E-Book, Deutsch, Band 3180, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Fröhlich Perry Rhodan 3180: Das Extemporale Gefecht
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8453-6180-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Chaotarchen"
E-Book, Deutsch, Band 3180, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6180-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5659 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. Während Rhodan dem Chaoporter nacheilt, versucht er, mehr über dieses Gebilde herauszufinden, und hat über den Quintarchen Farbaud bereits tiefe Einblicke erhalten. Farbaud indessen ist längst wieder an Bord von FENERIK - ebenfalls Anzu Gotjian, die ein neues Leben als Sextadim-Kanonierin beginnt. Ein erster Prüfstein ist DAS EXTEMPORALE GEFECHT ...
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Den Sohn der Ewigen Schöpfer zu finden, ihn durchs Leben zu begleiten und ihm schließlich den Weg zurück in die Hohen Gefilde zu seinen Schöpfervätern zu bereiten, ist unsere Aufgabe. Erfüllen wir sie mit Freude, mit Ehrfurcht und in dem Bewusstsein, dass auch wir uns irren können. (aus: »Der Orden der Wegbereiterinnen, Teil 1 – Fundament«) 1. Ein schmerzhafter Abschied Irgendwo im Universum, nach einer dort unbekannten Zeitrechnung, etwa 27.000 NGZ Ein letztes Mal badete Tháan Vhyrgo im Jubel der Menge, und er verabscheute es. Die vier Arme streckte er seitlich von sich, die Handflächen nach oben gedreht. Den Kopf hielt er erhoben, den Blick in unauslotbare Ferne über die Dächer der Metropole hinweg bis zu den Bergen am Horizont gerichtet. Die Zähne wiesen mit den Spitzen ins Mundinnere, sodass er nicht einmal versehentlich Aggressivität zeigen konnte. Seine Pose täuschte Zufriedenheit vor. Zufriedenheit, Güte, Würde und erhabene Gelassenheit. Die ihn umsirrenden Kameras sollten in jeden Haushalt und zu jedem öffentlichen Holoempfänger Bilder eines Tháans senden, der die Liebe seines Volkes freudvoll über sich hinwegbranden ließ. Ein kleines Lächeln, deutlich sichtbar, aber nicht zu übertrieben, signalisierte den Untertanen, dass auch er sie liebte. In Wirklichkeit konnte Vhyrgo nichts gleichgültiger sein. Er tat all das nur, weil er sonst sterben würde. Sofort und vor aller Augen. Weil ihn die Wegbereiterin, die schräg hinter ihm stand, andernfalls als das erkennen würde, was er war: ein Irrtum, ein Betrüger. Also lauschte er dem Jubel des Volkes, das sich 888 Beghda-Maße unter ihm vor dem Palast drängte. Akustikfelder übertrugen die Huldigung bis zu Vhyrgo auf dem Tributbalkon, weil den Erfordernissen an die Abschiedszeremonie sonst nicht hätte genügt werden können. Unablässige Lobpreisung vom Augenblick des höchsten Stands der Sonne Rhyl, bis dass ihr Licht den Tháan nicht länger umhülle und er keinen Schatten mehr werfe. So verlangte es die Tradition. Vorgetragen in aufrichtiger und ehrfürchtiger Inbrunst, damit sie den Scheidenden in der Höhe erreiche. Vor Tausenden Umläufen mochte das ohne Schallverstärkung möglich gewesen sein. In einer Zeit vor Tháan Beghda, als der Palast auf der anderen Seite der Metropole gelegen und nicht seine protzigen Ausmaße aufgewiesen hatte. Beghda!, dachte Vhyrgos. Was für ein oberflächlicher Nichtsnutz. Was für ein von Äußerlichkeiten besessener Geck. Was für ein