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E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Fisher Beim nächsten Gespräch läuft alles besser
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32871-9
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Selbstbewusst, effektiv und authentisch kommunizieren - Der Kommunikationsexperte mit über 6 Mio. Follower*innen auf Instagram und TikTok
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-641-32871-9
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zwischenmenschliche Kommunikation ist das, was uns ausmacht, und stellt uns gleichzeitig vor große Herausforderungen: Was sage ich zu meiner Vorgesetzten, die meine Ideen ständig schlechtredet? Oder zu meinem Freund, der mich immer falsch versteht und gleichzeitig Recht haben will? Wie reagiere ich, wenn mein Gegenüber mein Nein nicht akzeptiert oder im Streit zu weinen anfängt? Auf welche Weise setze ich Grenzen oder bitte am besten um Hilfe?
In typischen Alltagssituationen wie diesen - es muss kein hitziger Streit sein, es reicht schon ein unangenehmes Gespräch - sind wir oft unsicher. Und die besten Argumente und Reaktionen fallen uns sowieso erst hinterher ein. Doch damit ist jetzt Schluss!
Denn Jefferson Fisher zeigt uns, wie wir für uns einstehen und die Beziehungen zu unseren Mitmenschen dennoch nicht gefährden. Als Rechtsanwalt ist er Experte für selbstbewusste, unmissverständliche, aber respektvolle Kommunikation und hat drei Strategien entwickelt, die sich in ihrer Einfachheit auf jede Lebenslage übertragen lassen.
Jefferson Fisher, geboren, aufgewachsen und wohnhaft in Texas, war nach Abschluss seines Jura-Studiums fast ein Jahrzehnt als Anwalt für Personenschäden tätig, bevor er 2022 seine eigene Kanzlei eröffnete. Kurz darauf lud er sein erstes 'Wie man richtig streitet'-Reel auf Instagram hoch, zwei Monate später hatte er schon über 100.000 Follower*innen. Hinter seinen Ratschlägen zu den Themen Kommunikation, Verhandlung und Beziehungen steht eine innovative und mit Hilfe jahrelanger Erfahrung vor Gericht entwickelte Methode.
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Prolog
Der abgetretene Berberteppich im alten Farmhaus kratzte an meinen Beinen. Ich trug ein übergroßes T-Shirt zu meiner Spider-Man-Unterwäsche und kuschelte mich in einer Ecke des Wohnzimmers zusammen. Meine Haare und meine Haut waren noch nass nach meiner schnellen, kalten Dusche. Ich zitterte. Und ich grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Ich war acht Jahre alt und wollte nichts verpassen.
Alle waren im Wohnzimmer. Der Patriarch der Familie war mein Urgroßvater, ein Bundesrichter. Mein Großvater, mein Vater, meine Cousins, meine Großonkel – praktisch alle – waren Strafverteidiger. Jedes Jahr kamen alle Fisher-Männer im Hill Country von West Texas für ein Jagdwochenende zusammen. Insgesamt waren es dreizehn, und zum ersten Mal war ich der Vierzehnte. Ich hatte das Gefühl, in die erste Liga aufgestiegen zu sein. Ich war endlich alt genug, um mit meinem Dad acht Stunden Auto zu fahren und dabei James Taylor, Jim Croce und Jerry Jeff Walker zu hören. Ich war endlich alt genug, um bei den großen Jungs dabei zu sein. Dabei sagte ich kaum ein Wort, aber das war egal. Ich trank IBC Root Beer und aß mehr Beef Jerky, als meine Momma mir je erlaubt hätte.
Dieser erste Abend hat sich mir tief eingeprägt.
Nach dem Abendessen stellte mein Großvater den Teller ab und rutschte auf seinem Sessel nach vorn. Er fing an, eine Geschichte zu erzählen. Etwas über seine Arbeit, einen Richter und ein Gericht. Ich erkannte sie sofort, es war dieselbe Geschichte, die er meinem Dad erzählt hatte, als wir vorhin einen alten Hochsitz reparierten. Da war die Geschichte allerdings ziemlich nüchtern gewesen. Großvaters Stimme war ganz sachlich gewesen, er hatte geredet, während er in seinem Wagen nach der grünen Farbe suchte.
Aber das hier war etwas Besonderes. Es waren dieselben Worte, aber eine völlig andere Geschichte.
