Gebauer | Klug wird niemand von allein | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Gebauer Klug wird niemand von allein

Kinder fördern durch Liebe
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8436-0269-3
Verlag: Patmos Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Kinder fördern durch Liebe

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-8436-0269-3
Verlag: Patmos Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Mozart im Mutterleib, Englisch für Vierjährige - viele Eltern möchten ihre Kinder fördern und tun alles, was Geldbeutel und Zeitbudget hergeben. Doch was ist dabei für beide Seiten nur unnötiger Stress, und was ist für die kindliche Entwicklung wirklich wichtig? Der erfahrene Pädagoge Karl Gebauer ist überzeugt: Nur liebevolle Zuwendung macht Kinder wirklich klug. Gelingendes Lernen findet in erster Linie in einer anregenden, wertschätzenden Atmosphäre statt - sei es in der Familie, im Kindergarten oder in der Schule. Mithilfe vieler Fallbeispiele zeigt er, wie Eltern ihre Kinder durch Liebe fördern können.

Karl Gebauer lebt mit seiner Familie in Göttingen. Seit vielen Jahren hält er Vorträge zu aktuellen Erziehungsfragen und leitet Workshops für Eltern, Lehrer und Erzieherinnen. Er war bis zu seiner Pensionierung Rektor der Leineberg-Grundschule in Göttingen. Arbeitsschwerpunkte: Die Bedeutung der Emotionalität in Erziehungsprozessen, Gewalt in der Schule, Konstruktiver Umgang mit Stresssituationen, Chancen der Teamarbeit, Sozialisationsprozesse in der Grundschule, Verhaltensauffälligkeiten im Kindesalter. Er publiziert seit vielen Jahren zu aktuellen Fragen der Pädagogik.