eitler, überheblicher Narr, der ein Längenmaß nach der eigenen Körpergröße definierte. So etwas wäre Vhyrgo während seines Tháanats nie in den Sinn gekommen. Nach ihm waren lediglich einige Kriege benannt – 247, um genau zu sein. Beghda jedenfalls hatte einen neuen, prunkvolleren und vor allem höheren Palast errichten lassen. Ausgerechnet neben dem Auffangbecken eines gewaltigen Wasserfalls. Angeblich hatte ihn der Anblick des Regenbogens fasziniert, den die stetig durch die Luft wirbelnden Tropfen über den Palast zauberten. Was für eine Idiotie. Zugegeben, der Regenbogen wirkte imposant. Aber war das den Preis dieser schrecklichen allgegenwärtigen Feuchtigkeit wert? Während Vhyrgo den Jubel des Volkes über sich ergehen ließ, fühlte er, wie sie unter seine Robe kroch, wie sie sich in Körperfalten nistete, wie sie ihm sogar über das Gesicht perlte. Und dann dieses ohrenbetäubende Tosen der Wassermassen, das jegliches Gespräch außerhalb der schallgeschützten Palasträumlichkeiten unmöglich machte. Kein Wunder, dass die Lobpreisung der Untertanen seit Beghdas architektonischer Dummheit mittels Akustikfeldern auf den Tributbalkon übertragen werden musste, um die Tradition zu wahren. Vhyrgo scherte sich nicht um die Tradition. Oder um Regenbögen, den Abstand des Tributbalkons vom Untergrund und die Liebe seines Volkes. Er wollte nur so weiterleben wie bisher. Bloß ein bisschen länger noch. Vielleicht einen Krieg oder zwei. Womöglich gelänge es ihm, die 250 zu erreichen. Sicher und geborgen in seinem Palast, versorgt mit den erlesensten, mehrfach vorgekosteten und pantotronisch auf Gift untersuchten Speisen. Gehüllt in edle Stoffe und prunkvolle Roben aus goldenem Brolyt oder der anschmiegsamen Hull-Seide aus den äußeren Kolonien. Gebettet auf weiche Matratzen, umgeben von Schlafwächtern und Traumwebern, während seine wackeren Soldaten weit entfernt für ihn das Reich vergrößerten. Mehr wollte er gar nicht. War das zu viel verlangt? Stattdessen schickte ihn die Wegbereiterin Lyolia in sein letztes Gefecht und zugleich in das erste, an dem er persönlich teilnahm. Und er, der Tháan, dessen Wort schwerer wog als ein Berg, er, der Herrscher über ein Sternenreich von beispielloser Größe, er, von dessen Gnade das Schicksal von Aberbillionen Untertanen abhing, er konnte nichts dagegen tun. Weil die Tradition es verlangte. Weil die Liebe des Volkes, der Gehorsam der Garde und des Militärs und vor allem die Unterstützung der Wegbereiterin ins Gegenteil umschlagen würden, wenn er sich verweigerte. Und so stand er nun auf dem Tributbalkon, während ihm Hunderttausende weit, weit unter ihm zujubelten. Die seit über zwei Stunden ohne technische Hilfsmittel erhobenen Arme schmerzten allmählich, und er fragte sich, wie er die verbleibende Zeit überstehen sollte, ohne das Lächeln und das Leben zu verlieren. Er schielte zur Sonne Rhyl. ... bis dass ihr Licht den Tháan nicht länger umhülle und er keinen Schatten mehr werfe, forderte die Tradition. Im schlimmsten Fall hieß das: bis Rhyl hinter den Bergen verschwand, also noch weitere zwei Stunden. Mit etwas Glück schoben sich hingegen bald einige Wolken vor die Sonne, was Vhyrgo die Sache erheblich erleichtern würde. Manche Wegbereiterinnen sahen es als schlechtes Omen, wenn ein Tháanat nicht durch den natürlichen Lauf der