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E-Book, Deutsch, Band 2, 408 Seiten

Reihe: Neuer Stuttgarter Kommentar - Altes Testament

Fischer / Markl Das Buch Exodus

E-Book, Deutsch, Band 2, 408 Seiten

Reihe: Neuer Stuttgarter Kommentar - Altes Testament

ISBN: 978-3-460-51086-9
Verlag: Katholisches Bibelwerk
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das Buch Exodus enthält den Kern der biblischen Offenbarung Gottes und damit Fundamente unseres Gottesglaubens. Modellhaft schildert es den Weg des Volkes Israel, das in der Befreiung aus Ägypten dem einen und einzigen Gott begegnet und in bleibende Beziehung mit ihm tritt. Schlüsseltexte wie die Rettung am Schilfmeer vor der Verfolgung durch das Heer des Pharao, das Bundesangebot am Sinai oder die "Zehn Gebote" zeigen Gottes Einsatz für sein Volk. Das Buch Exodus vermittelt ein vertieftes Verständnis unseres Glaubens und bewegt zur Hingabe in der Gottesbeziehung.
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ZWEITER TEIL:
Kommentar
I. Vermehrung und Unterdrückung der Israeliten in Ägypten (Ex 1-2)
1. Einleitung
Vom Anfang eines Buches ist zu erwarten, dass er in es einführt und zu wichtigen Themen hinleitet. Ex 1-2 erfüllt diese Aufgabe, als eine Art Präludium (C. Isbell). Ex 1 schildert die allgemeine Lage der im Blickfeld stehenden Menschen, Ex 2 Geburt und erstes Auftreten der Schlüsselfigur, Mose. Zudem weist dessen Errettung aus großer Gefährdung Ähnlichkeiten mit jenem Geschehen auf, das später das Volk bei seinem Auszug aus Ägypten erleben wird (Ex 13f). Die einzelnen kleinen Abschnitte von Ex 1-2 bilden ein zusammengehöriges „Netz“ (G. Davies). Sie sind intensiv miteinander verwoben, u.a. durch die dominante Rolle von Frauen, deren mutiges Auftreten und durch den Stellenwert, welcher der Vermehrung und Kindern zukommt (I. Willi-Plein). Mit Letzterem beginnt gleich der erste Abschnitt. 2. Von einer Familie zu einem Volk (1,1-7)
„Und dies sind die Namen …“ lautet wörtlich der Beginn des Buches. Das anfängliche „Und“ verbindet mit dem voraus liegenden Buch Genesis (so schon Ibn Esra) und weist damit bereits auf die vielfachen engen Bezüge zwischen beiden Büchern hin. Tatsächlich setzt das Buch Exodus die Erzählungen der Genesis als Grundlage voraus. Im Hebräischen trägt das Buch Exodus nach dem hier in v1 vorkommenden ersten Hauptstichwort die Bezeichnung „Namen“ (schemot). Die beiden Namen „Israel“ (in der Wendung „Kinder Israels“) und Jakob referieren auf dieselbe Person; die Spannung zwischen ihnen macht zwei Dimensionen des Geschehens bewusst. Der Name Jakob steht für den Patriarchen als „leiblicher Vater“ (B. Jacob); für ihn als Segensgestalt (vgl. Gen 32,27-29) wird dagegen „Israel“ verwendet. Auch unsere Kulturen kennen die Verwendung verschiedener Namen für dieselbe Person, je nach Kontext, z.B. im Gebrauch von Vor- und Nachnamen, von Tauf- und Rufnamen, von Hof- und Familiennamen. Das Kommen (zweimal, betont) der ganzen Sippe nach Ägypten nimmt Gen 46,1-27 auf. Dahinter verbirgt sich ein schweres Schicksal, das Analogien heute hat: Jakobs Großfamilie musste aufgrund drückenden Hungers auswandern. Die Erfahrung der Fremde und der Rolle, „Ausländer“ zu sein, prägt seither ihr