Ich schaute gebannt zu, wie mein Großvater aufstand, um eine Szene nachzuspielen. Er nutzte seine Hände und sein Gesicht, um seiner Stimme Struktur zu verleihen. Bei den aufregenden Stellen wurde er lauter, bei den intensiven langsamer und leiser. Sogar sein Tonfall veränderte sich. Konnte das wirklich dieselbe Geschichte sein? Er hielt alle im Zimmer fast zehn Minuten lang in seinem Bann. Nach einer langen Pause präsentierte er die Pointe, und alle lachten. Ich fühlte mich, als hätte ich die Show eines Zauberers gesehen.
Nach dieser Geschichte war die Bühne offen für die anderen, und nach und nach erzählten meine Cousins, mein Dad und sogar mein Urgroßvater ihre eigenen Gerichtsanekdoten. Als Strafverteidiger waren sie alle großartige Geschichtenerzähler. Wir lachten über Stunden bis tief in die Nacht hinein.
Ich saß in meiner Ecke, meine Knie unter meinem Schlaf-T-Shirt, und jede Geschichte, jedes Wort fesselte mich. Ich nahm alles in mich auf, bis ich einschlief. Es war spät. Mein Dad trug mich ins Bett, ich hielt immer noch Beef Jerky in der Hand.
Der gesamte Abend war für mich die Entdeckung von etwas Neuem, das mir merkwürdig bekannt war, als hätte ich alles schon einmal gesehen. Ich erinnere mich, dass es sich sofort richtig anfühlte, wie ein Schuh, der gleich beim ersten Anprobieren passt.
An diesem Abend und an den Jagdwochenenden der nächsten zehn Jahre erhielt ich das Erbe meiner Familie: eine weitergegebene Identität als Verteidiger durch Storytelling. Mit jedem Jahr, das verging, wurde mir bewusster, dass die Juristerei nur der Beruf der Familie war – Kommunikation war die wahre Berufung der Familie.
Es war keine große Überraschung, dass auch ich Jura studieren und Strafverteidiger werden wollte. Und nach zehn Jahren als Anwalt kenne ich immer noch keinen vergleichbaren Beruf. Ich werde engagiert, um Probleme mit Leuten zu klären, mit denen ich persönlich keine Probleme habe. Ja, die andere Partei hat ihren eigenen Anwalt, der dafür bezahlt wird, Probleme mit mir zu haben. Jeden Tag stehe ich Leuten gegenüber, deren Hauptziel es ist, dass ich verliere. Bei einer Verhandlung mit Geschworenen steht viel auf dem Spiel. Wie ich kommuniziere und wie ich meinem Mandanten beibringe zu kommunizieren, kann darüber entscheiden, ob er seine Lebensgrundlage zurückgewinnt oder sie für immer verliert. Jeder Fall ist eine neue Lektion, ob ich nun Zeugen befrage, Teilnehmer ins Kreuzverhör nehme oder vor einem Richter oder einer Jury argumentiere. Mein Ziel ist es, auf einen Konflikt hinzuarbeiten.
Wenn du glaubst, dass ich meine Kommunikationsfähigkeiten im Jurastudium erworben habe, liegst du falsch. Dort lernt man, die Gesetze anzuwenden: Grundsätze des Vertragsrechts, des Deliktsrechts, des Verfassungsrechts und der staatlichen und bundesstaatlichen Verfahrensvorschriften – alles wichtig. Aber man hat keinen Kurs, in dem man lernt, wie man voller Empathie miteinander spricht. Man erfährt in keinem Seminar, wie man einen hitzigen Streit schlichtet. Im Jurastudium lernt man, Gesetze zu lesen, aber nicht, Menschen zu lesen.
Das musste ich mir selbst beibringen.
»Schmecktft dir?!«, fragte meine Schwester Sarah mit Schnuller im Mund, als sie mir den fünften unsichtbaren Pfannkuchen servierte. Als Ältester von vier Geschwistern war ich liebend gern der große Bruder.
Als ich dreizehn war, war meine Verbindung zu meinen Geschwistern so stark, dass sie fast besser auf mich hörten als auf unsere Eltern. Ich war wie eine Glucke, wenn wir irgendwo hingingen. Und als ich sechzehn war, fuhr ich sie zur Schule und übte mit ihnen dabei Rechtschreibung.
Um es deutlich zu sagen: Meine Eltern sind liebevoll und wunderbar. Ich war nur deswegen so gut, wie ich eben war, weil sie mir in den ersten vier Jahren, bevor meine Schwester geboren wurde, so viel von sich gegeben haben. Ich habe die Verantwortung des großen Bruders auch richtig genossen.