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Kapitel 2: Die Bedeutung der Eltern für gelingendes Lernen
Besonders gedeihen kann die Entwicklung eines Kindes unter dem Schutz von zugewandten erwachsenen Personen. Das sind in erster Linie die Eltern und andere nahe Bezugspersonen. Viele Erwachsene wissen in vielen Situationen intuitiv, was für ein Kind wichtig ist, oder sie aktivieren Erfahrungen mit den eigenen Eltern oder Großeltern. Aber jede Lebenssituation bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Eltern müssen die richtige Balance finden
Es gibt eine Fülle von Fragen und Problemen, mit denen sich Eltern beschäftigen: »Tun wir wirklich alles für unser Kind?«; »Hat es das richtige Spielzeug?«; »Wie viel Zeit darf es vor dem Fernseher verbringen?«; »Was darf es sehen?«; »Haben wir den richtigen Kindergarten ausgewählt?«; »Wird es dort auch angemessen gefördert?« – Das sind nur einige Fragen, die sich junge Eltern stellen. Dass die ersten Lebensjahre so entscheidend für eine gesunde Entwicklung sind, das pfeifen inzwischen die Spatzen von den Dächern. Oft sind ihre Stimmen schrill. In den Buchhandlungen stehen reihenweise Ratgeber-Bücher. Man sollte meinen, bei so viel Sachverstand könne doch alles nur gut werden. Stattdessen ist die Verunsicherung groß. Es gibt Fragen über Fragen. Wie finden junge Eltern das richtige Maß an Zuwendung und Förderung für ihre Kinder? Hirnforscher erklären, dass sie die bildungsfähige Zeit der ersten Lebensjahre bloß nicht ungenutzt verstreichen lassen dürfen. Die meisten Eltern wissen intuitiv, was zu tun ist. Sie können die Signale ihrer kleinen Kinder richtig deuten. Sie wissen, wann das Baby Hunger hat oder welches Buch hilfreich und beruhigend beim Einschlafen wirken könnte. Viele Eltern haben aber gerade in den ersten Jahren damit zu tun, überhaupt in ihre neue Rolle hineinzuwachsen. Plötzlich sind es nicht mehr nur die eigenen Interessen oder die Wünsche der Partnerin/des Partners, die berücksichtigt werden müssen. Mit der Geburt eines Kindes findet eine grundlegende Veränderung des Zusammenlebens statt. Es entwickelt sich eine neue Verantwortung. Berufliche, individuelle und familiäre Interessen müssen unter einen Hut gebracht werden. Manchen Eltern fällt es schwer, wenn sie an ihrer bisherigen Lebensgestaltung Abstriche machen müssen. In ihrem Lebensrhythmus gibt es dann möglicherweise nicht genügend Zeit für das Kind. Wer seinem Kind eine Zukunft eröffnen will, muss versuchen, die eigene Entwicklung und die des Kindes miteinander zu koordinieren. Das ist oft nicht einfach. Und es hängt vor allem mit dem inneren Bild zusammen, das sich Eltern von der Zukunft ihres Kindes machen. Manche Eltern haben hohe Erwartungen an sich selbst und ihr Kind. Sie glauben, ihr Kind permanent stimulieren und beschäftigen zu müssen, damit es sich gut entwickele. Sie wollen das Beste für ihr Kind und verausgaben sich dabei manchmal bis zur totalen Erschöpfung. Was Eltern leisten müssten, gelingt nicht immer oder immer weniger. Viele von ihnen sind überfordert. Sie wollen nichts versäumen, was ihr Kind fördern könnte, und setzen damit oft sich selbst und ihr Kind unter Druck. Die meist damit verbundene Vernachlässigung eigener und partnerschaftlicher Bedürfnisse führt mit der Zeit zu innerer Leere, depressiver Verstimmung und Frustration, die wiederum das Spielen mit dem Kind zu einer freudlosen Pflichtübung werden lässt. In einem Klima von überhöhten Erwartungen an das Kind und Überfütterung mit Spielzeug und Förderinitiativen können Neugier und Eigeninitiative des Kindes allerdings nicht gedeihen. Ungünstig auf die Entwicklung wirken sich Überbehütung und Überforderung ebenso aus wie eine starke Vernachlässigung. Mit den Begriffen Zuwendung, Anerkennung, emotionale Achtsamkeit, Anregung, Geborgenheit, Beziehungsvorbild sind grundlegende Merkmale hinreichend guter Eltern im gesamten Entwicklungsprozess skizziert. Für eine gelingende Entwicklung brauchen Kinder von Anfang an die Erfahrung von Geborgenheit und ein ausreichendes Gefühl von Sicherheit. Dieses erlangen sie über die Beziehungssicherheit zu ihren Hauptbezugspersonen. In diesem sicheren Beziehungsangebot liegt grundsätzlich die Bedeutung der Eltern für die Entwicklung ihrer Kinder überhaupt. Aufbau sicherer Bindungen
Ergebnisse der Säuglings- und Bindungsforschung machen deutlich, dass ein Kind von seiner Geburt an die Bedeutung der Gesten und Handlungsweisen von erwachsenen Personen emotional erfasst. Es nimmt die Vorgänge immer in einem emotionalen Bedeutungszusammenhang wahr. Dabei spielen Erfahrungen von Geborgenheit oder Schutzlosigkeit eine wichtige Rolle. Das Kind nimmt wahr und bildet in der Resonanz zur Mutter/zum Vater elementare Strukturen seines Selbst- und Weltgefühls aus. Die Art, wie es gehalten und geschützt oder wie es vernachlässigt oder fallengelassen wird, macht sein subjektives Grunderleben aus. Gefühle haben ihre Wurzel in frühen Beziehungen. Nur wenn Kinder die beiden Grunderfahrungen von emotionaler Geborgenheit und eigener Kompetenz machen konnten, sind sie später in der Lage, eine eigene Vorstellung von sich selbst zu entwickeln. Es