E-Book, Deutsch, 248 Seiten
Feddern Theorie und Praxis der Bordelektrik
8. Auflage 2022
ISBN: 978-3-667-12385-5
Verlag: Delius Klasing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 248 Seiten
ISBN: 978-3-667-12385-5
Verlag: Delius Klasing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bord-Elektrik bedienen, warten und reparieren
Ohne Strom geht heute an Bord einer Yacht gar nichts mehr. Ob Radar oder Funkgerät, Logge oder Kartenplotter, GPS oder Lot, oder auch ganz einfach die Beleuchtung: Elektrik hat Seglern das Leben so viel einfacher gemacht. Wer so viel Ausrüstung an Bord hat, muss sie allerdings auch bedienen können. Hier ist Jens Fedderns Theorie und Praxis der Bordelektrik ein Must-Have für jeden Segler, Skipper und Yachtbesitzer:
Bootselektrik selbst machen für Skipper und Yachtbesitzer
Auf vielen Fotos, Zeichnungen, Schaubildern und Tabellen erklärt der erfahrene Elektroingenieur für Neulinge und erfahrene Bord-Elektriker alles rund um den Strom auf dem Boot. Dabei wird behandelt:
• Grundlegendes zur Bord-Elektrik
• Umgang mit Schiffsbatterien
• Ladetechnik: Wie wird Strom an Bord richtig und sicher aufgeladen?
• das richtige Material für die Bordinstallation
• die Arbeit des Bordelektrikers: Was ist wann wo zu tun?
• Gleichstromverteilung: Was ist das und wie funktioniert es?
• Energiemanagement an Bord: Bord-Elektrik effektiv einsetzen und Strom sparen
• Beleuchtung: Sicher ausgerüstet für Abende und Nachtfahrten
• Motor-Elektrik
• Entstörung und elektromagnetische Verträglichkeit
• Wartung, Troubleshooting und Reparaturtipps: Was tun, wenn etwas nicht mehr funktioniert?
• Was sind die internationalen Sicherheitsbestimmungen und Standards zur Elektrik an Bord und wie bringe ich meine Yacht auf den neuesten Stand?
Hierbei geht es um Wartung und Reparatur aller elektrischen Bordgeräte von Beleuchtung bis Schiffsbatterie, Logge, Lot und Plotter, aber auch um Tipps und Tricks, wie die Bootselektrik an die individuellen Wünsche und Bedürfnisse des Yachtbesitzers angepasst werden kann.
Theorie und Praxis der Bordelektrik erscheint mit 20.000 verkauften Exemplaren bereits in der 8. Auflage. Jetzt mit neuen und aktualisierten Bildern, Zeichnungen, Anleitungen und Tipps. Mit einer so ausgerüsteten Yacht kann es nur noch heißen: Volle Kraft voraus!
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1. Grundlagen
1.1 Spannung, Strom, Leistung und ihr Zusammenhang
Die Bordelektrik kann relativ komplexe Formen annehmen, lässt sich aber auf wenige Gesetzmäßigkeiten zurückführen. Kennt man diese, so sieht man die Planung, Nachrüstung und Fehlersuche mit ganz anderen Augen. Die Elektrizität ist eine Energieform, die sich relativ einfach erzeugen (z. B. durch einen Generator), speichern (Batterie) und transportieren (Leitungen) lässt. Am Verbraucher wird diese Energie in mechanische Bewegung (Elektromotor), Licht oder Wärme umgewandelt. Die erste wichtige Größe ist die Leistung, die mit dem Buchstaben P abgekürzt und in Watt (W) gemessen wird. Die Leistung gibt an, wie viel elektrische Energie an einem Verbraucher benötigt wird, z. B. 25 W für eine Positionslaterne, 100 W für eine Trinkwasserpumpe oder 1.000 W für eine Kaffeemaschine. Für die Auslegung der Bordelektrik muss man die Leistung der Verbraucher kennen, denn die dafür erforderliche Energie muss an Bord zur Verfügung gestellt und transportiert werden. Die Energie wird