Buch, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 211 mm x 277 mm, Gewicht: 1254 g
14 Geschichten über häusliche Gewalt
Buch, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 211 mm x 277 mm, Gewicht: 1254 g
ISBN: 978-3-96900-182-0
Verlag: Kehrer Verlag Heidelberg
Der österreichische Fotograf Robert Fleischanderl setzt sich in seinem Fotobuch mit der sensiblen und schwer zugänglichen Thematik von häuslicher Gewalt auseinander. Initiiert vom Verein Gewaltschutzzentrum Niederösterreich für Gewaltprävention, Opferhilfe und Opferschutz, und in Kooperation mit dem Bundesverband der Österreichischen Gewaltschutzzentren entstand nach mehr als zwei Jahren Arbeit Fleischanderls Fotokunstprojekt.
81 Foto-Text-Paare erzählen dokumentarisch die unterschiedlichen Aspekte häuslicher Gewalt an Frauen und Kindern. Die Wohnungen, in denen die Gewaltverbrechen geschahen, stehen hierbei im Mittelpunkt der Fotografien. Sie sind oft Tatorte, doch als solche – bis auf eine Ausnahme – nicht mehr zu erkennen, da alle Spuren der Verbrechen beseitigt wurden. Beinah unspektakulär und gewöhnlich erscheinen die Fotos daher auf den ersten Blick. Die Texte, die jedem Foto begleitend gegenübergestellt werden und in denen Fleischanderl die Betroffenen selbst zu Wort kommen lässt, laden die Bilder jedoch stark auf, machen die Dynamik der Gewaltbeziehungen im Sprachbild auf beklemmende Weise sichtbar. Neben Zitaten der Opfer aus den Akten der Gerichtsverfahren werden auch medizinische Befunde sowie Polizeiprotokolle gezeigt, stets unter Wahrung der Anonymität der Betroffenen. Ergänzt werden die 14 Geschichten über um Zitate aus Interviews mit Beraterinnen des Gewaltschutzzentrums und um ein Glossar zu Begriffen struktureller Gewalt.
Dieses Fotokunstprojekt soll die Geschichten aller Betroffenen würdigen, ihre Stimmen hör- und sichtbar machen. Es soll mehr Bewusstsein für das gesellschaftlich hochbrisante Thema häusliche Gewalt schaffen und durch den künstlerischen Zugang eine niederschwellige und differenzierte Auseinandersetzung ermöglichen. Der Kehrer Verlag wird einen Teil seiner Einnahmen aus dem Verkauf des Buchs an ein Frauenhaus in Deutschland spenden.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Auszug aus dem Text von Nina Schedlmayer: Die Alltäglichkeit der Gewalt
» (…) Der Text führt so das Bild ad absurdum: Ein Teddybär mit der Aufschrift „Küss mich“ begleitet folgendes Zitat: „Er hat immer gesagt, wenn er mich nicht haben kann, dann wird auch kein anderer mich haben“. Ein Polster mit drei Autos aus dem Cartoon „Cars“ ist neben einer Erzählung von einer brutalen Verfolgungsjagd mit verängstigtem Dreijährigen auf der Rückbank zu sehen. (…) Die Gesichter der lustigen Autos verwandeln sich in aggressive Fratzen, wenn ein Crash das eigene Leben und das des Kindes bedroht. Die Weisheit, dass es für alles „einen Grund“ gebe, wird zum reinsten Zynismus angesichts von Prügeln und Vergewaltigungen. Und wenn der Kuss gewaltvoll erzwungen ist, dann verzerrt sich das Lachen des Teddybärs zum sadistischen Grinsen. Nichts hier kann mehr mit einem unschuldigen Blick betrachtet werden, alles ist Teil eines unerträglichen Albtraums. «