E-Book, Deutsch, Band 180, 297 Seiten
Franc Wie die Schweiz zur Schokolade kam
1., Aufl
ISBN: 978-3-7965-3693-9
Verlag: Schwabe Basel
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Der Kakaohandel der Basler Handelsgesellschaft mit der Kolonie Goldküste (1893-1960)
E-Book, Deutsch, Band 180, 297 Seiten
Reihe: Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft
ISBN: 978-3-7965-3693-9
Verlag: Schwabe Basel
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft (BBG)
Begründet 1938 von E. Bonjour, W. Kaegi und F. Staehelin
Weitergeführt von F. Graus, H. R. Guggisberg, H. Lüthy, M. Mattmüller und W. Meyer
Herausgegeben von S. Burghartz, K. v. Greyerz, H. Haumann, G. Kreis, J. Mooser,
A. v. Müller, C. Opitz, M. Schaffner und R. Wecker
BBG 180
Wie kommt ein Land, das nie eine Kolonialmacht war, zu einem nationalen Erkennungszeichen, das aus Kakao hergestellt wird? Am Fallbeispiel der Basler Handelsgesellschaft (BHG) wird die globale Vernetzung der Schweizer Volkswirtschaft deutlich. Es war die 1859 von der Basler Mission als Aktiengesellschaft gegründete BHG, die 1893 den ersten Sack ghanaischen Kakaos nach Europa verschiffte. Bereits 1911 wurde die britische Kolonie Goldküste zum grössten Kakaoproduzenten der Welt, und viele afrikanische Plantagenbesitzer, Geschäftsleute und Häuptlinge brachten es zu Wohlstand. Die als Entwicklungsprojekt konzipierte Schweizer Firma war jedoch während eines halben Jahrhunderts Teil eines Kartells der europäischen Handelsgesellschaften, das nicht nur die Kakaopreise für die ghanaischen Bauern drückte, sondern auch aufstrebende afrikanische Kaufleute daran hinderte, Kakao in Eigenregie nach Europa zu verschiffen. Das heutige Ghana blieb fast während des gesamten 20. Jahrhunderts weltgrösster Kakaoproduzent, und die BHG war bis auf wenige Jahre die einzige Schweizer Firma, die an der Goldküste zur Kolonialzeit Kakao einkaufte. Nachdem die Schweizer Schokoladenindustrie zu Beginn des Jahrhunderts stark gewachsen war, musste sie zwei Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise überstehen.
Die Rohstofflieferungen der BHG aus den Kolonialgebieten haben der Branche das Überleben gesichert und das Produkt Schweizer Schokolade in die Nachkriegszeit gerettet. Mit der vorliegenden Studie wird somit ein bisher vergessenes Kapitel in der Geschichte der Schweizer Schokolade ergänzt.
Die Schweizer Schokolade wird zudem zum Symbol eines Wohlstandes, der zu einem grossen Teil ausserhalb der Landesgrenzen erworben wurde und sich auf imperiale Praktiken abstützte. Durch die genaue Beobachtung des Verhaltens der Schweizer Kaufleute in Afrika vermeidet die Autorin jedoch eine Pauschalverurteilung der Schweiz zur Kolonialzeit. Im Gegenteil zeichnet sie ein Bild vieler verschiedener Akteure, die in einem fragilen Kräftemessen nicht nur ihre ökonomischen Vorteile, sondern auch ihre Ideologien zum Zug kommen lassen wollen.