häufig in Batterien gespeichert. Eine wichtige Kenngröße der Batterie ist die Spannung, die mit U abgekürzt und in Volt (V) gemessen wird. Von der Batterie muss die elektrische Energie zum Verbraucher transportiert werden. Hierfür werden Leitungen verwendet, durch die der Strom mit der Abkürzung I fließt, gemessen in Ampere (A). Die drei Größen stehen im folgenden Zusammenhang und bilden praktisch das erste Grundgesetz für die Bordelektrik: Leistung = Spannung • Strom P = U • I Kennt man die Leistung (z. B. vom Typenschild) sowie die Spannung (Batterie), so lässt sich einfach durch Umstellung der fließende Strom berechnen: Der Strom ist eine sehr wichtige Kenngröße für den Bordelektriker, denn durch ihn wird entschieden, ob die Bordelektrik funktioniert oder in Rauch aufgeht. Kennt man den Strom, so kann man die Leitungen und Sicherungseinrichtungen entsprechend korrekt dimensionieren. Der elektrische Strom, der durch die Zuleitung zur Positionslampe fließt, erhitzt die dünne Drahtwendel in der Lampe bis zur Weißglut. Die gleiche Stromstärke erwärmt die dicke Zuleitung aber kaum. Demnach hängt die Erwärmung von der Dicke (besser gesagt Querschnittsfläche), der Länge und dem Material der Leitung ab. Die Erwärmung der Leitung ist ebenfalls eine Form von Energie, die durch den Widerstand der Leitung verursacht wird. Der Widerstand hat den Buchstaben R und wird in Ohm (O) gemessen. Der spezifische Widerstand ist materialbedingt und beträgt für Kupfer z. B. 0,0178 O • mm2/m. Je länger die Leitung wird, desto größer ist der Widerstand, und je dicker die Leitung ist, desto kleiner ist der Widerstand. Die Auswirkungen des Widerstands werden im zweiten Grundgesetz der Bordelektrik deutlich, dem ohmschen Gesetz: Spannung = Widerstand • Strom U = R • I Bei der Spannung handelt es sich um den Spannungsabfall, der an dem Leitungswiderstand abfällt und somit für den eigentlichen Verbraucher nicht mehr zur Verfügung steht. Je größer der Widerstand ist (d.h. je dünner und länger die Leitung ist) und je höher der Strom ist, desto größer werden die Verluste in den Leitungen. Die Erwärmung der Leitung durch diese Verluste kann durchaus so groß werden, dass die Isolierung schmilzt und ein Brand verursacht wird! Im 230-V-Netz zu Hause hat ein Toaster eine Leistungsaufnahme von 1.500 W. Abbildung 1–1: Mit der Wärmebildkamera können die Leitungsverluste gut veranschaulicht werden. (TLC Elektronik) Durch die Zuleitung fließt daher ein Strom von ca. 7 A. Für diesen Strom ist ein Kabel mit einer Querschnittsfläche von 0,75 mm2 ausreichend. Im 12-V-Bordnetz entspricht aber der gleiche Strom gerade mal einer Leistung von 84 W! Ein Scheinwerfer mit einer Leistung von 150 W hat bereits eine Stromaufnahme von 12,5 A, der die 0,75-mm2-Leitung überlasten würde. Daraus wird deutlich, dass an Bord dickere Kabelquerschnitte notwendig sind – Materialien für die Hausinstallation können nur bedingt verwendet werden. 1.2 12 V oder 24 V – die richtige Wahl der Bordspannung
