Fischer / Peters Erfolgreiches wissenschaftliches Schreiben

2. aktualisierte Auflage 2019
ISBN: 978-3-17-037349-5
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 218 Seiten

Inhaltlich fundiert, leicht verständlich und gut nachvollziehbar geschrieben, basiert dieses "Lernbuch" auf den gültigen formalen Standards, die das Grundgerüst jeder wissenschaftlichen Arbeit bilden. Berücksichtigt und einbezogen sind ebenfalls die Entwicklung und die sinnvolle Nutzung der elektronischen Medien. Sachlich und strukturiert - wo es sein darf, auch direkt auf Hemmschwellen, Unsicherheiten oder Fehlerquellen eingehend - wird jeder Studierende an das wissenschaftliche Arbeiten und Schreiben herangeführt. Zahlreiche Praxisbeispiele sowie aussagekräftige und übersichtliche Darstellungen erleichtern jedem die einzelnen Arbeitsschritte, die detailliert beschrieben werden: von der Themenfindung zur Themeneingrenzung über die Literaturrecherche und Materialauswertung, das richtige Zitieren bis hin zum wissenschaftlichen Schreiben und schließlich zur Überarbeitung der Rohfassung.

Autoren/Hrsg.

Fischer, Simone

Peters, Horst

Weitere Mitwirkende

Peters, Horst

Leseproben

2          Literaturrecherche und Materialauswertung
Oft finden wir etwas ganz anderes, ja Besseres, als wir suchten, oft auch das Gesuchte selbst auf einem ganz anderen Wege, als den wir zuerst vergeblich danach eingeschlagen hatten.
Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) Lehrziel dieses Kapitels ist es, jedem Studierenden Wege der Literaturrecherche zu eröffnen. Zum Ende sollte jeder wissen und sicher sein, •  welche Literaturtypen grundsätzlich zu unterscheiden sind, •  welche Literaturarten es gibt und wofür sie sich besonders eignen, •  wie man die Literaturrecherche beginnt, •  welche (vielfältigen) Recherchemöglichkeiten zur Verfügung stehen, •  wie die einzelnen Quellen gegebenenfalls beschafft werden können, •  welche relevante Literatur es zur Beantwortung der Fragestellung gibt, •  die Qualität des Materials einschätzen zu können, •  seine Lesetechnik zu schulen und zu optimieren. 2.1       Fachliteratur erschließen
Fortschritt und Entwicklung sind ohne den Austausch auf praktischer und theoretischer Ebene undenkbar. Ähnlich ist dies beim Erstellen einer wissenschaftlichen Arbeit, die eine Eröffnung neuer Perspektiven, Entwicklung neuer Erkenntnisse und Lösungen zum Ziel haben sollte. Hierzu ist der Austausch mit Experten auf Literaturebene notwendig. Dies unterstützt zudem bei der Strukturierung der Arbeit. Denn erst durch ein breites Verständnis des Themas können Sie auf Basis der Literatur Ihre Thesen stützen sowie Thesen von anderen Verfassern argumentativ verteidigen oder ablehnen, um daraus die eigene zu entwickeln und zu begründen. Nach der Erstellung der Grobgliederung wird es Zeit, mit der ausführlichen Literaturrecherche zu beginnen, um die besonderen Merkmale, Problemstellungen und Differenzierungen in der Feingliederung strukturieren zu können. Die Literaturrecherche und Materialauswertung machen etwa 15 % der Bachelorarbeit aus. Zeitlich entspricht dies einem Rahmen von etwa 16 Tagen ( Kap. 1.1). Doch für viele Studierende stellt sich gerade jetzt die Frage: Wie gehe ich jetzt am besten vor? Wo fange ich an? Wo höre ich auf? Wie und wann soll ich das bloß alles lesen? Keine Angst, erstens werden Sie die notwendige Literatur finden, zweitens kann man in drei Monaten nicht alles lesen und drittens – zur Beruhigung sei hier gesagt – man muss es auch nicht. Die folgenden Kapitel sollen Ihnen Recherchewege und Vorgehensweisen aufzeigen sowie wesentliche Kriterien zur Materialauswertung und damit verbundene Lesetechniken vermitteln, die die Literaturrecherche und Auswertung erleichtern. Nur lesen, was für Sie wichtig ist, das müssen Sie selbst! Sorgfältiges wissenschaftliches Arbeiten zeichnet sich dadurch aus, dass keine Vermutungen aufgestellt oder persönliche Erfahrungen geschildert werden, sondern dass Ergebnisse aus eigenen Analysen abgeleitet und damit nachvollziehbar sind, das heißt aus der einschlägigen Literatur entnommen wurden und mit entsprechenden Quellen belegt sind ( Kap. 4). Das bedeutet für empirische ebenso wie für literaturgestützte Arbeiten – dazu gehören auch wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten –, dass eine umfangreiche Literaturrecherche, Materialauswertung und Verwendung der Quellen die Basis einer wissenschaftlich gehaltvollen Arbeit bilden. 2.1.1     Die wichtigsten Literaturquellen
