Fitzpatrick | Am Horizont das rote Land | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 571 Seiten

Fitzpatrick Am Horizont das rote Land

Historischer Roman: Ein Australienroman voller Dramatik, Intrigen und Liebe
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-491-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman: Ein Australienroman voller Dramatik, Intrigen und Liebe

E-Book, Deutsch, 571 Seiten

ISBN: 978-3-98952-491-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Blick über die Reling enthüllt eine atemberaubende rote Küste - die sie nie sehen wollte ... London, 1840. Die Familie der jungen Rhia steht kurz vor dem Ruin. Als sie erfährt, dass ihr Onkel Selbstmord begangen haben soll, kann sie es nicht glauben und versucht, mit der Hilfe des charmanten Reporters Dillon die Wahrheit herauszufinden - zu einem hohen Preis: Sie wird unschuldig verurteilt und nach Australien geschickt ... Das rote, heiße Land weckt bei ihr ebenso viel Furcht wie Faszination, doch sie lässt sich nicht unterkriegen. In der ungezähmten Natur dieses Kontinents gelingt es ihr, nach und nach Verbündete zu finden. Gibt es noch Hoffnung, die Wahrheit über den Tod ihres Onkels ans Licht zu bringen - und Dillon, dem ihr Herz gehört, wiederzusehen? Fans von Di Morrissey und Patricia Shaw werden diesen Australienroman lieben!

Kylie Fitzpatrick wurde in Kopenhagen geboren und wuchs in Australien auf. Sie arbeitete für Spiel- und Dokumentarfilmproduktionen in England und Los Angeles. Heute ist sie als Autorin, Pädagogin und beratende Redakteurin tätig. Ihre historischen Romane wurden in mehreren Sprachen veröffentlicht. Die Website der Autorin: https://www.kyliefitzpatrick.net/ Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin die Romane »Am Horizont das rote Land« und »Der geheime Faden«.
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KAPITEL 1
FLACHS


Ich erhebe mich heute

Durch die Kraft des Himmels,

Licht der Sonne,

Glanz des Mondes,

Pracht des Feuers,

Schnelligkeit des Blitzes,

Gewalt des Windes,

Tiefe des Meeres,

Beständigkeit der Erde,

Festigkeit des Felsens.

ST. PATRICK, 5. JAHRHUNDERT N.CHR.

Sie durfte nicht an William O’Donahue denken. Sie hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, nicht an ihn zu denken, und das merkte man auch. Rhia betrachtete prüfend das Ergebnis. Die Sonne stand jetzt so tief, dass sie durch die Leinwand hindurchschien und die Pigmente wie ein buntes Glas zum Leuchten brachte. Das Muster war schief. Sie gab William die Schuld.

In letzter Zeit war alles irgendwie schief. Verschlungen, würde Mamo sagen. Das Leben hat nicht immer einen gleichmäßigen Rhythmus, Rhiannon. Manchmal vibriert es, wie die Saiten einer Harfe ... Der Nachhall der Stimme der alten Frau schien noch in der Luft zu hängen. Fast hätte sie mit im Zimmer sein können. Das war kein gutes Zeichen.

Rhia ließ ihren Pinsel in die Ablage an der Staffelei fallen. Den ganzen Nachmittag hatte sie versucht, den Entwurf zu neuem Leben zu erwecken, aber er wirkte immer noch so verknittert wie changierende Seide, und jetzt reichte das Licht nur noch, um Staubmuster einzufangen. Auch dafür gab sie William die Schuld.

Es wäre ein guter Tag gewesen, wo sie doch das Vorderzimmer ganz für sich gehabt hatte, wenn er nicht vorbeigekommen wäre. Die Frage war, ob sie ihrem Vater davon berichten sollte. Musste sie? Vielleicht würde er ja verstehen, dass sie William hatte erzählen müssen, was vor all den Jahren passiert war? Es war unwahrscheinlich. Wahrhaftigkeit war, laut Connor Mahoney, die heiligste aller Tugenden, und Schweigen fast gleichbedeutend mit einer Lüge. Dies war die Sprache, mit der ihr Vater herumfuchtelte, seit Rhia klein war. Sie war schon immer gut darin gewesen, sein Missfallen zu erregen. So war sie zu dem Schluss gekommen, dass Diskretion christliche Ehrlichkeit noch übertraf, und sie besaß weder das eine noch das andere.

