Fritz / Maleh | Zivilisationskrankheiten des Pferdes | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Fritz / Maleh Zivilisationskrankheiten des Pferdes

Ganzheitliche Behandlung chronischer Krankheiten

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-13-243138-6
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Chronisch kranke Pferde optimal versorgen

Pferde leiden immer häufiger unter Stoffwechselerkrankungen und anderen (chronischen) Erkrankungen, die sich oftmals aus der Haltung bzw. Fütterung ergeben. Wie kann ich ein möglichst beschwerdefreies Leben ermöglichen? Wie Schul- und Alternativmedizin sinnvoll verbinden? Welche Tipps kann ich dem Tierhalter geben? Dieses Buch gibt Ihnen einen Überblick über artgerechte Haltung und Fütterung, sowie über verschiedene ganzheitliche Therapieansätze.

Ob EMS, Hufrehe oder viele weitere Krankheiten: Hier finden Sie aktuelle Erkenntnisse zu Ätiologie und Symptomatik sowie eine praxisnahe Darstellung der Diagnostik. Dazu werden bewährte, zielführende Therapieansätze vorgestellt. Diese reichen von der Schulmedizin Therapie (v.a. im akuten Zustand) über Veränderungen in Haltung und Fütterung bis hin zu alternativen Ansätzen (von Akupunktur bis physikalischer Therapie).

Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform VetCenter zur Verfügung (Zugangscode im Buch).
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1 Fütterung und Haltung
Nicht nur die reiterlichen Anforderungen, sondern auch die Haltungs- und Fütterungsbedingungen der Pferde haben sich in den letzten 30 Jahren dramatisch geändert ( ? Abb. 1.1, ? Abb. 1.2). Während das Pferd früher vor allem als Arbeitstier, als Kutsch- oder Militärpferd eingesetzt wurde, ist es heute Freizeitpartner und Sportpferd. Damit hat sich nicht nur die Haltung geändert – von Anbinde- und Ständerhaltung hin zu Boxen-, Weide- und Offenstallhaltung –, sondern auch die Fütterung. Im Zuge dieser Veränderungen begegnen wir heute ganz anderen Krankheitsbildern als noch vor 30 oder 40 Jahren. Krankheiten, die auch in anderen Ländern, in denen die Pferde noch als Arbeitstiere anders gehalten und gefüttert werden, größtenteils unbekannt sind. Abb. 1.1 Pferdehaltung heute noch in Marokko. Abb. 1.2 Pferdehaltung heute in Deutschland. 1.1 Entwicklung des Pferdes
Das Pferd in seiner Urform ist vor ca. 55 Millionen Jahren entstanden. War es anfangs noch ein zehengängiger, kleiner Waldbewohner, der sich ähnlich wie unsere heutigen Rehe verhalten und ernährt hat, wurde es bald zu einem Steppen- und Tundrentier. Das entstehende Equus caballus passte seinen Körper den neuen Gegebenheiten an: Es reduzierte und streckte seine Zehen und wurde zum Zehenspitzengänger. Die Biomechanik wurde dahingehend optimiert, dass das Pferd stundenlang in ruhigem Tempo laufen konnte, ohne dabei viel Energie zu verbrauchen – ein überlebenswichtiger Mechanismus in seinem Lebensraum. Der Verdauungstrakt wurde auf Steppen-, Halbwüsten- und Tundrenbewuchs umgestellt. Durch die Abwanderung in verschiedene Lebensräume entstanden vermutlich vier Urformen, die wir noch heute in Ansätzen in unseren Hauspferden wiederfinden. 1.1.1 Die vier Urtypen des Pferdes
Das Urpony Es lebte in gemäßigten, hügeligen Zonen. Es war wie alle Urpferdetypen ein Raufutterfresser und ein sehr guter Futterverwerter, widerstandsfähig gegen Kälte und Nässe, aber nicht gegen große Hitze. In den vegetationsreichen Sommern konnten sich die Urponys Reserven in Form von Fett anfressen, auf die sie in schneereichen Wintern zurückgriffen. Ganz typisch für den Urpony-Typ ist der kurze Kopf mit breiter Stirn und runder Nase. Die Ohren stehen weit auseinander, die Augen sind groß und wach. Urpony-Typen neigen zu kuhhessiger Stellung der Hinterbeine und haben einen runden Körper mit dichtem Fell, üppiges Langhaar und kurze Beine mit kleinen, festen Hufen. Das Erbe dieses Typs finden wir heute noch in allen Ponyrassen und Ponymischlingen und bei allen rundrippigen Pferden und denen mit Ponykopf, die meist auch eine Neigung zur Verfettung zeigen. Das Tundrenpony Es war in Tundren, kalten Steppen und Hochgebirgstälern heimisch. Auch der Tundrenpony-Typ ist ein sehr guter Futterverwerter und Raufutterfresser. Es ist angepasst auf trockenes, kaltes Klima. Nässe und Hitze werden nur mäßig gut vertragen. Vom Aussehen unterscheidet er sich vom Urpony vor allem durch den großen, massigen Kopf und die elchartige Schnauze, kleine Augen und einen kurzen, schweren Hals. Körper und Gliedmaßen sind kräftig mit ausgeprägtem Fesselbehang an stämmigen Beinen. Die Kruppe weist einen Spalt auf und die Hufe sind oft groß und flach. Heute finden wir die Gene des Tundrenponys bei allen Kaltblütern, bei Friesen und schweren Kleinpferden wie Isländern, Haflingern, Freibergern und Fjordpferden, geringe Anteile bei Warmblütern, die meist eine Neigung zu Lympheinlagerungen mit ausgeprägtem Halskamm und Polstern an den Flanken zeigen. Das Ur-Steppenpferd Diese Urform war dagegen ein schwerfuttriger Typ und Körnerfresser. Die Lebensumstände in Steppen boten extrem karges Raufutter über das ganze Jahr sowie die Samenstände der Pflanzen als Nahrungsgrundlage. Durch seinen Lebensraum war es optimal an Hitze angepasst, bei kaltem Klima steigt bei diesem Typ entsprechend der (Kraft-)Futterbedarf stark an und Nässe wird sehr schlecht vertragen. Ur-Steppenpferd-Typen sind Pferde mit ausgesprochenem Laufbedürfnis und hohem Fluchttrieb. Sie zeichnen sich aus durch lange, schmale Köpfe mit Ramsnase, eng zusammenstehende, lange Ohren und einen langen, dünnen Hals. Der Rumpf sieht immer knochig und eckig aus mit der Neigung zu einem aufgezogenen Bauch, die Gliedmaßen sind lang mit flachen Hufen. Fell und Langhaar sind eher dünn ausgeprägt. Heute finden wir das Erbe des Ur-Steppenpferdes sehr stark ausgeprägt in den Achal-Tekkinern, Vollblütern und Berbern, aber auch viele andere Pferde von Warmblütern im „Blütertyp“ bis hin zu den Edelponys zeigen Anteile des Ur-Steppenpferdes. Sie nehmen grundsätzlich eher schlecht zu und können übermäßiges Futterangebot lange kompensieren. Der Ur-Araber Dieser Urtyp entwickelt sich in steinigen Halbwüsten, also in warmen, niederschlagsarmen Gebieten. Er ist daher hervorragend an warmes und trockenes Klima angepasst, aber empfindlich gegen hohe Luftfeuchtigkeit und nasskaltes Wetter. Der Ur-Araber-Typ ist ein Körnerfresser und Verwerter von kargem Raufutter. Da er zu intensivem Kauen neigt, benötigt er lange Fresszeiten. Er ist ebenfalls ein Lauftyp, der zu Fluchtreaktionen neigt. Er zeichnet sich aus durch den trockenen, kurzen Hechtkopf mit spitzer, schmaler Nase, großen Nüstern, vorgewölbter Stirn und großen Augen. Die Ohren sind klein und an den Spitzen nach innen gerichtet. Die Gliedmaßen sind fein ausgeprägt und enden in harten, kleinen Hufen. Fell und Langhaar sind dünn und wenig ausgeprägt, er wirkt insgesamt drahtig und trocken. Wir finden ihn heute in allen „veredelten“ Pferden: Arabern, Vollblütern, Edelponys und allen anderen Reitpferden, aber auch in einigen französischen Kaltblutrassen. Auch diese Pferde sind – wie die Ur-Steppenpferde – meist schwerfuttrig und können übermäßiges Futterangebot oft sehr lange kompensieren. Von Anfang an gab es Vermischungen zwischen den Typen in den Randgebieten ihres Vorkommens. Der Mensch hat diese Vermischung verstärkt, indem er verschiedene Typen gezielt miteinander kreuzte, um gewisse Merkmale zu festigen und andere zu verringern. So führt eine Kreuzung zwischen Urpony und Tundrenpony zu kleinwüchsigen Pferden, wie sie später in Kohlegruben eingesetzt wurden. Kreuzt man hingegen Tundrenpony und Ur-Steppenpferd, werden die Pferde deutlich größer und waren damit der Beginn der Warmblutrassen. Um die Pferde des Urpony- und Tundren-Typs leichter und „trockener“ zu machen, also dem Aufschwemmen und Verfetten entgegenzuwirken, wurden viele Rassen mit Arabern veredelt: Trakehner ebenso wie Haflinger. 1.1.2 Das Pferd als Arbeitstier
Schon früh entdeckte der Mensch den Nutzen von Pferden als Last- und Reittiere. Man geht davon aus, dass das Pferd ca. 5000 v. Chr. domestiziert und von dort an züchterisch beeinflusst wurde. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts blieben dabei die Lebensgewohnheiten der Hauspferde relativ konstant: Es wurde Wert auf gute Futterverwertung und hohe Leistungsfähigkeit gelegt. Die Pferde wurden weitgehend mit Raufutter ernährt, nur der Adel konnte sich veredelte Reitpferde mit höherem Körnerfutterbedarf leisten. Gleichzeitig mussten die Pferde große Leistungen vollbringen und waren den ganzen Tag in Bewegung: Vor der Kutsche, dem Pflug oder dem Karren oder unter dem Sattel. Mit der industriellen Revolution und ...


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