E-Book, Deutsch, Band 3302, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Fröhlich Perry Rhodan 3302: Das Geschenk der Leun
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8453-6302-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "PHOENIX"
E-Book, Deutsch, Band 3302, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6302-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
4000 Jahre in der Zukunft ... Wir befinden uns in der Mitte des 23. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Die Menschen leben in Frieden und Freiheit. Von der Erde aus haben sie ein Netz aus Handelsbeziehungen und Bündnissen geschlossen, das zahlreiche Planeten in der Milchstraße umfasst. Perry Rhodan - der Mann, der die Menschheit zu den Sternen geführt hat - wird noch immer von der Vision angetrieben, die ihn seit seiner ersten Begegnung mit Außerirdischen erfüllt: ein partnerschaftliches Miteinander aller Völker der Milchstraße zu erreichen. Aber seit geraumer Zeit hat er diesen Plan erweitert: Das »Projekt von San« soll auch die freundschaftlichen Kontakte zu anderen Sterneninseln und ihren Bewohnern intensivieren. Ein wichtiges Hilfsmittel dazu ist der PHOENIX. Doch ausgerechnet bei seinem geplanten Jungfernflug greift eine bisher unbekannte Machtgruppe ein: Shrell, eine Leun, zündet das Brennende Nichts, das die Erde und den Mond verschlingen wird, wenn Perry Rhodan nicht mit dem PHOENIX in die Sternregion Agolei fliegt. Dort soll er seinen alten Freund Reginald Bull töten, der angeblich ihr Volk unterdrückt hat, und ihr den Sternwürfel bringen. Um die Erfolgsaussichten zu erhöhen, erhält Perry Rhodan DAS GESCHENK DER LEUN ...
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2. Mutterinstinkt 10. Juni 2249 NGZ Eine Dame suhlt sich nicht im Dreck. Immer wieder ging Dr. Liam Barstow dieser Satz durch den Kopf. Und das, obwohl sie zuvor jahrelang nicht daran gedacht hatte. Schließlich betrachtete sie sich nicht als Dame, zumindest nicht, während sie im Overall durch die Wartungsschächte des PHOENIX kroch. Sie öffnete Klappen, kontrollierte Leitungsverbindungen, überprüfte Aggregate und erfuhr dabei aus erster Hand, dass die angebliche sterile Reinheit moderner Schiffskonstruktionen ein Gerücht war. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie sich mit Schmiermittel bekleckste wie in den frühen Tagen der Raumfahrt, aber zumindest das war vorbei. Trotzdem kam es ihr vor, als suhlte sie sich im Dreck. Das hätten genauso gut Roboter erledigen können. Eine weitere Aussage ihrer Mutter, gesprochen vor über sechzig Jahren im gleichen Zusammenhang wie die Ermahnung, sich nicht schmutzig zu machen. Dennoch traf sie auch auf die aktuelle Situation perfekt zu. Dr. Barstow arbeitete sich durch die engen Röhren zwischen B- und C-Deck voran und erreichte den Energieverteiler für die Hygienezellen in den Besatzungskabinen. Wie zu erwarten: alles in Ordnung, keine Schäden feststellbar. Also weiter. Was mache ich hier eigentlich?, fragte sie sich. Ihr war klar, dass ihr emsiges Treiben nur am Rande mit der Reparatur des PHOENIX zusammenhing. Denn um die kümmerte sich auf ihre Anweisung hin die zehnköpfige Technikercrew der Werftplattform DAIDALOS. Und das, was sie in den vergangenen Stunden auf Händen und Knien getan hatte, wäre bei Wartungsrobotern in der Tat wesentlich besser aufgehoben gewesen. Außerdem: Sonderlich viel zu reparieren gab es nicht – und im Schiffsinneren schon gar nicht. Natürlich hatte das Schiff Schäden davongetragen, als Perry Rhodan es als Rammbock zweckentfremdet hatte, um in mehreren Anläufen eine massive Glassitscheibe zu durchbrechen. Dr. Barstow verstand, dass er