E-Book, Deutsch, 321 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
Felder Nachhaltigkeit und HR
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-648-15291-1
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Arbeitsrechtliche Grundlagen, theoretischer Hintergrund, praxisnahe Methoden
E-Book, Deutsch, 321 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
ISBN: 978-3-648-15291-1
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Inhalte:
Was ist Nachhaltigkeit und warum hat das was mit HR zu tun
Teil 1: Der Rechtsrahmen
(Überblick der Vorschriften im Handelsgesetzbuch nicht finanzieller Bericht, Nachhaltigkeitsbericht), Rechnungslegungsvorschriften (SOX und IFRS) bis hin zu den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen und den nationalen Aktionsplänen bis hin zu den Vergütungsregelungen im Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK)
Teil 2: Wirtschaftstheorie
Warum der „Principal" nachhaltiger denkt; Darstellung der Vertragstheorie (Wirtschaftsnobelpreis 2016)
Teil 3: Die Praxis
Umsetzung der Nachhaltigkeit durch HR-Instrumente; Darstellung der vielfältigen Praxisansätze von Job Ticket bis Berufsausbildung
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Bereichsspezifisches Management Personalwesen, Human Resource Management
- Rechtswissenschaften Arbeitsrecht
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Unternehmensorganisation, Corporate Responsibility Corporate Social Responsibility (CSR), Nachhaltiges Wirtschaften
Weitere Infos & Material
1 Einleitung
1.1 Das Phänomen der Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch die Statistiker belegen eine zunehmende Relevanz des Begriffs:1 Gemüse aus nachhaltigem Anbau, nachhaltiges Wirtschaften und Nachhaltigkeitsziele in der Unternehmensstrategie. Das Wort zieht sich wie ein roter Faden durch die Wirtschaftsnachrichten. Aber auch außerhalb der Ökonomie, im normalen Alltagsleben, taucht der Begriff mehr denn je auf. Reisen, Einkaufen, selbst der Bäcker um die Ecke: Alles ist jetzt irgendwie »nachhaltig«. Nachhaltiges Essen, nachhaltiger Weinbau. Selbst der Werbeblock vor der Tagesschau preist einen nachhaltigen Kühlschrank von einer nachhaltigen Firma an. Dass der Kühlschrank kühlt, erscheint beinahe zweitrangig, er soll nachhaltig sein – ohne dass weiter erklärt wird, worin denn das »Nachhaltige« besteht. Nachhaltiges Urlauben, nachhaltige Produkte bis hin zum nachhaltigen Bauen, also der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Stroh und Lehm, um CO2-neutral Gebäude zu errichten. Hauptsache, die Nachhaltigkeit ist nachhaltig … Das Wort »Nachhaltigkeit«, wird beiläufig und unauffällig in Texte eingestreut, als »Erkennungswort«, als »Codewort« derer, die sich zur nachhaltigen Gemeinschaft zugehörig fühlen. Kaum ein Begriff ist aber auch so achtlos und inflationär ins Rampenlicht gezogen worden, ohne dass es konkrete Klarheit über Inhalt, Bedeutung und Anwendungszweck gibt. Es scheint, als komme nach der Generation Golf die Generation Nachhaltigkeit. Das schlechte Gewissen der industriellen Revolution wird durch die Generation der Klimaschützer beruhigt. Das Wort »Nachhaltigkeit« selbst weckt Assoziationen: glücklich grasende Kühe vor heimischer Kulisse, Apfelsaft von der Streuobstwiese hinterm Haus, Stofftasche statt Plastiktüte, Autos, die geräuschlos und emissionsfrei fahren, Strom, der aus sich fleißig drehenden Windrädern kommt und so fort. Das Wort gibt ein gutes Gefühl, versöhnt den Konsumenten, der sich seiner verbrauchenden Wirkung bewusst ist, mit der Umwelt, heilt die Wunde, die grausam sichtbar durch den Tagebau im Braunkohlerevier, durch die Suche nach seltenen Erden, durch die Rodung von Wäldern entstanden ist. Nachhaltigkeit suggeriert, dass es in Summe und am Ende nicht schadet, dass der ausgestreckte Zeigefinger der Anklage nicht notwendig sein wird, weil Ausgleich und Wiedergutmachung auf dem Fuße folgen. Keine schmelzenden Pole, Nachhaltigkeit macht die Fehler wieder gut. Unstrittig: Ein Bewusstseinswandel hat sich eingestellt, die Augen sind geöffnet und die Sinne geschärft, um die eigene Rolle, das eigene Verhalten einzuordnen. Klar ist, dass es so nicht weitergehen kann. Aber was sind die Schlussfolgerungen, die konkreten Taten? Das Thema ist breit und interessant genug, um eine ganze »Klima Arena« mit 26.000 Quadratmetern zu füllen und eine Lernreise durch die großen Herausforderungen unserer Zeit – Weltklima, Naturschutz, Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz – zu organisieren.2 Anfassen, erleben und bildhaft vor Augen führen, das sind die Wirkungsweisen des Konzepts. Schulklassen, Familien und andere Besucher sollen so an das Thema herangeführt und mit Hintergrundwissen versorgt werden. Aufrütteln durch Information, Beteiligung durch bleibende Erkenntnisse aus dem Besuch der Erlebniswelt. Die »Klima Arena« ist jedoch kein modernes