Gassner | Islam, Geld und Wohlstand | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 306 Seiten

Gassner Islam, Geld und Wohlstand

Ein Handbuch über Finanzen und Vorsorge
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-347-54256-3
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Handbuch über Finanzen und Vorsorge

E-Book, Deutsch, 306 Seiten

ISBN: 978-3-347-54256-3
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Islam, Geld und Wohlstand - das Finanzbuch aus islamischer Sicht: Warum macht das Zinsverbot Sinn? Wie wirken Schulden für Arme und Reiche? Wie geht ein Muslim mit Schulden um? Wird Vermögen positiv oder negativ gesehen? Wie Geld erwerben, bewahren und ausgeben? Was ist Geld, was sind Kryptotoken? Welche Meinungen vertreten Gelehrte zum Hauskauf? Welche Aktien kommen infrage? Sind Versicherungen islamkonform? Wie wird die Sozialabgabe Zakat berechnet? Welche Aspekte gibt es bei Nachlassplanung und Testament? Für Muslime und alle, die offen und interessiert sind.

Michael Gassner lebt und arbeitet in Genf. Er ist hauptberuflich tätig als Head of Islamic finance einer Schweizer Privatbank. Er ist zugleich Mitglied des Scharia Boards der Bosna Bank International in Sarajevo. Nach Bankausbildung lernte er Arabisch während des Wirtschaftsstudiums (Diplom-Kaufmann) mit den Schwerpunkten Finanzierung, Marketing und Wirtschaftsgeschichte. Sein Auslandssemester verbrachte er in Damaskus. Nach dem Berufseinstieg in der 'New Economy', arbeitete er als Finanzberater und spezialisierte sich auf Islamic finance. In die Schweiz wanderte er ein aus Jeddah, wo er bei der Bank Al Jazira die islamische Produktentwicklung betreute.