das hatte tun müssen. Nicht etwa, um die Stabilität des Prototyps zu testen, sondern um hinter der Scheibe eingeschlossene Personen vor dem Brennenden Nichts zu retten. Zugleich war die Aktion damit dennoch zu einem Test geworden, den der PHOENIX mit Bravour bestanden hatte. Ebenso wie Dr. Barstow, da sie das Schiff geschaffen hatte – von der ersten Konstruktionszeichnung und Interkonnektnaht an, wie sie so gerne sagte. Hätte es mehr als ein paar Kratzer und Beulen davongetragen, wäre sie sich wie eine Versagerin vorgekommen. Trotzdem kroch sie nun durch Wartungsschächte, begutachtete ergebnislos jede Leitung, jedes Aggregat, jeden Anschluss. Trotzdem hatte sie Rhodan noch am Tag zuvor gesagt, dass sie nicht abschätzen könne, wie lange die Reparatur dauerte. Trotzdem tat sie Dinge, die genauso gut Roboter hätten erledigen können, wenn sie überhaupt nötig gewesen wären. Weil ich jede Erschütterung des Schiffs wie am eigenen Leib gespürt habe, gestand sie sich ein und kam sich dabei albern vor. Sie war die Konstrukteurin des PHOENIX, um Himmels willen, nicht seine Mutter, obwohl sie manchmal so genannt wurde. Eine Bezeichnung, die sie reichlich dämlich fand. Das mochte, wie sie sich eingestehen musste, daran liegen, dass der Begriff ihren wahren Gefühlen erschreckend nah kam. Deshalb krieche ich durch die Gänge und habe die Schäden ein wenig überdramatisiert, folgte die nächste Erkenntnis. Weil ich auf Zeit spiele. Aus Angst vor dem, was bald von mir verlangt werden dürfte: loszulassen. »Dr. Barstow?«, ertönte eine körperlose Stimme schräg vor ihr. Sie klang markant, wie von einem Mann in seinen späten Zwanzigern. Tatsächlich gehörte sie dem PHOENIX. »Hm?« »Was machst du da eigentlich?« Ahnte er, dass sie sich diese Frage gerade selbst gestellt hatte? »Ich repariere dich.« »Tust du nicht. Du krabbelst durch meine Innereien, wo alles in bester Ordnung ist. Verzeih mir den allzu menschlichen Vergleich, aber ich habe bei einer Rempelei ein paar Schürfwunden und Prellungen davongetragen. Es erscheint mir überzogen, nur deshalb sämtliche Organe, Adern und Nerven zu prüfen.« »Du bestehst aus einem Monocoque, einer einteiligen Hülle. Ich muss kontrollieren, ob sich äußere Erschütterungen bis ins Innere übertragen haben.« »Einem Monocoque aus durchaus robustem Ynkonit-II-Kompotaph, um es zu präzisieren. Belastungsoptimiert durch adaptive Statik. Vertraust du deiner eigenen Arbeit so wenig? Zweifelst du an all den Stresstests, denen du meinen Körper bereits ausgesetzt hast?« Er hatte sie durchschaut. Das zeigte zwar einerseits, wie gut Zhobotter die Formung des PHOENIX-Bewusstseins hinbekommen hatte, andererseits ... nun ja, fühlte sie sich auf unangenehme Weise ertappt. »Also«, fragte das Schiff erneut, »was machst du da eigentlich?« Plötzlich kamen in ihr die Erinnerungen hoch, die sich bisher lediglich in den zwei Sätzen ihrer Mutter manifestiert hatten. Schöne und zugleich schmerzhafte Erinnerungen an einen Tag vor 61 Jahren im Februar 2188 NGZ. * Die kleine Liam war zehn Jahre alt – zehn Jahre und fast drei Monate, wie sie betonte –, als sie zum ersten Mal allein mit ihrem Hund Binyun Gassi gehen durfte. Der Shih Tzu, ein weiß-braunes Haarknäuel mit entzückendem Gesicht, sprang ihr vor Begeisterung immer wieder am Bein hoch, während Liam versuchte, ihm irgendwie das Konnekthalsband anzulegen. Als es endlich geschafft war, drückte Liams Mutter ihr den Konnektor in die Hand, ein Gerät von der Form eines kleinen Haarreifs, das man über vier Finger streifen konnte und das auf Daumendruck einen flexiblen, variablen Traktorstrahl zum Halsband herstellte. Eine energetische Hundeleine. »Lass ihn nicht frei laufen, hörst du?