E-Book, Deutsch, Band 10, 256 Seiten
Reihe: Kompendium DaF/DaZ
Fjordevik / Roche Angewandte Kulturwissenschaften
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8233-0145-5
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 10, 256 Seiten
Reihe: Kompendium DaF/DaZ
ISBN: 978-3-8233-0145-5
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Vermittlung von Sprache und Kultur geschieht im Unterricht häufig getrennt voneinander, oft auf Kosten kultureller und lingua-kultureller Aspekte. Der Band versammelt unterschiedliche theoretische Facetten der modernen Kognitions-, Kultur-, Literatur-, Medien- und Sprachwissenschaften und arbeitet ihre Relevanz für die Sprach- und Kulturvermittlung im Ausland anschaulich heraus. Dargestellt werden Grundlagen der kontrastiven Literaturgeschichte und der Literaturwissenschaften, der literarischen Dynamik, der Intermedialität von Literatur, Bild, Film, Musik und Kabarett, der Kulturwissenschaften und der Interkomprehensionstheorie. Ein Ressourcen- und Referenzteil zu Staatsordnung und Parteienlandschaft in Deutschland, zu Sprache und Funktion der Massenmedien sowie eine kompakte Wiederholung der Grundlagen der germanistischen Linguistik schließen diesen multiperspektivischen Band angewandter Kulturwissenschaften ab.
Privatdozentin Dr. Maren Eckart lehrt an der Dalarna University im Fachbereich Deutsch mit Schwerpunkt deutschsprachige Literatur, Kultur und kreatives Schreiben. In der Forschung beschäftigt sie sich vor allem mit Narratologie und Genderforschung und arbeitet z.Zt. an einem Projekt über Literatur in digitalen Medien.
Dr. Anneli Fjordevik lehrt an der Dalarna University und an der Uppsala University im Fachbereich Deutsch Literatur und Grammatik und ist auch in der Verwaltung und Studienberatung tätig. Forschungsschwerpunkte: Intertextualität und Literatur in neuen Medien.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Teil 1. Grundlagen der angewandten Kulturwissenschaften
1. Grundlagen der Literaturgeschichte
Yuri Stulov … the story of the European tradition is a rich harvest – a tradition also that owes much to peoples that lived beyond the borders of the smallest and yet most aggressive continent. For that reason we must be respectful to these foreign creditors, for the world of art knows no barriers of geography, race, or language, and there are no tariff walls in matters of the spirit. (Buck 1947: Introduction) Dieses Kapitel besteht aus einer Studie ausgewählter literarischer Werke, die von der Antike bis zum heutigen Tage reichen. Sie repräsentiert verschiedene regionale Kulturen und Zeitperioden und ist damit auch für den kulturellen Kontext des Sprachunterrichts relevant. Es wird eine Reihe von kritischen Ansätzen betrachtet, die mit Blick auf verschiedene literarische Texte in Form von Diskussionen innerhalb von Seminaren und schriftlichen Hausarbeiten angewandt werden. Jede Lerneinheit in diesem Kapitel betrachtet jeweils zwei Texte unterschiedlicher literarischer Gattungen. Die einzelnen Einheiten basieren auf den Verbindungen zwischen den Texten, die verschiedenen Kulturen und Zeitperioden zugeordnet werden können, und liefern Fragestellungen mit welchen man an die Texte herantreten kann. Das Ziel dieses Kapitels ist es, Studenten und Studentinnen in die literarische, kulturelle und soziale Bedeutung der Meisterwerke der Weltliteratur einzuführen, und es ihnen zu ermöglichen, diese literarischen Texte in ihren historischen und kulturellen Kontexten zu analysieren, sowie mögliche Verknüpfungen zwischen den Texten zu finden, um Schlüsse hinsichtlich der Interaktion zwischen Kulturen und kulturellen Epochen auf der ganzen Welt ziehen zu können. 1.1 Grundzüge einer vergleichenden Literaturwissenschaft
In der vorliegenden Lerneinheit werden wir Meisterwerke der Weltliteratur durchgehen, welche im 5. Jahrhundert v. Chr. in Griechenland und in den Vereinigten Staaten des 20. Jahrhunderts verfasst wurden, um Antworten auf die folgenden Fragen zu finden: Warum ist Weltliteratur relevant für die Betrachtung des kulturellen Kontexts, welcher die Entwicklung der Menschheit bestimmte? Welche Verbindungen existieren zwischen der Literatur der Vergangenheit und zeitgenössischer Literatur? Auf welcher Grundlage kann man Werke vergleichen, die verschiedenen Nationen und Zeitperioden zugehörig sind? Auf welche Weise kann das Studium der Weltliteratur hilfreich sein, Grenzen zu überschreiten und zum gegenseitigen Verständnis zwischen Menschen beizutragen? Um diese Fragen beantworten zu können, ist es notwendig zu verstehen, was Weltliteratur gegenüber der vergleichenden Literatur eigentlich ist, sowie zu sehen, welche kritischen Ansätze verwendet werden können, um eine tiefere Einsicht in den kulturellen und ästhetischen Kontext zu gewinnen. Lernziele In dieser Lerneinheit möchten wir erreichen, dass Sie ein Konzept zur Leseförderung für eine bestimmte Zielgruppe entwerfen können; verschiedene Definitionen von Weltliteratur vergleichen und diese interpretieren können sowie über die Definition von Weltliteratur selbst reflektieren; Texte verschiedener Epochen in ihrem zeitlichen und regionalen Kontext analysieren und diese als kulturtragend beschreiben können; den historischen Ablauf in Bezug auf literarische Bewegungen, bedeutende Autoren und Autorinnen sowie Texte kritisch lesen und verstehen können. 