Leben. Die Aufzählung der Kinder Jakobs in V.2-4 erwähnt zuerst die sechs Söhne Leas, der älteren Frau Jakobs (Gen 29,31-35; 30,16-20). Dann folgt Benjamin, der zweite Sohn Rahels, und anschließend je zwei Kinder von Bilha und Silpa, den Mägden Rahels bzw. Leas. Diese Anordnung stellt die zeitliche Reihenfolge der Geburten zweifach um. Issachar und Sebulon werden vor die Söhne der Mägde gereiht, und Benjamin (seine Geburt wurde erst in Gen 35,16-20 berichtet) wird weit vorgezogen. Mit dieser veränderten Reihung erfolgt auch eine Wertung. Außerdem fehlt Josef, was seinen Grund aber darin hat, dass er zu diesem Zeitpunkt schon lange in Ägypten war (V.5). Die ihm zukommende Schlüsselrolle scheint in den insgesamt drei Erwähnungen in V.5f.8 durch; zugleich machen die damit verbundenen Bemerkungen „sterben; nicht kennen“ deutlich, dass nun eine Ära zu Ende geht. V.5 spricht von „70 Personen“, die von Jakob abstammen. Es greift dabei die in Gen 46,27 genannte Zahl für die mit ihm nach Ägypten ziehende Großfamilie auf. Dabei sind er selber, Josef und dessen beide Söhne Manasse und Efraim mitgezählt. Angesichts dessen, dass in der kurzen Zeitspanne bis zu dieser Auswanderung nach Ägypten nicht die in Gen 46 auch noch erwähnten Großenkel geboren sein konnten (C.F. Keil), empfiehlt es sich, die Zahl „70“ symbolisch zu verstehen, als vollkommene Fülle, in der Multiplikation der beiden schon für sich Ganzheit andeutenden Zahlen 7 und 10. Die Todesnotiz in V.6 für die gesamte erste Generation nach Jakob könnte ein Ende markieren. Doch das Gegenteil ist der Fall: V.7 schildert eine außergewöhnliche Vermehrung dieser Großfamilie. Dafür stehen gleich fünf Verben, was für die Bibel einmalig ist. Sie belegen, dass in diesen Menschen die früheren Segensverheißungen sich in überreichem Maß erfüllen; Bezüge bestehen dabei zum Schöpfungsauftrag Gen 1,28 und seinen Wiederholungen nach der Sintflut in Gen 8,17; 9,1.7 sowie zum Segen Isaaks an seinen fortziehenden Sohn in Gen 28,3. Letzterer erscheint hier mehr als eingetroffen. Die hebr. Formulierung für „überaus“ greift zudem auf Gottes Zusagen an Abraham in Gen 17,2.6.20 zu und stellt ihre einzige Erfüllung dar. In der hier erfolgenden Zunahme realisieren sich Gottes Pläne. Sein Schöpfungs- und Segnungshandeln zieht weiter (T.E. Fretheim), sogar in der Fremde. Zugleich kommen dabei die Menschen dem ihnen erteilten Auftrag nach. Raschbam, ein mittelalterlicher jüdischer Ausleger, versteht die ersten vier Verben überdies auf menschliche Lebensphasen hin. Er ordnet „fruchtbar sein“ der Empfängnis, „wimmeln“ der Geburt, „vermehren“ (hebr. auch „groß, viel werden“) dem Aufwachsen in der Kindheit und „stark werden“ dem Kraftgewinnen in der Jugend zu. Diese Deutung gibt der Vermehrung der Sippe Jakobs noch eine weitere Nuance. Eine Zielrichtung des ersten kleinen Abschnittes 1,1-7 wird an der Verschiebung erkennbar, welche die Verwendung der Benennung „Kinder / Söhne Israels“ betrifft. Während sie in V.1 noch die unmittelbaren Nachkommen Jakobs bezeichnete, umfängt sie in V.7 eine weit größere Gruppe. Zum ersten Mal kann man jetzt von „Israeliten“ sprechen, und diese neue Gemeinschaft prägt als ein Hauptakteur das Buch Exodus. 125 Vorkommen dieses Ausdrucks in Ex, gegenüber nur 2 in Gen (32,32; 36,11), machen deutlich, dass hier mit stärkeren Veränderungen zu rechnen ist. Wie so oft führt das zu Problemen. 3. Drei Maßnahmen Pharaos (1,8-22)