Zielgruppe
Schokolade wird aus Kakao hergestellt, einem früheren Kolonialprodukt. Doch wie kam die Schweiz zur Schokolade beziehungsweise zum Kakao, obwohl sie nie Kolonien besass? Dieser Frage geht das Buch anhand der Firmengeschichte der Basler Handelsgesellschaft (BHG) nach. Die BHG war eine wichtige Akteurin in der britischen Kolonie Goldküste, dem späteren Ghana. Die Handelsgesellschaft, 1859 von der Basler Mission als AG gegründet, verschiffte im Jahre 1893 den ersten Sack ghanaischen Kakao nach Europa. Damit war ein einzigartiger Wirtschaftsboom lanciert: Die ghanaischen Bauern rodeten selbständig Urwald, um Kakaofarmen anzulegen. 1911 wurde die Kolonie Goldküste zum grössten Kakaoproduzenten der Welt und viele afrikanische Plantagenbesitzer, Geschäftsleute und Häuptlinge brachten es zu beachtlichem Wohlstand. Bis zum Ersten Weltkrieg liess die britische Kolonialregierung die BHG weitgehend frei gewähren. Doch während des Kriegs wurde der Basler Firma Deutschfreundlichkeit vorgeworfen, die Mitarbeiter mussten die
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Dank;10
3;Einleitung;12
3.1;Die Schweizer Schokolade;12
3.2;Der Kakaohandel der Basler Handelsgesellschaft mit der Kolonie Goldku?ste;14
3.3;Forschungslandschaft;18
3.3.1;Die Schweizer Wirtschafts- und Überseegeschichte;18
3.3.2;Afrikanische Geschichte;26
3.3.3;Kakao und Schokolade;32
3.3.4;Entwicklungszusammenarbeit;35
3.3.5;Imperialismus;38
3.4;Das Firmenarchiv der Basler Handelsgesellschaft (BHG);41
3.5;Forschungsfrage;42
3.6;Methode;45
3.7;Aufbau der Arbeit;47
3.8;Bemerkungen;49
4;I. Vom Kakao zur Schokolade;50
4.1;1. Kakao und Schokolade;50
4.1.1;1.a) Die Speise der Götter;50
4.1.2;1.b) Die Eroberung Europas;51
4.1.3;1.c) Die Entstehung der Schweizer Schokoladenindustrie;53
4.1.4;1.d) Strukturwandel im Kakaoanbau;54
4.2;2. Kolonialisierung und Übergang zum «legitimen» Handel;57
4.2.1;2.a) Handel mit Sklaven und Palmöl: das 19. Jahrhundert;57
4.2.2;2.b) Der Kakaoboom;60
4.2.3;2.c) Die Briten und der junge Staat Ghana;62
4.2.4;2.d) Kakaohandel im 20. Jahrhundert;65
4.3;3. Die Basler Mission und der Handel;68
4.3.1;3.a) Die Basler Mission;68
4.3.2;3.b) Die Gru?ndung der Basler Missionshandelsgesellschaft (MHG);71
4.3.3;3.c) Die Anfänge der Handelsgesellschaft an der Goldku?ste;74
4.4;4. Afrikanische Bauern und Basler Missionare;78
4.4.1;4.a) Erste Versuche mit Kakao;78
4.4.2;4.b) Tetteh Quarshie;79
4.4.3;4.c) Ein historischer Export;81
4.4.4;4.d) Wie die Basler Handelsgesellschaft ihre Geschichte entdeckte;83
4.4.5;4.e) Die Kakaoproduktion wird zum Dorn im Auge der Missionare;85
5;II. Kakaohandel 1893–1918;88
5.1;5. Die Anfänge des Kakaohandels;88
5.1.1;5.a) Die Faktoreien an der Goldku?ste um die Jahrhundertwende;88
5.1.2;5.b) Der Kakaoeinkauf;90
5.1.3;5.c) Konkurrenzfirmen und Kartelle;93
5.2;6. Die Reformen von 1909;96
5.2.1;6.a) Die «Handlungsfrage»;96
5.2.2;6.b) Vom Missionar zum Kaufmann;99
5.3;7. Der Kakaohandel;103
5.3.1;7.a) Trockenmaschinen, Lastwagen und Bru?cken;103
5.3.2;7.b) Der Einstieg Asantes in den Kakaohandel;106
5.3.3;7.c) Die anderen Firmen;108
5.4;8. Die MHG als europäische Handelsgesellschaft;112
5.4.1;8.a) Das Kakaohändlernetz in Europa;112
