papier zur Seite. Nacheinander schaute er ihnen ihn die Augen. In seinem Blick sah Gia Betroffenheit und Mitgefühl. „Es tut mir leid, Ihnen mitzuteilen“, er räusperte sich, „Aldo Bartolini ist nicht der leibliche Vater von … Gia.“ Sie schnappte nach Luft. Das konnte nicht stimmen. Irgendjemand hatte einen Fehler gemacht. Nein. Nein. Nein. Das war nur ein böser Traum. Und doch war es Realität. Sie sprang auf, der Stuhl fiel hinter ihr zu Boden. Ich bin die Außenseiterin. Die ganze Welt schien stillzustehen. Ich bin keine Bartolini. Die Worte flogen in ihrem Kopf umher, bis ihr schwindelig wurde. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie brachte kein Wort heraus. Konnte das vielleicht ein Alptraum sein? Alle Augen waren auf sie gerichtet, und sie konnte das Mitgefühl in ihnen sehen. Also stimmte es. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein Schluchzen. Ich bin die Außenseiterin. Der Gedanke stach wie ein Messer in ihr Herz. Vor ihren Augen schien das Zimmer zu verschwimmen. Wie konnte das passieren? Warum gerade sie? Natürlich wünschte sie es genauso wenig ihrem Bruder oder ihrer Schwester. Warum musste es überhaupt einen von ihnen treffen? Im nächsten Moment standen Enzo und Bianca neben ihr, und Bianca nahm sie in die Arme. Wie durch einen Nebel hörte Gia Enzos dunkle Stimme. Doch sie verstand nicht, was er sagte. Ich bin keine Bartolini. Die Welt um sie herum schien zu schrumpfen bis nur noch diese Worte übrig blieben. Ich bin keine Bartolini. Sie war keine Bartolini. Nicht wirklich. Weniger als ihr Bruder und ihre Schwester. Jedes Mal, wenn sie daran dachte, schoss Schmerz durch ihre Brust wie ein Messerstich. Sie fühlte sich betrogen. Wie konnten ihre Eltern all die Jahre ihre Herkunft vor ihr verheimlichen? Und wenn sie keine Bartolini war, wer war sie dann? Vielleicht war ihr leiblicher Vater sogar ein Verbrecher? Alles war möglich. Der Gedanke verstärkte ihren Schmerz nur noch. Obwohl ihre Geschwister für sie da waren, fühlte Gia sich allein. Die beiden begriffen nicht, welcher dunkle Abgrund sich vor ihr aufgetan hatte. Ein schwarzes Loch aus Ungewissheit über ihre Identität, über die Vergangenheit und die Zukunft. Die zwei Menschen, denen sie am meisten auf der Welt vertraut hatte, hatten sie ihr ganzes Leben lang belogen – ihre Eltern. Seit sie das DNA-Ergebnis erfahren hatte, schlief Gia jede Nacht nur wenige Stunden und rührte kaum etwas zu essen an. Mit jedem Tag schienen die Mauern der Villa enger um sie zusammenzurücken. Als gehörte sie nicht hierher. Wenigstens kümmerten sich ihre Angestellten um den reibungslosen...