Draußen läutete ein Kutschenglöckchen, und Rhia wünschte sich nicht zum ersten Mal an diesem Nachmittag, bei ihrer Mutter im Cottage der Großmutter in Greystones zu sein. Dort würde sie barfuß am Strand entlangspazieren und dem Meer und den Möwen lauschen. Doch sie war hier, in Dublin, und erwartete den Groll ihres Vaters.

Wie als Antwort war das Klappern von Connor Mahoneys Stiefel auf der Treppe zu hören.

Rhia streifte ihren Malkittel ab. Sie ging zum großen Fenster hinüber und glättete im Spiegelbild ihr Haar, ehe sie an den Kamin zurückkehrte. Es bestand gar keine Notwendigkeit, ihm zu sagen, dass sie William verärgert hatte. Es würde sich alles in Wohlgefallen auflösen, und sie würden nächsten Sommer heiraten wie geplant. Der Zeitpunkt, an dem sie noch ein Mitspracherecht in solchen Angelegenheiten gehabt hätte, war vorbei. Die Wahrheit war, dass niemand sonst um sie geworben hatte, und auch sie hatte sich nicht verliebt. Oder war es eher so, dass sie bloß nicht der Illusion von Liebe erlegen war? Rhia sah sich fröstelnd nach ihrem Schultertuch um, als wäre die Luft bei diesem Gedanken plötzlich abgekühlt. Mamo verabscheute Zynismus.

Connor Mahoneys Stimme erklang im Hausflur, wo er leise mit Hannah sprach. Rhia hob ihr Schultertuch auf, das zu Boden geglitten war, und wandte sich dem Feuer zu, so dass sie mit dem Rücken zur Tür stand. Sie blickte in die tanzenden Flammen in der Hoffnung, deren lässige Gleichgültigkeit möge auf sie abfärben. Er war schlecht gelaunt, das konnte sie schon durch die Mauer hindurch spüren. Wie immer machte ihr das nicht wirklich etwas aus, obwohl sie den Verdacht hegte, dass es das eigentlich tun sollte. Jedenfalls war jetzt möglicherweise nicht der geeignete Zeitpunkt, ihm zu erzählen, dass sie ihren Verlobten beleidigt hatte.

Die Tür öffnete sich.

»Rhia.« Seine Stimme klang angespannt.

Sie drehte sich gefasst um. »Vater.«

Sein Gesicht war gerötet und sein Mund verkniffen. Er sah älter aus heute, obwohl seine Figur straff war und sein Haar immer noch wie Kupfer leuchtete. Er hielt ihr ein gefaltetes Stück dickes Papier hin. »Ich habe einen Brief von Mr O’Donahue bekommen.«

Damit hatte Rhia nicht gerechnet. »Von Mr O’Donahue?« Ihre Stimme war unnatürlich hoch. William hatte anscheinend sofort geschrieben, nachdem er sich von ihr verabschiedet hatte.

»Er hat sein Angebot zurückgezogen«, erklärte ihr Vater.

»Sein Angebot! Ich werde hier wie ... Ware gehandelt!« Die Flammen hatten ihr das Feuer, nicht die Anmut verliehen. Rhia ballte die Hände zu Fäusten und atmete dann tief durch. Plötzlich war ihr nach Lachen zumute. Das sollte sie sich jedoch besser verkneifen. Also studierte sie stattdessen angestrengt das Muster des Perserteppichs. Leider erinnerte sie das an ihren erfolglosen Nachmittag – Perser konnten Muster entwerfen, die den Füßen einer Göttin würdig waren.

»Bis du verheiratet bist, giltst du als mein Besitz, und ich werde nicht zulassen, dass du zu einer Bürde für diesen Haushalt wirst.« Er erstickte fast an den Worten, und sie trafen Rhia bis ins Mark. Nie zuvor hatte ihr Vater so etwas gesagt. Noch nie hatte er sie eine Bürde genannt. Er war wütend. Es würde ihm leidtun. Es kostete sie ihre ganze Willenskraft, nicht zurückzufauchen, aber sie würde nur das Falsche sagen. Er würde begreifen, dass sie keine Reue verspürte und eher erleichtert war denn beschämt.

Er schritt zwischen dem Zuschneidetisch und den wandhohen Regalen, in denen die Stoffe gelagert wurden, hin und her. Das Haar fiel ihm über die Brille, und seine Wangen glühten. Ganz offensichtlich war er noch nicht fertig mit ihr. »Du hättest schon vor Jahren heiraten sollen, und jetzt weiß ich wirklich nicht, ob dich noch jemand will.«

Diese Überlegung hatte auch Rhia bereits angestellt.

