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E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Feix Das ist gegen alle Etikette

Anekdoten über Königin Luise
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-359-50055-1
Verlag: Eulenspiegel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Anekdoten über Königin Luise

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

ISBN: 978-3-359-50055-1
Verlag: Eulenspiegel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'... eine Frau voll Geist und Verstand. Sie unterbrach mich oft.' Napoleon Bonaparte Schön und lebenslustig war die Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz, 'Jungfer Husch' und 'unsre tolle Luise' genannt, und keinesfalls bereit, den Verstand u?ber das Gefu?hl zu stellen. Als Siebzehnjährige dem Thronfolger angetraut, brachte sie frischen Wind an den Berliner Hof. Wann je hatte eine Königin Volksfeste besucht? Spazierte ohne Gefolge durch die Stadt? Lebte ein Familienleben im Sinne bu?rgerlicher Tugenden? Die Sympathien des Volkes flogen ihr zu. Als Luise, um einiges entschiedener als ihr königlicher Gemahl, bei den Friedensverhandlungen in Tilsit Napoleon gegenu?bertrat und um Gnade fu?r das preußische Volk bat, war ein patriotischer Mythos geboren. Zwischen historischen Tatsachen und den vielen Legenden, die sich um die 'preußische Königin der Herzen' ranken, gehen diese Anekdoten der Lebensspur einer faszinierenden Frau nach.

Ingrid Feix, geboren 1950, studierte Philosophie und Journalistik in Berlin und Leipzig und war Redakteurin und später Leiterin der Kulturabteilung der Tageszeitung 'Junge Welt'. Drei Jahre arbeitete sie als Korrespondentin in Polen. Seit 1995 lebt sie in Berlin und ist als freie Journalistin und Lektorin tätig. Von ihr erschien u. a. 'Brigitte Reimann - Hermann Henselmann. Briefwechsel'.
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EIN FALL FÜR DIE SCHULDNERBERATUNG


Luise hatte durchaus Probleme mit den Banken. So hatte sie sich von dem Bankier Feist eine Summe geliehen, der ihr das Darlehen, so schilderte sie den Vorfall ihrem Bruder, mit der Bemerkung überreichte, mit der Bezahlung habe es drei Jahre Zeit. »So lange hätte ich ihn nun auf keinen Fall warten lassen (denn ich bekomme zu meinen Wochen von dem Könige Geld statt Juwelen, das ich dazu anwenden will, meine Schulden im Reich zu bezahlen).« Aber ganz so hatte der Bankier das wohl nicht gemeint, jedenfalls mahnte er schon nach neun Monaten. »Und wie mahnt er mich; schreibt mir selbst und durch andere, so daß es unausstehlich ist und verdrischt mich vielleicht noch? … Übrigens lasse ich Dir zu überlegen«, schrieb sie weiter an Bruder Georg, »wie man auf einmal 800 Gulden bezahlen soll, wenn man monatlich nur 600 Thaler hat, die kaum dazu hinreichen, meine Bedürfnisse (die jetzt durch die Annäherung meiner Niederkunft sehr zunehmen) zu bestreiten. Ich muß mir millionen Sachen anschaffen, wo kein Mann einen Begriff davon hat, wohl aber ich, die ich sie brauche und bezahlen muß …« Laut Ehekontrakt erhielt Luise 600 Taler »Morgengabs-Rente«, die sich auf 1000 erhöhten, wenn sie »mit einem jungen Prinzen gesegnet werden sollte«.