Sonne endete. Andere wiederum behaupteten, Rhyl trauerte um einen besonders würdigen Tháan, indem sie sich weigerte, seinen Abschied mit anzusehen, und ihr Antlitz stattdessen hinter Wolken versteckte. Vhyrgo hielt das alles für ausgemachten Unsinn. Wie ein Volk wie die Rhyl-vaet einerseits technisch hoch entwickelt sein und zwischen den Sternen reisen konnte, gleichzeitig aber solchem Aberglauben anhing, hatte sich ihm in all den Umläufen seiner Herrschaft nicht erschlossen. Sei's drum: Er musste seine Untertanen schließlich nicht verstehen. Es reichte, wenn er sie regierte. Lyolia sah es pragmatischer, wenngleich nicht plausibler. Die Sonne Rhyl, behauptete sie, wisse genau, was sie einem Tháan zumuten könne, sofern er denn würdig sei. Verhülle sie ihr Gesicht beizeiten, tat sie es nur, um den scheidenden Herrscher zu schützen. Zeige sie sich während des gesamten Wegs zu den Bergen am Himmel, tat sie es, um dem Tháan seine Kraft zu beweisen – oder um einen Unwürdigen zu entlarven. »Es ist alles eine Frage des Willens«, hatte sie ihm am Vortag noch einmal eingeschärft. »Wenn du bei der Abschiedszeremonie versagst, werden wir beide sterben. Du mit dem Trost, ein längeres Leben in größerem Luxus geführt zu haben als jeder deiner Untertanen. Ich mit der traurigen Gewissheit, mich geirrt und keinen Sohn der Ewigen Schöpfer auf den Thron gebracht zu haben. Wenn du aber erfolgreich bist und die Arme nicht sinken lässt, egal, wie lange es dauert, eröffnet sich dir und deinem Gefolge die Chance auf Unsterblichkeit in den Hohen Gefilden.« Also musste es Vhyrgo hinter sich bringen, wie so viele Tháans vor ihm. Oder daran scheitern, ebenfalls wie viele Tháans vor ihm. Er glaubte nicht an die Hohen Gefilde und die Unsterblichkeit. Er glaubte, nach seiner Zeit als Herrscher würde er sterben, während der Abschiedszeremonie oder während der letzten Schlacht. Aber er wusste es nicht sicher. Und solange die kleinste Chance bestand, dass nicht die Wegbereiterinnen sich irrten, sondern er, solange nur die kleinste Chance bestand, dass er nicht sterben würde, war er bereit, alles dafür zu tun. Er erinnerte sich an die Geschichte über Thomran, die ihm Lyolia am Tag zuvor während der letzten Instruktionen erzählt hatte. »Er war der Tháan vor deinem unmittelbaren Vorgänger«, hatte sie ihn mit knarziger Stimme in belehrendem Tonfall unterrichtet. »Ich weiß, dass du dich für die Historie des Reiches kaum interessierst ...« »Wieso sollte ich? Was könnten mich die längst vergessenen Taten längst vergessener Männer lehren?« »Beispielsweise Demut gegenüber der Tradition. Thomran glaubte, er könne mit ihr brechen und sich den Weg in die Hohen Gefilde und in die Unsterblichkeit erschleichen.« »Was hat er getan?« »Er trug bei der Huldigung während der Abschiedszeremonie Antigravgeneratoren in der Robe, die ihm die Dankespose erleichtern sollten. Er fürchtete, die Arme könnten ihm zu schwer werden. Und so hat er nicht nur sich selbst, sein Volk, das gesamte Reich und die Ewigen Schöpfer verraten, sondern auch meine Vorvorgängerin, die ihm den Weg dorthin hätte bereiten sollen. Die Arbeit eines ganzen Tháanats vergebens. Doch niemand, Vhyrgo, niemand kehrt heim zu den Ewigen Schöpfern, der nicht würdig ist. Es ist die Aufgabe der Wegbereiterinnen, dafür zu sorgen.« »Sie hat es...