Frühling | Totgegrillt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Frühling Totgegrillt

Kriminalroman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96041-711-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-96041-711-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Born to grill: ein urkomischer Kriminalroman, nicht nur für Fleischesser ein Genuss.

Die Grillfeier des Bauunternehmers Leo Vossen endet in einer Katastrophe: Zwei Gäste überleben den Abend nicht. Liegt es am sündhaft teuren Koriyama-Rind, das hier zum ersten Mal in Deutschland gebraten wurde? Steckt der Nachbar dahinter, der Partys genauso hasst wie Grillgeruch? Oder hat Vossen schlicht die falschen Leute auf die Gästeliste gesetzt? Das ungleiche Ermittlerduo Carla Weiß und David Lahmann stößt auf jede Menge Motive und Verdächtige – und so manches wird noch heißer gegessen als gegrillt …

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EINS »Socializing« – so nannte Leo Vossen insgeheim die Abende, an denen er sich mit seinen Grillfreunden zum gemeinsamen Fleischbraten traf. Verordnete Geselligkeit sozusagen. Denn für den erfolgreichen Bauunternehmer waren diese Zusammenkünfte ein Blick in die Welt der kleinen Leute. Einfach mal hören, wie die Arbeiterseele so tickte, während die Wurst auf dem Rost brutzelte. Am besten ging das bei Soßen-Sascha, der im vierzehntägigen Turnus heute dran war, seinen Garten im Schatten eines großen Kraftwerks zur Verfügung zu stellen. Vor einer rußgeschwärzten Backstein-Doppelhaushälfte hockten Leo, Kurti, Maurice und Soßen-Sascha auf durchgesessenen Stühlen mit dieser seltsamen Bespannung, die irgendwie an Plastik-Spaghetti erinnerte, im Laufe vieler Sommer komplett ausgeblichen, aber doch saubequem. Soßen-Sascha wurde von den Grillfreunden so genannt, weil er den Standpunkt vertrat, dass eine gute Tunke wichtiger war als das Fleisch oder die Wurst darunter. Deswegen kam er regelmäßig mit irgendwelchen abgepackten Supermarktprodukten an, die bei wahren Brutzelkünstlern eigentlich verpönt waren. Aber mit Herkunft und Tierwohl musste man Sascha nicht kommen, solange die Stippe stimmte. Heute hatte er aus Sojasoße, Knoblauch, etwas Orangensaft, Ingwer und jeder Menge Zucker eine Teriyaki gezaubert, die er in einer unprätentiösen Plastikschale auf der Tischmitte der Allgemeinheit anbot. Sascha arbeitete im Neuwagenverkauf eines Autohauses, gemeinsam mit Kurti, den Leo wiederum noch aus Grundschulzeiten kannte. Maurice hatte die drei während der WM 2014 beim Public Viewing in einer Fußballkneipe kennengelernt, wo die Männer während eines ereignisarmen Vorrundenspiels über das Grillen ins Fachsimpeln geraten waren. Daraus hatte sich die Runde gebildet, die sich seitdem bei passendem Wetter regelmäßig traf und ihre Kenntnisse am Rost vertiefte. Maurice, dessen Luxemburger Vater diesen Vornamen ausgewählt hatte, war Französischlehrer und der unumstrittene Schöngeist der Truppe. Er war Burger-Fan, die aus seiner Sicht aber nur mit speziellen selbst gebackenen Brioche-Brötchen funktionierten. Außerdem musste das Fleisch aus Biohaltung, Tomaten, Zwiebeln und Gurken aus Ökolandbau stammen und die Mayonnaise selbst aufgeschlagen sein. Er zog eine längliche Edelstahldose aus seiner Kühltasche und erklärte, während er die Laschen des Deckels öffnete: »Ich lass mir das Fleisch jetzt immer direkt hier reinpacken. Ist euch mal aufgefallen, wie viele Tüten und beschichtetes Papier so ein Metzger verbraucht?« Weil niemand antwortete, redete Maurice einfach weiter. »Und das landet später alles im Meer. Das geht ja auch anders.