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1. Schulden, Zinsen, Ungleichheit »Ich suche Zuflucht bei Gott vor Unglauben und Schulden.« – Auzu bi Allahi min al-kufr wa ad-dain – Bittgebet / Dua, Mishkat al-Masabih Schulden generell sind im Islam – und in den meisten Weltreligionen – unerwünscht. Der Prophet Muhammad ? sprach obiges Bittgebet, in dem Schulden mit Unglauben (kufr), d. h. »Verdecken der Wahrheit«, in einem Atemzug vorkommt als ein Übel, vor dem wir Schutz suchen. Schulden und Zins sind eng verbunden. Der Zins ist der Mehrwert oder Zuwachs des Geldes, der beim Geldleihen berechnet wird, arabisch riba. Im Laufe der zwanzigjährigen Offenbarungszeit des Qurans wird der Zins zunächst abgelehnt, dann wurden Dritte kritisiert, ihr Verbot missachtet zu haben, später wurde der Zinseszins verboten und zuletzt der Geldzins selbst. Wie kam es dazu? Zunächst wurde Riba in Sura ar-Rum, Vers 39 der Segen Gottes entzogen. Was sich bei den Menschen vermehrt, vermehre sich nicht bei Gott – ganz im Gegensatz zu wohltätigen Taten. Die zweite Offenbarung warnte Juden und Christen, die ihre Regeln nicht einhielten. Interessant ist die dritte Offenbarung im Quran: das erste strenge Verbot, Riba zu berechnen in Sura al-Imran, Vers 130. Wer fällige Schulden nicht zahlte, dem sind zuvor Verzugszinsen auferlegt worden, die sich vervielfachten – dies wird hier verboten: »O die ihr glaubt, verschlingt nicht den Zins um ein Vielfaches vermehrt, sondern fürchtet Allah, auf dass es euch wohl ergehen möge!« Quran 3:130 Der arabische Begriff riba idafa mudafatan beschreibt den Verzugszins, der einen Zinseszins auslöst und sich mehrfach vervielfältigt. Das fällt in vielen Übersetzungen nicht deutlich auf, obwohl es sinnvoll wäre. Der Zinseszinseffekt wird als Erstes ausgeschaltet. Eine wichtige Erkenntnis. Interessant in diesem Zusammenhang ist ein Paragraf im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB): § 248 Zinseszinsen (1) Eine im Voraus getroffene Vereinbarung, dass fällige Zinsen wieder Zinsen tragen sollen, ist nichtig. (2) Sparkassen, Kreditanstalten und Inhaber von Bankgeschäften können im Voraus vereinbaren, dass nicht erhobene Zinsen von Einlagen als neue verzinsliche Einlagen gelten sollen. […] Der Unterschied zwischen dem Vers und dem Paragrafen des BGB ist lediglich, dass Banken ausgenommen sind. Das ist bedauerlich. Die letzte Offenbarung, beginnend in Sura al-Baqara, Vers 275 verbietet Riba kategorisch und schärfer, als es das Judentum oder Christentum formulierten. »Diejenigen, die Riba verschlingen, werden nicht anders aufstehen als jemand, den der Satan durch Wahnsinn hin und her schlägt. Dies (wird sein), weil sie sagten: ›Verkaufen ist das gleiche wie Riba nehmen.‹ Doch hat Allah verkaufen erlaubt und Riba nehmen verboten. Zu wem nun eine Ermahnung von seinem Herrn kommt, und der dann aufhört, dem soll gehören, was vergangen ist, und seine Angelegenheit steht bei Allah. Wer aber rückfällig wird, jene sind Insassen des (Höllen-)Feuers. Ewig werden sie darin bleiben.« Quran 2:275 »Wenn ihr es aber nicht tut, dann lasst euch Krieg von Allah und Seinem Gesandten ansagen! Doch wenn ihr bereut, dann steht euch euer (ausgeliehenes) Grundvermögen zu; (so) tut weder ihr Unrecht, noch wird euch Unrecht zugefügt.« Quran 2:279 Wer Riba nimmt, befindet sich im Krieg mit seinem Schöpfer. Eine härtere Aussage erscheint kaum noch möglich. Zu beachten ist die Unterscheidung zwischen Verkauf und Riba-Nehmen. Die Miete ist nicht gemeint und der Abzahlungskauf oder Kaufvertrag mit Zahlungsaufschub bleibt erlaubt gemäß islamischen Rechtsgelehrten. Beide Geschäfte ermöglichen einen festen Ertrag und werden als Sachmittelkredit bezeichnet. Als Begriff, der Riba im Deutschen am nächsten kommt, verwenden wir im Buch »Geldzins«. Für Geld oder Schulden kann kein Zins vereinbart werden. Jetzt kann niemand sich erneut Geld gegen Zins leihen, um bestehende Schulden mit Zinsen zu bezahlen und so das Verbot des Zinseszinses umgehen, noch kann Zinseszins entstehen, wenn die Zahlung für Miete oder Kreditrate fällig ist. Das Exponentialwachstum von Schulden ist beendet. Warum das so wichtig ist, wird durch die folgenden Beispiele deutlich. 