Ficociello | Die Heldenreise in den Pixar-Filmen „Ratatouille“ und „Findet Nemo“ | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 104 Seiten

Ficociello Die Heldenreise in den Pixar-Filmen „Ratatouille“ und „Findet Nemo“

E-Book, Deutsch, 104 Seiten

ISBN: 978-3-96146-146-2
Verlag: Diplomica Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Auf den Spuren ihrer antiken Vorbilder gehen auch heute noch Trickfilmfiguren auf die sogenannte Heldenreise – ein altes Erzählmodell, welches weiterhin gerne von Regisseuren verwendet wird.
Das vorliegende Buch erläutert zuerst das Modell, den theoretischen Hintergrund sowie die Weiterentwicklung der klassischen Heldenreise. Im Anschluss werden die theoretischen Erkenntnisse auf die heutige Filmindustrie angewendet und es findet eine ausführliche vergleichende Analyse der Filme "Findet Nemo" und "Ratatouille“ statt. Es wird vor allem untersucht, wie die Heldenreise angewendet und in Szene gesetzt wird und welchen Effekt die entsprechenden Filme beim Publikum erzielten.
Dieses Werk ist eine korrigierte Neuausgabe des 2011 veröffentlichten Buches "Die Heldenreise im Hause Pixar".
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Textprobe:

Kapitel 2.3, Joachim Hammann:

Bevor auf das Modell der Heldenreise nach Hammann eingegangen wird, soll dargestellt werden, wie er seinen Ansatz einordnet und begründet.
In der klassischen Auffassung basiert ein Drehbuch auf einem Drama und orientiert sich somit an der klassischen Dramentheorie aus Aristoteles’ Poetik. Nach Voglers neuerem Ansatz basiert ein Film auf Mythen. Joachim Hammann setzt noch früher an. Er sagt, dass der Mythos bereits eine sekundäre Erfahrung sei, die sich von Ritualen und Dramen ableitet. Deswegen geht er mit seinem Ansatz „zu dem, was gedanklich und praktisch vor dem Mythos kam“, zurück.
Laut Hammann ist das die Initiation. „Filmdramen sind Nachbildungen von Initiationen“. Unter Initiation versteht Hammann das, was in der Psychologie Jungs die Individuation ist. Die Individuation ist dort der Prozess, „welcher ein psychologisches ’Individuum‘, das heißt eine gesonderte, unteilbare Einheit, ein Ganzes, erzeugt“. Nur wenn die Individuation vollzogen wird, kann ein Mensch zu dieser unteilbaren Einheit werden. Hammann spricht hier von der Ganzheit, die aus vier Funktionen besteht. Er bedient sich der Theorie und der Terminologie Jungs und findet zahlreiche Beispiele für den Beleg der „magischen“ Zahl vier. Die erste Funktion ist der Körper, die sich in Willenskraft äußert. Die zweite Funktion ist der Geist, welche das Denken symbolisiert. Die dritte Funktion bildet das Herz. Emotionen und Gefühle werden von dieser Funktion ausgedrückt. Und die vierte Funktion ist die Seele. Dort finden sich die spirituellen, kreativen und intuitiven Elemente. Das Herz und die Seele sind die beiden unbewussten Funktionen. Hammann bezeichnet sie als die weiblichen Funktionen und nennt sie Anima. Körper und Geist zählt er zu den männlichen, bewussten Funktionen.
Hammann geht davon aus, dass die vier Funktionen bei jedem Menschen einmal intakt waren. Das ist die Ganzheit. Durch ein traumatisches Ereignis wurde diese Ganzheit zerstört. Zur Veranschaulichung verwendet er das Bild des Paradieses, das in vielen Religionen und Kulturen existiert. Danach lebte jeder Mensch einst in einem Paradies. Hammann definiert das Paradies als eine „nicht sichtbare oder fassbare Wirklichkeit“. Es ist eine „geistige, emotionale oder seelische Wirklichkeit, eine Haltung, eine Lebenseinstellung“. Dieses Paradies ist vergänglich. Die Vertreibung aus dem Paradies ist eben dieses traumatische Ereignis von dem Hammann spricht.
Durch die Vertreibung aus dem Paradies verlor der Mensch die Ganzheit seines paradiesischen Selbst und ist deshalb unglücklich und unzufrieden. Hammann betrachtet die Vertreibung aus dem Paradies jedoch als „normal und natürlich“, weil sie „von Gott selber angelegt“ ist. Das Paradies hindert den Menschen am Vorwärtskommen. Ohne den Verlust des paradiesischen Zustandes könnte sich der Mensch nicht weiterentwickeln. Außerdem führt die aufkeimende Individualität des Menschen dazu, dass der Mensch sich seiner selbst bewusst wird und sich als Individuum begreift. Auch deshalb kann das Paradies kein ewiger Zustand sein.
Durch das Trauma der Vertreibung wurde dem Menschen eine der vier Funktionen geraubt. Diese nennt Hammann in Anlehnung an Jung die inferiore Funktion. Die inferiore Funktion ist mit Angst und Verleugnung besetzt, da sie der Punkt ist, an dem der Held empfindlich verwundet wurde. Auch die anderen drei Funktionen leiden unter der Traumatisierung. Dennoch ist es die traumatisierte Funktion, die zurückerobert werden muss. Denn nur so können auch die anderen Funktionen wieder heilen und die vierseitige Ganzheit kann wiederhergestellt werden. In Analogie zu der inferioren Funktion sprechen Jung und Hammann auch von der superioren Funktion. Sie wurde am wenigsten in Mitleidenschaft gezogen. Mit ihr richtet sich der Mensch im Leben ein und versucht, trotz des Traumas, zurecht zu kommen.


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