GEBURTENFREUDEN, GEBURTENLEID


Vierzehn Tage nach der Rückkehr Friedrich Wilhelms aus Polen, am 7. Oktober 1794, kam Luise nieder. Sie war zuvor gestürzt, ihre Tochter kam tot auf die Welt. Die Oberhofmeisterin notierte: »… auch in den größten Schmerzen war sie den Ärzten so gehorsam und so geduldig.« Luise überstand die Folgen einigermaßen gut. Ihrem Bruder Georg hatte sie knapp einen Monat später »die besten Nachrichten« mitzuteilen, denn Schwester Friederike »hat ein lebendiges, gesundes Kind zur Welt gebracht«. Ihrer Schwester Therese musste sie wenige Monate später selbst Trost zusprechen: »Ja, lieber Engel, Dein grausames Geschick ist zu beklagen; es ist grausam, ein Kind im Alter von drei Jahren zu verlieren, ein Kind, das alles versprach, das so gut und so liebevoll war.« Aber schon ein Jahr nach der Totgeburt brachte Luise am 15.Oktober 1795 den künftigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zur Welt. Ihren zwei Tage zuvor begonnenen Brief an Bruder Georg vollendete der Gatte Friedrich Wilhelm folgendermaßen: »Die gute Luise hatte diesen Brief für Sie angefangen. Da sie ihn aber in den nächsten Tagen wohl schwerlich endigen wird, so hat sie mich gebeten, ein paar Worte hinzuzufügen, um Ihnen zugleich zu sagen, wie sehr glücklich sie sich jetzt fühlte, Mutter zu sein … denn es geht jetzt alles hier so drunter und drüber …« – Zweiundsiebzig Böllerschüsse um sechs Uhr morgens verkündeten die Geburt des nunmehrigen Kronprinzen. Von der Geburt des zweiten Sohnes, am 22. März 1797, berichtete Frau Voß in ihrem Tagebuch, dass die Kronprinzessin schon nachts litt, aber noch nicht glauben wollte – was die Oberhofmeisterin natürlich gleich sah –, dass es so weit war. »… um drei Viertel auf zwei Uhr war das Kind schon glücklich da! – Es ist ein prächtiger kleiner Prinz!« Dieser sollte später nicht nur seinen Bruder Friedrich Wilhelm IV. als König ablösen, sondern wurde 74 Jahre nach seiner Geburt der deutsche Kaiser Wilhelm I.

IN DER SAUCE ALLEIN


Luise, durch Friedrich Wilhelm in die kriegerischen Bündnisse der Zeit wohl eingeweiht, hielt – wie er – nicht viel von Allianzen, und von der mit den Russen meinte sie sogar: »… wenn man sie braucht, lassen sie einen in der Sauce allein …« Im Januar 1795 war die dritte Teilung Polens zwischen Russland, Preußen und Österreich perfekt. Von dem Geheimvertrag, den Russland mit Österreich abschloss, konnte Luise jedoch nichts wissen. Danach jedenfalls wollten die beiden Geheimbündler gegen Preußen mit Waffengewalt vorgehen, sollte es sich nicht mit dem ihm zugedachten kleinen Teil von Polen einverstanden erklären.

TRÜBSAL IN ÖL


Damit sich die Untertanen und auch die Nachwelt ein Bild von der künftigen Königin von Preußen machen können, musste Luise öfter Modell stehen. Einmal schrieb sie an ihren Mann: »Denk nur, Heinitz war gestern bei der Voß und hat ihr gesagt, er wisse, daß es unhöflich sei, aber trotzdem würde er morgen früh mit diesem schwedischen oder dänischen Maler kommen und mich malen lassen, weil er, die Akademie, die Porzellanmanufaktur, kurz alle Welt danach begehre und schreie. Wohl oder übel muß ich armes Weibsen dran. Also morgen um 11 sitze ich da und blase höllisch Trübsal.«

PANTOFFELHELDENTUM


Obwohl der König nach seinem Poleneinsatz kränkelte und nicht mehr in der Lage war, all seine Pflichten wahrzunehmen, um das Land und die neuen Provinzen in Ruhe und Ordnung zu halten, durfte der Nachfolger noch keine der Aufgaben übernehmen. Im Kronprinzenpalais liefen die Tage so dahin und blieben fast unberührt von den politischen Ereignissen. Aber im Mai 1795 meldete sich Luises Großmutter, Prinzessin George, zu Besuch. Unternehmungslustig und überaus redselig, störte sie in den Augen der Oberhofmeisterin das friedliche Dasein. Nicht nur das. Prinzessin George hatte viele Begegnungen und versuchte, davon angeregt, Luise zu überreden, mehr Einfluss auf die politischen Dinge in Preußen zu nehmen. Die Kronprinzessin lehnte das ab. Sie könne es sich nicht leisten, einen ehelichen Konflikt heraufzubeschwören. Der König habe ihren Mann schon gewarnt, auf keinen Fall unter den Pantoffel zu geraten, denn die Frau müsse dem Manne gehorchen.