Er blieb mit dem Rücken zu ihr stehen und sprach zu den Tuchballen. »William O’Donahue ist ein angesehener und erfolgreicher Kaufmann. Er wäre ein großer Gewinn für diese Familie – dieses Geschäft – gewesen.«

Rhia zuckte zusammen. Zum Teufel mit ihrer Zurückhaltung. »Ach, darum geht es? Ums Geschäft? William ist ein Langweiler, der sich nicht traut, eine Frau zu heiraten, die ihren eigenen Kopf hat. Ich bin froh, dass ich ihm nicht jeden Tag ins Gesicht sehen muss.«

Ihr Vater fuhr herum und funkelte sie an, wobei seine Augen vor Wut zu schmalen Schlitzen wurden. »Du bist dreist und schamlos! Ich habe dich nicht dazu erzogen, irgendwelche Meinungen zu haben, Rhia. Und wenn nicht ... wenn nicht die Familie deiner ... Mutter gewesen wäre, dann wärst du so wie jedes andere anständige Mädchen hier in Dublin. Stattdessen liest du die Zeitung und läufst durch die Stadt wie eine Milchmagd. Jetzt wird mir klar, dass du Mr O’Donahue absichtlich beleidigt hast, damit er gezwungen ist, die Verlobung zu lösen. Was hast du verdammt noch mal zu ihm gesagt?«

»Das stimmt nicht! So etwas würde ich nicht tun. Ich habe ihm nur erzählt, was in dem Winter in Greystones passiert ist, als Michael Kelly verhaftet wurde.«

Connor Mahoney schwieg lange. Als er wieder zu sprechen begann, war er nahezu heiser. »Du hast ihm also mitgeteilt, dass du diesen Webern geholfen und damit dafür gesorgt hast, dass ein protestantischer Grundherr wie ein Lump dastand?«

Rhia sah ihm in die Augen. Sie hatte nichts Unrechtes getan. Sie hatte lediglich so gehandelt, wie es jeder mit einem Funken Mitleid getan hätte. Man hätte Weber hinausgeworfen, weil sie ihre Miete nicht zahlen konnten, obwohl es mitten im Winter war. Sie wären vielleicht verhungert und mit Sicherheit erfroren. Rhia hatte sie zu Mamos Cottage gebracht. Kurz darauf hatten Michael Kellys Jungs eine Ladung Tee abgefackelt, die demselben Grundherrn gehört hatte, einem Teehändler. Dieser schnappte sich Michael, der ihm daraufhin die Nase brach. Und Michael wurde deportiert.

Connor Mahoney schwieg. Sie hatte ihm noch nicht geantwortet. »Ja, das habe ich ihm erzählt«, sagte sie schließlich leise.

»Törichtes Kind! O’Donahue ist ein Geschäftspartner des Mannes, den Michael Kelly angegriffen hat.«

»Noch ein Grund, ihn nicht zu heiraten.«

»Du bist ein ... ein Teufel im Unterkleid.« Er hieb mit der flachen Hand krachend auf den Tisch.

»Und du bist ein verdammter Tyrann! Ich hätte Thomas Kelly heiraten sollen, der liebt mich wenigstens.« Jedenfalls hatte er das einmal getan.

»Du wirst dich nicht mit einem Weber einlassen!« Er ging mit großen Schritten zur Tür und blieb mit der Hand auf dem Knauf noch einmal stehen, jedoch ohne sie anzusehen. »Wir werden das weiterbesprechen, wenn deine Mutter zurückgekehrt ist. Richte Hannah aus, dass ich im Club essen werde.«

Damit verließ er das Zimmer.

»Ich bin kein Kind!«, rief ihm Rhia hinterher. Zitternd vor Wut und mit geballten Fäusten stand sie da. Als sie hörte, wie die Haustür geschlossen wurde, sank sie auf das Chesterfield-Sofa. Sie fühlte sich trotzdem wie ein Kind. Er hatte recht. Sie sollte längst verheiratet sein. William O’Donahue stammte aus Belfast, und er hatte keine Ahnung von ihrem Ruf gehabt, ehe sie sich begegnet waren. Und jetzt hatte sie ihn vergrault.

Hannah klopfte an, ehe sie eintrat. Vermutlich hatte sie alles mitgehört, selbst wenn sie nicht an der Tür gelauscht hatte. Ihre Miene verriet ihr Mitgefühl, und sie betrieb einen größeren Aufwand als nötig, als sie das Feuer schürte und die Lampen entzündete. »Wollen Sie hier zu Abend essen, Miss?«

»Ich bin ein Teufel im Unterkleid,...



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