Friedrich | Holly. Wenn die Mode fremdgeht | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 160 Seiten

Reihe: Holly-Reihe

Friedrich Holly. Wenn die Mode fremdgeht

Band 4
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-20524-9
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 4

E-Book, Deutsch, Band 4, 160 Seiten

Reihe: Holly-Reihe

ISBN: 978-3-641-20524-9
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Holly: Jede Frau hat ein Geheimnis.

Keine Zeit für Frühlingsgefühle bei Holly. Simone Pfeffer weiß nicht, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes ist. Und ihr Netzwerk aus Freundinnen – die Spyders –, die in kürzester Zeit alles über jeden herausfinden können, verschweigen ihr etwas. Etwas, das den neuen Mann in Simones Leben betrifft. Annika Stassen versteckt sich in Grunewald. Doch weiß wirklich niemand, dass die ehemalige Chefredakteurin wieder in Berlin ist? Und wie lange kann Elisabeth Salditt noch die Geschicke der Menschen lenken, ehe sie selbst auf die falsche Bahn gerät?





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Freitag, 8. Mai

1

Holly-Redaktion, Freitagnachmittag, 15:00 Uhr.

Simone Pfeffer sitzt an ihrem Schreibtisch. Ihr Auftrag, die Analyse der Workflows in Deutschlands wichtigstem Frauenmagazin, ist abgeschlossen, jetzt müssen die Ergebnisse und ihre Protokolle nur noch in eine Präsentation eingearbeitet werden. Sie hat sich vorne am Automaten einen doppelten Espresso geholt, auf dem Schreibtisch liegen in geordneten Haufen ihre ausgedruckten Unterlagen, der Rechner ist an, der Duft des Kaffees löst Tatendrang aus. Simone ist guter Stimmung, vorhin hat das Büro der Verlegerin angerufen und für Montag ein Abendessen mit Elisabeth Salditt in Hamburg vereinbart. 20:00 Uhr Restaurant Cox. Eines der Lieblingsrestaurants von Frau Salditt, das weiß jeder im Verlag.

Die Gänge und Zimmer in der Holly-Redaktion sind um diese Uhrzeit schon wie ausgefegt. 36 ½-Stunden-Woche, das heißt für die meisten: Freitagnachmittag um 14:30 Uhr ist Feierabend. Sabine Penckwitz, Redakteurin in der Reise, hat letztens beim Mittagessen mal wieder gesagt: »Ich weiß nicht, ob ich ohne meinen freien Freitagnachmittag leben könnte. Der ist so wichtig für mich! Für meine Inspiration, meine innere Ruhe, für mich ein Moment des Innehaltens …«, und dann kommt immer ein Zitat, ihr Zitat von Nietzsche: »Die größten Ereignisse – das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.«

Sabine Penckwitz und viele andere aus der Redaktion sind jedenfalls schon nach Hause gegangen. Und wenn Simone Pfeffer sich so ihre Workflow-Analyse anschaut, ist sie sich nicht sicher, ob sie für die Momente des Innehaltens noch garantieren kann. Nietzsche hin oder her. Aber darum werden sich dann andere kümmern müssen.

Sie wird ihre Analyse Ende nächster Woche in großer Runde im Verlagshaus in Hamburg präsentieren. Eine PowerPoint-Präsentation soll es sein, mit Beamer an die Wand geworfen. Frau Salditt hat Chefredakteure und Verlagsleiter anderer Blätter dazugebeten, »damit die gleich sehen, was auch auf sie zukommt.«

Eigentlich hasst Simone Pfeffer PowerPoint-Präsentationen. In Gedanken hat sie die arbeitende Bevölkerung schon oft in zwei Gruppen eingeteilt. Menschen, die in ihrem Job PowerPoint-Präsentationen machen – und Menschen, die das eben nicht tun. Und manchmal stellt sie sich vor, wie es wohl wäre, wenn Gruppe 1 und Gruppe 2 einfach mal tauschen würden, vielleicht für ein Jahr. Na ja, wie auch immer, in diesem Jahr jedenfalls zeigt sie selbst eine PowerPoint-Präsentation, und zwar eine sehr wichtige.