DAS WERTE WOHLBEFINDEN


Unwohlsein und Krankheiten der Familienmitglieder sowie die eigene Befindlichkeit bestimmen immer wieder die Mitteilungen in Briefen und Notizen Luises. Im Spätsommer 1796 teilte sie ihrem Bruder mit, dass sie »eine geschwollene Backe und recht viele Schmerzen an meinem Zahngeschwür« habe. Dreizehn Tage später schrieb sie, dass sie den Brief nicht beenden könne, da sie »recht krank noch an dem oben erwähnten Zahngeschwür geworden« sei, »welches ein reumatisches Geschwür geworden war, 6 Zähne bedeckte und mit denen schlaflose Nächte und viel Fieber begleitet war«. Nachdem sie wieder einige Tage später nun vom Fieber ihres Sohnes Friedrich Wilhelm berichtete, vom Befinden ihrer Schwester und deren Kinder, steht in einem weiteren Brief an Georg die Mitteilung, »… ich habe kurz vor Tisch so heftige Kopfschmerzen bekommen …«. In einem späteren Brief heißt es: »Meine Gesundheit ist gut, sehr gut, aber deshalb bin ich doch nicht weniger besorgt wegen des Carnevals …« Das Wohlbefinden war eine wichtige Angelegenheit im höfischen Alltag.

KUNST BRAUCHT RUHE


Die Geschichte der Entstehung der berühmten Doppelstatue der beiden Prinzessinnen, Luise und Friederike, von Johann Gottfried Schadow ist viel unprosaischer als manche vermutete Absicht des Künstlers. Als sich der dreißigjährige Schadow an die Arbeit machte, die beiden jungen Damen im Auftrag des Königs zu porträtieren, saß ihm zunächst vor allem Friederike Modell, mit der er ausgiebig plaudern konnte und deren Charme ihn bezauberte. »Ihre Art zu reden war so, daß sie konnte gedruckt werden.« Luise kam stets mit ihrem Mann zu den Sitzungen, und der hielt auch noch Audienz dabei ab. Der Trubel machte es Schadow unmöglich, wie er mürrisch anmerkte, sich eingehend mit Luises Gesicht zu beschäftigen, zumal sie nie ganz natürlich war. Das, was mancher Betrachter als Erhabenheit der künftigen Herrscherin ansah, hielt Schadow für ein wenig gelungenes, weil unpersönliches Abbild Luises. Dem König gefielen die Büsten, die Schadow zunächst von den Prinzessinnen anfertigte, sehr gut, und er gab den Auftrag für die Doppelstatue. Dass Schadow bei den Prinzessinnen dafür die Maße nach der Natur nehmen und auch die Kleidung aussuchen durfte, hat ihn mit seinem Kunstwerk wieder versöhnt.

Luise ist mit einem um Kinn und Hals geschlungenen Seidentuch dargestellt. Was für die Damenwelt eine neue Mode wurde, sollte dabei lediglich eine durch Erkältung hervorgerufene Schwellung des Halses kaschieren.

ZU WENIG MADONNA


Schadows lebensgroße Doppelstatue von den beiden Prinzessinnen wurde zwar viel gelobt, doch fristete sie lange ein Schattendasein. 1797 auf der Kunstausstellung gefeiert, kam es doch nicht mehr zur Aufstellung der Marmorplastik im Weißen Saal des Schlosses, wofür sie der König ursprünglich bestimmt hatte. Im November 1797 starb Friedrich Wilhelm II., und sein Sohn und Nachfolger fand das große Standbild seiner Frau eher »fatal«. In der Marmorgestalt seiner Frau läge »zu viel Venus und zu wenig Madonna«, meinte er.

FERN DER ENGE...



Ingrid Feix, geboren 1950, studierte Philosophie und Journalistik in Berlin und Leipzig und war Redakteurin und später Leiterin der Kulturabteilung der Tageszeitung "Junge Welt". Drei Jahre arbeitete sie als Korrespondentin in Polen. Seit 1995 lebt sie in Berlin und ist als freie Journalistin und Lektorin tätig. Von ihr erschien u. a. "Brigitte Reimann - Hermann Henselmann. Briefwechsel".



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