Die Gleichspannungsnetze an Bord werden grundsätzlich aus Batterien gespeist, deren Spannung 12 V beträgt. Die Bordnetzspannung kann somit ganzzahlige Vielfache von 12 betragen: 12, 24, 36 oder 48 V. Aus dem ersten Grundgesetz der Bordelektrik (P = U • I) ist ersichtlich, dass je höher die Spannung ist, bei gleichem Strom mehr Leistung übertragen werden kann und die Spannungsabfälle durch den geringeren Stromfluss kleiner sind. Die Betriebsspannung der angeschlossenen Verbraucher gibt die Anforderungen an das Bordnetz vor. Viele Geräte aus dem Kfz-Umfeld sind für eine Betriebsspannung von 12 V ausgelegt, daher hat sich dieses Spannungsniveau häufig an Bord etabliert. Abbildung 1–2: Getaktete Gleichspannungswandler für den Bordbetrieb. (Mastervolt) In der Berufsschifffahrt sind die Leitungslängen deutlich länger, daher ist hier eine Bordnetzspannung von 24 V üblich. Ein Vorteil von vielen 24-V-Geräten der Berufsschifffahrt besteht darin, dass sie zum Großteil für den Einsatz an Bord konzipiert worden sind. Elektrische Großverbraucher bekommen an Bord immer mehr Bedeutung. Ob elektrische Ankerwinde, das Bugstrahlruder oder die elektrische Winsch – sobald diese Geräte eine echte Hilfe sein sollen, äußern sie einen gnadenlosen Durst nach Strom. Die Auswirkungen auf die Installation sind erheblich, denn das gesamte Material muss für diese Ströme ausgelegt sein: Die Batterie muss in der Lage sein, den erforderlichen Strom abzugeben, die Kabelquerschnitte bewegen sich häufig bei mehr als 100 mm2, die Schalter und Schütze müssen mit dem Abrissfunken der hohen Ströme klarkommen, und der Rotor muss über die Kohlebürsten den hohen Strom aufnehmen. Hier stoßen 12-V-Anlagen sehr schnell an ihre Grenzen. Elektrische Bugstrahlanlagen in 12 V gibt es bis maximal 5,7 kW. Für höhere Leistungen werden 24- oder 48-V-Systeme installiert. Die Erzeugung von 230-V-Wechselspannung an Bord über einen Wechselrichter ist heute kein Luxus mehr, sondern fast Standard. Schnell die Espressomaschine anzuwerfen oder mit dem Staubsauger durchs Vorschiff zu saugen, sind Grundbedürfnisse. Die Kaffeemaschine mit Effizienzklasse A benötigt trotzdem eine Leistung von 1.260 W, was einem Strom von weit über 100 A entspricht, den der Wechselrichter aus der 12-V-Batterie ziehen muss. Abbildung 1–3: Parallel- und Reihenschaltung von elektrischen Widerständen. Je höher die Ströme, desto aufwendiger und teurer wird die Installation. Geräte, die mit höherer Spannung betrieben werden, sind in der Regel kostspieliger. Aus diesem Grund werden häufig Mischformen an Bord installiert, z. B. 12-V-Systeme für das »normale« Bordnetz und separate 24-V-Installationen für das Bugstrahlruder und die Maschinenanlage. Um Geräte mit unterschiedlicher Betriebsspannung im gleichen Netz verwenden zu können, sind elektronische Spannungswandler erforderlich. Es ist nicht zu empfehlen, die 12 V direkt an der Batterie abzuzapfen, da die Batterien damit ungleichmäßig entladen werden und sich ihre Lebensdauer deutlich verringert. Spannungswandler sollten zusammen mit dem Verbraucher abgeschaltet werden, um Verluste durch Ruheströme zu vermeiden. Bei der Auswahl geeigneter Spannungswandler bieten sich getaktete Geräte an, die im Vergleich zu linearen Wandlern einen erheblich besseren Wirkungsgrad haben. Während lineare Wandler einen Großteil ihrer Energie in Wärme abgeben, erreichen getaktete Wandler einen Wirkungsgrad von mehr als 90 %. Der Schaltungsaufwand ist bei getakteten Systemen höher, um schädliche Störungen zu minimieren. 1.3 Minus und Masse – wo ist der Unterschied?
Zwei Begriffe, die häufig verwechselt werden, stehen in diesem Abschnitt im Vordergrund. Als Minus bezeichnet man grundsätzlich den negativen Pol einer Spannungsquelle. Bei der Bordnetzbatterie ist diese der kleinere Anschlusspol. Viele...