Der wissenschaftliche Anspruch einer Arbeit lässt sich auch daran ablesen, welche Literatur hinzugezogen wurde. Grundsätzlich sollten Sie immer verschiedene Literaturquellen verwenden, um zu zeigen, dass sie die unterschiedlichen Typen kennen und einordnen können. Denn es gilt, die Qualität und unterschiedlichen Aussagen zu prüfen. Nicht jede Literaturquelle eignet sich für einzelne Arbeitsschritte ( Kap. 2.1.2). Die Unterscheidung von Primär- und Sekundärliteratur erleichtert Ihnen die Literaturrecherche von Beginn an. Der Begriff Primärliteratur bezeichnet die Originalquelle einer Information, wonach gegebenenfalls auch zitiert werden muss. Für Ihre Arbeit ist die Primärliteratur insofern von Bedeutung, als dass Sie zur Bekräftigung sowie zum Beleg Ihrer eigenen Argumente und Schlussfolgerungen nur aus Originalquellen zitieren sollten. Daneben gibt es Sekundärliteratur, die auf qualifizierten Zusammenfassungen von Forschungsergebnissen oder bereits entwickelten Forschungsmethoden oder Ergebnissen aus Originalquellen basiert. Diese Art der Literatur eignet sich – abgesehen von Fachlexika und Handbüchern, auf die wir im weiteren Verlauf dieses Kapitels noch eingehen werden – nicht zur Zitation in wissenschaftlichen Arbeiten. Die Darstellung soll Ihnen einen Überblick über die wesentlichen Literaturtypen und die Verwendungsmöglichkeiten für Ihre Abschlussarbeit geben. Tab. 3: Die verschiedenen Literaturtypen und ihre Merkmale (Quelle: In Anlehnung an Limburg/Otten (2011, S. 84)) Generell ist bei den Literaturtypen zwischen Fachzeitschriften, Monografien, Sammelbänden und grauer Literatur zu unterschieden. Im Folgenden möchte ich Ihnen die wichtigsten Literaturarten in differenzierter Form in Hinblick auf die Möglichkeiten zur Bearbeitung Ihres Themas kurz vorstellen. Fachlexika/Handwörterbücher
Um eine umfassende Übersicht zu erhalten, empfiehlt es sich bei der Literaturrecherche nach dem Prinzip vom Allgemeinen zum Besonderen vorzugehen. Möglicherweise arbeiten Sie bereits im (Arbeits-)Titel oder den folgenden inhaltlichen Ausführungen mit prägnanten Begriffen, die für konkrete Entwicklungen oder Zusammenhänge stehen. Fachlexika bieten vor diesem Hintergrund einen guten Einstieg in die Recherche, weil sie einen fundierten Überblick auf mögliche aktuelle Diskussionen oder relevante Entwicklungen sowie Hinweise auf weiterführende Literatur zum Beispiel Monografien oder Aufsätze geben. Bei vielen Studierenden stellt sich angesichts der Wahl häufig die Frage, was das bessere Arbeitsmittel sei. Eine klare Antwort hierauf gibt es nicht, da die Unterschiede marginal sind. Während in Fachlexika die einzelnen Grundbegriffe eines Gebietes definiert werden, werden sie in Handbüchern eher in die Gesamtmaterie eingebettet einführend erläutert. Ein Pro oder Contra für das eine oder das andere ist daher kaum möglich. Hier kann und sollte jeder selbst entscheiden, was er für seine persönliche Vorgehensweise für geeigneter hält. In beiden Hilfsmitteln zum Einstieg in die Literaturrecherche finden sich einführende Darstellungen und Quellenverweise auf konkrete Begriffe und deren Bedeutung, Entwicklungen und Auswirkungen innerhalb bestimmter Fachgebiete. Gängige Fachlexika und Handwörterbücher in den Wirtschaftswissenschaften sind zum Beispiel das »legendäre« Gabler Wirtschaftslexikon (Brich et. al., 2014), das auch als Online-Version unter www.wirtschaftslexikon.gabler.de verfügbar ist. Der Klassiker bietet ein umfassendes Informationsspektrum innerhalb der Bereiche Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Recht und Steuern. Ein beliebtes Naschlagewerk in den Betriebswissenschaften ist das Handwörterbuch Betriebswirtschaftslehre (Köhler et. al., 2007). In rund 200 breit angelegten Artikeln werden Grundlagen und Entwicklungen innerhalb der Betriebswirtschaftslehre erläutert, zum Beispiel was man unter Managerial Accounting versteht, wie Supply Chain Management definiert wird, was die Durchführung einer Zufriedenheitsanalyse erfordert etc. Lehrbücher
Neben den Fachlexika und Handwörterbüchern bieten auch aktuelle Lehrbücher einen guten Einstieg in die Literatur- und Quellensuche, da sie über die Grundlagendarstellung eines Fachgebietes hinaus in den meisten Fällen auf aktuelle Forschungsfragen und deren – soweit mögliche – Beantwortung in der Fachliteratur in Form von Literaturhinweisen in den Fußnoten oder zum Ende eines Kapitels verweisen. Das heißt, Lehrbücher beziehen sich auf bereits vorhandenes Wissen und entsprechende Veröffentlichungen. Daher sind sie ausschließlich als Sekundärquelle zu betrachten und nur bedingt für die Zitation geeignet. Aus Primärquellen zitieren: Generell gilt es für alle wissenschaftlichen Arbeiten, aus den Primärquellen zu zitieren. Es ist zulässig, Lehrbücher als Quelle für Standardtheorien und -methoden zu nutzen. Einige Prüfer, insbesondere jene, die zu Ihrem Thema selbst Lehrbücher verfasst haben, lassen jedoch Lehrbücher...

Über Autor(innen)

Simone Fischer, M.A., ist die Pressesprecherin sowie Leiterin Kommunikation und Marketing der Hochschule Düsseldorf. Darüber hinaus ist sie Autorin zahlreicher einschlägiger Publikationen und verfügt über langjährige Lehrerfahrung in den Bereichen Journalismus, Kommunikation, Marketing und PR.