3.1 Der erste Plan: Unterdrückung (1,8-14) Mit dem „neuen König“ (V.8) betritt ein Gegenspieler die Bühne. Diese Formulierung ist in der hebr. Bibel einmalig und deutet an, dass sich Manches verändern wird. Mit „neu“ kann auch anklingen, dass er sich nicht an Bewährtes hält und in seinen Regierungsgrundsätzen von Früherem abweicht (C.F. Keil). Die einzige charakterisierende Bemerkung zu seiner Person betrifft sein Unwissen. Josef, den tüchtigen Verwalter der ägyptischen Lebensmittelvorräte und Retter in den Jahren der Hungersnot (Gen 41), nicht zu kennen zeugt von fundamentalen Lücken in der Vertrautheit mit der eigenen Geschichte. Wie so oft gibt dies Anlaß zu national engem Denken und Fremdenhaß. Manche Ausleger verstehen die Bemerkung verschärft in dem Sinn, dass der König Josef nicht kennen wollte (vgl. unten zu V.11). V.9-10 bringen eine erste Rede des neuen Herrschers. Sie setzt damit ein, dass er zum ersten Mal in der Bibel die Israeliten als „Volk“ benennt und damit anerkennt, was die oben erwähnte Verschiebung (s.o. V.7) andeutete. Der fremde König setzt dann in V.9 mit einer Übertreibung fort; dass die zahlreicher werdenden Israeliten schon „größer und stärker“ als die einheimische ägyptische Bevölkerung geworden wären, entspricht nicht der Wahrheit und kann nur als rhetorische Angstmache verstanden werden. In diese Richtung von Demagogie deutet auch V.10. Die Rede von einem drohenden Krieg und von einer Allianz der Israeliten mit „unseren“ Feinden polarisiert weiter und beschwört ein Gefahrenszenario herbei, das ein entschiedenes Vorgehen gegen die wachsende Gruppe auslösen soll. Der Wunsch, „klug gegen es vorzugehen“ (EÜ: „wir müssen überlegen …“), hat im Hebr. eine einzige Parallele in Koh 7,16. Jene Stelle warnt davor, „sich zu weise zu gebärden“. Ein solcher kritischer Beiklang kommt auch Ex 1,10 zu: Was der Pharao vermeiden will, dass die Israeliten sich weiter vermehren und schlussendlich aus dem Land aufsteigen, d.h. aus Ägypten ausziehen, trifft dennoch ein (vgl. V.12 und ab 12,37). Alles kluge Planen des Königs vermag nichts zu bewirken – schon früh enthüllt sich Ironie als ein typischer Zug der Exodus-Erzählung. Die Durchführung des Plans greift in V.11 zum „ägyptischen ‚Allheilmittel‘ Organisation“ (B. Jacob), realisiert in Arbeitsdienst und dazugehörigen Aufsehern („Fronvögte“). Erklärtes Ziel dieses Vorgehens ist, das werdende Volk zu unterdrücken, was auch bewusste...


Georg Fischer SJ, geb. 1954 in Feldkirch, Eintritt in die Gesellschaft Jesu 1972, Studien der Philosophie und Theologie in München, Innsbruck und Rom, unterrichtet seit 1985 in verschiedenen Ländern und Kontinenten, ab 1995 als Ordinarius für Altes Testament an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Er hat in vielen Ländern unterrichtet und ist Verfasser zahlreicher Bücher und Artikel, mit den Schwerpunkten Tora (besonders Genesis und Exodus), Prophetie (vor allem Jeremia), biblische Theologie und Methoden der Textdeutung.


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