1.1. Vorstellungskraft und Exponentialwachstum Abu Huraira, Allah habe Wohlgefallen an ihm, berichtete: Der Prophet ? hat gesagt: »Des Gläubigen Seele bleibt in der Schwebe (d. h.: findet keinen Frieden), bis man seine Schulden beglichen hat.« Überliefert bei at-Tirmi?i und er sagte: »Dies ist ein guter Hadith (?asan).« Riyadhu s-Salihin: Hadith-Nr. 943, Buch 7, Kapitel 159 Das Thema Schulden findet sich häufig in den islamischen Quellen. Schulden sind zurückzuzahlen und damit dies möglich bleibt, gilt es, vernünftig zu handeln als Einzelner und als Gesellschaft. Der Zinseszinseffekt verhindert auf lange Sicht, dass die Schulden bezahlt werden können. Das Exponentialwachstum, das der Zinseszinseffekt bei Schulden auslöst, ist generell schwer vorstellbar. Anhand von Beispielen lässt sich das Phänomen besser begreifen. Schach: Die Legende von der Erfindung des Schachbretts, übermittelt durch Ibn Khallikan (1211–1282 AD, in [Khallikan 1868]): Der Erfinder des Schachbretts, Sissah Ibn Dahir, wollte zunächst von König Shihram keine Belohnung erhalten, erbat sich nach Drängen des Herrschers ein Weizenkorn auf das erste Feld, zwei auf das zweite, vier auf das dritte und immer weiter für jedes der 64 Felder eine Verdoppelung. Dies erschien zunächst bescheiden. Jedoch beträgt die berechnete Gesamtzahl 2 hoch 64 minus 1 Weizenkorn oder ausgeschrieben: 18.446.744.073.709.551.615 Weizenkörner. Das Gewicht der Weizenkörner betrüge über 922 Millionen Tonnen und überträfe damit die Jahresernte der Welt selbst heute. Josephspfennig: In England erdachte Richard Price (1723–1791 AD) ein Gedankenexperiment, den Josephspfennig. Angenommen, Joseph von Nazareth hätte einen Pfennig auf fünf Prozent Zins und Zinseszins angelegt im Jahr 0. Wie viel wächst der Betrag bis ins Jahr 2020? Die Zahl beträgt 63.443.059.922.670.800.000.000.000.000.000.000.000.000 Das Gewicht dieser Münzen überstiege zwangsläufig das Gewicht der ganzen Erde um ein Vielfaches. Papier falten: Wenn wir ein Stück Papier, das nur einen Zehntelmillimeter dick ist, 42-mal falten, reichte es bis zum Mond. Natur: Krebs zeichnet sich durch die unkontrollierte Vermehrung und das wuchernde Wachstum von Zellen aus. Das ist der Ursprung der Tumore, die Organe angreifen und uns letztlich töten. Dass Viren sich schnell vermehren, ist spätestens seit Corona allen bekannt. In beiden Fällen sind die dramatischen Auswirkungen dem Exponentialwachstum geschuldet. Daher äußerte sich der Prophet Muhammad ? zu ansteckenden Erkrankungen: »Wenn du von einem Ausbruch der Pest in einem Land erfährst, betritt es nicht, falls du aber in dem Gebiet bist, verlasse es nicht.« Sahih al-Bukhari 5728 Die Reisebeschränkungrn bei einer Pandemie sind im Islam verankert. Dazu kommen die Hygieneregeln, sich zu waschen vor Gebeten und vor jeder Mahlzeit. Starkes Wachstum macht Probleme: Schulden wachsen immer schneller, sodass sie nicht mehr beglichen werden. Die Vereinbarung, Schulden zu zahlen, wird gebrochen. Um die Zahlungen zu leisten, werden oft zweifelhafte Entschlüsse gefasst: Menschen beuten andere aus, Kriege beginnen, Währungen werden manipuliert – Lügen und Stehlen nehmen zu. In der Wirtschaft kommt es zu Preisverzerrungen: Wertsachen werden auf Kredit gekauft und zu unsinnigen Preisen gehandelt, bis die Blase platzt – seien es Tulpenzwiebeln, Neuemissionen, Kryptotoken oder Lira-Anleihen. An diesem Punkt ließe sich einwenden, dass die Erträge in der Wirtschaft durchaus exponentiell wachsen, nämlich dann, wenn die Gewinne der Unternehmen reinvestiert werden und so massiv wie beim Zinseszinseffekt steigen. Allerdings gibt es meist Zeiten, in denen Verluste auftreten, sodass Unternehmen nicht ins Unendliche wachsen. Wer sich an Unternehmen beteiligt, erhält den tatsächlichen Ertrag, wohingegen bei Schulden ein vereinbarter Betrag wächst, unabhängig davon, ob dieser erwirtschaftet wird. Dieser zentrale Unterschied führt auf lange Sicht zu Pleiten und Wirtschaftskrisen, weil die Schulden mit Zinseszins wachsen, auch wenn die Wirtschaftslage vorübergehend problematisch ist. Exponentialwachstum in der realen Wirtschaft gab es immer – allerdings...



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