Angeblich ist man als Ältester emotional stabiler, aktiver und all so was. Aber ich habe dadurch vor allem schon sehr früh gelernt, an den Grundlagen meiner Kommunikation zu feilen.
Ich habe schnell gelernt, auf meine Schwester Sarah einzugehen, indem ich so tat, als würde ich das unsichtbare Essen verschlingen, und dabei lächelnd sagte: »Mm-hmm, lecker.« Ich fand heraus, dass sich meine Geschwister durch nette Worte eher öffneten als durch wütende. Mein jüngerer Bruder Jonathan wiederholte meinen Namen immer mehrmals (sie nannten mich »Bubba«, in den Südstaaten ein Kosename für den ältesten Sohn) und stotterte, bis er einen Satz herausbrachte. Wenn ich geduldig wartete, seine Worte wiederholte und dabei nickte, fühlte er sich verstanden. Sehr lange konnte Jonathan keine Konsonanten aussprechen, nur Vokale. Ich wurde zu seinem Dolmetscher, erkannte nonverbale Eigenheiten und sah Situationen vorher, die ihn frustrieren würden.
Jacob, mein jüngster Bruder, war emotional der intensivste der drei. Seine Emotionen waren immer heftig, und er verlor schnell die Beherrschung. Ich stellte fest, wenn ich langsamer und leiser sprach, dann tat er das ebenfalls. Außerdem lernte ich, ihn seine Gefühle ausdrücken zu lassen, ohne dass ich sie persönlich nahm, und dass eine Umarmung manchmal mehr sagt als Worte. Jeder der drei hat eine einzigartige Persönlichkeit, die nach einer besonderen Ansprache, einem besonderen Fingerspitzengefühl verlangt, um eine tiefere Verbindung herzustellen.
Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ich als Ältester entwickelte, war es, Streit zu schlichten und Konflikte zu lösen. Wenn zwei meiner Geschwister sich wegen der Polly Pocket unserer Schwester stritten, dann unterband ich die Schreierei schnell, ließ jeden seine Geschichte erzählen und fällte dann das Urteil, wer an der Reihe war und wie der Kompromiss aussah. Und es funktionierte. Ich wurde geschickt darin, meinen Geschwistern beizubringen, wie sie ihre Bedürfnisse mitteilen und die Bedürfnisse der anderen verstehen können. Mein Alltag war es, als Vorbild für die Kommunikation zwischen meinen Geschwistern zu dienen.
Jetzt als Familienvater mit zwei Kindern ist das immer noch mein Alltag. Ich war in jeder Lebensphase, in jeder Beziehung, in jeder Freundesgruppe der Kommunikator. Vielleicht denkst du, das ist bloß Redetalent. Ich weiß aber, dass es mehr ist. Als Kind saß mein Dad jeden Abend an meinem Bett, lehnte sich vor und flüsterte: »Lieber Gott, gib Jefferson Weisheit und sei immer sein Freund.« Ich glaube an die Macht des Gebets. Und ich glaube, ohne die Gebete meiner Eltern würdest du jetzt nicht dieses Buch lesen.
2020 wurde ich Partner in einer renommierten Anwaltskanzlei. Doch trotz dieses Erfolgs fühlte ich mich beruflich frustriert. Mir fiel immer wieder dieselbe Metapher dafür ein: Ich hatte das Gefühl, als würde ich mit einem Fallschirm rennen. Ich schrieb Rechnungen und arbeitete Fälle ab, aber kreativ kam ich nicht weiter.
Um alles noch schwieriger zu machen, arbeitete mein Dad bei derselben Kanzlei. Als ich ihm das erste Mal sagte, dass ich darüber nachdachte, mich selbstständig zu machen – na ja, sagen wir mal, da lief das Gespräch nicht gut. Ehrlich gesagt liefen die nächsten zwanzig Gespräche darüber mit ihm nicht gut, nicht mal, als ich es der Kanzlei mitteilte. Mein Dad kämpfte um mein Bleiben. Es waren schwere Diskussionen.
Im Januar tat ich zwei Dinge, die alles veränderten:
Zuerst eröffnete ich meine eigene Kanzlei, Fisher Firm, die sich um Personenschäden kümmert. Ich hatte weder ein Büro noch eine Assistentin – ja, ich hatte nicht mal einen Drucker. Ich bin mit meinem Laptop in Cafés oder in die leeren Büros von Freunden gegangen. Ich habe schnell Mandanten gefunden, und es hat sich einfach großartig angefühlt, echten...