« Stolz hielt er Kurti die Dose mit einem Hackpatty unter die Nase. »Guck dir das mal an. Hundert Prozent Rind. Allein die Farbe. Das kommt von einem Bauern aus der Eifel. Einer der wenigen, der ausschließlich mit Mutterkuhhaltung und Weideschussprinzip arbeitet.« Maurice machte eine kleine Pause, er schien an dieser Stelle mit Rückfragen zu rechnen. Tatsächlich tat Kurti ihm den Gefallen. »Weideschussprinzip?« »Ja, die sanfteste aller Arten, ein Tier zu töten. Der größte Stress für so ein Rind ist ja die Selektion und die Fahrt zum Schlachthof. Das fällt da alles weg. Ein gezielter Schuss auf ein Tier aus der Herde, das war’s. Kein Leiden, kein Transport. Und das kannst du sogar wissenschaftlich überprüfen. Wenn der Stress wegfällt, hat das Fleisch einen ganz anderen pH-Wert und ein anderes Wasserhaltevermögen.« »Ich hätte nach dem vierten Bier auch ganz gern mal ein anderes Wasserhaltevermögen!«, rief Leo, dem der Vortrag von Maurice jetzt dann genügte. War schon okay, wenn ein anderer Grillfreund auch mal mit einem besonderen Fleisch kam, aber wenn hier einer der Experte für extravagantes Grillgut war, dann ja wohl er, da konnten so ein paar sanft erschossene Viecher auch nichts dran ändern. Deswegen war für Leo an dieser Stelle der passende Moment gekommen, die Grillfreunde in seinen neuesten Plan einzuweihen. »Aber wenn wir schon beim Thema sind: Hat von euch schon mal jemand was vom Koriyama-Rind gehört?« Kurti schüttelte den Kopf, Maurice zuckte mit den Schultern, und Sascha hörte auf, in die Glut zu pusten. Volle Aufmerksamkeit, so mochte Leo das. »Koriyama-Rind, das ist was ganz Feines. Die kommen aus dem Nordosten Japans und werden mit getrockneten Kirschblüten gefüttert. Ihr wisst ja: Je energiereicher das Futter, desto stärker die Fettablagerung in den Muskeln. So, und diese Kirschblüten ergeben die ideale Faserstruktur, nur eine ganz leichte Fettmarmorierung als Geschmacksträger, ansonsten aber zart und überaus saftig. Ich habe mal einen Flyer mitgebracht.« Leo legte einen Zettel auf den Tisch und signalisierte mit einem gönnerhaften Fingertippen, dass seine Freunde sich ihn anschauen mögen. Kurti griff nach dem Papier und wurde blass. »Achthundertvierzig Euro das Kilo? Ist ja der absolute Wahnsinn. Das ist ja noch teurer als Kobe-Rind.« »Das Geld ist ja erst mal egal. Viel interessanter ist, dass das Fleisch im Prinzip noch gar keine Zulassung hat, um hier bei uns in der EU verkauft werden zu dürfen. Aber es gibt natürlich Wege, trotzdem dranzukommen, wenn man es nur wirklich will. Und dreimal dürft ihr raten: Wer wird der Erste sein, der es in Deutschland grillt?« Leo zeigte mit beiden Daumen auf sich. »Euer Freund Vossen. Habe ich mit der Metzgerei alles schon vereinbart, das wird ’ne ganz exklusive Geschichte.« Kurti drehte den Flyer um und legte die Stirn in Falten. »›Fleisch und Feinkost Esser‹? Du schwörst doch sonst auf den Metzger Schmitz.« »Ja, der Schmitz.« Leo machte eine verächtliche Handbewegung. »Der kann Würste, Steaks und vielleicht Filet. Aber Koriyama ist einfach eine Nummer zu groß für den.« »Finde ich ehrlich gesagt nicht so gut«, monierte Maurice. »Der Esser breitet sich gerade wie eine Krake aus und macht die ganzen kleinen Metzgereien platt. Irgendwann hast du überall nur noch Ketten, die dann auch die Preise diktieren.« »Och, Morri, jetzt komm nicht wieder mit der Leier. Das ist eben Kapitalismus, der Größere frisst den Kleineren, der Starke den Schwachen. Du hast ja deinen Rinderstreichler aus der Eifel, dafür interessiert sich der Esser eh nicht.