5.4.2;8.b) Alltag in der Basler Missionshandelsgesellschaft;115
5.4.3;8.c) Der Kakaohandel an der Goldku?ste während des Ersten Weltkriegs;118
6;III. Kakaohandel in der Zwischenkriegszeit;122
6.1;9. Die Trennung von der Mission und die Gru?ndung der UTC;122
6.1.1;9.a) Deutschfreundlichkeit, Trennung von der Mission, Konfiszierung;122
6.1.2;9.b) Die Gru?ndung der UTC;126
6.1.3;9.c) Die Unternehmer der Goldku?ste;130
6.1.4;9.d) Die ersten Jahre der UTC an der Ku?ste;133
6.2;10. Die UTC als internationales Netzwerk;137
6.2.1;10.a) Die neuen Firmen OBL und Afram und der neue Kakaohandel;137
6.2.2;10.b) Die UTC verändert sich;140
6.3;11. Die UTC an der Goldku?ste;143
6.3.1;11.a) Die Beziehung zu den Einheimischen;143
6.3.2;11.b) Neue Herausforderungen in der Vorkriegszeit;148
6.4;12. Spannungen zwischen Afrikanern und Europäern;152
6.4.1;12.a) Der grosse Kakao-Hold-up der Saison 1937/38;152
6.4.2;12.b) Einheimische Verschiffer;159
7;Bildteil;166
8;IV. Die 1940er und 1950er Jahre;174
8.1;13. Der Zweite Weltkrieg;174
8.1.1;13.a) Ausbruch des Kriegs: Nichts geht mehr;174
8.1.2;13.b) Übergang zur Kriegswirtschaft in der Schweiz;177
8.1.3;13.c) Die koloniale Kriegswirtschaft der Briten;181
8.1.4;13.d) Während des Kriegs an der Ku?ste;183
8.1.5;13.e) Handel in London und New York;186
8.2;14. Kriegswirtschaft nach dem Krieg;189
8.2.1;14.a) Die Handelshemmnisse nach dem Krieg;189
8.2.2;14.b) Der kontrollierte Kakaohandel in England und an der Ku?ste;192
8.3;15. Die Zeit der Ghanaer beginnt;194
8.3.1;15.a) Die Basler Handelsgesellschaft als Unternehmen der Nachkriegszeit;194
8.3.2;15.b) Die wirtschaftlichen Hintergru?nde der Unabhängigkeitsbewegung;199
8.3.3;15.c) Afrikanisierung;202
8.4;16. Das Ende des Kakaohandels;205
8.4.1;16.a) Die Europäer geben den Kakaoeinkauf auf;205
8.4.2;16.b) Ghana wird unabhängig;208
8.4.3;16.c) Die UTC wird Hoflieferant;211
9;V. Imperialismus oder Entwicklungszusammenarbeit?;214
9.1;Schlussfolgerungen;214
9.1.1;Kriterien;214
9.1.2;Die Beziehung der BHG zur Kolonialmacht England;216
9.1.3;Die Rolle der Auslandschweizer;220
9.1.4;Trittbrettfahrerin?;223
9.1.5;Schweizer Staat und Schweizer Firma;227
9.1.6;Kartell;231
9.1.7;Ideologie;235
9.1.8;Handel als Entwicklungszusammenarbeit?;242
9.1.9;Kakao und Kredite;245
9.1.10;Die Bedeutung des Kakaohandels der BHG fu?r die Schweizer Schokoladenindustrie;248
9.2;Zusammenfassung und Ausblick;250
10;Quellen;256
10.1;Relevante Archive;256
10.1.1;Konsultierte Archive;256
10.1.2;Nicht konsultierte Archive;257
10.1.3;Andere Quellenarten;257
10.2;Verwendete Quellen;257
10.3;Auswahl der Quellen;258
10.4;Quellenkritik pro Archiv;259
10.4.1;BHG-Material im Archiv der mission 21 (BM);259
10.4.1.1;Vorkriegszeit (1893–1914);259
10.4.1.2;Der Erste Weltkrieg (1914–1918);262
10.4.1.3;Zwischenkriegszeit, Gru?ndung der UTC (1918–1939);263
10.4.1.4;Der Zweite Weltkrieg (1939–1945);265
10.4.1.5;Nachkriegszeit (1945–1957);267
10.4.1.6;Unabhängigkeit (ab 1957);268
10.4.1.7;Memoiren;269
10.4.2;Archiv der mission 21;269
10.4.3;Privatbesitz;270
10.4.4;Schweizerisches Wirtschaftsarchiv (SWA) in Basel;270
11;Bibliographie;272
12;Zeittafel;279
13;Glossar;281
14;Personen;286
15;Annex;289
16;Abbildungsverzeichnis;297