«, sagte ihre Mutter zum ungefähr achthundertsten Mal. »Ja, Mama.« »Sei nicht so streng mir ihr, Ivonne«, erklang die Stimme ihres Vaters aus dem Ankleideraum. Kurz darauf trat er selbst in die Diele. Die Abzeichen an der Uniform der LFG, der Liga Freier Galaktiker, wiesen ihn als Risikopiloten aus, so wie Perry Rhodan vor Tausenden von Jahren einer gewesen sein sollte. Liam wusste nicht, ob das stimmte. Für sie war Perry Rhodan nur ein Name, den fast jeder schon einmal gehört hatte. Den Mann hinter dem Namen kannten allerdings nur wenige. Baba war keiner von ihnen. Glaubte Liam wenigstens. Sonst hätte er davon erzählt. »Ich bin nicht streng, Jules«, widersprach Mama. »Ich will nur nicht, dass Binyun wegläuft.« Bei seiner Erwähnung zuckte der Hund aufgeregt mit den felligen Schlappohren. »Liam ist zehn«, sagte Baba. »Und fast drei Monate«, ergänzte Liam. »Und fast drei Monate, richtig. Sie weiß, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen.« Er wandte sich seiner Tochter zu. »Das weißt du, mein Blümchen, nicht wahr?« »Ja, Baba«, bestätigte sie. »Du wirst die Leine nicht lösen?« »Werde ich nicht.« Tat sie aber doch. Denn eine halbe Stunde später war Binyun so aufgedreht, dass er ihr leidtat, als er einem Schmetterling nachjagen wollte und von dem Traktorband zurückgehalten wurde. Er sollte sein Leben auch genießen dürfen, der Kleine. Und er würde mit seinen kurzen Beinchen gewiss niemals so weit davonrennen, dass er außer Sichtweite geriet. Tat er aber doch. Sie spazierten durch eines der zahlreichen Wäldchen von Taipeh etwa einen Kilometer von ihrem Haus entfernt. Liam mochte die Mischung aus Fächerahorn, Stechpalmen und Nussbäumen. Diese Bezeichnungen hatte ihr Mama ein Jahr zuvor beigebracht, und Liam sagte sie immer wieder auf, wenn sie einen Stamm berührte. Sie liebte den Duft und das Brummen der Insekten, die der Wohlgeruch anzog, und so achtete sie nicht gut genug auf Binyun. Sie wusste nicht, was den Shih Tzu dazu brachte, wild kläffend zwischen den Bäumen zu verschwinden, aber plötzlich sah Liam nur noch den wedelnden Schwanz des Wirbelwinds neben einem Busch, dann war auch der weg. Zwar rannte sie sofort hinterher, doch kurze Beinchen hin wie her, Binyun legte ein beachtliches Tempo vor. In ihrer Aufregung dachte Liam nicht an den Konnektor oder daran, dass sich der Hund möglicherweise noch in dessen Reichweite aufhielt. Stattdessen purzelten die Gedanken wild durch ihren Kopf und unterbanden ein sinnvolles, überlegtes Vorgehen. Sie hatte Mama und Baba versprochen, die Leine nicht zu lösen – und es trotzdem getan. Wenn Binyun etwas zustieße, wäre es ganz allein ihre Schuld, nicht die des Shih Tzu. Aber ihm durfte nichts passieren. Das durfte es einfach nicht. Sie war doch seine Hundemama. Sie trug die Verantwortung für ihn. Die Namen der Bäume, ihr Duft, die Insekten interessierten sie nicht mehr. Sie hetzte über den unebenen Boden, knickte weg, fing sich rechtzeitig, rannte weiter. Da, der Busch, hinter dem Binyun verschwunden war! Sie blieb kurz daneben stehen, aber von ihrem Liebling war nichts zu sehen. »Binyun! Komm zurück!« Sein Kläffen wurde immer leiser, die Richtung, aus der es zu ihr drang, immer schwerer zu bestimmen. Egal. Sie musste ihn finden. Also lief sie auf Verdacht weiter, sprang über Bodensenken, ignorierte das Pochen in ihrem Knöchel, das zunehmende Brennen in den Oberschenkeln. Liam stürzte über eine Wurzel, schlug der Länge nach hin und konnte sich gerade noch mit den Händen abstützen. Am liebsten wäre sie liegen geblieben und hätte geweint. Weil die Handflächen vom Aufprall und wegen einiger spitzer Steinchen brannten, weil Mama...