In diesem Moment kommen die Kolleginnen aus der Beauty an ihrem Schreibtisch vorbei: »Ciao Simone, mach nicht mehr so lange, und mach dir ein schönes Wochenende, hast du was Spannendes vor?«

Simone und die Beauty-Mädels tauschen noch ein paar Tipps fürs Wochenende aus. »Das ›House of Small Wonder‹ hat in Berlin-Mitte eröffnet, da gehen wir hin am Sonntag«, sagt Gina, Assistentin im Beauty-Ressort.

Das »House of Small Wonder« ist ein Restaurant/Café, das es im Big Apple bereits geschafft hat. Die beiden Besitzer haben ihren äußerst beliebten Laden in Brooklyn kürzlich verkauft und sind nun dabei, in Berlin-Mitte ein kleines Haus der Wunder zu schaffen.

»Hört sich gut an«, sagt Simone, »vielleicht sehen wir uns da.« Wenn die wüssten, denkt sie, wenn die wüssten, dass ich mir gerade selbst ein Haus der kleinen Wunder baue.

Kleines Wunder Nummer 1: Ein neuer Job, wieder als Journalistin. Kleines Wunder Nummer 2: Ein neuer Mann. Und wunderbar zum Dritten: Ein Baby mit ebendiesem neuen Mann. Was heißt hier kleine Wunder, house of big wonders, das baut sie gerade.

Georg liebt sie, und sie liebt Georg, und sie bekommen ein Baby. So ist das. So hat sie es Georg gesagt, so hat sie es sich selbst so oft gesagt, dass es jetzt auch für sie Gewissheit ist. Nur Georg kann der Vater sein, das sagt ihr Gefühl, das will sie so.

Petra, die Freundin von Georg, ist schon eine Ex, und Frank, Simones Freund, wird bald ein Ex sein. Petra hat Georg bereits rausgeschmissen, und sie, Simone, fährt Montag nach Hamburg, geht zu dem Abendessen mit Elisabeth Salditt. Und danach am Abend, oder am nächsten Tag, mal sehen, wie es so läuft mit Frank, wird sie es ihm sagen.

Auf das Essen mit Elisabeth Salditt freut sie sich, es kann dabei nur um ihre Zukunft gehen, vielleicht will die Verlegerin vor der Präsentation noch die wichtigsten Ergebnisse mit ihr unter vier Augen besprechen, aber Simone vermutet, dass es um das kleine Wunder Nummer 1 gehen wird, den neuen Job. Sie hatte sich bei Christa von Hutten um den Job Ressortleitung-Psychologie von Holly beworben. Carla Rosenberg hatte ganz unerwartet gekündigt, und es wird eine Nachfolgerin gesucht. Für Simone die Chance, ihrem »House of Wonder« das Fundament zu geben. »Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres.« Das sagte Albert Einstein. Und Simone Pfeffer sagt das auch, zumindest heute.

Sie möchte wieder Redakteurin sein, sie möchte wieder schreiben. Sie möchte in Berlin schreiben. Berlin, Holly, Georg und das Baby. Eine wunderbare Zukunft, in die sie da schaut.

Als sie gegen sechs Uhr den Computer runterfährt, beschließt sie, zu Fuß nach Hause zu gehen, der Weg von der Holly-Redaktion entlang der Spree zum Hackeschen Markt ist in den frühen Abendstunden besonders schön, vor der Kulisse der Museumsinsel, an der Spree entlang, am Monbijoupark vorbei. Sie schlüpft in ihre neue Lederjacke, die hat sie in letzter Minute noch im Sale auf der Ralph-Lauren-Website erstanden, ein Schnäppchen. Die ersten Tage in diesem Mai sind mild, die Bäume sind grün, die Luft riecht nach Sommer. Vor ihr liegt ein freier Freitagabend. Sie geht noch zu Butter Lindner, »Die feine Art, Genuss zu leben«, der Slogan von Lindner ist heute Abend auch ihr Slogan. Sie kauft sich eine Tüte voller Köstlichkeiten: Scampisalat, frische Brötchen, französische Salamipralinen, Macarons framboises und eine Flasche La Mortuacienne Pampelmusenlimonade. Bald wird sie zusammen mit Georg solche Abende zelebrieren. Wobei sie sagen muss, Georg ist weniger der Typ Butter Lindner, sondern eher der Typ Esso-Tankstelle: Snickers, Haribo, Dosenravioli. Aber das kann man ja ändern. Sie hat mal gelesen, dass im Moment der Trauung 70 Prozent der Bräute hoffen, dass sich der Mann im Lauf der Ehe ändert. Und 70 Prozent der Bräutigame hoffen, dass sich die Frau im Laufe der Ehe nicht ändert. Ist vielleicht ein gutes Thema, dieser Gegensatz, wenn sie dann im Psychologie-Ressort ist.