entsteht eine emotional tragende Bindung zwischen Eltern und Kind, wenn sich Eltern ihrem Baby gegenüber einfühlsam verhalten. Ohne sichere Bindungen können sich Kinder nicht zu eigenständigen, sozial kompetenten und verantwortlichen Persönlichkeiten entwickeln. Wie bereits deutlich wurde, führt die Erfahrung von Geborgenheit im Gehirn zur Produktion des Botenstoffes Oxytozin. Das bedeutet, dass nicht nur das Wachstum von Hirnzellen angeregt wird, sondern dass gleichzeitig auch die Erfahrung von Geborgenheit an diese neuen Nervenzellen und Nervenzellverbindungen gekoppelt werden. Es gibt also nach den Erkenntnissen der modernen Hirnforschung im neuronalen Netz des kleinen Kindes eine Entsprechung zu Erfahrungen von emotionaler Geborgenheit. Der menschliche Säugling hat die angeborene Neigung, die Nähe einer vertrauten Person zu suchen. Das Ziel seiner Suche ist Sicherheit. Reagiert eine Mutter oder eine andere primäre Bezugsperson angemessen, d. h. feinfühlig auf die Bedürfnisse ihres Kindes, so hat in der Regel ein Kind nach einem Jahr eine sichere Bindung entwickelt, die ihm genügend Halt gibt, nun weiter seine Welt zu erkunden. Voraussetzung dazu sind unzählige Erfahrungen, in denen ein Baby immer wieder erlebt, dass sich seine Unsicherheitsgefühle durch die Nähe und Einfühlungsfähigkeit der Mutter/des Vaters in Gefühle von Sicherheit verwandeln. Schwangerschaft und die ersten Monate
Heute geht man davon aus, dass der Vater schon während der Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielt. Er ist neben der Mutter die wichtigste Bezugsperson, sofern er seine Aufgaben wahrnimmt. Das besondere Ereignis der Geburt eines Kindes kann ein entscheidender Schritt zu einer reflektierenden Vaterschaft sein. Hilfreich ist es, wenn die Mutter schon während der Schwangerschaft für den Vater einen »psychischen Raum« bereit hält. Das bedeutet, dass sie in ihrem inneren Erleben ein positives Bild vom Vater ihres Kindes hat. Dieses Bild überträgt sich bereits auf das Erleben des Kindes. Der reale Vater muss natürlich bereit und in der Lage sein, diesen von der Mutter eingeräumten Platz auf seine ganz eigene Weise einzunehmen und zu gestalten. Das gelingt nicht immer und nicht zu jeder Zeit. Einige Grundfragen lauten in diesem Zusammenhang: Was ist für das Kind ein hinreichend guter Vater? Wie kann eine entwicklungsfördernde Vater-Kind-Beziehung aussehen? Fungieren Väter am Wickeltisch als eine Art zweite Mutter? Antworten auf diese Fragen finden sich im Ansatz bei der Säuglingsforschung. Ein Baby ist von Geburt an dafür ausgestattet, mehrere verlässliche Bezugspersonen zu haben. Es ist in der Lage, nicht nur selektiv mit der Mutter, sondern zu verschiedenen Personen unterschiedliche Beziehungen aufzunehmen. Für den Säugling sind verschiedene Beziehungen, sofern sie verlässlich sind, hilfreich und anregend. Er erhält dadurch ein breites Angebot von Außenreizen und Interaktionsmöglichkeiten. Auf diese Weise wird seine Fähigkeit zur Unterscheidung verschiedener Personen gefördert. Der Säugling braucht dazu die konkrete Anwesenheit einer Person. Ist der Vater nicht regelmäßig anwesend, kann der Säugling auch keine Beziehung zu ihm entwickeln. Grundsätzlich ist es für Kinder wichtig, dass sie von Anfang an positive und verlässliche Beziehungserfahrungen zu weiblichen und männlichen Bezugspersonen sammeln können. Vater und Mutter können vom Kind in ihrem Anderssein, in ihrer Männlichkeit und Weiblichkeit erfahren werden. Es ist nicht Aufgabe des Vaters, zweite Mutter zu sein. Entscheidend ist das Anderssein. Für das Baby geht es um Differenzierungserfahrungen. Der Vater kann als Dritter mit dazu beitragen, dass sich das Verhältnis zwischen Mutter und Kind gut entwickelt. Gleichzeitig kann er das Kind aus einer zu engen Verbindung zur Mutter lösen, indem er ihm einen verlässlichen Kontakt bietet. Wichtig sind frühe Beziehungen zu Vater und Mutter sowohl für den Jungen als auch für das Mädchen. Der Abwesenheit des Vaters bzw. seiner Passivität oder Distanziertheit werden negative Einflüsse bereits auf die frühkindliche Entwicklung zugeschrieben. Die Erfahrung von Vater und Mutter – auch in ihrer Unterschiedlichkeit – scheint wichtig für die psychische Entwicklung zu sein. Erst die ausgewogene Mischung dieser Erfahrung trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei, d. h. Loslösung und Individuation sind erst möglich durch Sicherheit und dadurch, dass es das Angebot eines Anderen gibt. Oft ist das kleine Kind hin- und hergerissen...


Karl Gebauer lebt mit seiner Familie in Göttingen. Seit vielen Jahren hält er Vorträge zu aktuellen Erziehungsfragen und leitet Workshops für Eltern, Lehrer und Erzieherinnen. Er war bis zu seiner Pensionierung Rektor der Leineberg-Grundschule in Göttingen. Arbeitsschwerpunkte: Die Bedeutung der Emotionalität in Erziehungsprozessen, Gewalt in der Schule, Konstruktiver Umgang mit Stresssituationen, Chancen der Teamarbeit, Sozialisationsprozesse in der Grundschule, Verhaltensauffälligkeiten im Kindesalter. Er publiziert seit vielen Jahren zu aktuellen Fragen der Pädagogik.



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