Museum oder alternativer Freizeitpark, sondern ein interaktiver Erlebnisort, der sich dem Thema Klimawandel auf spielerische Weise nähert. Von der grundsätzlichen Erklärung zu Entstehung und Folgen des Klimawandels über die Mobilität, Lebensstil und Konsum bis hin zum Thema Natur als Lebens- und Wirtschaftsraum reichen die Elemente der Ausstellung. Plastisch ist der Ausblick in die »Stadt der Zukunft« Welche Auswirkungen Wohnen und Arbeiten, Mobilität und Ernährung haben, das wird eindrücklich dargestellt und um Alternativen gerungen. Ein Gradmesser für Aktualität eines Themas ist die Häufigkeit, mit der nach einem Begriff gegoogelt wird. Die Suche nach dem Begriff »Nachhaltigkeit« hat sich in der Suchmaschine Google in den letzten fünf Jahren verdoppelt. 3 Das zeigt einen klaren Trend, eine Nachfrage, ein Suchen in der eigentlichen Bedeutung des Wortes. Geschlossene Kreislaufwirtschaft, Vermeidung von Abfall und dessen Recycling, Einbremsen der Klimaerwärmung, das sind die Themen. Das reicht von der Energieeinsparung bis zur Verfolgung der globalen Lieferketten, von der bewussten Ernährung bis zur Wertschätzung regionaler Produkte. Nachhaltigkeit hat in alle Bereiche des menschlichen Handelns und Konsums Einzug gehalten. Der Begriff wird breit verwendet und kennzeichnet vielfältige Sachverhalte, zumeist nicht präzise definiert, aber klar in der Absicht. Die Zunahme der medialen Präsenz gilt aber auch für die verwandten Begriffe des Klimawandels, vom »Pariser Abkommen« bis zur »Dekarbonisierung«. Die Veränderungsbereitschaft wächst: Bei Verpackungen wird auf Plastik verzichtet, der Zusatz »Bio« hat es in alle Lebensmittelregale geschafft und auch im Personalmanagement kann man sich als Job-Sucher gezielt nach einem nachhaltigen Arbeitgeber umschauen.4 Statement Nachhaltigkeit kann als das herausforderndste Thema des 21. Jahrhunderts gelten.5 1.2 Das Festival der bunten Labels
Sogar die Discounter haben die Nachhaltigkeit entdeckt und sprechen die Kunden an der Ladentheke an. Das Fairtrade-Siegel, das Tierwohl-Label und sogar Eier mit dem Testat »Bio-Eier« und dem Zusatz »ohne Kükentöten« sind erhältlich. Von klimaneutraler Milch, der Europäischen Masthuhn-Initiative und der Eigenmarke »Krumme Dinger« für optisch nicht ganz so katalogtaugliches Obst und Gemüse ganz zu schweigen. Auch veganer Schoko-Pudding aus Lupinen und Trinkhalme aus Bambus sowie Mehrwegbrotbeutel zur Vermeidung von Verpackungsmüll sind – pars pro toto – beispielhafte Aktivitäten eines Discounters.6 Die Welt der Label, Siegel, Zertifikate, Testate, Nachweise über Handelsketten und Auszeichnungen (»Nachhaltigkeitshelden«, »Energiespar-Champions« u. a.) pflastern diesen Weg hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Das Ziel ist, nicht nur das Konsumbedürfnis des Verbrauchers zu befriedigen, sondern ihm beim Einkauf darüber hinaus auch das gute Gefühl zu geben, damit weder die Umwelt noch Mensch oder Tier zu schädigen. Im Einklang mit dem Guten. Die Nachhaltigkeit scheint nur so gut wie sie sichtbar ist, gelabelt und erklärt wird. Tue Gutes und zertifiziere es, damit Kunden und Öffentlichkeit das Engagement zur Kenntnis nehmen und die Kaufentscheidung danach richten. Selbstverpflichtung als Einladung an Dritte. Aber auch die Start-up-Szene ist von Nachhaltigkeitsideen geprägt und erfährt besondere Förderung. Unternehmensgründungen und Start-ups, die auf innovative Weise Lösungen für Umwelt, Ökologie und Nachhaltigkeit mit dem Schwerpunkt Digitalisierung verbinden, erhalten durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Anschubfinanzierung und Begleitung.7 Investitionsangebote in Nachhaltigkeit führten sogar zu einem »Greentech-Festival«8 mit namhafter Beteiligung, um Innovationen zum Thema Mobilität eine Bühne zu bieten und Geldgeber anzulocken. Investoren sollen sich mit den neuen, »grünen« Themen identifizieren und Wagniskapital geben, um die digitale Veränderung mit Nachhaltigkeitsideen zu kombinieren. Rendite mit gutem Gewissen. Oder ein namhafter Schuhhersteller: Unter dem eigenen Label »Primegreen« können Sportschuhe aus »nachhaltigem« Material gekauft werden.9 Mithilfe der Suchmaschine auf der Webseite kann nach Herren- oder Damenschuhen, nach Größe, Preis und im gleichen Rang auch nach »Nachhaltigkeit« gesucht werden. »Dieses Produkt ist Primegreen: hergestellt mit verschiedenen, funktionalen Recyclingmaterialien.« Mehr wird jedoch nicht erläutert, keine weiteren Details oder Angaben zum Prozentwert des Recyclingmaterials oder dem Nachweis der Herkunft. Hauptsache »green«, und mit »Primegreen« dann noch in einer Steigerungsform, entsprechend dem Preissegment. Entschlossen, Gutes zu tun.10 Das ist die Zielsetzung der Nachhaltigkeitsidee. Damit wird Nachhaltigkeit positiv assoziiert. Der Kunde vermeidet den Verbrauch von Ressourcen, beschränkt sich auf geschlossene Kreisläufe und will so...