Sie genießt den Abend in der Wohnung, die bald nicht mehr ihre sein wird. Der Verlag braucht die Wohnung sicher wieder für andere Menschen, Simone könnte sich die auch gar nicht leisten. Georg ist heute Abend für sein Porträt des Außenministers unterwegs, er geht Abendessen mit einem früheren Weggefährten, der jetzt in Köln lebt. Später wird er sich vom Hotel aus melden.

Französische Salamipralinen und Macarons framboises gleichzeitig, das schmeckt super! Wie Gummibärchen und Lakritz-Schnecken auf einmal, hat sie als Kind schon geliebt. Irgendwie ist sie vielleicht auch der Esso-Typ?

Sie weiß noch ganz genau, was sie gemacht hat an dem Tag, damals, als der Anruf kam vom Verlagshaus Salditt & Hansen aus Hamburg, genauer gesagt, vom Chefredakteur des Reisemagazins »Global Travel«. »Global Travel« ist eine Line Extension des Magazins »Global«. Die Magazinfamilie »Global« steht für »tief gehende, von kompetenten Reportern vor Ort recherchierte Reportagen«, so steht es in einer Broschüre, die das Magazin erklärt und für Abonnenten wirbt.

Und der Chefredakteur von »Global Travel« persönlich hatte sie angerufen, um ihr einen Job als Redakteurin anzubieten. Sie erinnert sich noch genau an seine Worte: »Frau Pfeffer, ich verfolge Ihre Kolumne ›Die Welt in einem Schuhschrank‹ schon seit längerer Zeit. Das hat was Frisches, Junges, Modernes«, hat er ihr am Telefon gesagt. »Sie sind eine junge, moderne und intelligente Frau, genau das, wonach ich gerade suche.«

Simone steht auf dem Standpunkt, um über etwas zu schreiben, muss man nicht in die Welt hinaus, die Welt kommt heute zu einem. Alles ist da, während man an seinem Schreibtisch sitzt, im Café oder auf dem Sofa zu Hause. Skypen, googeln, twittern, facebooken. Streetview, Instagram … es ist alles da. Mehr noch als alles. Man muss es nur zu nehmen wissen. Und die Alten nennen das dann schlau, modern, intelligent, jung und frisch. Frisch ist besonders lustig, findet Simone. »Sehen Sie, Frau Pfeffer«, sagte der Chefredakteur damals, »genau das suchen wir hier bei uns! Leute wie Sie, Highperformer.«

Und schon nach einem Dreivierteljahr Redakteurin bei »Global Travel« kam dann der Anruf von Frau Salditt, sie persönlich hat bei ihr angerufen und um ein Mittagessen gebeten. Sie saßen im Café Paris.

»Frau Pfeffer, ich verfolge Ihre Arbeit bei ›Global Travel‹ mit großem Interesse. Das hat was sehr Intelligentes, Frisches, Junges, Modernes, und sehen Sie, ich frage mich, ob Sie mit Ihrem Talent nicht noch zu ganz anderen Aufgaben fähig sind.«

Simone wusste zunächst gar nicht, was sie dazu sagen sollte, als der Begriff »Change-Managerin« fiel, als von der Zukunft des ganzen Verlages die Rede war, vom großen Wandel. Print, Online, Mobile, vom großen Umbau, vom House of Future. Schließlich sagte Elisabeth Salditt: »Change-Managerin im House of Future: Was halten Sie davon?«

Simone sagte: »Change-Managerin im House of Future?«

Am Ende des Essens sagte...


Friedrich, Anna
Anna Friedrich ist ein Pseudonym. Gäbe es sie wirklich, würde sie in Hamburg leben.



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