1.1.1 Definition der Weltliteratur Es gibt verschiedene Definitionen des Begriffs Weltliteratur. Das Oxford Dictionary definiert Weltliteratur als: 1. A body of work drawn from many nations and recognized as literature throughout the world. 2. (The sum of) the literature of the world. (Ein Oeuvre, das aus Werken vieler Nationen besteht und als Literatur auf der ganzen Welt anerkannt ist). (Oxford Dictionary a) Einige Gelehrte betrachten Weltliteratur als die Studie repräsentativer Werke westlicher und nicht-westlicher literarischer Traditionen im kulturellen und historischen Kontext von der Antike bis zum heutigen Tage. Obwohl diese verwurzelt sind in den Regionen der Welt denen sie entstammen, sind sie von großem Interesse für Personen von außerhalb dieser Regionen. Die Leitlinie des Institute for World Literature der Harvard University verweist darauf, dass our understanding of ‚world literature‘ has expanded beyond the classic canon of European masterpieces and entered a far-reaching inquiry into the variety of the world’s cultures and their distinctive reflections and refractions of the political, economic and religious forces sweeping the globe. (Unser Verständnis von ‚Weltliteratur‘ hat sich über den klassischen Kanon der europäischen Meisterwerke hinaus erweitert und ist zu einer weitreichenden Ermittlung der Diversität der Weltkulturen mit ihren distinktiven Überlegungen und Bruchstellen der politischen, wirtschaftlichen und religiösen Kräfte der Welt übergegangen). (The Institute for World Literature) J. Hillis Miller beschreibt: Studying literature from around the world is a way to understand globalization. This understanding allows one to become a citizen of the world, a cosmopolitan, not just a citizen of this or that local monolingual community. (Das Studium der Literatur aus der ganzen Welt ist ein Weg die Globalisierung zu verstehen. Dieses Verstehen erlaubt es einem, ein Weltbürger, ein Kosmopolit zu werden, anstatt eines einfachen Bürgers einer einsprachigen Gemeinde). (Miller 2011: 253) Ein Student oder eine Studentin der Weltliteratur eignet sich umfassendes Wissen über Literaturen der ganzen Welt an; dies ist eindeutig eine gewaltige Aufgabe, die ein großes Bemühen miteinschließt, die Texte der verschiedenen Nationalliteraturen nicht als eine beliebige Ansammlung anzusehen, sondern als repräsentativ für gewisse literarische Strömungen, Bewegungen und Zeitperioden, die einen länderübergreifenden Wert inne haben. Das World Literature Syllabus der Penn State University bietet eine genauere Beschreibung dessen, was mit Weltliteratur gemeint ist. Es beinhaltet die folgenden Punkte: World Literature as a comprehensive corpus of all literary texts in all languages of the world (Weltliteratur als ein umfassender Korpus aller literarischer Texte aller Sprachen der Welt.) World Literature as an anthropological comparison of how different cultures develop literary forms (Weltliteratur als ein anthropologischer Vergleich hinsichtlich der Art und Weise verschiedener Kulturen, literarische Gattungen zu entwickeln.) World Literature as a hypercanon of „the best that has been thought and said“ by selected writers of the world (Weltliteratur als ein Hyperkanon des „Besten, das jemals gedacht und gesagt wurde“ von ausgesuchten Autoren der Welt.) World Literature as the process of diffusion of texts around the globe through translation, adaptation, rewriting, etc. (Weltliteratur als der Prozess der globalen Verbreitung von Texten durch Übersetzungen, Adaptionen und Umschreibungen). (Pennsylvania State University 2014) David Damrosch formuliert „a threefold definition focused on the world, the text and the reader“ (eine dreifache Definition mit dem Fokus auf Welt, Text und Leser): World literature is an elliptical refraction of national literatures. (Weltliteratur ist eine elliptische Bruchstelle nationaler Literaturen.) World literature is writing that gains in translation. (Weltliteratur ist das Schreiben, das durch Übersetzung an Wert gewinnt.) World literature is not a set canon of texts but a mode of reading: a form of detached engagement with worlds beyond our own place and time (Weltliteratur ist kein fester Kanon von Texten, sondern ein Lesemodus: eine Art losgelöste Beschäftigung mit Welten, die jenseits unserer eigenen Zeit und jenseits unseres eigenen Raums liegen). (Damrosch 2003: 281; Kursiv – David Damrosch) Er fährt fort: World literature has often been seen in one or more of three ways: as an established body of classics, as an evolving canon of masterpieces, or as multiple windows on the world. (Weltliteratur wurde oft in bis zu drei Arten betrachtet: als ein etabliertes Oeuvre der Klassiker, als ein sich entwickelnder Kanon der Meisterwerke, oder als multiple Fenster in die Welt). (Damrosch 2003: 15) Auf eine bestimmte Art und Weise wiederholt J. Hillis Miller einige Inhalte der Definition von Damrosch und bezieht sich dabei auf „the challenge of translation, the challenge of what literary works to choose as representative, the challenge of making a universal definition of ‚literature‘“ (Miller 2011: 251). 1.1.2 Vergleichende Literaturwissenschaft Die vergleichende Literaturwissenschaft beschäftigt sich ebenfalls mit den Aspekten, die im Abschnitt...