« Leo zupfte Kurti den Flyer wieder aus der Hand. »Ganz abgesehen vom Lieferanten. Ich ziehe diese Grillpremiere ganz groß auf. Hab sogar die Fachpresse eingeladen. Und stellt euch vor: Tom Kraske von der ›Flame‹ hat schon zugesagt.« »Wow, die ›Flame‹ ist dabei?«, rief Sascha vom Grill rüber. »Dann müssen wir uns ja richtig schick machen an dem Abend, wenn wir alle in die Zeitung kommen.« Ganz genau jetzt wäre der ideale Moment für Leo Vossen gewesen, seine Freunde darüber in Kenntnis zu setzen, dass für sie eigentlich kein Platz auf der Gästeliste vorgesehen war. Aber weil er sich gerade so schön in der Bewunderung seiner Kumpels sonnte, verschob er dieses hässliche Detail auf einen späteren Zeitpunkt. Zur selben Zeit ließ sich Anka Vossen erschöpft auf den Terrassenstuhl einer eleganten Außengastronomie in der Innenstadt fallen. Die benachbarte Sitzgelegenheit versank unter Einkaufstüten, während ihre Freundin Lydia auf der gegenüberliegenden Seite des Tischs Platz nahm. Die beiden hatten sich nach langer Zeit mal wieder zu einem ausführlichen Shoppingbummel getroffen und jeweils einen vierstelligen Betrag in den Boutiquen auf der Edel-Shoppingmeile der Stadt ausgegeben. Dazwischen hatten sie sich schon ein Gläschen Champagner und einen Lillet Wild Berry zur Erfrischung gegönnt, nun stand den beiden Frauen etwas bedüdelt der Sinn nach einem leichten Snack bei ihrem Lieblingsitaliener. Gianni kam sofort mit der Tageskarte auf einer großen Schiefertafel angewuselt, diese fand allerdings keine Würdigung, weil die Damen wie üblich den Flusskrebs-Curry-Salat orderten, dazu zwei Chablis. Während sie auf die Bestellung warteten, zogen sie Teile ihrer Beute aus den Tüten, um sich noch mal gegenseitig in ihrer Auswahl zu bestärken. »Fühl mal, wie weich das ist.« Anka reichte ihrer Freundin ein mit Flamingos bedrucktes Seidentuch von Jimmy Choo, das Lydia genussvoll an ihrer Wange rieb. Als sie fertig gekuschelt hatte, zog sie ein paar Pumps in Fuchsia aus einem Stoffbeutel von Miu Miu und sagte glücklich: »Wenn du bei Schuhen einmal deine Marke gefunden hast, musst du die quasi gar nicht mehr anprobieren.« Anka nickte bestätigend, der kleine italienische Wirt brachte den Wein. Lydia erhob das Glas. »Prost, meine Liebe, so schön, dass es endlich mal wieder geklappt hat mit uns beiden.« Sie nahm einen Schluck und zündete sich eine damenhafte Zigarette an. »Wie sieht das eigentlich mit dem Urlaub aus? Habt ihr mal Zeit, ein paar Tage in unser Haus auf Sylt zu kommen?« Anka machte eine wegwerfende Handbewegung. »So wie ich Leo kenne, wird das erst mal nix. Der hat Arbeit ohne Ende und plant jetzt als Nächstes eine riesige Grillparty mit ein paar wichtigen Gästen, um noch mehr Aufträge an Land zu ziehen.« Sie machte eine kleine Pause, nahm einen großen Schluck und fuhr fort. »Ich kann dir sagen, ich bin ganz schön genervt von dieser Prahlerei. Der will dafür so ein ganz besonderes Fleisch besorgen und alle beeindrucken. Ich weiß ja, Klappern gehört zum Handwerk, aber ich würde lieber mal ein paar Tage meine Ruhe haben.« »… und mit deinem Leo in einem schönen Wellnesshotel relaxen.« »Gern auch ohne ihn. Dann könnte ich mal machen, was ich will. Im Alltag ist es halt doch immer er, der den Ton angibt. Ob in der Firma oder privat.« Anka hatte vor...


Nach seiner Ausbildung bei einem schwäbischen Lokalradio arbeitet Tim Frühling jetzt seit über 20 Jahren beim Hessischen Rundfunk. Er moderiert bei der Radiowelle hr1 und präsentiert die Wettervorhersage im hr-Fernsehen und in der ARD. Geboren in Niedersachsen, aufgewachsen in Stuttgart, lebt er seit 1997 in Frankfurt und ist mittlerweile im Herzen Hesse.
www.tim-fruehling.de



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